Jabra Elite 10 im Test – Taugen die Premium-Kopfhörer beim Sport?
Der dänischer Hersteller Jabra hat zur letztjährigen IFA neben den Elite 8 Active (Testbericht) das neue Premium-Modell Elite 10 vorgestellt. Während die Elite 8 Active bewusst für den Einsatz beim Sport beworben werden, fehlt den Elite 10 dieses Prädikat. In diesem Test erfährst du, ob sich die Elite 10 dennoch für den Sport eignen?
Lieferumfang
Jabra liefert die Elite 10 in einer recht kleinen Verpackung aus. Die Zeiten, in denen die Verpackung Teil des Produkterlebnisses war, sind weitestgehend vorbei. Dennoch präsentiert Jabra die Elite 10 ansprechend und neben den In-Ears befinden sich das Case zum Laden und Aufbewahren, ein Ladekabel (USB-A auf USB-C) sowie vier Paar Passtücke unterschiedlicher Größe im Lieferumfang.
Der Vollständigkeit halber seien auch die obligatorischen Sicherheits- und Garantie-Informationen hier genannt, die die allerwenigsten Menschen wirklich einmal gelesen haben.
Erster Eindruck und Verarbeitung
Nähern wir uns mal den Elite 10 von außen, denn geliefert werden sie im Case. Schauen wir uns also erstmal das Case an. Das erinnert und Form und Gewicht den Elite 8 Active.
Auf der Unterseite befindet sich der USB-C-Anschluss, um das Case, das gleichzeitig einen kleinen Akku beherbergt, aufzuladen. Eine winzige LED an der Vorderseite gibt Auskunft über den Ladezustand des Case.
Der magnetisch gehaltene Deckel öffnet sich leicht, wenn man an die Kopfhörer ran möchte, bleibt aber ansonsten auch beim Rütteln und Schwenken geschlossen.
Hinsichtlich der Größe erinnern die Elite 10 stark an die Elite 8 Active. Die Grundform ist ein kleines bisschen anders. Deutlicher tritt der Unterschied bei den Passstücken der Kopfhörer zutage.
Sowohl die Verarbeitung vom Case als auch von den In-Ears ist tadellos. Da gibt es nichts auszusetzen. Alleinig im Zusammenspiel von Kopfhörer und Case wünsche ich mir für die Zukunft, dass die Kopfhörer dem Case noch leichter zu entnehmen sind.
Einrichten der Elite 10
Bevor es an die Nutzung geht, gilt es die Kopfhörer einzurichten, d.h. mit dem Zuspieler bekanntzumachen.
Dank Unterstützung von Bluetooth 5.3 sind die Elite 10 bestens ausgestattet, um nahezu jedes Smartphone oder Tablet zu koppeln. FastPair sorgt bei meinem Android-Smartphone, dass die Kopfhörer unmittelbar nach dem Entnehmen aus dem Etui auf dem Smartphone angezeigt werden. Die Kopplung ist dann nur noch ein Tippen entfernt.
Ist das erstmal geschehen, lohnt ein Blick in die kostenlose Sound+ App von Jabra, denn Firmware-Updates gibt es immer mal wieder und gleichzeitig lassen sich hier die Funktionen der In-Ears vielleicht am bestehen kennenlernen.
Soundqualität und -einstellungen
Für den Sound der Elite 10 sorgen jeweils 10-mm-Treiber (vgl. 6 mm der Elite 8 Active). Der Unterschied ist auf dem Papier allerdings größer als im direkten Vergleich der beiden Modelle.
Ja, man hört einen Unterschied, der aber auch vom ComfortFit der Elite 10 kommen kann. ComfortFit bezeichnet nämlich die neue Passform der Kopfhörer und vor allem der EarGels, die nicht wie herkömmlich rund, sondern oval sind. Dadurch lassen sich die Kopfhörer weniger weit ins Ohr drücken, was den Druck vom Gehörgang nimmt. Gleichzeitig sitzt der Treiber dann auch weniger nah am Trommelfell – auch wenn sich das nur im Millimeter-Bereich abspielt.
Vielleicht hat auch das Jabra motiviert insgesamt fünf unterschiedliche große Passstück-Paare beizulegen, so dass die Passgenauigkeit vornehmlich über die EarGels und nicht das Reindrücken in den Gehörgang erreicht wird.
Den Klang der Elite 10 kann man im Wesentlichen durch folgende Einstellungen ändern:
- Active Noise Cancelation
- Hear Through
- Dolby 3D-Sound
- Equalizer
Gegenüber den Elite 8 Active legt die Geräuschunterdrückung (ANC – Active Noise Cancelation) noch einmal ein Stück zu. Monotone Hintergrundgeräusche werden hervorragend ausgeblendet. Es steht leider keine Flugreise an, um die Kopfhörer im Flugzeug zu testen, aber vom laut pustenden Notebook, das auf meinen Beinen liegt, ist selbst ohne Musik nichts mehr zu hören.
Wenn der 3D-Sound-Modus aktiviert ist, klingen die Elite 10 recht dünn und leise. Das Zuschalten des ANC-Modus sorgt ergänzend für ein deutlich volleren Klang in allen Frequenzbereichen. Ich muss mich hier mal auf die Suche nach Audio-Material machen, das den 3D-Modus entfaltet.
Apropos Frequenzen: Deren Pegel lässt sich in fünf Bereichen über den Equalizer anheben oder senken. Wer da ein weniger geübtes Händchen hat, der kann auf die vordefinierten Profile zurückgreifen.
Insgesamt spielen die Elite 10 sehr gefällig auf. Selbst bei großer Lautstärke bleibt das Klangbild differenziert oder kurzum: Die Jabra Elite 10 hören sich in den allermeisten Situationen großartig an. Die Bässe ein wenig anzuheben kommt sicherlich meinen Vorlieben entgegen, weil sie aber recht neutral eingestellt sind, dürfte es nicht schaden.
Bei „Bubbles“ von Yosi Horikawa scheint man mitten im Geschehen zu sein und die tonalen Nuancen der Streicher bei Pachelbels Kanon in D zeichnen die Elite 10 ohne Fehl und Tadel. Dass die Kopfhörer auch in Tiefen abtauchen können, ohne unterzugehen, beweisen sie eindrucksvoll bei „Yeah!“ von Usher.
Mit den Bluetooth-Codec AAC und SBC unterstützen sie momentan nur die Standard-Codecs. Ende 2024 soll der höherwertige Codec LC3 per Firmware nachgereicht werden.
Ein interessantes Feature ist das Head-Tracking, das sich über die Sound+ App de/-aktivieren lässt. Dabei erfassen die Kopfhörer die Kopfbewegung und belassen den Sound an Ort und Stelle: Dreht man z.B. den Kopf nach links wandert die Wiedergabe verstärkt aufs rechte Ohr. Dreht man den Kopf zurück, wandert auch der Sound wieder vom rechten auf beide Ohren.
Erfahrungen im Alltag
Im Alltag können die Elite 10 durch die Bluetooth-Multipoint-Verbindung überzeugen. Dabei ist der Kopfhörer mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden, z.B. mit dem privaten Smartphone und dem PC für die Video-Calls. Hört man gerade über das Smartphone Musik, schalten die Kopfhörer auf die PC-Verbindung, wenn dort ein Anruf eingeht.
Wenn wir schon bei der Nutzung als Headset sind: Mit den Elite 10 lässt sich auch wunderbar telefonieren. Sie profitieren dabei vom sehr guten ANC, das beim Telefonieren stets aktiviert ist. Weder ich noch die Teilnehmer am anderen Ende der Leitung hatten Dinge zu bemängeln. Wind- und Hintergrundgeräusche wurden wirksam herausgerechnet.
Wer die Kopfhörer mit vielen Zuspielern bedienen möchte, wird sich freuen, dass die Elite 10 bis zu zehn Verbindungen speichern können.
Jeder der In-Ear-Kopfhörer verfügt über eine kleine Taste, die auf ein- bis dreimaliges Drücken reagiert. Welche Aktionen sich dann anschließen, lässt sich in der App konfigurieren.
Zum Pausieren der Musik braucht es nicht einmal die Tasten, denn wird einer der Kopfhörer aus dem Ohr genommen, pausiert die Wiedergabe. Ein Feature, das ich an jeder Supermarkt-Kasse willkommen heiße. Wandert der Kopfhörer wieder ins Ohr, geht es auch mit der Musik weiter.
Erfahrungen beim Sport
Interessant zu sehen ist, wie sich die Elite 10 beim Sport im Vergleich zu den Elite 8 Active (Testbericht) schlagen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Elite 10 sind auch beim Sport tolle Begleiter und doch gibt es Situationen, in denen die Elite 8 Active noch ein bisschen stärker sind.
IP-Klassierung
Wie komme ich zu dem Ergebnis? Nun, zunächst sind die Elite 8 Active die robuster gestalteten Kopfhörer. IP68 ist schon eine Ansage für die Kopfhörer. Da können die Elite 10 mit der IP57 Klassierung nicht mithalten. Dennoch können die Elite 10 problemlos beim Sport eingesetzt werden. Die IP57 Klasse verspricht, dass die Kopfhörer
- staubdicht
- wasserdicht gegen zeitweiliges Eintauchen
sind.
Schweiß macht ihnen nichts aus und wer mit ihnen pfleglich umgeht und nicht durch den Wüstensand rollert, der wird keine Unterschiede zu den Elite 8 Active merken. Beim Ladeetui wäre ich vorsichtiger, denn hier findet sich keine IP-Klassierung. Anders als bei den Elite 8 Active, deren Case mit immer noch IP54 klassiert ist.
Glattere Oberfläche und ComfortFit
Neben der robusten Bauweise, die vor allem ein emotionaler Pluspunkt ist, unterscheiden sich Elite 8 Active und Elite 10 in der Praxis aufgrund unterschiedlicher Passformen und Oberflächen doch ein bisschen mehr.
Mit der dünnen Silikonschicht fühlen sich die Elite 8 Active einfach noch einmal griffiger an. Das Gehäuse des 10er-Modells ist hingegen ein bisschen glatter. Wer nicht mit schweißnassen Händen agiert, der wird auch hier den Unterschied nur bedingt merken.
Gravierender ist der ComfortFit, der wie eingangs beschrieben dafür sorgt, dass die Kopfhörer nicht so stark in den Gehörgang gedrückt werden müssen, ja sogar können. Sie sitzen in Folge weniger streng im Ohr und wer dann seinen Kopf zu stark bewegt, sieht sich der Elite 10 unter Umständen entledigt.
Ich war mit den Elite 10 joggen und das ist problemlos möglich. Auch wer auf dem Ergometer oder dem Rudergerät Kalorien verbrennt, wird die Passform nicht stören. Beim Spinning z.B. dürfte es hingegen schon ins Gewicht fallen.
Ich will damit sagen, dass die Elite 10 für viele sportlichen Situationen problemlos genutzt werden können. Noch besser fährt man aufgrund des uneingeschränkten Einsatzes aber mit den Elite 8 Active.
Hinsichtlich der Soundqualität braucht man sich beim Sport keinen Kopf zu machen. Da spielen die Unterschiede keine Rolle, weil man meist gar nicht die Muße hat, auf die feinen Unterschiede zu achten.
Akkulaufzeit
Jabra gibt die Akkulaufzeit mit aktivierter Geräuschunterdrückung (ANC) mit bis zu 6 Stunden an. Das kommt gut hin, wenn man die Kopfhörer mit mittlerer Lautstärke bespielt. Nach 6 Stunden spielte die Musik immer noch. Bei der nächsten Prüfung nach 6,5 Stunden war der Akku leer. Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen.
Ziemlich cool ist, dass man die Kopfhörer für nur 5 Minuten laden muss, um für rund eine Stunde wieder mit Musik versorgt zu sein.
Wenn man bedenkt, dass das Ladeetui zusätzlich für Strom unterwegs sorgen kann, kommen fantastische Laufzeiten von mehr als einem Tag zustande. Hut ab vor der Leistung.
Noch ein Hinweis: Der tatsächliche Verbrauch hängt von der Lautstärke und dem Eingreifen der Geräuschunterdrückung ab. Wer ich im Flieger auf einen langen Flug begibt, der mag aufgrund höherer Lautstärke und einem schwer arbeitenden ANC den Akku etwas schneller zur Neige gehen sehen.
Ergebnis des Jabra Elite 10 Tests
- hervorragendes ANC
- hoher Tragekomfort / ComfortFit
- lange Akkulaufzeit
- mehrere Verbindungen dank Bluetooth-Multipoint
- nicht für alle Sportarten gleichermaßen geeignet
- aktuell noch keine Hi-Res-Codecs
Jabra hat mit dem Elite 10 einen In-Ear-Kopfhörer geschaffen, der zurecht das Premium-Segment bespielt. Echte Schwächen offenbar der Kopfhörer keine – weder in der Bedienung noch bei der Wiedergabe. Dolby Atmos, 3D-Sound und Head Tracking unterstreichen den hohen Anspruch. Weil den Elite 10 aktuell nur AAC und SBC unterstützen, bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen.
Für den Sport – und darum geht es hier ja auf der Seite – eignet sich der Elite 10 Kopfhörer nicht in allen Situationen. Geht es sehr bewegungsintensiv zu, ist der Elite 8 Active die bessere Wahl. Weniger aufgrund der Features bzw. der Soundqualität, sondern aufgrund des etwas sicheren Sitzes und der (zugegeben emotionalen) Sicherheit, die eine IP68 Klassierung mit sich bringt.
Im Handel sind die Kopfhörer bereits für knapp 200 € erhältlich. Zur Auswahl stehen Varianten in den Farben Cocoa, Beige, Schwarz glänzend, Schwarz matt und Titanschwarz.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Jabra Elite 10 von Jabra kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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