Fitbit Blaze Test – Was leistet das smarte Fitnessarmband?
Im ersten Quartal hat Fitbit mit dem Blaze das erste Produkt angekündigt, dessen Ambitionen sich klar am Smartwatch-Segment orientierten. Bei den Investoren sorgte das für nervöse Zuckungen und der Aktienkurs ging kurzzeitig auf Talfahrt. Im Fitbit Blaze Test habe ich mir das Fitnessarmband angeschaut. Ob die Furcht der Aktionäre berechtigt war, erfahrt ihr im Folgenden.
Es hat ein bisschen gedauert bis ich ein Exemplar des Fitbit Blaze in den Händen halten durfte. Vor ein paar Wochen war es so weit und bei der Rückkehr von der Arbeit stand ein kleines Paket auf dem Wohnzimmertisch. Darin der Fitbit Blaze.
Unboxing des Fitbit Blaze
Die Verpackung gleicht vom Aufbau und Design im Wesentlichen der der Fitbit Alta. Das heißt, der Blaze wird in einem schlanken, hohen Karton verkauft, auf dem das Bild des Produktes und ein paar Features abgebildet sind.
Löst man ein paar Klebesiegel lässt sich ein zweiter Karton aus dem ersten herausziehen. Ein Magnetverschluss hält den Karton verschlossen. Öffnet man ihn, hat man endlich Blick auf den Fitbit Blaze und das Zubehör, das sich in einem kleinen Pappschächtelchen befindet.
Im Vergleich zu den Verpackungen der Generation Charge HR und Surge sind die Verpackung von Alta und Blaze kleiner geworden. Das liegt daran, dass die Armbänder nicht mehr ganz so plakativ im Karton platziert und durch transparente Fenster ins rechte Licht gerückt werden.
Auf der einen Seite ist es ein Kostenfaktor. Kleinere Verpackungen kosten einfach weniger Geld, nehmen weniger Lagerfläche weg und lassen sich günstiger transportieren. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein klares Statement des Herstellers. Wer an die Güte und den Erfolg seines Produktes glaubt, braucht keinen übermäßigen Verpackung-Schnickschnack.
Der erste Eindruck des Fitbit Blaze
Mein erster Eindruck des Fitbit Blaze war und ist ein durchweg positiver. Der größte Hingucker aus meiner Sicht betrifft die Abmessungen des Armbands. Schaut man auf das Display, unterscheidet sich der Blaze gar nicht so stark von anderen Fitnessarmbändern der gleichen Liga. Richtig interessant wird es aber, wenn man den Blaze von der Seite anschaut, denn dann offenbart sich das schlanke Profil des Geräts. Ein bisschen erinnert der Blaze von der Dicke her an die vivoactive von Garmin, die seinerzeits ähnlich viel Features auf kleinem Raum unterbrachte.
Im direkten Vergleich mit der Surge sieht der Blaze nicht unbedingt dünner aus. Doch die Tracking-Einheit des Blaze verjüngt sich schnell, so dass nach außen im Wesentlichen der dünne Rahmen zu sehen bleibt. Vielleicht ist es auch eine optische Täuschung, dann aber eine gute. Jedenfalls rutscht der Blaze problemlos in den Hemdärmel, wo sich manch anderes Fitnessarmband staut.
Guckt man sich auf dem Markt um, sind nahezu alle Fitnessarmbänder mit Display und optischen HF-Sensor dicker, teilweise deutlich dicker. Optisch ein starker Auftritt. Mal gucken, was die Blaze darüber hinaus zu bieten hat.
Die Ladeschale – Innovation oder Versuch?
Einen kurzen Moment muss ich aber noch innehalten und mich über die Ladeschale ärgern. Es handelt sich dabei um einen kleine Plastikrahmen, der sich aufklappen und der Blaze zum Laden einlegen lässt. Natürlich kann aber nicht der Blaze mit Armband eingelegt werden. Der Blaze muss vorher aus dem Armband gedrückt und die Tracking-Einheit separat in die Ladeschale gelegt werden. An sich funktioniert das, warum sollte ich mich also ärgern?
Mich ärgert viel weniger, dass die Ladeschale der Blaze aus vergleichsweise günstigem Kunststoff gefertigt ist. Es ist auch nicht der Umstand, dass dort mechanische Teile dabei sind, die in der Regel anfälliger für Defekte sind. Vielmehr ärgere ich mich darüber, dass es Fitbit seit acht(!) Gerätegenerationen nicht geschafft hat, einen einfach zu nutzenden Anschluss zu schaffen. Idealerweise über die verschiedenen Produkte hinweg den gleichen.
Bei jedem neuen Gerät merkt man hier und da, dass sich Fitbit Gedanken macht, wie das Produkt verbessert werden kann. Bei der Ladevorrichtung scheint das nicht der Fall zu sein. Ein bisschen macht es den Eindruck, dass man sich noch ausprobiert. Fitbit Charge, Surge, Alta und Blaze – alles unterschiedliche Lösungen.
Hier ist noch viel Luft nach oben und es wäre auch ein echter Vorteil gegenüber der Konkurrenz, die offenbar auch keinen Schritt weiter sind. Mein Vorschlag: Ein Lade-/Datenkabel, das mit einer Magnethalterung einfach an das Gerät schnapp. Idealerweise ist die Polung der Kontakte dabei egal. Ist aber nur so ein fixer Wunsch. Hinterlasst mir in den Kommentaren, was ihr davon denkt.
Fitbit Blaze – Es geht auch ohne klobig
Lassen wir mal die Ladelösung hinter uns und wenden uns wieder dem Armband zu, denn neben der Optik hinterlässt auch die Haptik einen tollen Eindruck: Der Alurahmen fast den Blaze sehr genau. Spaltmaße sind von außen nicht zu erkennen. Die Druckpunkte der drei Knöpfe, die sich um den Alurahmen herum verteilen, ist ausgezeichnet.
Durch leichten Druck lässt sich der Blaze aus dem Armband lösen, so dass sich Rahmen und Armband leichtens wechseln lassen. Keine Angst vor Verlust – der Blaze lässt sich nur „nach innen“ vom Armband lösen. Wird der Blaze also getragen, kann sich die Tracking-Einheit nicht selbständig machen.
Das Armband ist weniger flexibel, als man es von der Charge (HR) und der Surge kennt. Am Anfang merkt man diesen Unterschied und meint, das Armband sei nicht ganz so bequem. Der Eindruck verfliegt aber mit der Zeit.
Einrichtung mit Hindernissen
Beim Einrichten von Fitness Trackern und Sportuhren bin ich mittlerweile geübt, zumal die Hersteller die verschiedenen Geräte meist unter einer App zusammenführen. Für die Produkte von Fitbit bedeutet dies, dass diese sich alle die gleiche App teilen – angefangen beim Fitbit Zip bis hin zur Fitbit Blaze.
Den geübten Umgang braucht es aber nicht, um das Armband einzurichten. Jeder Schritt ist ausführlich beschrieben und durch kleine Animationen bebildert. Wer lesen kann, wird sicher durch das Einrichten des Armbands geleitet.
Was dennoch passieren kann, passiert natürlich und natürlich als Teil des Tests: irgendwelche benötigten Dienste von Fitbit stehen zur Zeit des Einrichtens nicht zur Verfügung. Die Android-Variante der App war da jedoch weniger auskunftfreudig und hätte mich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten lassen. Letztendlich ließ sich die Blaze aber problemlos einrichten. Die längste Zeit verbringt man mit dem Aufspielen der Firmware-Updates, dass zum Zeitpunkt der Installation bereits vorlag.
Ein Wort zu den Firmware-Update: Fitbit ist eines der Unternehmen, dass seine Produkte regelmäßig mit Aktualisierungen der kleinen Betriebssysteme versorgt, die auf den Geräten laufen. Kleine Fehler lassen sich dadurch beheben und die Geräte mit neuen bzw. verbesserten Funktionen versorgen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit in einem Markt, in dem eine Produktveröffentlichung die nächste jagt.
Ohne Bonbonfarben und dennoch sehr gut
Nach der Einrichtung kann man den Blaze auch das erste Mal richtig erfahren. Das Standardziffernblatt leuchtet mir entgegen. Nicht jedoch mit den knalligen, satten Farben und dem tiefen Schwarz, wie ich es letztlich noch bei der Samsung Gear Fit 2 erleben durfte. Die Darstellung wirkt irgendwie fahler, aber bei weitem nicht farblos. Die Wahl der Farben ist gewollt und mit jedem Tag gefällt mir die Darstellung und die Helligkeit des Displays immer besser.
Selbst auf kleinster Helligkeitsstufe wurde die Gear Fit 2 nachts zum Störfaktor. Ganz ander der Blaze – die Helligkeit scheint dem Umgebungslicht immer angemessen zu sein. Die Darstellung ist extrem gefällig. In der prallen Sonne kann auch der Blaze keine Wunder verbringen, hier helfen nur transflektive Displays und ein solches besitzt der Blaze nicht.
Auf Berührung reagiert das Display flott, wenn auch nicht ganz so flüssig, wie das der Gear Fit 2. Dennoch gehört es zu den reaktionsfreudigsten am Markt.
Ausgehend vom Ziffernblatt kann man sich durch folgende Ansichten wischen:
- Watchface (Ziffernblatt)
- Tagesstatistik
- Übungen
- Fitstar
- Timer
- Alarme
- Einstellungen
Bei den meisten Ansichten gelangt man durch Antippen in die Detailansichten bzw. -einstellungen. Der Blaze unterstützt neben Laufen, Radfahren, Gewichte und Laufband, auch Ellipsentrainer und sonstiges Training als Aktivitätstypen.
Connected GPS – Tracking mit Hindernissen
Fur Laufen und Radfahren kann das GPS-Signal eines gekoppelten Smartphones herangezogen werden. Der Blaze selbst kann mit GPS-Signalen nicht umgehen. Das wäre an sich nicht so schlimm, da ich häufig doch das Smartphone dabei habe, um entweder Musik zu hören oder einen Vergleichswert (z.B. über Runtastic) zu erhalten.
Da mir mein Telefon lieb und teuer ist, nehme ich beim Laufen ein ausrangiertes Modell mit. Eines ohne SIM-Karte und folglich ohne Internetverbindung. Und hier wird Connected GPS zum Problem, denn eine Internetverbindung ist zwingende Voraussetzung für die Nutzung von Connected GPS. Weiß der Teufel warum, aber hier sollte Fitbit schnell nachbessern.
Fitbit Blaze – Coach oder Trainingspartner?
Bei der Aufzeichnung einer Aktivität werden lediglich zwei Werte angezeigt. Beim Laufen sind dies die Strecke und die Dauer. Die erstgenannte Anzeige kann während der Aufzeichnung durch Antippen durchgewechselt werden. Der Sekundärwert kann ausschließlich vorab für die einzelnen Sportarten gesetzt werden.
Wenn ich mit der Blaze laufen gehe, ist mir das tatsächlich zu wenig. Mich interessieren häufig Distanz, Pace und Herzfrequenz und diese wollte ich gerne auf einen Blick haben. Mit dem Blaze ist das leider nicht möglich.
Es zeigt sich ziemlich schnell, dass der Blaze kein Produkt ist, dass sportliche Ambitionen adäquat unterstützt. Dazu ist die Anzahl unterstützer Sportarten zu gering und der Funktionsumfang pro Sportart zu klein. Es ist vielmehr ein guter Trainingspartner, der einem mitteilt, wie lange man schon unterwegs ist. Natürlich auch ein bisschen mehr als das, aber eben kein Coach der einen auf bestimmte Vitalwerte hinweist, die Pace anprangert oder mir meine Wunschwerte auf Zuruf liefert. Für den Fitnessinteressierten und Gelegenheitsläufer reicht das Gebotene jedoch aus. Gerade wenn man das Smartphone zwecks Musikversorgung mit sich führt, fällt das Fehlen der GPS-Unterstützung wenig ins Gewicht.
Fitstar – Übungsleiter am Handgelenk
Die Integration von Fitstar ist ganz pfiffig und das 7-Minuten-Workout mit 13 Übungen macht Spaß. Dennoch ist der Umfang des Fitstar-Angebots noch beschränkt und die Funktion kein Gamechanger. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Umfang ausgebaut wird, so die Resonanz von den Nutzern eine positive ist. Jedenfalls leitet der Blaze mich schon durchaus ansprechend zu den Übungen an. So muss ich kein Tablet oder PC in der Nähe haben und irgendeinem Online-Video folgen, sondern kann die Übungen an beliebiger Stelle durchführen.
Fitbit Blaze – Smarter Fitness Tracker oder dumme Smartwatch?
Wenn es nicht das Sportprogramm ist, hat der Blaze dann das Zeug potentielle Smartwatch-Interessenten anzulocken?
Ich tue mich aktuell damit noch schwer. Generell sagt mein Gefühl mir, dass viele Hersteller, wie auch Interessenten eine Wearable als Smartwatch deklarieren, wenn man das Watchface ändern kann und Benachrichtigungen des Smartphones auf dem Armband dargestellt werden. Idealerweise lässt sich über das smarte Fitnessarmband der MP3-Player des Smartphones steuern.
Für mich muss eine Smartwatch mehr können. Auf einer Smartwatch möchte ich Apps unterschiedlichster Art installieren und nutzen können. Dazu möchte ich als App-Hersteller auf Funktionen und Resourcen der Geräte zugreifen können. Insofern sind die meisten Fitnessarmbänder eben keine Smartwatches.
Lassen wir einmal meine Sichtweise außen vor: Auf dem Blaze lassen sich unterschiedliche Watchfaces einstellen, die bislang jedoch alles von Fitbit zur Verfügung gestellt werden. Mir persönlich hat es ja die Variante „Pop“ angetan. Schlicht und übersichtlich, aber nicht altbacken.
Zudem werden Benachrichtigungen vom Smartphone auch auf dem Blaze angezeigt. Leider funktioniert das nicht immer. Häufig brummt das Smartphone, weil eine neue Mail oder WhatsApp-Nachricht eingegangen ist. Nur selten meldet sich das Armband. Ein Teil scheint auf der Strecke zu bleiben. Einstellungen in der App hin oder her.
Fitbit hat die Tage aber ein umfangreiches Update für den Blaze angekündigt, das nicht nur den Funktionsumfang der Benachrichtigungen erweitern wird, sondern auch neue Watchfaces und Funktionen mit sich bringt. Sobald das Update verfügbar ist, werde ich die Punkte noch einmal nachtesten.
Wenn Nachrichten auf dem Blaze ankommen, dann werden sie ganz passabel dargestellt und reichen auf alle Fälle aus, um zu entscheiden, ob ich das Smartphone aus der Tasche ziehen muss.
Fazit – Fitbit Blaze Test
Mein abschließendes Fazit des Fitbit Blaze Test möchte ich noch gar nicht loswerden, denn der Hersteller hat für September ein großes Update angekündigt. Dennoch kann ich mich ja mal auf das stürzen, was von dem Update nicht betroffen sein sollte: Optisch legt der Blaze einen starken Auftritt hin und schafft es damit sogar ein wenig von den inneren Werten abzulenken. Denn wie so oft, wenn ein Produkt von allem etwas haben möchte, hat es eines nie richtig. Will bei der Blaze heißen, dass das Fitnessarmband weder für den ambitionierten Sportler, noch für den Smartwatch-Interessierten Techie ist. Den Spagat, den sie versucht, bekommt sie aber gut hin – allenfalls mit Abzügen in der B-Note.
Empfehlen tut sich der Blaze für Menschen, die ihren Alltag bewusst, aktiv gestalten wollen und das Armband zur Dokumentation und Erinnerung nutzen. Selbst bei einer kleinen Joggingrunde bietet der Blaze grundlegende Informationen, die mit einem gekoppelten Smartphone noch genauer werden. Ansonsten kann man den Blaze auch als schickes Accessoire begreifen, denn er passt zu fast allen Kleidungsstücken – zu Hemd und Anzug genauso, wie zum Business Casual und der Sportkleidung.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Fitbit Blaze von Fitbit kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
Warum der Beitrag dennoch als 'Werbung' gekennzeichnet ist, könnt ihr unter Kennzeichnungspflicht nachlesen.