Polar M600 Test: Was leistet die Android Smartwatch?
Mit dem Modell M600 weicht der finnische Hersteller Polar erstmals von seiner Linie ab und bietet neben den vielen Sportuhren in seinem Produktportfolio nun eine Smartwatch auf Basis von Android Wear an. Die sportlichen Funktionen dürfen natürlich auch bei der M600 nicht fehlen. Was die Smartwatch M600 alles zu bieten hat, habe ich mir vier Wochen lang angeschaut. Das Ergebnis erfahrt ihr hier im großen Polar M600 Test.
Unboxing und Lieferumfang
Doch ich fange mal ganz am Anfang an. Die Polar M600 wird in einer Verpackung aus dünnem Karton geliefert, deren Vorderseite die Smartwatch in Großaufnahme porträtiert und deren Rückseite allerhand Informationen zum Produkt listet.
Auffällig ist das kleine Sichtfenster an der schmalen Seite der Verpackung, das einen Blick auf das tatsächliche Produkt preisgibt. Auffällig, weil die meisten Produkte durch ein Sichtfenster an der Vorderseite präsentiert werden.
Im Lieferumfang der Polar M600 befinden sich die Smartwatch, ein Ladekabel, eine Schnellstart-Anleitung und ein paar Garantie- bzw. Produktinformationen. Der Inhalt ist also übersichtlich, aber auch komplett. Da fehlt auf den ersten Blick nichts und nichts ist zu viel.
Langes Ladekabel mit Magnethalterung
Positiv fällt zunächst die Länge des Ladekabels auf. Dieses ist mit rund 70cm zwar nicht lang, aber ausreichend, um die Uhr mit dem Ladegerät zu verbinden, ohne dass diese dann am Kabel in der Luft hängt oder auf dem Boden liegen muss.
Bis zum heutigen Zeitpunkt handelt es sich wirklich ausschließlich um ein Ladekabel, denn Polar Flow Sync unterstützt die M600 nicht. Ob die Synchronisierung per Kabel eines Tages nachgereicht wird, hat sich Stand heute nicht herausfinden lassen.
Ein USB-Netzteil fehlt im Lieferumfang, jedoch beziehen mittlerweile so viele Geräte ihren Strom über USB, so dass in den meisten Haushalten mindestens ein USB-Netzteil vorhanden sein sollte.
Ansonsten reicht natürlich auch der Anschluss am PC zum Laden der Uhr aus. Für mich ist das Fehlen also kein Mangel. Wer unbedingt ein USB-Netzteil braucht, der wird es im Lieferumfang tatsächlich vermissen.
Ein Wort noch zum Kabel. Während das eine Ende ein Standard-USB-Stecker hat, findet sich auf der anderen Seite ein proprietärer Anschluss mit Magnethalterung.
Das Kabel muss so nur gegen die Kontakte (auf der Rückseite der Uhr) halten und schon schnappt beides aneinander. Kein bzw. nur wenig Gefummel – eine überzeugendere Lösung, als Steck- oder Klemmverbindungen.
Positiver erster Eindruck
Mein erster Eindruck von der M600 ist ein positiver, auch wenn es ein paar wenige Kritikpunkte gibt. Aber der Reihe nach…
Zunächst einmal besteht die Smartwatch auf zwei Teilen – dem Armband aus einem weichen Elastomer und der Technikeinheit, die in das Armband eingeschoben wird. Vom Aufbau erinnert sie so stark an die Sportuhren von TomTom.
„Einschieben“ mag hier das falsche Wort sein. Bei starren Materialien würde man vielleicht am ehesten von „Einrasten“ sprechen, aber das Armband ist nun mal sehr flexibel und so wird die Technik in das Armband geschoben und wird durch die Silikonfassung und den Zug auf das Material gehalten. Sorge, dass es herausrutscht, muss man nicht haben.
Gerade weil ich selten Armband und Technik voneinander trenne, stört es mich auch nicht, dass die Handhabung an dieser Stelle ein bisschen fummelig ist.
Die Technik-Einheit macht einen hochwertigen Eindruck und wirkt robust. Sie ist aber auch verhältnismäßig groß und weist auf der Rückseite eine Krümmung auf, um der Form des Handgelenkes zu folgen.
Bei Frauen mit sehr schmalen Handgelenken mag das dann nicht genau passen, bei mir geht es gerade noch so. Angenehm zu tragen ist sie dennoch. Dazu trägt auch das breite Armband bei, das durch eine Dornschließe mit zwei Stegen gesichert wird.
Anziehend für Staub und Fusseln
Wo Licht ist, ist auch Schatten und so zieht das weiche Silikon besonders zu Beginn Staub und Fusseln magisch an. Natürlich lässt es sich leicht abspülen und die Anziehungskraft lässt nach ein paar Tagen nach, gerade am Anfang sollte man sich aber nicht wunder, wenn das Armband einen deutlichen Staubansatz zeigt.
Wie stark das Armband zu Beginn eine anziehende Wirkung auf Staub hat, sieht man ganz gut auf den Fotos. Selbst mit großer Mühe war der Staub vom Armband nicht fernzuhalten.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Größe der Uhr. Keine Frage, in der M600 ist schon eine Menge Technik untergebracht, aber im Alltag ist die M600 optisch sehr dominant. Schlank und zurückhaltend sieht anders aus.
Nicht selten bekomme ich Fragen der Kategorie „Und die stört dich nicht?“ zu hören. Macht sie, aber nur in wenigen Situation. In Kombination mit einem Hemd ist die M600 z.B. nicht zu gebrauchen. Entweder man versteckt die Uhr im Hemdsärmel und bekommt sie dann zum Ablesen nicht mehr raus oder man trägt sie vor dem Hemdsärmel – sieht dann aber nach nichts aus.
Zum besseren Vergleich habe ich die Polar M600 einmal zusammen mit der Garmin vivoactive HR fotografiert.
Man sieht, dass das Fitnessarmband von Garmin ein bisschen schlanker ist, aber auch nicht sonderlich zierlich wirkt. Auch die Armbänder sind in etwas gleich breit. Das Material von Polar ist ein wenig weicher, gleichzeitig aber auch anziehender für Staub.
Im Profilvergleich sieht man schon, dass die Garmin vivoactive HR ein bisschen schlanker ist. Die vivoactive HR wirkt aufgrund ihrer geraden Linien etwas kantiger, während die M600 leicht geschwungene Formen aufweist. Es verleiht der dem dominaten Auftritt einen Hauch von Dynamik.
Im direkten Vergleich mit der Polar V800 und der M200 sind keine signifikanten Größenunterschiede zu erkennen. Das sind minimale Unterschiede, die weder dem einen, noch dem anderen Armband ein besonderen optischen Vorteil verschaffen. Ich würde behaupten Form folgt Funktion.
Die Größe der Uhr muss einem bewusst sein, wenn man die M600 im Sinne einer Smartwatch jeden Tag tragen möchte. Da ich doch selten im Hemd unterwegs bin, stellt die Größe für mich keine wesentliche Einschränkung dar.
Die Polar M600 ist jedoch nicht nur Smartwatch, sondern auch ein potenter sportlicher Begleiter und da fällt die Größe der Uhr noch weniger ins Gewicht. Aus meiner Sícht spielt das größere Display, aufgrund besserer Ablesbarkeit, seine Stärken aus. Dazu aber später mehr.
Helles und gut auflösendes Display
Das Display macht einen guten Eindruck mit ein paar Abstrichen: Die Auflösung ist mit 240×240 Pixeln recht hoch und selbst kleine Symbole und kleine Schrift werden so scharf dargestellt. Die Farben könnten ein bisschen kräftiger sein – da ist man von den Smartphones natürlich ein bisschen verwöhnt.
Die hohe Helligkeit des Displays ist tagsüber ein Segen und sorgt dafür, dass die Informationen jederzeit gut ablesbar sind. Dabei reicht in der Regel die Standardstufe völlig aus. Wer es noch ein bisschen heller mag, kann die Helligkeit nochmals erhöhen.
Im Dunkeln wird die Helligkeit aber zum Fluch, denn das Display ist einfach zu hell. Egal ob im Schlafzimmer, im Kino oder im Restaurant, die Helligkeit ist einfach störend. Erst recht, wenn sich das Display aufgrund einer Bewegung selbst aktiviert.
Es hat mich zwei Tage gekostet, bis ich die Kino-Funktion wahrgenommen habe, die das automatische Anschalten des Displays bei entsprechender Armbewegung deaktiviert. Besser wäre es noch, wenn sich die Beleuchtung automatisch an die Lichtsituation anpassen würde bzw. man Zeitfenster definieren könnte, in denen das Display einfach deutlich dunkler bleibt.
Einrichten von Android Wear
Zum Einrichten der Uhr braucht es zunächst einmal die Android Wear App (Google Play Store), die es kostenlos bei Google im Playstore gibt. Die Schritte sind selbsterklärend. Wer mit einem Smartphone umgehen kann, für den wird auch die Einrichtung der M600 kein Problem sein.
Die Kopplung über Bluetooth funktioniert problemlos. Sind Smartwatch und Smartphone ersteinmal verbunden, werden die Apps auf der Smartwatch installiert. Übrigens kann die M600 auch über WLAN mit dem Smartphone kommunizieren, wenn man sich mal außerhalb der Reichweite von Bluetooth befindet. Die Funktion belastet den Akku beider Geräte aber stark.
Bei der Einrichtung der M600 sieht es für mich so aus, als ob neben den Standard-Apps eben jene Apps auf der Smartwatch installiert werden, die bereits auf dem Smartphone vorhanden sind und eine sinnvolle Entsprechung für die Smartwatch haben.
Jedenfalls haben sich nach dem Einrichten eine handvoll Apps auf der M600 gefunden, die ich auch schon auf meinem Smartphone installiert waren. An sich keine schlechte Idee, aber ein bisschen mehr Einflussnahme hätte ich mir schon gewünscht.
Bei mir hat sich die Installation ein bisschen in die Länge gezogen und ich hatte zunächst Sorge, dass sich irgendwas aufgehängt hatte. Hier heißt es Geduld zu zeigen – die M600 meldet sich zurück.
Bedienung per Touchscreen und zwei Knöpfen
Die Bedienung der M600 funktioniert basiert im Wesentlichen auf dem Touchscreen und funktioniert selbst auf dem kleinen Display gut und schnell. Reichen die Wischgesten nicht aus, finden sich zwei kleine Knöpfe (einer an der Vorderseite, der andere auf der linken Uhrenseite), die das Bedienkonzept ergänzen.
Benachrichtigungen vom Smartphone (z.B. WhatsApp, SMS, E-Mail, Eilmeldungen usw.) stellt die M600 problemlos dar. Durch ein Wischen nach links können die Nachrichten im Detail angesehen werden, ein Wischen nach rechts entfernt die Nachricht.
Einschränkungen gibt es aber bei der Verwendung zusammen mit iOS. Dazu aber später mehr.
Polar M600 – Sportlicher Begleiter
Polar würde keine Smartwatch auf den Markt bringen, wenn sie diese nicht mit der Fülle an sportbezogenen Funktionen bestücken wäre, die man von den Sportuhren des Herstellers kennt. Es lohnt also ganz besonders einen Blick auf die sportlichen Fähigkeiten der M600 und deren Umsetzung zu richten.
Auch wenn die M600 in erster Linie eine Android Wear basierende Smartwatch ist, gelangt man durch Drücken des frontseitigen Buttons umgehend in die App von Polar und kann zwischen dem Starten einer Aktivität und der Anzeige der Tagesstatistik wählen.
Übrigens vermisst die M600 den Alltag auch ohne Sportschuhe an den Füßen zählt die absolvierten Schritte und überwacht nachts die Qualität des Schlafs. Die Genauigkeit ist mit anderen Fitness Trackern vergleichbar.
Unzählige Sportprofile und doch kein Multisport-Uhr
Während die Unterstützung unterschiedlicher Sportarten bei vielen Herstellern übersichtlich ist, hat man bei Polar die Wahl zwischen 70+ Sportprofilen. Der Übersicht halber sind nur die gängigsten vorab aktiviert. Bis zu 20 davon können über die Smartphone-App der M600 hinzugefügt werden. Und trotz der großen Anzahl ist die M600 keine Multisport-Uhr, die z.B. für einen Triathlon geeignet ist, da sich die Aktivitäten nur getrennt voneinander tracken lassen.
Nicht alle Profile sind aus meiner Sicht sinnvoll, denn bei manchen Sportarten ist das Tragen von Uhren aufgrund der Verletzungsgefahr verboten. Bei 70+ Profilen ist aber für jeden etwas dabei.
Schon beim Durchgehen der Profile wird ersichtlich, ob durch das Profil Herzfrequenzmessung und GPS unterstützt werden. Kleine, rotierende, grüne Kreise künden von der Suche nach dem Herzschlag und dem GPS-Signal.
Beim Auffinden von Herzfrequenz oder GPS-Signal leuchtet der entsprechende Kreis durchgängig grün auf. Und dann kann es auch schon losgehen.
Flexible Trainingsansichten
Da die M600 nach einiger Zeit das Display deaktiviert, muss zum Ablesen der Arm zügig nach oben und dabei gedreht werden – eben so, als wolle man die Uhr ablesen.
Das Aktivieren des Displays hängt der Bewegung immer ein wenig hinterher. Was im Alltag unproblematisch ist, stört mich beim Sport: Statt nur schnell einen Blick zu erhaschen, muss ich den Arm doch länger halten, als mir lieb ist. Aus diesem Grund lasse ich das Display beim Sport stets eingeschaltet, auch wenn das deutlich schneller den Akku leert.
Ist das Display ersteinmal an, lassen sich die Werte wunderbar ablesen. Selbst mit den Standardeinstellungen ist für mich alles dabei. Reicht das nicht aus, lassen sich mit Hilfe der Polar Flow App oder des Polar Flow Webservice pro Sportprofil bis zu acht Trainingsansichten mit bis zu vier Datenfeldern definieren.
Automatische und manuelle Zwischenzeiten
Eine große Hilfe sind die automatischen Zwischenzeiten, die bei jedem Kilometer genommen werden. Aber auch jede andere Distanz bzw. Dauer kann über den Polar Flow Webservice am Sportprofil hinterlegt werden. So lässt sich die Leistung anhand von Pace bzw. Distanz leicht überprüfen.
Mit einem der letzten Updates hat Polar auch die Möglichkeit spendiert, manuelle Rundenzeiten zu nehmen. Ein Feature, dass ich persönlich nicht bräuchte, der Ruf danach aber vielerorten zu vernehmen war.
Herzfrequenzmessung mit sechs LED direkt am Handgelenk
Die M600 verfügt neben den Sensoren zur Bewegungserkennung über einen optischen Sensor, der die Herzfrequenz direkt am Handgelenk messen kann.
Eine besonders zuverlässige Messung sollen die sechs kleinen LED an der Rückseite der Uhr erlauben. Wie die Messung der Herzfrequenz mittels LED funktioniert, habe ich einmal im Artikel „Pulsmessung mit optoelektronischen Sensoren“ zusammengefasst. Auf einen Brustgurt kann bei der M600 jedenfalls verzichtet werden.
Es ist aber nur ein Angebot, denn die M600 verbindet sich auch mit jedem Bluetooth-fähigen Brustgurt. Der hier ebenfalls vorgestellte Brustgurt von Beets BLU wird jedenfalls anstandslos erkannt und die Pulswerte auf dem Armband angezeigt.
Die Polar M600 bietet keine 24/7-Messung der Herzfrequenz und fällt im Vergleich zu Garmin und Fitbit ein bisschen zurück, denn die Aufzeichnung findet nur im Rahmen sportlicher Aktivität statt. Wer seine Herzfrequenz über den Tag hinweg kontrollieren möchte, muss sich eine weitere App auf der Smartwatch installieren.
Beim Sport funktioniert die Aufzeichnung gut. Da ich kein Sportmediziner bin, kann ich nicht abschließend beurteilen, wie genau und zuverlässig die Messungen der Sportuhr sind. Für mich persönlich zählt die Herzfrequenzzone mehr, als der einzelne Herzschlag. Dafür reicht die Genauigkeit der M600 allemal aus.
Selbstverständlich für ein Produkt in dieser Preisklasse ist die Möglichkeit, die Herzfrequenzzonen anzupassen.
Zur besseren Einschätzung der Messgenauigkeit bin ich mit dem Brustgurt von Beets BLU, der Garmin vivoactive HR und der Polar M600 joggen gegegangen. Die Werte der getrennt voneinander aufgezeigneten Kurven seht ihr hier:
Hier und da weichen die Kurven stark (10-20 BPM) voneinander ab, aber immer nur für wenige Sekunden. Danach liegen die Messungen sehr nach beieinander.
Der Vollständigkeit halber möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass andere Reviews von Messungenauigkeiten beim Radfahren zu berichten haben. Eine Messung, die ich gerne nachreiche, wenn das Fahrrad wieder einsatzbereit ist.
Stabiler GPS-Empfang
Für den Sport unter freiem Himmel kann man auf den integrierten GPS-Empfänger zurückgreifen. Für mich ist das Angebot an GPS-Tracking eine große Unterstützung, denn es erlaubt mir von Anfang bis Ende eine möglichst gleichmäßige Geschwindigkeit einzuhalten. Werte, die ohne GPS nur im Stadionrund zu ermitteln sind.
Auch die auf- und abgestiegenen Meter werden registriert, basieren jedoch nur auf den GPS-Daten. Einen barometrischen Höhenmesser lässt die M600 vermissen. Schade eigentlich. Schade auch, dass das Höhenprofil nicht abgerufen werden kann.
Der Signalempfang ist stabil, allein beim ersten Mal dauert es ein bisschen, bis das Signal von ausreichend Satelliten gefunden wurde. Mittlerweile findet die M600 das GPS-Signal innerhalb weniger Sekunden. Das Signal ist auch im Stadtbereich stabil und hat mich bislang noch nicht im Stich gelassen.
Polar Flow App
Die meisten Fitnessarmbänder und Sportuhren erlauben die Aktivitäten in zusammengefasster Form auf dem Armband und in einer Detailsicht auf dem Smartphone oder PC anzuschauen. Das ist auch bei der M600 und Polar nicht anders, das Informationsangebot zwischen M600, Smartphone App und Webseite unterscheidet sich aber gravierend.
Dass man auf der M600 noch am wenigsten Informationen über absolvierte Aktivitäten erhält, ist aufgrund des kleinen Displays völlig nachvollziehbar. Dass die Smartphone App aber nicht deutlich mehr liefert, ist schon eine Enttäuschung, vorallem, wenn man den Abstand zur Aufbereitung der Daten im Polar Flow Webservice sieht. Da liegen einfach Welten dazwischen.
Neben den Zusammenfassungen aufgezeichneter Aktivitäten liefert die Polar Flow App Statistiken für
- Aktivitätsniveau
- Aktivitätszeit
- Inaktivitätsmarkierungen
- Anzahl Schritte
- Zurückgelegte Distanz
- Verbrannte Kalorien
Aus der Kontrolle der Schlafqualität resultieren:
- Dauer: Nachtschlaf
- Dauer: Erholsamer Schlaf
- Dauer: Unruhiger Schlaf
- Anteil: Erholsamer Schlaf
Das ist in Summe nicht viel mehr, als bereits direkt am Handgelenk abgelesen werden kann. Allein das Blättern in der Vergangenheit funktioniert am Handgelenk nicht. Da hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet.
Auch bei den Detailansichten zu einzelnen Aktivität erhält man nicht so wahnsinnig viel mehr an Informationen, als schon auf der Smartwatch selbst abrufbar war. Zum Vergleich habe ich mal die Ansichten aus der App und von der M600 gegenübergestellt.
Zusammenfassung auf der M600
Das sind die wichtigsten Informationen zum Lauf, die auf der M600 direkt angezeigt werden. Zusätzlich gibt es noch die Einschätzung des Running Index.
Zusammenfassung in der Polar Flow App
Das sind – abgesehen vom Streckenverlauf und den Zwischenzeiten – genau die Informationen, die auch über die App abgerufen werden können.
Im Hinblick auf die Auswertungsmöglichkeiten per Smartphone enteilen Fitbit und Garmin. Deren Apps sind einfach ein bisschen vollständiger und informativer. Einfachstes Beispiel: Es gibt bei Polar keine Möglichkeit, sich die Verteilung der Schritte über den Tag hinweg anzuschauen. Polar unterteilt den Tag nur in Phasen mit
- keine Aktivität
- Ruhe – Schlafen und Ruhen im Liegen
- Sitzen – Sitzen und anderes passives Verhalten
- Niedrig – Arbeiten im Stehen, leichte Hausarbeit
- Mittel – Spazierengehen und anderen moderate Tätigkeiten
- Hoch – Joggen, Laufen und andere intensive Aktivitäten
Auch die Entwicklung über mehrere Tage und Wochen hinweg ist schwer nachzuvollziehen. Das betrifft wohlgemerkt nur die App – auf der Webseite sind alle Informationen detailliert abrufbar.
Will man dem etwas Positives abgewinnen, kann man festhalten, dass die App dadurch aufgeräumt wirkt. Die Informationen sind überschaubar und klar strukturiert. Für einen ersten Überblick reicht es so allemal. Für alles Weitere muss man die Webseite von Polar aufrufen.
Planung von Trainingzielen
Neben den eher enttäuschenden Auswertungen kann die Smartphone App wenigstens bei der Planung von Trainingszielen überzeugen. Diese lassen sich als „Schnell- oder Phasenziele“ definieren.
Phasenziele sind klassische Intervalltrainings, mit einer Aufwärm-, einer Intervall- und einer Cooldown-Phase. Alle drei Phasen lassen sich im Umfang einfach konfigurieren und auf die Smartwatch übertragen.
Ein bisschen einfacher lassen sich die Schnellziele definieren, die sich nach Dauer, Distanz bzw. Kalorienverbrauch richten.
Somit lassen sich Zeit-, Distanz- und Intervall-Läufe schon vorab planen und auf die Uhr übertragen.
Synchronisierung per Bluetooth
Per Bluetooth finden die Daten den Weg vom Armband auf das Smartphone und von dort ins Internet. Im Regelfall funktioniert das gut. Ganz selten passiert es, dass die Android Wear App im Status „Verbindungsaufbau“ stecken bleibt. Ohne die Verbindung mit der Android Wear App läuft gar nichts. Da hilft nur, die Uhr kurz neuzustarten.
Detaillierte Informationen im Polar Flow Webservice
Ein völlig anderes Bild hinsichtlich Informationsumfang und Detailgrad zeichnet der Polar Flow Webservice. Einen Zugang erhält man automatisch mit der Erstellung des Accounts bei Polar und hier hin werden auch die Daten von der Smartwatch, respektive der App synchronisiert.
Der Umfang und die Aufbereitung der Daten der M600 sind auf den ersten Blick zu viel des Guten. Gerade, wenn man nur als Freizeitsportler mit der Polar M600 unterwegs ist. Wenn man sich aber ein bisschen mit den Angaben beschäftigt, kann man sinnvolle Erkenntnisse daraus ziehen, das Training dokumentieren und zielgerichtet optimieren.
Über den Kalender und die Feeds erhält man einen guten Überblick über die absolvierten Aktivitäten. Der Kalender listet zudem geplante Trainings, die noch nicht durchgeführt wurden.
Um Überbelastung beim Training zu vermeiden, eignet es sich, die Auswertung „Erholungsstatus“ anzuschauen. Hier findet man die Aktivitäten und die Einordnung, wie sehr diese den Körper belastet haben. Dass der Körper einen anstrengenden Lauf am nächsten Tag nicht einfach vergisst, weiß jeder aus Erfahrung selbst. In der Auswertung kann man jedoch sehen, wie die Folgebelastung ab- und die Erholung zunimmt und ab wann ein weiteres Training sinnvoll ist.
Detailierte Auswertung einzelner Aktivitäten
Detailliert lassen sich aufgezeichnete Aktivitäten am PC oder Mac auswerten. Natürlich finden sich dort die Werte, die auch in der App angezeigt werden, aber noch deutlich mehr und vor allem besser aufbereitet. So lässt sich genau verfolgen, auf welchen Streckenabschnitten man wie schnell unterwegs war und wo das Herz am meisten gefordert war.
Ein besonders schönes Feature, um sich im Nachhinein an Erfolgen zu freuen bzw. diese mit Freunden zu teilen, ist die Möglichkeit des „Nacherlebens“. Dazu erstellt Polar on-the-fly ein kurzes Video, dass den Streckenverlauf nachfährt, Live-Daten des Laufs einblendet und das ganze mit Musik untermalt.
Einschätzung von Android Wear
Die M600 als Smartwatch zu bewerten fällt schwer und soll vielleicht auch gar nicht in den Fokus dieses M600 Tests fallen, weil das Ergebnis maßgeblich davon abhängt, welche Apps auf der Uhr laufen und wie sie vom Nutzer eingesetzt werden. Das ist beim Sportprogramm der M600 natürlich genauso, nur handelt es sich dabei um eine der Funktionen, die die M600 von Haus aus mitbringt. Keine Frage – es gibt unzählige Apps, die den Mehrwert einer Smartwatch und eben auch der M600 steigern, doch dann liegt die Betrachtung eben auf der App.
Was ich sagen will: Für die Bewertung des Produkts zählen für mich die Kernfunktionen, die die M600 von Anfang an mitbringt. Wenn es darüber hinaus noch Möglichkeiten gibt, dass Produkt und dessen Nutzerwert zu steigern – umso besser…
Nichtsdestotrotz ein paar Worte zum Umgang mit Android Wear: Der Name verrät, dass das kleine Betriebssystem der Uhr auf Android basiert. Damit spielt damit es vor allem mit Android-Smartphones hervorragend zusammen. Android Wear ist aus meiner Sicht aktuell noch kein autarkes System, denn es braucht nahezu immer das Smartphone um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Die Installation von Drittanwendungen auf der Uhr funktioniert nur über die Android Wear App. Das Aufladen von Musik auf die M600 funktioniert nur über die Android Wear App. Das Hinzufügen von neuen Ziffernblättern funktioniert nur über die Android Wear App.
Android Wear bzw. die M600 sind eher ein verlängerter Arm des Smartphones.
Technisch mag das Betriebssystem weitestgehend ausgereift sein, der Aspekt „Benutzerführung“ könnte aber noch besser sein. Die Menüs und der App-Launcher wirken ein bisschen lieblos. Und dennoch muss man die Kombination M600 und Android Wear als gut bezeichnen. Die Hardware bringt ausreichend Reserven mit, um auf Eingaben des Nutzers schnell und flüssig zu reagieren. Die M600 gehört jedenfalls zu den reaktiveren Smartwatches mit Android Wear.
Update auf Android Wear 2.0
Die Polar M600 gehört zum überschaubaren Kreis derer, die schon frühzeitig im Zusammenhang mit dem Update auf Android Wear 2.0 genannt wurden. Version 2.0 ist seit ein paar Wochen final erschienen und die Hersteller sind dabei, die neue Version mit ihren Geräten zu prüfen. Das wird momentan auch Polar nicht anders machen und hat das Update für den Frühling 2017 terminiert. Ob es im März noch etwas wird, glaube ich persönlich nicht. Ich gehe eher von April aus.
Nicht nur im Unterbau wird sich beim Update etwas tun, denn Polar hat versprochen gleichzeitig die Swimming Metrics auf der M600 zur Verfügung zu stellen. Damit stehen neue Funktionen für das Schwimmtraining zur Verfügung, die etwa die Züge pro Bahn bzw. Züge pro Minute anzeigen und den Schwimmstil erkennen können.
M600 mit Android oder iOS: Getrennte Welten
Irgendwie sagt einem schon das Bauchgefühl, dass eine Smartwatch auf Basis von Android Wear besonders gut mit Smartphones von mit Android-Betriebssystem harmoniert. Dass iOS-Nutzer dabei nicht sonderlich gut wegkommen, scheint auch irgendwie klar. Das die Unterschiede so groß sind, verwundert aber ein bisschen.
Ein besonderes Merkmal von Smartwatches ist aus meiner Sicht das Anzeigen von Benachrichtigungen, die zunächst auf dem Smartphone eingehen und dann auf die Uhr übertragen werden. Fehlt eine solche Funktion bzw. funktioniert sie nicht richtig, geht eine ganze Menge Charme verloren. Und genau dass passiert leider in Verbindung mit iOS. Wo sich Android keine Blöße gibt, scheint es eine echte Herausforderung zu sein, die Benachrichtigungen auf dem iPhone in Richtung der M600 zu schicken.
Ein weiteres wichtiges Merkmal von Smartwatches ist die Verwendung von Apps auf der Uhr. Auch das ist in Verbindung mit iOS (abgesehen von den vorinstallierten M600 Apps) nicht möglich, da Apple Nutzern der Zugang zum Google Play Store verwehrt bleibt. Zugegeben, das wird sich mit dem Update auf Android Wear 2.0 ändern, aber Stand heute müssen iOS-Nutzer doch hinter den Android-Nutzern zurückstecken.
Und reichten die Funktionsbeschränkungen nicht bereits aus, müssen Besitzer der M600 in Verbindung mit einem iPhone auch mit einer reduzierten Akkulaufzeit leben. Dann ist es je nach Nutzung schon nach 1-2 Tagen wieder Zeit, die M600 zu laden, während die Android-Fraktion erst nach 2-3 Tagen wieder für das Nachladen sorgen muss.
Dass die M600 überhaupt mit dem iPhone zusammenarbeit muss schon als Vorteil gesehen werden, denn schließlich meidet Apples Smartwatch Android, wie der Teufel das Weihwasser.
Polar M600 Test: Fazit
Vier Wochen lang habe ich mir die M600 jetzt genauer angeschaut und doch hat die Zeit aus meiner Sicht nicht ausgereicht, um sich alle Aspekte im Detail auszuprobieren. Das werde ich natürlich noch nachholen und nachreichnen. Vor allem der Polar Flow Webservice bietet einen selbst sehr viel Potential, sich und seine Leistung besser zu erkennen bzw. daran zu arbeiten. Am am Ende des Tages ist auch das ein großer Vorteil der M600 bzw. der Produkte von Polar. Gerade die Trainingsplanung für eine bestimmte Zielerreichung ist in meinen Augen eine tolle Funktion, die ich in den kommenden Wochen und Monaten noch genauer unter die Lupe nehmen möchte.
Insgesamt bin ich von der M600 begeistert. Am ehesten drücken noch die Optik und die geringe Akkulaufzeit die Stimmung, aber die vielfältigen Möglichkeiten der Smartwatch machen dies schnell vergessen. Besonders hervorzuheben sind natürlich die sportlichen Funktionen und Auswertungsmöglichkeiten, auch wenn die Smartphone App noch viel Potential hat, um zum Webservice aufzuschließen. Der Polar Flow Webservice hingegen ist ungemein umfangreich und sehr informativ.
Die Polar M600 eignet sich aus meiner Sicht für Menschen, die eine Zwitterlösung aus Sportuhr und Smartwatch suchen. Auch für sportliche Enthusiasten ist die Polar M600 geeignet, jedoch mit der Einschränkung der geringen Akkulaufzeit. Triathleten werden mit der M600 hingegen nicht glücklich. Gleiches gilt für Nutzer, die eigentlich nur ihre Alltagsaktivitäten vermessen wollen und auch die Funktionen der Smartwatch nur in geringem Umfang nutzen. Für einen solchen Betrieb ist der Preis einfach zu hoch.
Besitzer von Apples iPhone sollten sich der Einschränkungen bewusst sein. Welche Kritikpunkte nach dem Update auf Android Wear 2.0 noch Bestand haben, werde ich zu gegebener Zeit nachtesten und meiner Erfahrungen mit euch teilen.