Huawei Band 4 Test – Ernstzunehmende Konkurrenz für das Mi Band 4?
Ende letzten Jahres habe ich euch das Huawei Band 4 vorgestellt. In den letzten vier Wochen hatte ich die Chance, das Armband im Alltag und beim Sport zu testen. Hier ist nun das Ergebnis des Huawei Band 4 Test, in dem ich versuche Vor- und Nachteile des kleinen Fitnessarmbands zu benennen.
Im Kreis der vielen, vielen Whitelabel-Fitnessarmbänder tauchen immer wieder die großen Hersteller auf, die mit konkurrenzlos günstigen Produkten versuchen den Branchengrößen Fitbit, Garmin und Co. Marktanteile abzujagen.
Huawei bringt mit dem Band 4 bereits seine vierte Generation eines günstigen Fitness Trackers auf den Markt. Ob ein solches Produkt massentauglich ist, hängt mittlerweile nicht mehr nur vom Preis ab, denn die unternehmenseigene Marke Honor und der Hersteller Xiaomi haben ähnliche Produkte für einen ebenfalls günstigen Preis im Angebot. Gucken wir uns das Band 4 einmal im Detail an.
Unboxing und Lieferumfang
Das Huawei Band 4 wird in einer kleinen Verpackung vertrieben, die in etwa doppelt so hoch und doppelt so breit wie eine Zigarettenschachtel ist. Die Vorderseite ziert neben dem Produktnamen ein großes Foto des Fitnessarmbands.
Auf der Rückseite sind Hinweise zum Funktionsumfang zu finden:
- Herzfrequenz-Messung
- Schlaf-Tracking
- 9 Sport-Modus
- 50m wasserdicht
- unterschiedliche Ziffernblätter
- USB-Ladeanschluss
Ansonsten finden sich recht wenige Informationen auf der Verpackung. Der Grund dürfte klar sein, denn das Huawei Band 4 ist deutlich häufiger im Online-Handel, als im stationären Einzelhandel zu finden. Wer sich über das Band 4 informieren möchte, der tut das in der Regel vorab – z.B. hier auf der Seite.
Wer viel des Inhalts erwartet, der wird beim Öffnen der Verpackung ein wenig enttäuscht, denn da befindet sich vorallem das Band 4 Fitnessarmband, eine Kurzanleitung und eine Garantie-Karte.
Erster Eindruck vom Huawei Band 4
Äußerlich gleicht das Band 4 den unzähligen Fitness Tracker, die für wenig Geld als Whitelabel-Produkte bei Amazon und anderen Versandhändlern zu finden sind. Will heißen: Das Band 4 ist ein schmaler Fitness Tracker mit schwarzem Gehäuse und schwarzem Armband. Im Handel sind darüber hinaus auch die Farben Rot und Rosé zu bekommen.
Das schmale TFT-Display verfügt bei einer Display-Diagonale von 0,96 Zoll über eine Auflösung von 80×160 Pixeln. Auch wenn es zunächst nach nicht viel klingt, sollte die kleine Displaygröße dafür sorgen, dass die Informationen scharf dargestellt werden. Das dem nicht immer so ist, das zeige ich euch später.
Rückseitig sind die beiden grünen LED und der Photosensor zur Messung der Herzfrequenz recht bündig in das Gehäuse eingelassen.
Einen Anschluss zum Laden des Armbands sucht man auf der Rückseite vergeblich, denn Huawei versteckt einen USB-A-Anschluss im Armband des Band 4. Normalerweise bin ich kein Freund von solchen Lösungen. Zwar muss man sich keine Gedanken um ein Ladekabel zu machen, in der Regel sorgt das wiederholte Abziehen und Anstecken des Armbands für eine Belastung des Materials.
Huawei beschreitet hier einen smarteren Weg und sichert das Armband am Gehäuse mittels Schnappverschluss. Um das Armband vom Gehäuse zu lösen und den USB-Anschluss freizugeben, muss die Arretierung durch Drücken eines kleinen Schalters freigegeben werden. Anschließend lässt sich das Armband leicht abziehen und auch wieder problemlos aufstecken – ohne dass das Kraft auf Armband oder Gehäuse einwirkt. Das funktioniert prima und hinterlässt auch einen ausdauernden Eindruck.
Weder optisch noch in Bezug auf die Materialien sticht das Band 4 aus der breiten Masse heraus. Da kann selbst das angepriesene „moderne Design“ mit „2.5 D Touchscreen“ wenig bewegen. Gemessen am Verkaufspreis von ca. 40 € kann man das nicht zwingend erwarten.
Einrichten des Huawei Band 4
Das Einrichten des Band 4 ist innerhalb weniger Minuten erledigt. Wie bei fast allen Fitness Trackern braucht es die dazugehörige App auf Smartphone oder Tablet.
Huawei bietet für alle eine Wearables die Huawei Health App kostenfrei für iOS und Android an. Mindestens auf meinen Android-Smartphone braucht es aber noch die Huawei-Mobildienste. Warum die Trennung in zwei Apps notwendig ist, erschließt sich mir als Nutzer nicht.
Zur vollständigen Nutzung wird zudem ein Nutzerkonto bei Huawei benötigt, das kostenfrei eingerichtet werden kann. Nach dem Angeben von E-Mail und Geburtsdatum landet auch wenig später eine E-Mail in Postfach, über die das Nutzerkonto aktiviert werden kann.
Alternativ lässt sich die Registrierung auch über die Telefonnummer durchführen. Die Aktivierung des Nutzerkontos erfolgt dann über eine SMS, die Huawei im Hintergrund automatisch auswertet.
Zwei Apps und ein Nutzerkonto – das würde ich mal als Phase 1 des Einrichtens umschreiben, denn damit erhält man nur Zugang zur Health App. Dort beginnt dann Phase 2, in der das Band 4 hinzugefügt werden muss und die restliche Einrichtung erfolgt.
Schnell noch die Benachrichtigungen eingestellt, die auch auf dem Band 4 angezeigt werden sollen und es kann losgehen.
Huawei Band 4 im Alltag
Bevor es an den Funktionsumfang des Band 4 geht, will ich ein paar Sätze zur Bedienung des Band 4 verlieren. Gesteuert wird das Band 4 über das kleine Touch-Display und den darunter befindlichen Touch-Button.
Durch Wischen und Tippen können die unterschiedlichen Funkionen ausgewählt und aufgerufen werden. Durch Wischen nach rechts gelangt man in der Navigation eine Ebene zurück. Tippt man den Touch-Button an, gelangt man stets zur Anzeige der Uhrzeit.
Das Band 4 reagiert erfreulich schnell auf die Gesten und die Bedienung des Fitnessarmbands geht schnell von der Hand. Leider ist die Darstellung der Schrift nicht die beste.
Man muss jedoch auseinanderhalten: Das Display löst gestochen scharf auf, die Darstellung der Schrift ist leider unsauber, die Buchstaben unportional und in Summe nicht immer leicht zu lesen. Da helfen auch die fünf Helligkeitsstufen nicht, die selbst in hellen Räumen für eine ausreichenden Kontrast sorgen. Im Sonnenlicht hat das Display hingegen verloren. In den Abendstunden kann das Display die Helligkeit automatisch reduzieren.
Es ist nicht auszuschließen das Huawei eines Tages ein Update hinterherschiebt, das sich der Darstellung der Schriften annimmt. Wie man es besser macht zeigt u.a. Xiaomi mit dem Mi Band 4.
Stiller Beobachter
Aufgrund der überschaubaren Anzahl an Funktionen – die im Wesentlichen im Hintergrund ihren Dienst verrichten – ist das Huawei Band 4 im Alltag eher ein ruhiger Begleiter. Nur ab und zu meldet sich das Armband per Vibration, wenn eine neue Benachrichtigung vorliegt oder daran erinnern möchte, dass man sich schon lange nicht mehr bewegt hat.
Der Fitness Tracker vermisst im Alltag folgende Dinge:
- Anzahl Schritte
- Kalorienverbrauch
- Zurückgelegte Strecke
- Aktivminuten
- Anzahl Stunden mit ausreichend Bewegung
- Herzfrequenz
- Schlaf
Bis auf die Herzfrequenzmessung erfolgt das alles ohne Zutun des Nutzers. Alleinig bei der HF-Messung muss sich entschieden werden, ob dieses kontinuierlich oder punktuell nach Aufforderung durch den Nutzer erfolgen soll. Dann heißt es ein paar Sekunden still halten und das Band 4 meldet den Puls auf dem Display.
Die kontinuierliche Messung findet auf Kosten der Akkuleistung statt, so dass das Band 4 im Test nach 5 Tagen geladen werden musste. Ohne die fortlaufende Pulsmessung sind die vom Hersteller benannten 7 Tage Laufzeit durchaus realistisch.
Apropos Messung der Herzfrequenz – diese ist in den Ergebnissen vergleichbar mit denen anderer Produkte. 1-2 Schläge Abweichung sind immer zu beobachten, aber schwer dem einen oder dem anderen Produkt zuschreiben. Insgesamt ist die Darstellung vergleichbar mit anderen Produkte, die die Auswertung auf Tages-, Wochen-, Monats- bzw. Jahresebene anbieten. Optisch gehört sie jedenfalls zu den besseren Darstellungen am Markt.
Beim Sport kann das Band 4 die Schwächen des optischen Ansatzes zur Pulsmessung nicht kompensieren und hängt dem tatsächlichen Wert immer ein bisschen hinterher. Große Aussetzer konnte ich während des Testens aber nicht feststellen.
TruSleep 2.0
Eine der großen Stärken des Band 4 ist das TruSleep 2.0 genannte Schlaf-Tracking. Dank der verbaute Bewegungssensoren kann Huawei auf Wachphasen und Phasen leichten und tiefen Schlafs schließen. Der optische Sensor zur Pulsmessung lässt zudem die Erkennung von REM-Phasen zu.
Überzeugend sind neben der übersichtliche Aufbereitung der Ergebnisse, vor allem die Vielfalt an Informationen, die Huawei bietet. Huawei dröselt nämlich nicht nur die Dauer der unterschiedlichen Schlafphasen auf, sondern bewertet diese auch.
Hinter jeder Bewertung steht eine Erklärung, welche Bedeutung die einzelne Schlafphase hat und wie ein optimaler Schlaf erreicht werden kann. Zudem bewertet Huawei die Tiefschlafkontinuität, d.h. wie häufig der wichtige Tiefschlaf unterbrochen wurde.
Neben der Aufbereitung der Ergebnisse machen auch die gemessenen Daten einen soliden Eindruck auf mich. Jedenfalls was Einschlaf-, Wach- und Aufstehzeiten angeht. Für alles andere braucht es ein Schlaflabor und das kann ich beim besten Willen nicht anbieten :)
Hinsichtlich der Genauigkeit ist es auf Augenhöhe mit Fitbit, die hier in meinen Augen eine Vorreiterrolle einnehmen.
Musiksteuerung am Handgelenk
Per Firmware-Update hat Huawei dem Band 4 Mitte März nachträglich die Funktion zur Steuerung der Musikwiedergabe auf dem Smartphone spendiert. Dass dabei die Apps zur Wiedergabe nicht eingeschränkt sind, ist von Vorteil. Das Band 4 steuert einfach die Musicplayer-App, die gerade auf dem Smartphone gestartet ist. Dass kann ein ganz normaler MP3-Player, aber eben auch ein Streaming-Dienst, wie Amazon Music sein.
Auf dem Display erscheint der Titel des Tracks als Laufschrift. Die Icons zum Springen zum vorherigen / nächsten Track bzw. zur Regelung der Lautstärke sind zwar ziemlich klein, aber erstaunlich funktionell. Selbst wenn man große Hände hat. Die Musiksteuerung erweitert die smarten Features des Band 4 und zeigt, dass Huawei auch die günstigeren Modelle mit Updates versorgt.
Huawei Band 4 beim Sport
Offiziell unterstützt das Band 4 neun verschiedene Sportmodus. Bei der Auswahl eines Sportmodus am Handgelenk sind nur acht zu finden:
- Laufen (Outdoor)
- Laufen (Indoor)
- Gehen (Outdoor)
- Gehen (Indoor)
- Radfahren (Indoor)
- Crosstrainer
- Ruderergometer
- Freies Training
Wo die neunte Sportart verschwunden ist, lässt sich nicht ausmachen. Rein vom Gefühl vermisse ich „Radfahren (Outdoor)“.
Der Unterschied zwischen Indoor und Outdoor manifestiert sich alleinig in dem Versuch das GPS-Signal eines gekoppelten Smartphones zur Aufzeichnung von Strecke und Tempo nutzen zu wollen. Weil das Band 4 im Gegensatz zum Band 4 Pro einen GPS-Chip vermissen lässt, kann es das in Eigenregie nicht tun.
Nicht überzeugen kann beim Sport das Display des Band 4. Es sind drei Gründe, die dem Band 4 das Sportleben schwer machen:
- Display zu klein
Das Display ist für den Sport schlichtweg zu klein. Zwar zeigt das Band 4 mit Dauer, Distanz, Kalorienverbrauch, HF-Zone, Puls, Tempo und Schritte/Minute eine Reihe sinnvoller Metriken an, die aber gerade in Bewegung zu klein erscheinen. Das Ablesen ohne Bewegung hingegen fällt dann schon leichter.
- Display zu lichtschwach
Trotz der fünf Helligkeitsstufen muss das Band 4 beim Sport unter freiem Himmel gegen helles Umgebungslicht ankämpfen. Um Huawei in Schutz zu nehmen: Das Problem liegt in der Natur leuchtender Displays und auch andere Hersteller haben damit zu kämpfen. Besser macht es die Sache natürlich nicht. Wer häufig unter freiem Himmel Sport treibt und dabei die Werte ablesen muss, der muss sich nach Produkten mit tranflektivem Display umtun.
- Bedienung mit nassen Händen
Touch-Display und schweißnasse Hände geht selten gut. Leider auch beim Huawei Band 4. Sind Display bzw. die Finger feucht, reagiert das Touch-Display selten wie gewünscht. Das betrifft das Wechseln von Ansichten beim Sport, als auch das Pausieren bzw. Beenden von Einheiten. Umso unglücklicher fällt auf, dass man zwischen Ansichten beim Sport nur durch eine Wisch-Geste wechseln kann. Ein Antippen wäre deutlich zielführender.
Fairerweise muss man sagen, dass das Huawei Band 4 kein ausgewiesene Sport-Produkt ist. Es bietet die Sportmodus im Grunde als Ergänzung an. Solange man die auf die erhobenen Informationen während des Sports nicht zugreifen muss, funktioniert auch das Band 4 beim Sport gut. Darüber hinaus hat es einen schweren Standpunkt.
Ergebnis des Huawei Band 4 Tests
Gemessen am Preis liefert das Huawei Band 4 ein ordentliches Ergebnis ab. Dabei schafft es Huawei leider nicht zu überraschen. Weder beim Funktionsumfang noch bei der Verarbeitung sticht das Band 4 aus der Menge heraus. Das Funktionsangebot ist überschaubar und eher Mittelmaß. Immerhin liefern die wenigen Funktionen gute bis sehr gute Ergebnisse, die zudem in einer hübschen, übersichtlichen App dargestellt werden.
Verbesserungspotential bietet das kleine Display, das zwar knallbunt und hell leuchten kann, die Informationen aber teilweise unsauber darstellt. Die Sportfunktionen des Band 4 sollten eher als nettes Extra gesehen werden, das solange gut funktioniert, wie beim Sport nicht auf Displays geschaut werden muss.
Für den Preis von etwa 40 € kann man definitiv nichts falsch machen. Dennoch gibt es Konkurrenz in der Preisklasse. Den Kauf eines Whitelabel-Produktes würde ich nicht empfehlen. Da spart man vielleicht 5-10 € aber eben auch viel an Komfort in der Benutzung (vor allem app-seitig).
Mit dem Xiaomi Mi Band 4 und dem Honor Band 5 sind Produkte im Markt, die dem Huawei Band 4 Konkurrenz machen. Im direkten Vergleich hat das Mi Band 4 sogar eine Naselänge Vorsprung.
Huawei Band 4 - Fakten
Bewertung
Funktionsumfang
Funktionen
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Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Huawei Band 4 von Huawei kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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