Coros Pod 2 im Test – Detailliertere und aktuellere Laufmetriken
Coros bietet neben seinen Sportuhren auch den kleinen Sensor Coros Pod 2 an, der als Ergänzung zur Sportuhr genutzt werden kann. Ihr kennt meine Neugier für technische Sport-Gadgets und das Prinzip Selbstvermessung und deshalb habe ich Coros gebeten mir den Pod 2 zukommen zu lassen, um ihn ausführlich zu testen und meine Erfahrungen damit zu teilen.
Die meisten passionierten Läufer suchen nach Möglichkeiten, die eigenen Leistungen zu verbessern. Dabei sind gesteigerte Kraft und Ausdauer nur eine Möglichkeit das Ziel zu erreichen. Ein effizienterer und verletzungsärmerer Laufstil die andere. Der Coros Pod 2 verspricht eine detaillierte Analyse der Lauftechnik und kann so dabei helfen den eigenen Laufstil zu verbessern und zu überwachen.
Coros Pod 2 – Wozu braucht es den Sensor?
Sportuhren und Smartwatches bieten heute eine Vielzahl an Sensoren, die eine breite Palette an Metriken erfassen. Die berechtigte Frage ist daher, warum ein zusätzlicher Sensor nötig sein sollte. Der Coros Pod 2 hebt sich jedoch in drei zentralen Bereichen ab, die von bestehenden Produkten entweder nicht oder nicht ausreichend abgedeckt werden:
- Erweiterte Laufmetriken
- Genauere und schnellere Pace-Messung
- Genauere GPS- und Distanzdaten
Ich gehe nachher noch einmal auf die einzelnen Punkte ein. Der Nutzen des Pod 2 lässt sich jedoch schnell umschreiben: neue, detailliertere Daten kommen ergänzend zu den Metriken der Sportuhren hinzu und bestehende Metriken werden durch die Verwendung eines weiteren Sensors genauer.
Unboxing und erster Eindruck
Coros vertreibt den Pod 2 in einer kleinen weißen Box, die folgende Inhalt bereithält:
- Pod 2 Sensor
- Ladeschale
- USB-Kabel
- Befestigungsmaterial
- Aufbewahrungscase
- Sicherheits- / Garantie-Informationen
Der Coros Pod 2 wird entweder am Schuh oder am Hosenbund getragen. Für die Befestigung am Hosenbund dient eine Silikonfassung mit Klammer, während für die Befestigung am Schuh oder an den Schnürsenkeln ein Plastiksteg zum Einsatz kommt. Mit einer Größe von nur ca. 27 x 34 x 9 mm findet der Sensor an beiden Positionen problemlos Platz und ist dank seines geringen Gewichts von knapp 6 Gramm zudem völlig unauffällig.
Unabhängig davon, für welche Trageoption man sich entscheidet, ist der Pod 2 in wenigen Sekunden einsatzbereit. Besonders praktisch: Der Sensor muss nicht manuell eingeschaltet werden, sondern aktiviert sich bei Bewegung automatisch.
Was noch fehlt, ist eine passende Sportuhr von Coros – denn nur diese (Ausnahme: Coros Pace 1) kann die Daten des Pod 2 erfassen und speichern. Ohne ein kompatibles Gerät gehen die erfassten Daten leider verloren, da der Pod 2 über keinen eigenen Speicher verfügt.
Daten und Analysen
Ich hatte eingangs berichtet, dass der Sensor in verschiedenen Bereichen Vorteile bietet. Welche Features er aus welchen Bereichen anbietet entscheidet sich an der Trageposition des Sensors, denn manche Daten stehen nur bei Befestigung am Schuh, andere bei Befestigung am Hosenbund zur Verfügung:
Befestigung am Schuh
Wird der Sensor am Schuh befestigt stehen vor allem Daten zur Verfügung, die sich auf den Schritt bzw. die Vorwärtsbewegung beziehen, u.a. Distanz, Tempo, Schrittfrequenz und Schrittlänge. Dabei werden die Metriken Distanz, Tempo und Schrittlänge mit den Werte der Uhr kombiniert. Der Pod 2 Sensor sorgt dabei für eine genauere Werte, weil er anders als die GPS-basierte Ermittlung schneller auf Veränderungen reagiert. Bis ein Tempowechsel durch GPS-Nutzung richtig registriert wird, kann es schon mal ein bisschen dauern. Wenn dann z.B. im Rahmen von Intervall-Trainings das Tempo schnell hintereinander wechselt, mag der standortbezogene Ansatz schnell hinten dran sein.
Neben der schnelleren Rückmeldung soll der Sensor auch die Ermittlung der Strecke unterstützen, wenn dem GPS mal schwache Signale zur Verfügung stehen.
Befestigung am Hosenbund
Wird der Sensor am Hosenbund befestigt, werden die zuvor genannten Daten nicht mehr ermittelt. Dafür bietet der Sensor nun jedoch Daten, die sich auf die Bewegung des gesamten Körpers beziehen, u.a. L/R Balance, Bodenkontaktzeit, vertikale Bewegung und das Schrittweitenverhältnis.
Wer möchte kann über die Coros Sportuhr auch eine Laufanalyse starten, die aus einem 5-minütigem Warm-Up und einem 3-minütigem Belastungslauf kurz unterhalb der anaeroben Schwelle absolviert werden soll. Anschließend erhält man detaillierte Auswertung entlang der o.g. Metriken.
Unabhängig von der Positionierung ermittelt der Pod 2 anhand der barometrischen Daten die Metriken Höhe, Höhengewinn / -verlust und die Steigung. Auch hier unterstützt der kleine Sensor die Sportuhr, die diese Daten ebenfalls erhebt. Durch die Verwendung von zwei unabhängigen Sensoren soll die Genauigkeit steigen.
Am meisten hat mich natürlich die Aussage und die Vergleichbarkeit mit dem Running Dynamics Pod von Garmin interessiert. Die erste Erkenntnis ist, dass die Werte sehr ähnlich sind. Abweichungen würde ich zum einen auf die sicherlich leicht unterschiedliche Technik und Algorithmen, aber auch auf die unterschiedliche Positionierung am Hosenbund schieben. Wenn ich beide Sensoren dabei habe, dann sind sie halt nebeneinander befestigt. Idealerweise sitzt der Sensor jeweils genau in der Körpermitte. Was an sich schon eine Herausforderung ist, wird mit zwei Sensoren natürlich nicht besser.
Coros Pod 2 | Garmin Running Dynamics | |
---|---|---|
Schrittweite | 91 cm | 89 cm |
Vertikales Verhältnis | 10,8 % | 11,8 % |
Vertikale Bewegung | 9,8 cm | 10,2 cm |
Bodenkontaktzeit | 287 ms | 291 ms |
L/R Balance | 50 % / 50 % | 48,8 % / 51,2 % |
Ich habe stellvertretend mal eine 5-km-Lauf genommen, der zwischen Warm-Up und Cool-Down ein paar Intervalle bot.
Leider macht auch der Pod 2 deutlich, dass neben musikalischem Taktgefühl auch Laufökonomie zu den Dingen gehört, die bei mir nicht ausgeprägt sind. Es sind aber diese Rückmeldungen, die mir schon während des Laufens ermöglichen am Laufstil zu arbeiten, z.B. die Schrittfrequenz zu erhöhen, um die vertikale Bewegung zu senken und damit die Belastung für Muskeln und Gelenke zu senken. Es wird spannend sein, die Entwicklung über Wochen und Monate zu sehen.
Genauigkeit und Zuverlässigkeit
Ich fange mal mit der Zuverlässigkeit des Pod 2 an, einfach weil das Thema kurz gehalten werden kann: Der Pod 2 hat über Wochen seine Arbeit anstandslos verrichtet. Ganz ehrlich, da gibt es auch nicht viel, was man falsch machen kann. Der Pod 2 ist für Menschen, die viel rumdrücken und sehen wollen, ein recht langweiliges Gerät. Ein- und Ausschalter fehlen, interagieren kann man mit dem Sensor auch nicht und selbst die Trageposition ermittelt das Gerät alleine.
Spannender sieht es da schon bei der Genauigkeit aus und das Thema ist schon deutlich schwieriger zu quantifizieren: Die Genauigkeit der Messwerte stelle ich hier nicht in Frage. Die scheinen mir vergleichbar mit dem Garmin Running Dynamics und auch mit Sportuhren und Smartwatches die ähnliche Metriken am Handgelenk ermitteln.
Ich war gespannt, ob Coros das Versprechen der schnelleren Abbildung des Tempos halten kann. Dazu bin ich auf den benachbarten Sportplatz gegangen habe mal aus dem Stand, mal aus dem Lauf das Tempo verändert und auch mal plötzlich stehen geblieben – am Handgelenk die Coros Pace 3, die sich die Daten des Pod 2 zugeführt hat und die Coros Pace 2 am anderen Handgelenk. Die Pace 2 habe ich dann durch die Forerunner 245 mit und ohne Running Dynamics getauscht und auch die Polar Vantage V3 durfte ran.
Unterm Strich kann ich berichten, dass Tempoänderungen deutlich schneller berücksichtigt werden, wenn die Pace 3 den Pod 2 nutzen kann. Geht das ‚instant‘? Nein, auch mit Coros Pod 2 braucht es ca. 5 Sekunden, bis der Tempowechsel registriert und sich stabilisiert hat. Pace 2 und Forerunner 245 brauchen länger, teils das 2,5-fache der Zeit. Es sind aber beides halt auch nicht mehr die neuesten Modelle. Mag sein, dass eine Forerunner 265 da zügiger ist. Auch die Vantage V3 braucht etwas mehr Zeit, ist mit 1-3 Sekunden aber noch vor der Konkurrenz.
Und wie sieht es bei der Unterstützung schwacher GPS-Signale aus? Tja, kann ich nicht so richtig viel zu sagen, weil es die Daten einfach nicht hergeben bzw. es mir nicht auffällt. Ob mit Pod oder ohne, die ermittelten Standorte schwanken nun einmal um den tatsächlichen Aufenhaltsort ein wenig herum. Entweder bin ich die falschen Strecken gelaufen oder die korrigierende Unterstützung fällt schwächer aus als erwartet.
Akkulaufzeit
Coros verspricht mit einer Akkuladung bis zu 25 Stunden Trainingsdaten liefern zu können. Im Standby soll der Akku bis zu 50 Tage halten. An sich sind das gute Werte und wenn jeden Monat das kleine Gerät einmal in seine Ladeschale gelegt werden muss, dann ist das kein Aufwand. Apropos Ladeschale: Ich hab es ihr gar nicht angesehen, aber die Ladeschale selbst enthält einen kleine Akku und kann den Sensor bis zu 5x laden.
Ein klein bisschen Kritik muss sich der Coros Pod 2 dennoch erwehren, denn die Batterie des Running Dynamics Pod hält bis zu einem Jahr und ein Gerät über dessen Akkustand ich nicht nachdenken muss, wäre mir natürlich noch lieber.
Fazit
In Summe ist der Pod 2 eine sinnvolle Ergänzung für diejenigen, die noch ein bisschen mehr Daten zu einem noch früheren Zeitpunkt benötigen. Ich kann die Motivation hinter dem Coros Pod 2 nachvollziehen und gleichzeitig ist der Ansatz nicht frei von jeder Kritik:
- Konnektivität
Zunächst ist es schade, dass Coros einen ähnlichen Weg beschreitet wie Garmin mit dem Running Dynamics Pod und die Daten im Grunde nur den eigenen Sportuhren zur Verfügung stellt. Warum man nicht offene und standartisierte Protokolle nutzt, muss sich mir noch erschließen. Es hätte die Marke Coros über das eigene Ökosystem hinaus bekannter gemacht.
- Notwendigkeit
Ein bisschen wirkt es, als sei der Pod 2 vor allem ein Pflaster für die hier und das trägen Sensoren der Coros Sportuhren. Ja, träge Sensoren bzw. die systemischen Unzulänglichkeiten beim GPS-basierten Ansatz bieten auch Produkte anderer Hersteller. Der Pod 2 ist jedoch ein Accessoire für die Sportuhren von Coros und damit eben auch ein Pflaster für jene.
- Zeitpunkt
Ich hätte nie damit gerechnet, dass Coros noch einen Sensor abseits des Handgelenks herausbringt. Mit der Verlagerung von vieler der Metriken in die Uhren dachte ich, die Zeit der Footpods sei vorbei. Offenbar weit getäuscht, denn neben Stryd bietet auch Huawei Sensoren, die sich an der Schnürung der Schuhe befestigen lassen und dort noch einmal andere Daten sammeln als am Handgelenk.
Vor diesem Hintergrund bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Auf der einen Seite freue ich mich über einen Zuwachs an aktuellen und detaillierten Daten, auf der anderen Seite wäre das Potential des Pod noch ein bisschen größer verschlösse er sich nicht anderen Sportuhren. Für den Preis von ca. 120 € ist es jedenfalls keine günstige Ergänzung, eher ein Geschenk an sich selbst oder jemand anderen – eines, das man nicht zwingend braucht, aber über das man sich dennoch freut.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Pod 2 von Coros kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
Warum der Beitrag dennoch als 'Werbung' gekennzeichnet ist, könnt ihr unter Kennzeichnungspflicht nachlesen.