Garmin vivosmart HR Test – Teil 2
Im ersten Teil des Garmin vivosmart HR Test habe ich mir das Fitnessarmband an sich und die Einrichtung genauer angeschaut. Nun hatte ich ausreichend Zeit, um mir einen Eindruck zu bilden, wie sich der tägliche Umgang mit dem Armband gestaltet.
Umfangreiche Bedienung am Handgelenk
Wer meint, das vivosmart HR sei ein relativ einfaches Produkt im Vergleich zu den Platzhirschen Forerunner 225 bzw. 235, der irrt. Am ehesten wird das klar, wenn man sich am Armband einmal durch die verschiedenen Ansichten bewegt. Die Anzeige von Uhrzeit und Datum sind fix, ebenso die Anzeige der Schritte. Die folgenden Sichten lassen sich über die App Garmin Connect ein- und ausschalten, leider jedoch nicht in ihrer Reihenfolge verändern:
- Kalorien
- Distanz
- Herzfrequenz
- Stockwerke
- Intensitätsminuten
- Wetter
- Benachrichtigungen
- Musiksteuerung
- VIRB-Fernbedienung
Dazu kommen die Stoppuhr, die „Locate-My-Phone“-Funktion und die zahlreichen Geräteeinstellungen, die direkt am Fitnessarmband und nicht zwingend über die App vorgenommen werden können.
Die Steuerung per Touch-Gesten erfolgt übrigens stets schnell und zielgerichtet. Die Ansichten wirken dabei meist aufgeräumt und die Navigation in den Ansichten erfolgt intuitiv. Nirgends bin ich in die Verlegenheit gekommen, mit meinem Finger genau zielen zu müssen, um die eine oder andere Funktion aufzurufen – die Symbole und Flächen sind ausreichend groß.
Man sieht, das steckt schon eine gewisse Komplexität dahinter und Funktionen, wie z.B. Wetter, Benachrichtigungen, Musiksteuerung und VIRB-Fernbedienung lassen das vivosmart HR deutlich näher in die Smartwatch-Ecke rutschen, denn bei den hochwertigen Sportuhren.
Definitiv ist das vivosmart HR ein Produkt, mit welchem man sich auseinander setzen sollte. Natürlich funktioniert es auch ohne das Studieren der Funktionen von Anfang an, vermisst Schritte und ermittelt Distanzen und den Kalorienverbrauch. Das vivosmart HR auf dieses Basisfunktionen zu beschränken, würde ihm aber nicht gerecht werden. Dazu ist der Funktionsumfang zu vielfältig und der Preis zu hoch. Wer außer Schrittzählung, Kalorienverbrauch und Distanz nichts weiteres benötigt, der wird wahrscheinlich mit dem Jawbone UP2 glücklicher.
Genauigkeit bei Herzfrequenz und Schrittzählung
Wenn ich mich umschaue bzw. mit Freunden und Interessenten spreche, dann steht bei vielen die Genauigkeit der Schrittzählung bzw. der Herzfrequenzmessung im Vordergrund. Das Anliegen ist nicht unberechtigt, denn zum einen gehört beides zu den Kernfunktionen vieler Fitness Tracker und zum anderen darf man bei einem nicht ganz günstigen Preis durchaus Genauigkeit erwarten.
Gerade in diesem Punkt sind die meisten Käufer dann aber auch schnell enttäuscht, wenn das Armband einen anderen Wert anzeigt, als man selbst gezählt hat oder der Puls höher ist, als es der Brustgurt mit Pulsuhr bescheinigt. Wer hundertprozentige Genauigkeit erwartet, der wird enttäuscht – heute und in Zukunft. Ich habe mich dazu schon an diversen Stellen geäußert und kann an dieser Stelle sagen, dass das vivosmart HR kein Ausreißer ist – weder nach „oben“, noch nach „unten“.
Da vivosmart HR ermittelt die Anzahl der Schritte ziemlich genau. Das hier und da mal ein Schritt mehr oder weniger gezählt wird, fällt in der Abrechnung des Tages nicht ins Gewicht. Die Bewegungen beim Zähneputzen registriert das vivosmart HR jedenfalls nicht als Schritte. Das war beim vivofit 2 noch ganz anders.
Um plötzliche Bewegungen nicht zu fehlinterpretieren, scheint das Armband zunächst zu analysieren, ob die Bewegungsfolge wiederkehrend ist und in das Muster von „Schritten“ passt. Jedenfalls dauert es immer ein paar Schritte, bis das vivosmart HR anfängt zu zählen, beginnt dann aber bereits mit der Anzahl an Schritten, die es für die Erkennung benötigt hat.
Hinsichtlich der Herzfrequenz habe ich mir meine alte Pulsuhr und den Brustgurt geschnappt und auch dort stimmen die Werte bis auf 1-2 Schläge überein. Das mag bei unterschiedlichen Aktivitäten anders aussehen. Beim Joggen waren die Werte bei meinen Stichproben annähernd gleich. Da die Pulsuhr keine Möglichkeit der Aufzeichnung und Auswertung besitzt, kann ich es über die zeitliche Distanz leider nicht prüfen. Für medizinische indizierte Zwecke (z.B. Training nur in einem bestimmten Pulsbereich) sollte keiner der aktuellen Fitness Tracker mit optischer Pulsmessung genutzt werden.
Nachrichten aufs Handgelenk
Tadellos funktioniert die Benachrichtigung bei verschiedenen Ereignissen mittels Vibration und Anzeige auf dem kleinen Display. In der App Garmin Connect können dazu zahlreiche Einstellungen vorgenommen werden. Dazu gehören die klassischen Telefon gebundenen Ereignisse, z.B. eingehende und verpasste Anrufe, neue Voicemails, Besprechungserinnerungen und SMS, aber auch der Eingang neuer E-Mail oder Nachrichten über soziale Netzwerke.
Auch wenn das Display nicht viel Platz für die Anzeige von langen Texten lässt, ob eine Nachricht oder ein Anruf wichtig ist, lässt sich oftmals erahnen. Es sind halt nur „Benachrichtigungen“ – der Konsum der eigentlichen Nachricht findet dann doch am Smartphone statt. Die Benachrichtigungen kommen erfreulicherweise mit nur einem Wimpernschlag Verzögerung auf dem vivosmart HR an. Steht die Bluetooth-Verbindung, gehört das vivosmart HR hier zu den Top-Modellen.
Garmin Connect – Starkes Update
Zugegebenermaßen profitieren alle Fitness-Produkte vom Update der App Garmin Connect, da beides Starttermine (Produkt und App) jedoch so nah beieinander liegen, lohnt es besonders einen Blick auf die App zu werfen. Wer die vorherige Version von Garmin Connect kennt, der meint mit der aktuellen Version eine völlige Neuentwicklung vor sich zu haben. So erging es jedenfalls mir und von der alten App ist wahrlich nicht mehr viel (wenn überhaupt) vorhanden.
Garmin Connect erstrahlt jetzt in einem zeitgemäßen Design und bringt die gemessenen Daten, wie auch die Produkte selbst deutlich besser zur Geltung.
Beim Start findet man sich zunächst auf der Schnellansicht wieder, welche die Werte des Tages optisch ansprechend präsentiert. Dort finden sich die Anzahl der Schritte und die Schlafdauer der letzten Nacht in Form kreisrunder Charts. Darunter sind die verbrauchten Kalorien, die Intensitätsminuten, die Anzahl der Aktivitäten und die Anzahl der bewältigten Stockwerke zu sehen. Jede dieser Informationen reagiert auf ein Antippen und öffnet die jeweilige Detailansicht, auf der die Informationen noch einmal genauer aufgeschlüsselt werden.
Über das Menü können über einen Kalender die Werte vergangener Tage aufgerufen werden. Dabei ist schon in der Kalenderansicht erkennbar, für welche Aspekte (Gewicht, Schlaf, Schritte) Werte vorliegen und ob an diesem Tag eine Auszeichnung verdient wurde.
Auszeichnung als Anreiz
Auszeichnungen gehören bei Garmin mittlerweile genauso wie bei Fitbit zur Motivation, die eigene Leistung zu steigern und neue Höchstwerte zu erreichen. Die Auszeichnungen sind ein bisschen nüchterner als bei Fitbit, aber ein nettes Spielelement, um den Einzelnen bei Laune zu halten. Ob so eine virtuelle Medaille anspornt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde es eine nette Idee, auch wenn man sich davon nichts kaufen kann.
Intensitätsminuten
Waren bisher immer nur die Anzahl der Schritte ausschlaggebend für einen „aktiven“ Alltag, zählt Garmin nunmehr auch die Intensitätsminuten, also Minuten mit hoher körperlicher Aktivität, die nicht zwangsläufig auf Schrittbewegungen beruhen. Wer also wie wild durch die Wohnung saust und den Frühjahrsputz erledigt, der wird bei Garmin belohnt.
Garmin folgt dabei der Empfehlung unterschiedlicher Organisationen (u.a. der WHO), in der Woche mindestens 150 Minuten moderaten Aktivitäten nachzugehen bzw. 75 Minuten mit höherer Anstrengung.
DND-Modus: Bitte nicht stören
Was nützt einem das Stummschalten des Smartphones, wenn sich ständig das Fitnessarmband meldet. Da gleiche hat sich vermutlich auch Garmin gedacht und dem vivosmart HR einen DND-Modus (do not disturb – nicht stören) spendiert, der jegliches haptische Feedback an den Nutzer unterbindet. Einfach auf den Knopf am Armband drücken, Einstellungen auswählen und den DND-Modus aktivieren. Eine sinnvolle, wenn von mir auch wenig genutzte Funktion.
Steuerung der Musik-App
Wenn ich joggen gehe, dann höre ich oft Musik, um mir die Zeit während des Laufens zu vertreiben. Mein Smartphone klemmt dann an meinem linken Oberarm und an eine sinnvolle Bedienung ist dann nicht mehr zu denken. Die Wiedergabe der Musik zu starten bekomme ich zu Beginn noch hin. Während des Laufens ist da aber wenig zu machen. Zugegeben, es gibt Kopfhörer mit einem kleinen Bedienteil am Kabel, aber das hat aus meiner Sicht zwei Nachteile:
- Ich mag keine Kabel, die ständig beim Laufen vor mir herschlingern bzw. die ich mit einer Hand greifen muss, damit es eben nicht sich vor mir bewegt.
- Die Alternative ist das „Verlegen“ des Kabels durch die Kleidung, aber dann verschwindet in der Regel auch das Bedienteil und ich habe nichts gewonnen.
Da kommt die Möglichkeit gerade recht, die Musikwiedergabe über das Armband zu steuern. Dazu stehen auf einem der Ansichten drei Schaltflächen zur Verfügung, die auf Touch reagieren. So kann die Wiedergabe des nächsten bzw. vorherigen Tracks gestartet bzw. die des aktuellen Tracks pausiert werden.
Hat dieses Feature Mitte Dezember noch nicht funktioniert, kann ich nun Erfolg vermelden. Ob ein Software-Update von Connect oder das Firmware-Update 2.60 die Lösung des Problems gebracht hat, kann ich nicht sagen.
Im Sommer dürfte die Funktion übrigens deutlich besser funktionieren, als im Winter. Versteckt sich das Armband beim Laufen im Ärmel, ist durch das recht hohe Profil des Fitness Trackers nicht immer ein Rankommen möglich. Bei wärmeren Temperaturen schwinden auch die Lagen Kleidung und der Zugang zum Armband dürfte deutlich leichter ausfallen. Ein bisschen weniger Profilhöhe täte dem vivosmart HR nicht schlecht.
vivosmart HR mit ein wenig Luft nach oben
Natürlich gibt es auch ein paar Kritikpunkte, die aus meiner Sicht aber alle zu verschmerzen sind und für die meisten ist auch davon auszugehen, dass ein Software- oder Firmware-Update Besserung verheißt.
Wiederholungstäter: Locate-My-Phone
Ich gehöre nicht zu dem Menschenschlag, die ihr Smartphone ständig und so gut verlegen, dass eine Suche zu einer richtigen Aktion ausartet. Es gibt diese Gruppe von Menschen aber und für die ist sicherlich auch die Funktion „Locate-My-Phone“ gedacht. Dabei nutzt das Fitnessarmband die Signalstärke der Bluetooth-Verbindung, um anzudeuten, ob das Smartphone sich in der Nähe befindet. Ein wachsender Balken auf dem Display des vivosmart HR deutet die Signalstärke an, wenn ihr euch auf das Telefon zubewegt und nimmt ab, wenn ihr euch vom Telefon entfernt. Eine funktionierende Bluetooth-Verbindung ist natürlich Voraussetzung.
Sind Armband und Smartphone ausreichend nah beieinander, fängt das Smartphone an zu klingeln und das Fotolicht beginnt zu blinken – so jedenfalls geschehen bei meinem Samsung Galaxy S3. Auf dem Smartphone kann man dann per Dialog bestätigen, dass das Smartphone gefunden wurde. Alarm und Blinken verstummen daraufhin. Das das Klingeln und Blinken kurze Zeit später wieder einsetzen, habe ich nicht erwartet. Bislang führt nur das Beenden der Connect-App dazu, dass die Locate-My-Phone-Funktion nicht erneut zuschlägt. Hier wäre ein Patch oder eine bessere Beschreibung im Handbuch dringend angeraten.
Wetter ohne Vorhersage
Den aktuellen Wetterbericht auf das Fitnessarmband zu bekommen hat sich doch als ein wenig schwierig erwiesen. Dazu muss am Smartphone nämlich die Standortbestimmung aktiviert sein. Ist sie bei mir in der Regel aber nicht, weil sie zu viel Strom frisst. Erst mit aktivierte Standortbestimmung kann der Wetterbericht für den entsprechenden Ort bezogen werden. Wenn man es weiß, ist es nachvollziehbar. Da könnte man jedoch definitiv nachbessern und in Garmin Connect den aktuell verwendeten Ort anzeigen bzw. bei deaktivierter Standortbestimmung einen manuell gewählten Ort nutzen.
Garmin vivosmart HR - Fakten
Bewertung
Funktionsumfang
Funktionen
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Activity Tracking | |
Schrittzählung | |
Kalorienverbrauch | |
Erklommene Etagen | |
Schlaftracking | |
Stressmessung | |
Inaktivitätsalarm | |
Dynamisches Tagesziel | |
Informationen | |
Uhrzeit | |
Benachrichtigungen | |
Wetter | |
Kalender | |
Telefonsuche | |
Musik | |
Musiksteuerung | |
Musikwiedergabe | |
Telefonie | |
Telefonie (direkt) | k.A. |
Telefonie (Bluetooth) | k.A. |
Sportprogramme / -funktionen
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Sensoren
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Fazit – vivosmart HR Test
Das vivosmart HR steht sicherlich in unmittelbarer Konkurrenz zum Fitbit Charge HR und aus meiner Sicht kann das Produkt von Garmin das Rennen mit einer Nasenlänge für sich entscheiden. Dazu trägt sicherlich der etwas größere Funktionsumfang, das bessere Display und die ebenbürtige App bei.
Das Charge HR ist sicherlich ein paar Tage älter, weiß aber im Alltag genauso zu begeistern und ist optisch durch das schlankeres Profil ein bisschen gefälliger. Falsch machen kann man mit beiden Produkten nichts und für die Entscheidung dürften die preisliche Entwicklung und die Verbreitung im Freundes und Bekanntenkreis (zwecks Gruppenbildung) sein.
Die ergänzenden Funktionen, die das vivosmart HR in die Nähe der Smartwatches drängt, sind unterschiedlich nützlich und sicherlich von Person zu Person abhängig. Am sinnvollsten ist für mich die Musiksteuerung, gefolgt von den Benachrichtigungen. Für einen groben Wetterbericht reicht ein Blick aus dem Fenster.
Sponsored Post: Das Garmin vivosmart HR wurde von Garmin kosten- und bedingungslos für den Test zur Verfügung gestellt. Der Testbericht spiegelt vollständig meine eigene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wieder.