Amazfit GTR 4 Test
Zepp hat zur diesjährigen IFA in Berlin eine handvoll neuer Smartwatches auf den Markt gebracht. Die Plätze am oberen Ende des Produktportfolios teilen sich die Amazfit GTS 4 mit quadratischem Display und die Amazfit GTR 4 mit rundem Display. Letzteres Modell hat sich die letzten Wochen im Test beweisen müssen. Hier gibt es das Ergebnis.
Bei der Amazfit GTR 4 handelt es sich um das Nachfolgemodell der GTR 3 bzw. der GTR 3 Pro (Testbericht). Während viele Charakterzüge des Vorgängers beibehalten wurden, bietet die GTR 4 sinnvolle Verbesserungen. Viele davon sind heute nutzbar, andere werden per OTA-Update nachgereicht. Aber eins nach dem anderen.
Unboxing und erster Eindruck
Die Amazfit GTR 4 wird im Wesentlichen in der gleichen Verpackung wie der Vorgänger vertrieben. Die Vorderseite ziert ein Produktfoto, sowie der Produkt- und Markenname. Seitlich finden sich Hinweise auf einen Teil der neuen Funktionen, rechterhand „Alexa build-in“, linkerhand „Dual-band & 5 Satellite Positioning Systems“.
Die Informationen auf der Rückseite sind eher technischer Natur und derart klein gedruckt, dass es anmutet, sie sollen gar nicht gelesen werden. Wer es dennoch tut, der findet vor allem den Hinweis auf Bluetooth 5.0, das von der Amazfit GTR 4 unterstützt wird.
Im Inneren der Verpackung geht es ein bisschen einfacher zu als beim Vorgänger. Weil Verpackungen in den allermeisten Fällen ein Dasein im Regal fristen oder in die Rundablage wandern, ist das problemlos zu verkraften.
Neben der GTR 4 finden sich in der Verpackung eine Betriebsanleitung in verschiedenen Sprachen und das USB-Ladekabel.
Die Anleitung braucht es in meinen Augen nicht. Das Installieren der Zepp App und das Folgen der Anweisungen führt im Allgemeinen deutlich schneller zum Ergebnis.
Die Verarbeitung der GTR 4 ist wie beim Vorgänger tadellos. Verglichen mit der GTR 3 ist das Erscheinungsbild kantiger und damit auch ein wenig sportlicher.
Die Krone dient gleichzeitig als Taste und ist bei der GTR 4 optisch präsenter. Das liegt zum einen an der schwarzen Farbe, die im Kontrast zum Uhrengehäuse steht und an der tieferen Form. Der rote Akzentpunkt findet sich bei allen Modellen gleichermaßen und soll Erinnerungen an rote Sportwagen wecken.
Die Akzentfarbe findet sich in Form eines kleines Striches auf der Taste unterhalb der Krone. Im Vergleich zum Vorgängermodell nimmt sich diese aber deutlich zurück.
Auf die Funktionen beider Tasten komme ich gleich noch einmal zurück.
Das Uhrengehäuse besteht aus einem Stück Aluminium, die Rückseite leider aus Plastik. Davon nimmt man jedoch nicht viel Notiz und der Wechsel zwischen beiden Materialien sorgt dafür, dass das helle Metal in den Vordergrund tritt, die Uhr somit dünner aussieht. So hat das Plastik auch etwas Gutes.
Das Sensoren-Array hat sich ein wenig gewandelt, denn die GTR 4 verdoppelt die Anzahl der grünen LED. Die Anzahl der Fotodioden bleibt bei vier.
Erste Schritte
Vor der ersten Benutzung lade ich die Uhren meist vollständig auf. Das dauert bei der Amazfit GTR 4 im schlimmsten Fall (d.h. der Akku war leer) rund zwei Stunden. Praktisch ist der magnetische Ladeanschluss, der an der Uhr haftet. Es ist der gleiche Anschluss wie bei GTR 3 / GTR 3 Pro.
Die Einrichtung per App funktioniert problemlos. Erst recht, wenn es kein neues Benutzerkonto braucht, sondern man auf ein bestehendes zurückgegriffen kann. In diesem Fall muss nur der angezeigte QR-Code mit der Zepp App gescannt werden. Einen kurzen Augenblick später kann das Kennenlernen beginnen.
Hervorragendes Display
Vorab ein paar Worte zum Display der GTR 4. Im Vergleich zum Vorgänger fällt das Display mit 1,43 Zoll ist es ein bisschen aus. An Qualität hat es nicht eingebüßt und stellt Inhalte weiterhin scharf, kontrastreich und farbenfroh dar.
Dank eines Sensors passt sich die Helligkeit des Display stufenlos an die Helligkeit der Umgebung an. Sowohl unter freiem Himmel als auch im schummerigen Schlafzimmer fällt die Helligkeit angemessen aus.
Wer mit der automatischen Regelung nicht zufrieden ist, der kann die Helligkeit von Hand regeln. Alleinig bei der Anzeige des Watchfaces im Always-On-Modus setzt die Anpassung der Helligkeit aus, um Strom zu sparen. Dann ist die Anzeige eher dezent-dunkel.
Bedienung per Tasten und Gesten
Die Bedienung der GTR 4 erfolgt in der Regel über den Touchscreen. Dieser reagiert auf Tippen und Wischen präsize und schnell, gefühlt sogar ein bisschen schneller als bei der GTR 3. Merkbar ist das aber nur im direkten Vergleich, denn die Leistung der GTR 3 hat diesbezüglich keinen Anlass zur Kritik geboten.
Wie beschrieben, ist die Krone Taste und drehbares Navigationsinstrument gleichermaßen. Drückt man auf die Krone während das Watchface angezeigt wird, gelangt man ins Hauptmenü.
Dieses gibt es in der klassischen Listenform, zu der sich bei der GTR 4 auch die Hexagonform gesellt, die jeweils sieben Icons für Apps gleichzeitig anzeigt. Die Einträge können in beiden Ansichten nach Belieben umsortiert werden.
Befindet man sich innerhalb einer App und drückt auf die Krone gelangt man direkt zum Watchface zurück. Kleinteiligeres Zurücknavigieren erfolgt durch Wischen nach rechts.
Ausgehend vom Watchface kann man durch Wischen nach links oder rechts durch die einzelnen Widgets wechseln. Widgets stellen Information meist in aggregierter Form dar, z.B. das Wetter oder die Aktivitäten des Tages. Ein Antippen genügt, um detaillierte Sichten bzw. die dazugehörigen Apps aufzurufen.
Wischt man auf dem Watchface nach oben hat man Zugriff auf ungelesene Benachrichtigungen; die meisten davon sind vom Smartphone auf die Smartwatch gespiegelt worden.
Eine Wischgeste nach unten und man erhält Zugriff auf die Schnell-Einstellungen.
Die untere Taste startet in den Werkseinstellungen die Trainings-App. Der Taste kann jedoch eine neue Funktion zugewiesen werden. Gleiches gilt für das lange Drücken der Krone – auch hier lässt sich eine Funktion zuweisen. Unklar ist, warum man für langes Drücken der unteren Taste keine Funktion auswählen kann.
Ob Samsung, Apple, Fitbit oder Amazfit, die Aufteilung der Funktionen und die Bedienung ähneln einander und selbst wer das erste mal eine Smartwatch in den Händen hält, kommt mit der Amazfit GTR 4 schnell zurecht.
Apps und Watchfaces
Amazfit fällt positiv durch ein breites Angebot an qualitativ hochwertigen und aufwendig gestalteten Watchfaces auf. Zahlreiche dieser Ziffernblätter sind kostenlos, darunter 30 animierte. Andere Watchfaces sind kostenpflichtig und für Preise zwischen 0,99 € und 2,99 € zu haben.
Die Auswahl ist jedenfalls groß und viele verschiedene Stilrichtungen sind vertreten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier jeder fündig wird.
Ein bisschen übersichtlicher geht es bei den Apps zu, die zusätzlich auf der GTR 4 installiert werden können. Etwas mehr als 70 Apps finden sich momentan im App-Store.
Die geringe Zahl hat offenbar damit zu tun, dass als Entwickler bislang alleinig Zepp auftritt. Apps von Dritten habe ich nicht gefunden. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Umfang recht schnell wächst, wenn Zepp die Entwicklung in Form eines SDKs ersteinmal öffnet.
Mittlerweile gibt es sogar ein paar sinnvolle Apps. Das sah vor einem Jahr noch deutlich schmaler aus. Der Großteil erinnert weiterhin als Demo zur technischen Machbarkeit.
Funktionen im Details
Die Amazfit GTR 4 bietet zahlreiche Funktionen, die sich am einfachsten in Funktionen für den Alltag, die Gesundheit und den Sport einordnen lassen. Nicht alles ist es wert hier im Detail vorgestellt zu werden, weil z.B. Timer und Countdowns etwa ähnlich sexy sind, wie einen Weltzeituhr. Der Vollständigkeit halber werde ich sie aber erwähnen, mich aber auf die wichtigen und neuen Features konzentieren.
Amazfit GTR 4 – Funktionen für den Alltag
Amazon Alexa
Fangen wir einmal mit den neuen Funktionen an. Da wäre zunächst die Integration von Amazon Alexa. Der Zugriff lässt sich über die App aktivieren. Anschließend kann die GTR 4 Fragen über das verbaute Mikrofon entgegennehmen. Die Antworten liefert die Uhr gesprochen über den ebenfalls verbauten Lautsprecher und auch textuell auf das Display.
Das funktioniert recht gut und so lässt sich eine Menge im Smart Home bedienen, auch ohne ein Smartphone oder Alexa-Lautsprecher in direkter Nähe zu haben.
Ein gekoppeltes Smartphone muss sich aber in Reichweite befinden, denn selbst mit aktiviertem WLAN ist Amazon Alexa über die Uhr nicht nutzbar.
Mitgliedskarten
Recht interessant finde ich die Mitgliedskarten-App, die ebenfalls neu zur GTR 4 gestoßen ist. Hier lassen sich über die Zepp App die Bar- bzw. QR-Codes von Mitgliedskarten (aber auch Rabattgutscheinen etc.) einscannen und auf die Uhr übertragen. Damit entfällt das Kramen in Portemonaie oder in der Handtasche.
Wer viele Kunden-, Mitglieds- und Bonuskarten nutzt, der wird die Funktion zu schätzen wissen. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass es da eine ganze Menge Einsatzszenarien gibt.
Benachrichtigungen
Benachrichtigungen am Handgelenk sind bei Weitem kein neues Konzept und auch keine neue Funktion der GTR 4. Sie gehören in meinen Augen aber zu den elemtaren Funktionen von Smartwatches.
Bei der GTR 4 funktionieren Benachrichtigungen sehr gut. Dabei profitiert sie sicherlich von dem großen und hochauflösenden Display. Aber auch das Auffinden und Aufrufen von einzelnen Benachrichtigungen ist gut gelöst.
Dank eines kleines Icons lassen sich einzelne Benachrichtigungen schnell zuordnen und wessen GTR 4 mit einem Android-Smartphone gekoppelt ist, der kann auf manche Benachrichtigungen direkt antworten.
Telefon
Die GTR 4 kann zum Telefonieren genutzt werden. Das kann sie aufgrund fehlender LTE-Funktionalität nicht alleine, sondern benötigt dafür ein gekoppeltes Smartphone. Die GTR 4 arbeitet in diesem Moment als Headset am Handgelenk – ein Wristset sozusagen.
Weil die Integration nicht ganz so tief wie bei WearOS geht, müssen Kontakte in der Zepp App zunächst hinzugefügt werden, bevor sie auf der Uhr auswählbar sind.
Wer eine Telefonnummer im Kopf hat, kann auch ohne einen gespeicherten Kontakt den Anruf von der Uhr aus initiieren.
Von dem kleinen Lautsprecher darf man keine Wunder erwarten. Es klingt alles ein bisschen blechern und flau. Um den Gegenüber zu verstehen genügt die Leistung aber.
Wetter / Barometer
Nicht neu und dennoch erwähnenswert ist der Wetter App, in der sich der Temperaturverlauf der kommenden Stunden, die Bewölkung und die Niederschlagswahrscheinlichkeit einsehen lassen.
Für die kommenden fünf Tage erhält man Vorhersagen in Form von Niederschlag, Bewölkung und Höchst- und Tiefsttemperaturen.
Ein bisschen Gimmick-Charakter hat die Einstufung, ob das Wetter gut zum Außentraining, Angeln oder Autowaschen ist. Die höhe der UV-Strahlung halte ich da für deutlich wichtiger. Das darf Zepp gerne für die Zukunft ausbauen.
Artverwand zur Wetter-App ist die Barometer-App, die den Luftdruck der vergangenen vier Stunden anzeigt.
Während die Anzeige als solche für Wetter-Laien wenig interessant ist, kann der Hinweis auf plötzlichen Luftdruckabfall lebensrettend sein. Ein solcher passiert nämlich immer dann, wenn plötzlich ein Unwetter herauszieht.
Überschreitet der Luftdruck-Abfall einen einstellbaren Grenzwert, informiert die Uhr darüber.
Sonne und Mond
Thematisch passt die Sonne-Mond-App gut zur Wetter-App und wäre letztere nicht bereits gut mit Informationen bestückt, die Daten der Sonne-Mond-App hätten auch gut in der Wetter-App gepasst.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Sonne-Mond-App zeigt die Auf- und Untergang-Zeiten von Sonne und Mond, sowie die Mondphase. Das funktioniert nicht nur für den aktuellen Tag sondern auch für die kommenden neun Tage.
Ergänzt werden die Informationen durch eine Gezeiten-Tabelle. Nun haben wir es hier im Speckgürtel von Berlin nicht so mit Ebbe und Flut, so dass der Standort per Smartphone mal gefaked werden musste.
Kalender
Über die Kalender-App lassen sich anstehende Termin einsehen. Weil auch hier die Integration nicht ganz so tief wie bei Android/WearOS reicht, müssen Termine zunächst in die Zepp App übertragen werden, bevor sie sich auf der Uhr wiederfinden.
Tage mit Terminen werden in der Monatsansicht mit einem kleinen Punkt gekennzeichnet.
Leider ist es nicht möglich direkt die Termine des Tages zu sehen. Tippt man auf einen Tag, landet man in der Liste aller Termine. Weil auf der Uhr maximal die Termine der kommenden 30 Tage einsehbar sind, geht die Übersicht nicht ganz verloren.
Musik
Die Amazfit GTR 4 unterstützt sowohl die Steuerung der Musikplayers aus dem gekoppelten Smartphone, als auch die Wiedergabe von vorab auf die Uhr übertragender MP3-Inhalte.
Obwohl das im Großen und Ganzen funktioniert und man in Ausnahmesituationen auch die Wiedergabe über den integrierten Lautsprecher nutzen kann, ist hier noch viel Potential für die Zukunft vorhanden.
Das liegt in meinen Augen vornehmlich an folgenden Punkten:
- In der Zepp-App lässt sich nicht sehen, welche Inhalte bereits auf die Uhr übertragen wurden.
- Infolge kann man die Inhalte auch nicht über die App löschen, sondern muss dies direkt am Handgelenk tun.
- Weil es keine Strukturierung von Inhalten gibt, liegen alle Tracks zunächst gleichermaßen nebeneinander.
Wiedergabelisten gibt es aktuell in Form einer Favoriten-Liste und einer Liste mit "Running Musik" – sprich zwei inhaltslose, vordefinierte Playlisten.
Einzelne Tracks lassen sich (auch wieder nur von der Uhr aus) in eine oder beide der Listen einsortieren. Mehr Struktur ermöglicht die GTR 4 momentan nicht.
Das Fernsteuern der Musikplayer-App auf dem Smartphone ist erwartungsgemäß solide und hält weder positive wie negative Überraschungen bereit.
Weitere Funktionen
Wie eingangs beschrieben, finden sich auf der GTR 4 noch weitere Funktionen, die ich hier nicht alle im Detail vorstellen möchte. Der Vollständigkeit halber handelt es sich dabei aber um
- Atemübungen
- Aufgaben
- Sprachmemos
- Kamera-Fernauslöser
Amazfit GTR 4 – Funktionen für die Gesundheit
Wenden wir uns lieber der GTR 4 als Gesundheit-Tracker zu, denn auch hier bietet die Uhr eine ganze Reihe an Funktionen. Ich fange mal mit der interessantesten an, weil sie sich von den Ansätzen vieler Hersteller unterscheidet.
PAI – Punkte sammeln für ein gesundes Leben
PAI ist ein Bewertungssystem, um Aktivitäten entsprechend ihrer Dauer und Intensität zu bewerten. Durch Aktivitäten mit einem Mindestmaß an Anstrengung kann man PAI-Punkte sammeln. Maximal 75 pro Tag und damit 525 pro Woche.
Wer mindestens 100 Punkte pro Woche sammelt, der trägt mit seinen Aktivitäten zu einem Erhalt von Gesundheit und körperlicher Fitness bei.
Gesammelt wird immer nur gleitend für sieben Tage. Punkte, die vor acht Tagen gesammelt wurden verfallen wieder.
Dass das Sammeln kein Selbstläufer ist, verdeutlicht vielleicht mein gestriger Tag. Ich habe recht problemlos mein Schrittziel erreicht und trotzdem mir nur 4 PAI verdient.
Man muss also ein bisschen mehr machen, als 1-2x am Tag eine große Runde mit dem Hund zu drehen. Manch anderer Hersteller wäre an dieser Stelle bereits zufrieden.
Herzfrequenz / Blutsauerstoffsättigung
Die Herzfrequenz zeichnet die Amazfit GTR 4 zuverlässig auf. Da ist mir in den Wochen des Testens nicht aufgefallen, dass unerwartete Lücken in der Aufzeichnung zu finden waren. Das war aber bei der GTR 3 Pro auch kein Problem.
Über die Zepp App erhält man detaillierte Werte zur Herzfrequenz am Tag und in der Nacht.
Neben der Herzfrequenz kann die GTR 4 auch die Blutsauerstoffsättigung SpO2 ermitteln. Das funktioniert jedoch im Gegensatz zur Pulsmessung nur dann besonders gut, wenn der Arm in Ruhe ist.
Die meisten Werte erfasst die Uhr also während des Schlafens. Im Tagesverlauf können durchaus Lücken auftreten. Ein bisschen Hoffnung hatte ich mir jedoch gemacht, dass mit der zusätzlichen LED die Anzahl der erfassten Werte steigt. Die Erfassung ist aber vergleichbar mit der GTR 3 Pro.
Warum die Lücken tagsüber wenig problematisch sind, versuche ich einmal einzuordnen: Die Messung der Blutsauerstoffsättigung ist für zwei Personengruppen wichtig:
- Sportler beim Training in der Höhe
- Otto-Normalverbraucher mit Verdacht auf Schlafapnoe
Dabei ist die Funktion eher für die zweite Gruppe gedacht. Sinkt die Blutsauerstättigung nachts nämlich stark ab, kann das auf Atemaussetzer im Schlaf hinweisen. Eine Abklärung durch eine Arzt wäre indiziert.
Weil die Atmung nachts aussetzt, sind die Lücken in der SpO2-Messung am Tag nicht gleichermaßen relevant. Man kann auf die automatische Messung recht gut verzichten. Wer sich untertägig für seinen SpO2-Wert interessiert, der kann eine Adhoc-Messung an der Uhr starten.
One-Tap-Messung
Mit der One-Tap- oder Ein-Klick-Messung kann die GTR 4 vier Vitalwerte auf einmal messen. Das ganze dauert rund 45 Sekunden und man erhölt im Anschluss Informationen zu:
- Stress
- SpO2
- Puls
- Atemfrequenz
Die Messung ist anfällig für Bewegungen und wer die 45 Sekunden nicht stillsitzen kann, der wird von der Uhr informiert und die Messung kann von neuem beginnen.
Leider lassen sich die Werte in der hier aggregierten Form nicht als Historie einsehen. Man erhält nur Zugriff auf Werte der vorab durchgeführten Messung.
Stress
Greifen wir das Thema "Stress" gleich noch einmal auf, denn auch dafür bietet die Amazfit GTR 4 eine Metrik an.
Das Stressniveau sortiert die Uhr in die Gruppen
- Relaxed
- Normal
- Mittel
- Hoch
ein.
Auch hier ist die Messung anfällig für Bewegungen. Somit liefert die Uhr insbesondere für die Nachtstunden lückenlose Werte. Startet man in den Tag scheint sich das Stress-Monitoring zur Ruhe zu legen.
Jedenfalls fehlen tagsüber viele Werte, wobei das doch gerade die interessanten Werte sind.
Aktivität
Unter dem Punkt „Aktivität“ fasst die Amazfit GTR 4 im Prinzip alle Werte zusammen, die man einem klassischen Fitness Tracker zuschreiben würde. Dazu zählen in erster Linie natürlich die Schritte und darauf basierend die zurückgelegte Distanz und der Kalorienverbrauch.
Die GTR 4 kann aber mehr und erfasst, ob man innerhalb einer Stunde mindestens einmal aufgestanden ist, aber auch wie lange man am Stück gesessen hat.
Der Grundumsatz, die Dauer in Bewegung, die Dauer in der Fettverbrennungszone und die Anzahl der gestiegenen Etagen runden das Gesamtbild ab.
Für die Anzahl der Schritte und die Dauer in der Fettverbrennungszone bietet die Uhr den Wert des Vortags zur besseren Einordnung an. Einen weiteren Blick in die Vergangenheit gibt es nur in der App.
Schlaf
Im Test recht präzise arbeit die Schlaferkennung – jedenfalls für die Aspekte, die man als Laie und außerhalb des Schlaflabors nachvollziehen kann.
Die Einschlaf- und Aufwachzeiten stimmen oft mit meiner Erinnerung überein. Weil ich mit Kind und Arbeit aktuell nicht zu "Nickerchen" kommen, bleibt die Funktion ungetestet.
In der App erhält man zahlreiche und gut aufbereitete Informationen, die deutlich über das Maß an Details auf der Uhr hinausgehen. Neben vielen Kennzahlen und Metriken finde ich die Aussage über die Regelmäßigkeit der Schlafzeiten interessant.
Weitere Funktionen zum Thema "Gesundheit"
Speziell für die weibliche Kundschaft bietet die GTR 4 ein Zyklus-Tracking an. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Frauen die doch recht große GTR 4 am Handgelenk tragen werden, aber die Funktion ist natürlich auch auf der GTS 4 und GTS 4 Mini verfügbar.
Amazfit GTR 4 – Funktionen für den Sport
Bei den sportlichen Aspekten hat sich die GTR 4 in meinen Augen am deutlichsten weiterentwickelt. Gucken wir uns mal die wichtigsten Eigenschaften und Neuerungen der GTR 4 im Detail an.
Training
Die große Auswahl an Sportarten ist nur ein Teil des Erfolgsrezeptes. Ein klein bisschen Augenwischerei betreibt natürlich auch Zepp hier, denn die viele der Sportarten dienen ausschließlich der Dokumentation, so dass man in der App sehen kann, welchen Sport man getrieben hat. Unterschiede bei der Algorithmik und den erfassten Werten gibt es da nur selten.
Immerhin ist die Sportart eine logische Klammer um die Trainings-Einstellungen, die mitunter Trainingsziele (z.B. ein Trainingseffekt, Kalorienverbrauch, Dauer oder Distanz) und Trainingsalarme (u.a. Schwellwerte für Puls, Tempo und Schrittfrequenz) umfassen. Einstellungen, die hier vorgenommen werden, sind auch beim nächsten Aufruf der Sportart verfügbar.
Wer gerne Laufen geht und ein bisschen mehr Motiviation benötigt, der kann sich einen virtuellen Laufpartner mit einer bestimmten Pace erzeugen. Während des Trainings kann man auf der Uhr sehen, wer mit welchem Abstand vorneliegt.
Für eine Reihe von Sportarten lassen sich Intervall-Trainings bestehend aus
- Warm-Up
- Dauer bzw. Distanz in der Belastungsphase
- Dauer der Erholungsphase
- Wiederholungen / Sätze
- Cool-Down
definieren. Das funktioniert sogar ohne App direkt am Handgelenk.
Speziell beim Laufen auf der Bahn unterstützt die GTR 4 jetzt den Bahnmodus, d.h. die GPS-Daten werden geglättet und auf die Bahn eingepasst. Ich versuche mal in den kommenden Tage noch ein Vergleich mit und ohne Bahnmodus hier hinzuzufügen.
Zurück zur Sportart als logische Klammer: Ebenfalls pro Sportart lassen sich Datenseiten und Datenfelder definiert. Das ist ein Maß an Individualität, das man oft bei den dedizierten Sportuhren finden.
Datenseiten, Datenfelder und Charts
Datenseiten kann man dabei als Ansichten verstehen, die Datenfelder oder Charts beinhalten und während der Aufzeichnung einer sportlichen Tätigkeit durchgeschaltet werden können.
Eine Datenseite kann zwischen einem und sechs Datenfeldern bzw. einen Chart (Herzfrequenz, Geschwindigkeit, Höhe, Trainingseffekt) beinhaltet. Für die Auswahl der Datenfelder stehen Sportmetriken, aber auch Informationen wie z.B. Sonnenauf- und -untergangszeiten zur Verfügung. Für Hobbysportler sollte die Auswahl mehr als ausreichend sein.
Ich glaube mehr zu den Vorteilen der Sportarten muss man nicht sagen. Hat man alles eingestellt, kann es auch schon losgehen.
Erkennung von Übungen beim Workout / Muskelgruppen
Lange Zeit von vielen Herstellern vernachlässigt, bieten viele Sportuhren mittlerweile auch Funktionen für Krafttraining an. Das automatische Zählen von Wiederholungen und das Dokumentieren von Sätzen können durchaus schon ein paar Anbieter. Die Uhr erkennt, wenn Übungen abgeschlossen wurden und erfässt dann die Pausenzeiten.
Ergänzend kann die Amazfit GTR 4 anhand von Bewegungsmustern unterschiedliche Übungen erkennen. Nach dem Synchronisieren mit der App findet man dann recht detailliert die Trainingsdaten auf dem Smartphone.
Weil die GTR 4 bei Weitem nicht alle Übungen automatisch erkennen kann, können die Trainingsdaten im Anschluss bearbeitet werden. Die Auswahl an unterschiedlichen Übungen ist recht groß.
Geschwindigkeit der GNSS-Erkennung
Sportart wählen, auf Start tippen und loslegen – das mag für viele überhastet klingen, wenn man bedenkt, dass die Uhr für viele Sportarten zur vollständigen Aufzeichnung gerne ein GNSS-Signal empfangen möchte. Die Amazfit GTR 4 ist beim Finden von brauchbaren Signale aber außerordentlich schnell und wird nur von der Coros Pace 2 geschlagen.
Meist sind es wirklich nur ein paar Sekunden, bis die Uhr signalisiert, dass eine stabile Positionsbestimmung möglich ist. Kein Vergleich zu meiner betagten Forerunner 245 und eine Fitbit Sense 2 lässt sie um Welten hinter sich.
Beim Sport profitiert man vom großen, hochauflösenden Display. Die Informationen sind in sinnvoller Größe dargestellt und selbst unter freiem Himmel gut ablesbar. Die anstehende dunkle Jahreszeit spielt dem selbstleuchtenden Display in die Karten. Ich fürchte, dass ich im Sommer in direktem Sonnenlicht die transflektiven Displays mancher Sportuhr weiterhin bevorzuge.
Das Training kann jederzeit pausiert und fortgesetzt werden. Nach dem Beenden fasst die Uhr die Aufzeichnung zusammen. Das ist im Grunde die gleiche Ansicht, wie im Trainingsverlauf.
Trainingsverlauf
Unter dem Punkt „Trainingsverlauf“ können auf der GTR 4 die letzten 20 Trainingsaufzeichnungen gesichtet werden. Wer die AI-Erkennung von Sportarten aktiviert hat, der hat seine Trainingshistorie in der Uhr recht schnell mit Gehen-Aktivitäten geflutet. In der App ist der Rückblick hingegen vollständig.
Der Umfang der Details in der App und am Handgelenk gleichen sich weitestgehend. Es braucht also nicht zwingend die App, um mit den eigenen Leistungen angeben zu wollen. Die GTR 4 stellt selbst Charts sinnvoll auf dem runden Display dar.
Komfortabler ist es natürlich am großen Display von Smartphone oder Tablet. Auch nur dort lassen sich verschiedene Kurven übereinanderlegen.
Trainingszustand
Ergebnis von sportlichen Aktivitäten ist der Trainingszustand. Dahinter verbirgt sich zum einen der VO2max-Wert, der Aufschluss über die kardiovaskuläre Fitness bietet. Damit ist die GTR 4 auf Augenhöhe mit vielen Smartwatches, Sportuhren und Fitness-Trackern.
Dass die Amazfit GTR 4 aber auch die Trainingsbelastung auf Basis des EPOC anzeigt und eine Erholungszeit bemisst, hebt sie ein wenig aus der Menge heraus.
Das versprüht einen Hauch von Garmin und Firstbeat.
Genauigkeit von Herzfrequenz / GPS
Amazfit und die Einordnung der Genauigkeit von GPS und der Pulsmessung sind bei jedem Test ein Reizthema – aber es wird besser. Der Grund dafür ist, das Zepp sein Ökosystem bisher recht verschlossen gehalten hat.
Trainingsaufzeichnung in Form von TCX- oder FIT-Dateien zu exportieren war und bleibt ein Ärgernis. Man möchte Zepp zurufen: "Ihr macht tolle Hardware und das passende Zepp OS – ihr bekommt auch den Export in TCX-Form hin".
Wie gesagt es funktioniert nicht so einfach, wie gewünscht. Immerhin können Aufzeichnungen nun automatisch zu Strava und Runtastic exportiert werden. Von Strava aus lassen sie sich dann (mit Hilfe eines Chrome-Plugins) im TCX-Format exportieren.
Stark beworben hat Zepp bei der Amazfit GTR 4 die Dual-Band-Antenne mit zirkularer Polarisation. Klingt recht fancy und soll die Genauigkeit der Positionsbestimmung verbessern. Die Genauigkeit war aber bereits bei der GTR 3 Pro gut und die GTR 4 gibt sich in vielen Belangen keine Blöße.
Ganz frei von jeglicher Kritik kann sich natürlich auch die GTR 4 nicht machen, denn hin und wieder erwischt man sie beim Abkürzen (siehe im folgenden Bild links oben). Im Vergleich mit Garmin Forerunner 245 Music, Polar Grit X Pro und Fitbit Sense gibt sie das beste Bild ab. Die Amazfit GTR 4 ist aber auch die einzige Uhr mit Unterstützung des Dual-Bands.
Erschwerend bei der Einordnung kommt hinzu, dass ich mir nicht sicher bin, ob die Daten von Strava noch einmal angefasst werden oder ob der Datensatz identisch mit den Aufzeichnungen der Uhr ist.
Was die Genauigkeit selbst in herausfordernden Situationen angeht, gibt sich die Uhr keine Blöße. Es fehlen mir hier im Speckgürtel aber auch die Häuserschluchten, Canyons und dichten Wälder, die GNSS-Signale streuen und reflektieren. Die Uhr zeigt jedoch über viele Aufzeichnungen hinweg eine stabile Leistung.
Für den Vergleich der Pulswerte bin ich aufgrund von Krankheit und Verletzungspech noch am Sammeln von Daten. Ich kann aber schon vorabschicken, dass der Paarungswille der GTR 4 bemerkenswert ist, denn per Bluetooth lässt sich neben Kopfhörern eine Menge an externen HF-Sensoren nutzen.
Bemerkenswert ist, dass die GTR 4 den Batteriestand und die Firmware-Version der externen Sensoren anzeigen kann. Gerade die Anzeige des Batteriestandes finde ich großartig, denn oftmals braucht es die herstellereigene App dafür, die ich gerade bei HR-Sensoren nicht immer auf dem Smartphone installiert habe.
ANT+ unterstützt die GTR 4 nicht.
Ergebnis des Amazfit GTR 4 Tests
Sportliche Smartwatch oder smarte Sportuhr – bei der Amazfit GTR 4 verschwimmen die Grenzen. Dank der verbesserten Sensoren und dem erweiterten Sportangebot hat sich die GTR 4 deutlich in Richtung Sportuhr bewegt. Für die allermeisten Nutzer bietet die Uhr sinnvolle Funktionen und ausreichend genaue Sensoren. Bei der Geschwindigkeit der Standorterfassung und Genauigkeit der Streckenaufzeichnung spielt die Uhr von Zepp weit vorne mit.
Für eine richtig gute Smartwatch fehlen ein paar Kleinigkeiten, denn kontaktloses Bezahlen per NFC gehört mittlerweile zum guten Ton. Zudem sieht es im App Store noch recht übersichtlich aus. Selbst bei den wenigen Apps finden sich kaum welche, die der Uhr einen echten Mehrwert bescheren. Die Auswahl an Watchfaces ist reichhaltig, auch wenn für viele Watchfaces extra bezahlt werden muss.
Vorteilhaft ist die Möglichkeiten zur Speicherung und Wiedergabe von MP3-Dateien bietet, ein paar mehr Strukturierungsmöglichkeiten in Form von Ordnern oder eigenen Playlisten würde der Uhr gut tun. Die Möglichkeit Offline-Playlisten bekannter Streaming-Dienste auf der Uhr zu speichern, funktioniert leider nicht.
Für nur 229,90 € (UVP) erhält man jedenfalls einen tolle Smartwatch / Sportuhr, die auf mich mittlerweile einen recht erwachsenen Eindruck macht. Neben der tollen Optik, der tadellosen Verarbeitung, dem attraktiven Preis und der herausragenden Akkulaufzeit ist der Funktionsumfang halt nur einer von vielen Aspekten.
Wessen Budget limitiert ist und wer die tiefe Integration mit Android oder iOS nicht benötigt, der wird an der GTR 4 Gefallen finden und jede Menge Freude haben.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Amazfit GTR 4 von Zepp kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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