Jabra Elite Sport Test
Mit Musik auf den Ohren wird jede Anstrengung leichter. Das gilt offenbar nicht nur für mich, schenkt man den unzähligen getragenen Kopfhörern in Parks und Sportstudios Glauben. Damit das Hören nicht selbst zur Anstrengung wird, gibt es zwei wesentliche Anforderungen an Kopfhörer: Soundqualität und Tragekomfort sollen hohen Ansprüchen genügen.
Mit dem Elite Sport hat Jabra einen Bluetooth-Kopfhörer im Angebot, der auf dem Papier beide Anforderungen zu erfüllen verspricht. Das Besondere daran ist, dass man beim Elite Sport jegliche Bewegungsfreiheit genießt, denn die Kopfhörer sind kabellos – wirklich kabellos. Ich habe mir den Kopfhörer mehrere Wochen angeguckt und vor allem angehört. Hier ist das Ergebnis des Jabra Elite Sport Tests.
Unboxing und Lieferumfang
Jabra liefert den Elite Sport Kopfhörer in einer etwa Taschenbuch großen Verpackung aus festem Karton, die im klassischen gelb-grauen Design des Herstellers gehalten ist.
Die Vorderseite zeigt das Objekt der Begierde. Auf den anderen Flächen der Verpackung finden sich Fotos von Sportlern und Produktinformationen.
Wie beim Jabra Sport Pulse lässt sich die Pappschachtel, deren Vorderseite mit einem kleinen Magnetverschluss gehalten wird, zur Seite hin aufklappen. Dahinter verbirgt sich nochmal eine transparente, eingeklebte Folie, die das Herauspurzeln des Verpackungsinhalt verhindert. Dennoch hat man bereits jetzt den Blick frei auf einen guten Teil des Lieferumfangs.
Der Verpackungsinhalt besteht aus
- Elite Sport Kopfhörern
- Ladeschale
Dahinter versteckt finden sich noch
- Ear Wings (in 3 Größen)
- Ear Gels aus Silikon (in 3 Größen)
- Ear Tips aus Schaumstoff (in 3 Größen)
- Kurzanleitung / Garantieinformationen
- USB-Ladekabel
Wie beim Sport Pulse ist der Umfang zwar nicht besonders groß, auf jeden Fall aber ordentlich sortiert und sauber dargeboten.
Funktionsumfang – Ein Überblick
Normalerweise widme ich mich den Funktionen ja ein wenig später im Testbericht. Ich glaube, dass es bei den Elite Sport ganz gut ist zu erklären, was das Produkt alles kann, um die ein oder andere (positive, wie negative) Kritik besser einordnen zu können.
Beim Elite Sport handelt es sich um kabellose Bluetooth-Kopfhörer. Das mag zunächst nicht weiter überraschen, ist doch Bluetooth eine Drahtlos-Technologie. Kabellos meint hier aber wirklich kabellos. Sind bei den meisten Bluetooth-Kopfhörern die beiden Hörer mit einem Kabel bzw. einen Steg miteinander verbunden, sucht man Vergleichbares beim Elite Sport vergebens. Auch hier wird das Audiosignal über Funk übertragen.
Ein besonderes Highlight ist der integrierte, optische Sensor zur Pulsmessung im rechten Kopfhörer-Teil. Und damit es nicht albern aussieht, wenn das grün-pulsierende Licht handelsüblicher optischer HF-Sensoren die Ohren zum Leuchten bringt, verwendet Jabra Licht im Infrarot-Bereich.
Die HF-Messung funktioniert nicht nur zusammen mit der kostenfreien Jabra Sports App, sondern auch mit den gängigen hardwareunabhängigen Sport Apps, die den Elite Sport als Bluetooth HF-Sensor erkennen.
Die „Hear Through“ benannte Funktion ist aus meiner Sicht für all diejenigen interessant, die den Kopfhörer im Straßenverkehr nutzen wollen – Sport hin oder her. Hear Through sorgt dafür, dass Geräusche aus der Umgebung mittels zweier kleiner Mikrofone aufgenommen und in die Audiowiedergabe eingemischt werden, so dass Fahrradklingeln, Sirenen o.ä. trotz lauter Musik und Abschirmung gehört werden.
Erster Eindruck
Nicht jedes tolle Produkt hat eine ansprechende Verpackung und nicht jede tolle Verpackung beinhaltet eine überzeugendes Produkt, beides sind aber eher die Ausnahmen. Folglich sind meine Erwartungen, auch aufgrund des Preises, ziemlich groß und doch kann Jabra sie in vielen Punkten erfüllen.
Natürlich habe ich zunächst nach den Kopfhörern gegriffen. Deren Gewicht ist relativ hoch und verglichen mit den Jabra Sport Pulse auch ein gutes Stück größer. Das verwundert jedoch nicht, wenn man sich vor Augen hält, dass in beiden Kopfhörer-Teilen nebst Treiber und signalverarbeitender Elektronik auch noch der Akku, ein kleines Mikrofon und die Elektronik für die Funkübertragung Platz finden muss. Zusätzlich befindet sich im rechten Kopfhörer auch noch der optischen Sensor zur HF-Messung.
In Summe also eine Menge an Technik, die Platz einfordert und sich im Gewicht niederschlägt.
An der Verarbeitung der Kopfhörer ist nichts auszusetzen. Die Flächen sind sauber gearbeitet und Spalten nicht zu erkennen bzw. die Spaltmaße so gering, dass sie nicht ins Gewicht fallen.
Ladeetui für das Laden unterwegs
Was für den Kopfhörer gilt, setzt sich in der Ladeschale bzw. im Ladeetui fort. Auch diese fühlt sich zunächst unverhältnismäßig schwer an, ist aber solide gearbeitet. Da wackelt und knarzt nichts. Der Deckel schließt spürbar satt und wird sich im Alltag auch nicht von alleine Öffnen. Dafür ist der Federmechanismus einfach zu kräftig.
Das Gewicht erklärt sich aber nicht nur aufgrund der Bauweise und der Materialien, sondern vor allem aufgrund des integrierten Akkus, der die Elite Sport bis zu 2x vollständig laden kann, auch wenn die Ladeschale nicht per USB-Kabel an eine Stromquelle angeschlossen ist. Dazu müssen die Kopfhörer einfach in die Ladeschale gelegt und diese geschlossen werden.
Die Lösung überzeugt mich, weil sie momentan der beste Kompromiss aus Größe der Kopfhörer, überschaubarer Akkulaufzeit (bis zu 3h) und Portabilität ist. Zugegeben, einen Marathon werde ich in meinem Leben damit nicht schaffen, für die Laufrunden oder das Sportstudio sind sie natürlich hervorragend geeignet.
Da ich das Etui zur Aufbewahrung der Kopfhörer nutze, sind sie im Regelfall für die nächste Nutzung wieder aufgeladen. Jedenfalls besser und handlicher, als die Kopfhörer direkt per USB-Kabel mit Strom zu versorgen.
Hin und wieder muss das Ladeetui selbst über den Mikro-USB-Anschluss geladen werden. Eine kleine Status-LED am USB-Anschluss gibt über den Ladevorgang der Ladeschale Auskunft, zwei kleine LED an der Vorderseite über den der Kopfhörer.
Passformen für jedes Ohr
Vielleicht nicht für jedes, aber für eine ganze Reihe unterschiedlicher kleiner und großer Ohren legt Jabra die Ear Wings und die Ear Gels/Ear Tips bei, um für ein angenehmes Tragen zu sorgen. Form und Funktion folgen im Wesentlich den Passformen, die auch beim Sport Pulse beiliegen.
Bei den Ear Wings sind die Kanten nicht ganz sauber entgratet und das Silikon sieht etwas ausgefranst aus. Nichts, was im Gebrauch stört, aber eben auch nichts, was den tollen ersten Eindruck weiter unterstreicht.
Ich kann mich auch bei den Elite Sport eher mit den Ear Tips aus Schaumstoff anfreunden. Die Silikon-Variante ist nicht schlecht, die Schaumstoff-Stöpsel sitzen einfach besser im Gehörgang, weil sie sich nach anfänglichem Zusammendrücken wieder ausdehnen und den Gehörgang gut abschließen. Das sorgt nicht nur für einen guten Sitz, sondern auch für ein hervorragendes Abschirmen der Umgebungsgeräusche.
Die Abschirmung war beim Sport Pulse so hoch, dass ich mich beim Laufen schon häufiger umdrehen musste, weil ich das Gefühl hatte, mich auf mein Gehör nicht mehr richtig verlassen zu können. Weil das bei den Elite Sport genauso ist, freut mich die Hear Through Funktion natürlich umso mehr.
Einen Kritikpunkt gibt es dennoch und der ist in meinen Augen auch gar nicht so klein: Die Ear Wings sollen ja dafür sorgen, dass der Kopfhörer wirklich fest im Ohr sitzt, indem sich der kleine „Silikon-Wing“ in der Ohrmuschel „verkeilt“. Leider sitzt die Manschette des Ear Wings nicht so fest am Kopfhörer, wie es noch beim Sport Pulse der Fall war. Das hat zur Folge, das gerade zu Beginn, wenn man noch etwas ungeübt beim Einsetzen der Kopfhörer ist, der Ear Wing leicht vom Kopfhörer rutscht und der Kopfhörer dann nicht mehr fest im Ohr sitzt.
Weil das noch beim Einsetzen des Kopfhörers ist, fällt es in der Regel früh auf und man kann den Kopfhörer wieder aus dem Ohr nehmen, den Ear Wings „zurechtschieben“ und das Einsetzen erneut versuchen. Echt wichtig dabei ist darauf zu achten, dass der Wing auf den kleinen Plastiksteg am Kopfhörer gesetzt wird. Der soll das verrutschen zwar vermeiden, verhindern kann er es aber nicht.
Um ehrlich zu sein, das passiert mir selbst nach sechs Wochen Nutzung noch und jedes mal ärgere ich mich darüber. Ich denke, es ist eine Kleinigkeit für Jabra da den Halt zu verbessern. Letztendlich tauscht man ja die Ear Wings auch gar nicht so häufig, so dass ich lieber ein bisschen mehr Fummelarbeit beim erstmaligen Wechseln der Flügelchen, als bei jedem Einsetzen zu haben.
Ich möchte natürlich nicht ausschließen, dass ich mich einfach zu dumm anstelle.
Jabra Elite Sport – Viel Licht und wenig Schatten
Die Benutzung des Elite Sport ist denkbar einfach. Befinden sich die Kopfhörer in der Ladeschale und der Deckel ist geschlossen, sind die beide Kopfhörer ausgeschaltet. Beim Öffnen des Deckels werden beide aktiviert. Winzig kleine LED an beiden Kopfhörern geben über den Zustand Auskunft.
Natürlich lassen sich die Elite Sport auch ohne Ladeschale aktiveren und deaktivieren. Auf dem rechten Kopfhörer steht dafür die Multifunktionstaste zur Verfügung, auf dem linken Kopfhörer die „Leiser“-Taste für die Lautstärke. Auch hier zeigen die LED den Status an – was mir allerdings nichts nützt, wenn ich den Kopfhörer im Ohr habe. Die imposante Startmelodie tut es aber auch.
Auch einzeln ist der Elite Sport nutzbar, dann aber nur der rechte Kopfhörer, der die Verbindung mit dem Smartphone herstellt. Die beiden Kopfhörer verbinden sich automatisch, wenn sie nicht mehr als 25 Zentimeter voneinander entfernt sind.
Steuerung per Tasten
Ich fange mal mit der Sport-Taste am rechten Kopfhörer an. Dieser erlaubt die Jabra Sport App zu starten, das Training zu starten, zu pausieren, fortzusetzen und zu beenden. Ebenso lässt sich so der Status kurz ansagen. Der Griff zum Smartphone kann entfallen und ist schon aus diesem Grund goldwert. Nichts mag ich weniger, als mit schweißnassen Händen nach der teueren Elektronik zu greifen.
Jedenfalls, kann ich mein Smartphone schon sicher verstauen und muss nicht zunächst am Touchscreen alles starten, um es dann schnell zu verstauen, bevor es auf die Strecke geht.
Über die Multifunktionstaste, die ebenfalls am rechten Kopfhörer ist, lässt sich die Musikwiedergabe starten und pausieren, sowie ein Anruf annehmen, beenden oder ablehnen. Dazu reicht ein einmaligen bzw. doppeltes Antippen aus. Wird die Multifunktionstaste ca. 1 Sekunde gehalten, wird auf dem gekoppelten Smartphone Siri, Google Now oder Cortana aktiviert. Ein kurzes doppeltes Drücken der Taste aktiviert bzw. deaktiviert Hear Through. Dazu gleich mehr…
Am linken Kopfhörer befinden sich die beiden Tasten zur Lautstärkeregelung, die durch langes Antippen auch genutzt werden können, um zum nächsten bzw. dem vorherigen Bild zu springen.
Die Lösung mit dem ca. 2 Sekunden langen antippen zum Überspringen von Titeln ist nicht so meins. Gerade beim Sport sind zwei Sekunden einfach eine Ewigkeit. Ist man am Laufen fehlt der Arm beim Pendeln, wenn er zwei Sekunden am Ohr zugange ist. Was dem Elite Sport hier wirklich gut zu Gesicht stehen würde, wäre eine Tap-Lösung, wie beim Fitbit Alta HR. Das reagiert nämlich auf Antippen und zwar nicht per Touch, sondern registriert durch den Beschleunigungssensor.
Das würde auch beim Elite Sport erlauben einfach zweimal kurz dagegen zu tippen, um zum nächsten Lied bzw. dreimal zu tippen, um zum vorherigen Lied zu kommen. Klar ist das mein Wunschkonzert, aber manchmal muss man Wünsche ja äußern, bevor sie erfüllt werden.
In Summe sind es schon eine ganze Menge an Funktionen, die man alleine über die vier Tasten an den beiden Kopfhörern aufrufen kann. Dass die nicht nach 3 Tagen alle verinnerlicht sind ist klar. Ich nutze aber selbst auch nur einen kleinen Teil, so dass es sich wirklich auf ein paar Dinge beschränkt, die sich häufig wiederholen.
Mit der Elite beim Sport
Der Elite Sport ist in erster Linie ein Sportkopfhörer und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist er Begleiter beim Sport unter freiem Himmel. Dabei ist es egal, ob es sich um Laufen, Radfahren o.ä. handelt – die Jabra Sports App hält die wichtigsten Sportarten bereit, von denen manche das GPS-Signal des Smartphones nutzen, andere hingegen darauf verzichten:
- Laufen
- Fahrradfahren
- Gehen
- Wandern
- Skifahren
- Skaten
- Laufen (Laufband)
- Gehen (Laufband)
- Spinning
Während der sportlichen Aktivität informiert eine angenehme Frauenstimme über die wichtigsten Daten, wie z.B. Dauer, Distanz, Herzfrequenz und Herzfrequenzzone. Das alles lässt sich natürlich in der App konfigurieren, so dass ihr aus folgender Liste von Ansagen wählen könnt:
- Entfernung
- Dauer
- Trainingseffekt
- Kalorien
- Aktueller Puls
- Durschnittlicher Puls
- Pulszone
- Aktuelles Tempo
Dazu braucht es aber immer die App. Ohne das Mitführen eines Smartphones funktioniert die Aufzeichnung von Aktivitäten einfach nicht.
Neben der Begleitung beim Sport unter freiem Himmel, hält der Elite Sport bzw. die Jabra Sports App noch ein feines Coaching für Fitness- und Kraftübungen bereit: In der App kann aus einer Reihe von Zirkeltrainings mit unterschiedlichen Übungen gewählt werden. Nach dem Start des Trainings über die App oder durch Tastendruck am Ohrhörer zählen Kopfhörer und App die Wiederholungen und melden sich zwischendurch bei Erreichung der Hälfte der Wiederholungen, sowie zum Ende der Übung.
Auch die Dauer und das Ende der Pausen werden über den Kopfhörer mitgeteilt. Jede neue Übung kann entweder über das Smartphone oder durch erneutes Drücken der Sporttaste gestartet oder pausiert werden.
Hear Through – Sinnvolle Idee mit Abstrichen in der Umsetzung
Wirklich neugierig war ich die „Hear Through“ getaufte Technologie. Mit Hilfe der kleinen Mikrofone, die in beiden Kopfhörern verbaut sind, werden Geräusche aus der Umgebung aufgenommen und in das Audiosignal eingemischt. Damit sollen auch Gespräche bei der sonst sehr guten Abschirmung möglich sein. So gut wie auf dem Papier klingt das Ergebnis leider nicht. Vorweg – funktionieren tut das Konzept, nur leider mit Abstrichen.
Schon beim Aktivieren von Hear Through per App oder Knopfdruck ist ein deutliches Grundrauschen wahrnehmbar, das zwar vom eigentlich Audiosignal teilweise überdeckt wird – hörbar bleibt es dennoch. Einprägsamer ist aber die Qualität der eingemischten Umgebungsgeräusche, denn vieles wirkt blechern und übersteuert. Das Knistern einer Papiertüte vom Bäcker war im S-Bahn-Wagen überdeutlich wahrnehmbar, auch wenn besagte Papiertüte rund zwei Meter entfernt war. Es ist nur eines von vielen Beispielen.
Gleichsam erfährt man bei der Bedienung der Elite Sport eine ganz neue auditive Erfahrung, denn die eignen Finger sorgen beim Antippen immer für ein deutlich hörbare Reaktion der Mikrofone.
Dennoch funktioniert der Ansatz, auch wenn er in meinen Augen kein Blumentopf gewinnen wird. Die Umgebung nimmt man sicherlich mehr wahr, wenn auch mit einschränkender Qualität.
Jabra Sport Life App
Auch wenn ich die App im Sport Pulse Test bereits einmal vorgestellt habe, soll es hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung geben.
Die App gliedert sich in die folgenden Bereiche:
- Training
- Trainingsplan
- Mein Körper
- Verlauf
- Leistungen
Am ehesten wird man sich wohl im Bereich „Training“, „Mein Körper“ und „Verlauf“ aufhalten. Das gilt jedenfalls für mich. Vorher sollten wir jedoch einen Blick auf den VO2max-Test werfen.
VO2max-Test
VO2max ist ein Zahlenwert, der Auskunft darüber gibt, wie gut der Körper auf körperliche Belastung reagiert. Für die Laien unter uns: Er beschreibt, wie fit man ist. Das ist aus physiologischer Sicht natürlich so nicht ganz richtig, muss aber für das Verständnis reichen.
Normalerweise kann der Wert nur aufwendig im Labor bestimmt werden, doch es ein paar gute Näherungsverfahren, von denen auch Jabra Gebrauch macht. Es braucht mindestens 15 Minuten Laufen, um durch Kopfhörer und App den VO2max-Wert bestimmen zu lassen. Voraussetzung ist das Erreichen einer bestimmten Herzfrequenz (also körperlichen Anstrengung). Anhand der Herzfrequenz und der Daten, die per Smartphone und GPS ermittelt werden, bestimmen komplexe Algorithmen dann den VO2max-Wert.
Die Messung wird mit der Zeit genauer, so dass es weniger enttäuschen, als vielmehr motivieren sollte den Test zu wiederholen. Und selbst ich, der ja doch recht viel mit unterschiedlichster Sportelektronik unterwegs bin, bekomme weiterhin nur eine durchschnittliche Fitness bescheinigt. Enttäuschend ja, aber motivierend zugleich.
Training
Wer schnell starten möchte, kann über den Punkt „Training“ Aktivitäten ad-hoc aufzeichnen. Wer ein Ziel vor Augen hat (u.a. Zeit, Distanz, Kalorienverbrauch, Tempo, HF-Zone), kann das Training danach gestalten oder einfach zügellos sich auf den Weg machen und sich einfach „verfolgen lassen“. Auch Intervall-Trainings sind möglich, immer mit dem Vorteil, dass die Informationen per Sprachansage aufs Ohr kommen.
Damit ein bisschen Abwechslung in Sportleben kommt, schlägt Jabra übrigens wechselnde Sportarten vor.
Verglichen mit anderen Sport-Apps sieht die Sport App von Jabra etwas nüchtern aus. Während der Trainingsaufzeichnung finden sich auf der ersten Datenseite nur zwei Datenfelder, die sich zwar konfigurieren lassen, aber doch viel Platz lassen. Mehr Infos bietet die zweite Datenseite, die per Wischen erreicht werden kann. Hier sind es sieben Datenfelder, die sich ebenfalls frei wählen lassen.
Während der Aufzeichnung meldet sich die App immer wieder mit einem kurzes Zwischenergebnis. Das funktioniert ähnlich wie z.B. bei Runtastic und lässt sich detailliert einstellen. Die Sprachqualität ist brilliant und wirkt nie synthetisch. Nach der Aufzeichnung wird die gesamte Zusammenfassung mittels Kopfhörer übertragen.
Ein bisschen Farbe hätte der App wirklich gut getan. Wie gesagt, es ist nicht schlecht, aber Runtastic und Co. dann doch einfach hübscher und vielleicht auch vollständiger. Stört mich aber weiter nicht, weil ich ja eben einfach zu Runtastic, Endomodo und Co. wechseln kann.
Trainingsplan erstellen
Wer ein bisschen Unterstützung bei der Planung des eigenen Trainings benötigt, findet in der Funktion „Trainingsplan“ einen Helfer. In Abhängigkeit des Ziels, plant die Jabra App Trainingseinheiten für die kommenden Wochen und Monate.
Anspruchsvoll ist die Zeitplanung allemal, denn schon für die niedrigste Zielstufe „Erhalt der Fitness“ schlägt die App drei Trainingstermine pro Woche vor. Zur „kontinuierliche Steigerung“ muss man bereits viermal die Woche antreten. Nur einen Tag sportfrei hat man bei der Zielsetzung „sehr deutliche Verbesserung“.
Drei mal pro Woche Sport unterzubringen ist nicht nur für Berufstätige schwer. Ich glaube, dass ein seichterer Einstieg die Chancen erhöht, dass der Trainingsplan langfristig genutzt wird. Wenn ich es schon anfangs zeitlich oder konditionell nicht schaffe, dann mag das schnell demotivieren.
Insgesamt dennoch eine Funktion mit Potential, auch wenn ihr ein bisschen mehr Flexibilität fehlt.
Cross-Training
Ebenfalls sehr ansprechend umgesetzt ist die Funktion „Cross-Training“. Ich würde es ja durchweg als Zirkel-Training ohne Geräte bezeichnen, aber was soll’s. Neben der Möglichkeit auf einen der 13 vorgegeben Zirkel zurückgreifen zu können, können eigene Zirkel aus 50+ Übungen zusammengestellt werden.
Zunächst toll, dass es beiden Möglichkeiten gibt, noch toller wird es aber wenn so ein Cross-Training durchgeführt wird. Dann nämlich erfolgt die Leitung des Trainings per Durchsage über die Kopfhörer in bester Sprachqualität.
Die Wiederholungen mancher Übungen erkennt Jabra anhand der Kopfbewegungen, so dass die Übung erst dann beendet ist, wenn alle Wiederholungen erkannt wurden. Alternativ kann man eine Übung natürlich auch manuell beenden und zur nächsten springen.
Verlauf
Im Verlauf sind alle aufgezeichneten Aktivitäten vermerkt und können als CSV exportiert, wie auch im Detail angeschaut werden.
Pulsmessung am Ohr
Dass sich Jabra für die Messung des Herzfrequenz am Ohr entschieden hat, kommt nicht von ungefähr, denn die Haut ist hier gut durchblutet und relativ dünn. Ansonsten funktioniert die HF-Messung im Wesentlichen genau so, wie auch am Handgelenk oder Oberarm: Die Haut wird mit Licht bestrahlt und ein Teil des Lichtes wird reflektiert und von einem Sensor gemessen. Der Anteil reflektierten Lichts ändert sich mit der Menge Blut, die gerade durch die Adern fließt und mit jedem Herzschlag an- und abschwillt.
Während meiner Läufe haben die Elite Sport den Puls zuverlässig gemessen. Die Qualität der Messung steht und fällt aber mit dem Sitz des Hörers im Ohr. Wackelt da irgendwas, kommt auch die Messung ins Wanken. Präzise sind die Messungen mit dem optischen Sensor nie – jedenfalls nicht so genau, wie mit einem Brustgurt. Studien, die eine Genauigkeit von 99,X Prozent versprechen gehen irgendwie an der Realität vorbei. Jedenfalls sind das meine Erfahrungen.
Für das Trainieren in einer bestimmten Herzfrequenzzone reicht die Genauigkeit allemal aus. Die Elite Sport sind nunmal kein medizinisches Gerät und haben diesen Anspruch auch nicht. Hab ich übrigens noch von keinem anderen Hersteller gehört, um mal eine bessere Einordnung zuzulassen.
Wie bei allen optischen Sensoren hinkt die Messung im Vergleich mit dem Brustgurt hinterher. Der Eindruck mag beim Elite Sport verstärkt auftreten, weil die App den Puls nur alle 10 Sekunden aufzeichnet. Jedenfalls ist es das, was man beim Export der Daten in eine CSV-Datei beobachten kann. Es ist aber wirklich eine Eigenheit der Jabra Sports App, denn in Verbindung mit Runtastic erfolgt die Messung und Aufzeichnung jede Sekunde. Da ich keine Möglichkeit gefunden habe, die Genauigkeit in der App zu erhöhen, ist das leider ein Kritikpunkt.
Wirklich positiv ist, dass Jabra die Elite Sport mit der Jabra Sports App nicht zwangsverheiratet. Will heißen, dass die Elite Sport auch mit den wichtigsten Branchenvertretern (z.B. Runtastic, Strava, Runkeeper, Endomondo) funktioniert und dort als Herzfrequenz-Sensor eingebunden werden kann. Auch eine Polar M200 hat den HF-Sensor in den Kopfhörern erkannt und die Kopplung angefragt.
Fazit: Jabra Elite Sport Test
Kabellose Kopfhörer sind nicht erst seit Apples Airpods ein gefragtes Thema. Mit der notwendigen Expertise hat es Jabra geschafft, einen kabellosen Kopfhörer auf den Markt zu bringen, der sich mit den Airpods und Bragis Dash messen kann. Einen Gesamtsieger auszumachen, ist aus meiner Sicht nicht möglich, richten die Produkte sich mit ihren Alleinstellungsmerkmalen doch an unterschiedliche Benutzergruppen.
Festhalten kann man, dass Jabra momentan am meisten Technik auf kleinstem Raum unterbringt. Vieles davon ist für Sportler von Interesse, so dass Jabra hier auch deutlich vor Apple und Bragi ins Ziel läuft. Ich denke sportliche Technik-Enthusiasten werden mit den Elite Sport ihr wahre Freude haben. Wer bereits eine guten Fitness Tracker bzw. eine gute Sportuhr besitzt, für den ist die Investition deutlich schwerer zu rechtfertigen, denn im Vergleich zur Sportelektronik für das Handgelenk, bringt Jabra wenig neue Funktion mit.
Die Kopfhörer sind mit 249,99 EUR (UVP) wirklich nicht die günstigsten, aber eben die mit der innovativsten Kombination aus hochwertiger Technik. An der Soundqualität gibt es nur zu meckern, wenn Hear Through eingeschaltet ist. Ansonsten klingen die Elite Sport ausgeglichen und nie langweilig. Ein bisschen mehr Tiefgang wäre wünschenswert, kann aber mit dem Equalizer in der App bzw. durch Apps von Drittanbietern erreicht werden.
An das hörere Tragegewicht muss man sich gewöhnen, genauso wie an die Bedienung über die Buttons. Beides geht aber rasch und trotz des Gewichts ist noch kein Kopfhörer herausgefallen. Ich muss aber zugeben, dass die Sorge immer mitläuft.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Jabra Elite Sport von Jabra kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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