Scosche RHYTHM+ im Test
Handgelenk oder Brustgurt – die Frage spaltet jene, die sich für die Messung der eigenen Herzfrequenz interessieren. Was viele nicht wissen ist, dass auch die Messung am Ober- oder Unterarm möglich ist und mit dem richtigen Produkt sogar bessere Werte liefert. Scosche bietet mit dem RHYTHM+ eine entsprechende Lösung an. Ich habe sie mir angeschaut.
Wenn es um die Messung der Herzfrequenz geht, dann stehen im Wesentlichen zwei Ansätze zur Verfügung:
- Messung mit Brustgurt
Der klassische Brustgurt registiert die elektrischen Impulse, die für die Muskelkontraktion des Herzens sorgen. Die Technik ist seit Jahrzehnten im Gebrauch und bietet medizinische Genauigkeit.
- Messung am Handgelenk
Seit ein paar Jahren nimmt im Sportbereich die Messung auf Basis opto-elektrischer Verfahren zu, bei denen Licht einer bestimmen Wellenlänge auf die Haut gerichtet wird. Der rote Farbstoff im Blut absorbiert einen Teil des Lichts, der andere Teil wird zurückgeworfen. Da die Menge kapilaren Bluts mit jedem Herzschlag an- und abschwillt, lässt sich aus dem Anteil reflektierten Lichts auf die Herzfrequenz schließen.
Beim RHYTHM+ von Scosche handelt es sich um einen Vertreter der Geräte mit optischer Herzfrequenzmessung. Im Gegensatz zur breiten Masse an optischen HF-Sensoren, wird der RHYTHM+ jedoch nicht am Handgelenk, sondern am Unterarm getragen. Welche Vorteile das hat, dazu später mehr.
Genauigkeit bei der optischen HF-Messung
Die Genauigkeit optischer HF-Messungen hängt von vielen Faktoren ab. Neben dem Hautton, dem Bräunungsgrad, der Körperbehaarung und dem Einfall seitlichen Lichtes, spielt auch die Platzierung des Sensors am Handgelenk eine wesentliche Rolle. Abweichungen von bis zu fünf Prozent im Vergleich zur Messung mit dem Brustgurt können auftreten. Schlimmer noch trifft es diejenigen, die einen optischen HF-Sensor am Handgelenk beim Radsport nutzen. Sehen die Werte im Labor und auf der Rolle noch gut aus, sind sie auf der Straße oder im Gelände erfahrungsgemäß nicht zu gebrauchen.
Für viele ist der Brustgurt jedoch keine Alternative. Störend empfinde ihn viele, aber gerade Frauen haben häufig mit einem angenehmen Sitz zu kämpfen.
Ich muss gestehen, dass ich einen Brustgurt auch nur dann umschnalle, wenn ich wirklich an den genauen Werten interessiert bin oder eben ein neues Gerät ausprobiere. Könnte ich darauf verzichten, würde ich den Brustgurt zuhause lassen.
Der RHYTHM+ versucht diese Probleme zu beseitigen und eine Alternative für Brustgurt und Fitnessarmband zu sein. Wenn ich in Folge von Armband spreche, dann behaltet bitte in Erinnerung, dass das RHYTHM+ nicht Handgelenk, sondern an Unter- bzw. Oberarm getragen wird.
Scosche RHYTHM+ Unboxing
Das Scosche RHYTHM+ wird in einer kleinen Verpackung aus Kunststoff vertrieben. Mich hat die Variante in Neon-Magenta erreicht und in eben dieser Farbe präsentiert sich auch die kleine Produktbox. Wen die Farbe irritiert, dem sei gesagt, dass es den RHYTHM+ auch in den Farben Schwarz, Blau und Neon-Gelb gibt.
Farblich ist aber nur die Innenseite des Armbands, dessen umgeschlagene Enden zwar auch nach außen zeigen, das Armband aber eben nicht vollflächig farbig ist. In der Mitte des Armbands sitzt die Sensoreinheit, die auf der Oberseite durch eine graue Kunststoffabdeckung geschützt ist und auf der Unterseite den optischen Sensor bereithält.
Was den HR-Sensor besonders macht, ist die dritte LED, die gelbes Licht aussendet. In Kombination mit den beiden grünen LED sollen so tiefere Hautschichten erreicht und der Blutfluss in qualitativ und quantitativ größeren Gefässen beobachtet werden. In die gleiche Richtung geht Scosche bei der Trageposition des RHYTHM+. Durch das Mehr an Muskeln und Gewebe sollen im Ergebnis die Messungen genauer sein, als bei der Messung mit ausschließlich grünem Licht am Handgelenk.
In der Produktbox finden sich neben dem RHYTHM+ ein zusätzliches, längeres Armband, das USB-Kabel mit Ladeschale und die mehrsprachige Anleitung.
Erster Eindruck
Vergleicht man das Armband mit den Produkten der Konkurrenz, wird der Scosche RHYTHM+ sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnen. Am wenigsten attraktiv wirkt noch die graue Abdeckung auf der Oberseite, deren Material nicht sonderlich hochwertig anmutet. Der Kunststoff wirkt Produkt nicht angemessen, wenngleich er sauber verarbeitet ist. Immerhin ist es schweißresistent und IP67 klassifiziert, kann also auch mal einen Moment ins Wasser. Zum Schwimmen hingegen ist der HF-Sensor jedoch nicht geeignet.
Vielleicht ist es die Farbe, die mich stört, aber optisch hat es wenig zu bieten. Da der RYHTHM+ aber auch kein Begleiter für den Alltag, sondern tatsächlich ein sportliches Wearable ist, sind die inneren Werte deutlich wichtiger.
Das Material des Armbands hingegen ist angenehm zu tragen. Die Innenseite des Armband besteht aus atmungsaktivem Neopren, die Außenseite aus Klettband. Ein bisschen mehr Flexibilität hätte ich mir vom Material gewünscht, denn diese tendiert gegen Null. Wenn ich den RYHTHM+ an- oder ablegen möchte, führt für mich kein Weg um das Öffnen des Klettverschlusses herum. Wäre das Material flexibler, könnte man das Armband einfach drüber- oder abstreifen. So bleibt die flaue Vorahnung, dass das Klettband eines Tages Ermüdungserscheinungen zeigt. Gleichwohl das bei einem flexiblen Material auch passieren kann. Hmmm… Wie man es macht, man macht es falsch.
Notfalls erhält man für wenig Geld jedoch Austauscharmbänder in unterschiedlichen Farben direkt vom Hersteller.
Funktionsumfang des RHYTHM+
Der Scosche RYHTHM+ ist ein reiner HF-Sensor, der die Messwerte per ANT+ oder Bluetooth Smart an andere Geräte, respektive Apps, weitergibt. Einen internen Speicher zur Aufzeichnung bietet das Armband leider nicht, so dass auch immer ein Smartphone oder anderes Gerät mitgeführt werden muss, um die ermittelten Werte zu verarbeiten.
Dass der RHYTHM+ sowohl über Bluetooth Smart, als auch über ANT+ die Daten funkt, erlaubt größtmögliche Flexibilität und dürfte gerade im Radsport Anklang finden, wo viele Geräte auf ANT+ setzen.
Ein-Knopf-Bedienung
Und weil das Produkt „so wenig“ kann, kommt es auch mit erfrischend wenig Bedienelementen aus. Der einzige Knopf (zum Ein- und Ausschalten) versteckt sich unter der grauen Abdeckung auf Höhe des Scosche Logos. Ebenfalls darunter versteckt befindet sich eine kleine LED, die durch den Kunststoff durchscheint und über den Betriebszustand informiert.
So Scosche an einem Nachfolger arbeiten sollte, würde ich mir einen kleinen Vibrationsmotor für die Zukunft wünschen, der beim Ein- und Ausschalten kurzes Feedback gibt. Während der kühlen Monaten habe ich den RHYTHM+ stets unter einem langen Shirt getragen und dann ist einfach nicht ersichtlich, was die LED jetzt anzeigen.
Optische HF-Messung und Akkuleistung
Legt man den RYHTHM+ neben eine „normale“ Sportuhr mit optischem HF-Sensor fällt die hohe Lichtstärke der LED des RHYTHM+ auf.
Während es bei der Sportuhr scheint, als ob jeder und alles Energie sparen muss, schöpft das Produkt von Scosche aus dem Vollem. Die Lichtleistung hat natürlich auch einen direkten Einfluss auf die Akkulaufzeit des Armbands. Einmal voll geladen, reicht die Kapazität für ca. 8 Stunden.
Die verbaute Technologie stammt von der Firma Valencell und gehört damit zu den führenden Vertretern.
Für das Tragen empfiehlt Scosche das Armband am Unterarm (ein Stück unterhalb der Armbeuge) zu tragen. Der Sensor kann dabei auf der Armoberseite oder der Innenseite verweilen. Persönlich mag ich die Oberseite mehr, auch wenn diese im Sommer deutlich mehr Farbe abgekommt. Folglich müssten im Sommer die Ergebnisse beim Tragen auf der Innenseite genauer sein. Am Ende kann das Armband aber überall getragen werden, wo
- das Band zur Befestigung ausreicht
- die Haut für die Messung ausreichend dünn ist
- der Sensor möglichst eben auf der Haut aufliegt
Die Technologe funktioniert also weitestgehend unabhängig von der Platzierung, die besten Werte mitnichten gibt es an den vom Hersteller empfohlenen Stellen.
Konnektivität
Scosche hat die Protokolle zur Übertragung von Herzfrequenzen übrigens so sauber umgesetzt, dass das Armband problemlos von 200+ Apps genutzt werden kann. Das trifft insbesondere für Runtastic, Endomondo und Runkeeper, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen. Aufgrund der geradlinigen Umsetzung bekommen auch die Garmin vivoactive HR, sowie die Polar M600 umgehend von der Anwesenheit des RHYTHM+ Wind und wollen diesen an sich koppeln. Das trifft wahrscheinlich auch für unzählige andere Sportuhren zu, aber mit diesen beiden war ich unterwegs.
Unterwegs mit dem RHYTHM+
Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, wie genau der RHYTHM+ arbeitet und bin geschmückt wie ein Weihnachtsbaum mit allerhand Geräte zur Messung der Herzfrequenz unterwegs gewesen. Kein besonders schnelles Tempo, eine Aufwärmphase von vier Minuten mit drei Intervallen zu je sechs Minuten. Exemplarisch habe ich einmal die Kurven vom HR-Brustgurt von Beets BLU, Garmin vivoactive HR und eben dem RHYTHM+ übereinander gelegt.
Schön zu sehen ist, wie nah der RHYTHM+ der Kurve des HF-Brustgurts folgt. Hier und da gibt es kleine Ausreißer und in Summe scheint der RHYTHM+ immer einen Tick hinten dran zu sein. Im Rahmen der Messgenauigkeit würde ich von „nahezu deckungsgleich“ sprechen wollen. Hält man sich vor Augen, dass das Produkt bereits 2015 auf den Markt gekommen ist, ist das eine tolle Leistung.
Ein ähnliches Bild liefert der Vergleich von Garmin vivoactive HR und RHYTHM+ und doch unterscheiden sich die Aufnahmen. Der Verlauf der vivoactive HR ist deutlich unruhiger, mit plötzlichen Ausreißern nach oben und unten. Glättet man die Kurven nur leicht, fallen sie praktisch aufeinander. Nichtsdestotrotz sind die Unterschiede auffällig. Der zeitliche Versatz fehlt hier offenbar gänzlich.
Scosche RHYTHM+ Test: Fazit
Auf der Suche nach einer Alternative zum HF-Brustgurt kennen viele nur die Fitness Tracker und Sportuhren, die über einen integrierten optischen HR-Sensor verfügen. Wer aber bereits über eine Sportuhr verfügt, möchte nicht unbedingt wechseln oder in eine neuere Variante mit HR-Messung investieren. RHYTHM+ to the rescue – das Armband stellt mit ca. 70 EUR eine relativ günstige Alternative zu Brustgurt und Neuanschaffung dar.
Im Gebrauch ist es völlig unauffällig und leicht zu bedienen. Die zwei großen Vorteile sind die Messgenauigkeit und die Verbindungsmöglichkeiten über ANT+ und Bluetooth Smart. In der Benutzung ist man so nahezu nicht eingeschränkt.
Der Komfort beim Tragen ist wirklich so angenehm und die Werte für mich nachhaltig genau, dass der RHYTHM+ bei fast jeder Gelegenheit mitgenommen wird. Natürlich ist es eine Art den Test langfristig fortzuführen, auf der anderen Seite dient mir der RHYTHM+ als zuverlässige Kontrolle der HF-Sensoren von Sportuhren und Fitness Trackern.
Wer auf der Suche nach einer Alternative zum Brustgurt ist ohne wesentlich auf dessen Genauigkeit verzichten zu wollen, dem kann ich den Scosche RHYTHM+ wärmstens ans Herz legen.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Scosche RHYTHM+ von Scosche kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
Warum der Beitrag dennoch als 'Werbung' gekennzeichnet ist, könnt ihr unter Kennzeichnungspflicht nachlesen.