Polar Ignite 3 – Meine Erfahrung nach 6 Wochen intensivem Testen
Mit der Ignite 3 hat das finnische Unternehmen Polar eine neue Version seiner Sportuhr für Fitness-Enthusiasten vorgestellt. In diesem Review erfährst du alles über die neuen Funktionen, u.a. das AMOLED-Display mit konfigurierbaren Watchfaces, das Audio-Feedback und die innovative Funktion „SleepWise“.
Verglichen mit Garmin und Fitbit mag das finnische Unternehmen recht klein sein und gehört dennoch zu den beliebtesten Herstellern im Bereich der Sport- und Fitness-Uhren. Gründe hierfür gibt es zahlreich, ein wesentlicher dürfte der Fokus auf die sportlichen Aspekte und Funktionen sein, denn während viele Hersteller versuchen eierlegende Wollmilchsäue zu entwerfen, besinnt sich Polar auf die jahrelange Expertise im Sportbereich.
Zu diesem Angebot an Sport- und Fitness-Uhren gesellt sich mit der Ignite 3 eine kleine GPS-Sportuhr, die besonders schlank und leicht ist und im Vergleich mit ihrem Vorgänger Ignite 2 (Testbericht) deutlich mehr zu bieten hat.
Polar Ignite 3 im Überblick
In Polars Portfolio tummeln sich eine Reihe von Sportuhren, die auf den ersten Blick sehr ähnlich sind. Der Übersicht halber findest du nachfolgend die wesentlichen Charakterzüge von Ignite 3, Ignite 2, Vantage M2 und Pacer.
Ignite 3 | Ignite 2 | Vantage M2 | Pacer | |
---|---|---|---|---|
Display | 1,28" (AMOLED) | 1,2" (TFT) | 1,2" (transflektiv) | 1,2" (MIP) |
Auflösung | 416 x 416 | 240 x 240 | 240 x 240 | 240 x 240 |
Touchsteuerung | + | + | - | - |
Gewicht | 35 g | 35 g | 45 g | 40 g |
Integriertes GPS | + | + | + | + |
Akkulaufzeit (GPS) | 30 h | 20 h | 30 h | 35 h |
Wasserdichtigkeit | 30 Meter | 100 Meter | 30 Meter | 50 Meter |
Die wichtigsten Änderungen stehen alle im Zusammenhang mit dem neuen AMOLED-Display. Mit diesem steigen nicht nur Auflösung und Durchmesser des Displays, sondern aufgrund des etwas größeren Akkus auch die Dicke der Ignite 3.
Darüber hinaus unterscheiden sich die Modelle meist im Funktionsumfang und der optischen Zielgruppen-Positionierung.
Neu und nennenswert
- 1,28″ AMOLED Display mit Gorilla Glas
- Always-On-Option
- Multi-Band GNSS
- Neuer Prozessor + mehr Speicher
- Konfigurierbare Dashboards
- Running & Walking Test
- Manuelle Rundenzeiten
Unboxing und erster Eindruck
Polar vertreibt die Ignite 3 in der üblichen in Rot und Weiß gestalteten Verpackung, die neben Produktnamen und -foto nur wenige Informationen zieren. Somit hält die Verpackung auch keine Überraschungen bereit.
In der Verpackung findet sich neben der Ignite 3 das neu gestaltete Silikonarmband in 20 mm Breite und das ebenfalls neu gestaltete USB-Ladekabel „Polar Charge 2.0“. Wenn man es genau nimmt, ist das Armband dreiteilig, denn Polar legt alles bei, um das Armband für Handgelenke von 135 bis 210 mm Umfang passend zu machen.
Dass sowohl Armband, als auch Ladekabel in einer kleinen Plastiktüte daherkommen, ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Das können andere Unternehmen besser und ich bin ziemlich sicher, beim nächsten Mal gehört Polar auch dazu.
Die kleinen Faltheftchen mit Garantie- und Sicherheitshinweisen kann man getrost in der Packung belassen. Auch eine Schnellstart-Anleitung braucht es in der Regel nicht.
Wer sonst eher mit den komplexeren Sportuhren Vantage V2, Grit X Pro oder auch der Vantage M2 zu tun hat, dem fällt zunächst das schlanke Erscheinungsbild der Ignite 3 auf. Auf dem Papier ist die Ignite 3 mit 9,5 mm zwar einen Millimeter dicker als der Vorgänger, im Alltag merkt man davon aber nichts. Mit 35 g ist die Sportuhr gleichzeitig sehr leicht.
Schick gestaltet hat Polar das 1,28″ große Display, das erstmals stabiles und kratzerresistentes Gorilla Glas nutzt und sich zu den Rändern hin sanft wölbt.
Die Verarbeitung ist ohne Beanstandung: Wenn sich überhaupt Spaltmaße erkennen lassen, dann sind sie äußerst gering und gleichmäßig.
Die optischen Sensoren sind rückseitig plan verbaut, während sie bei der Ignite 2 ein wenig aus dem Uhrenkörper hevorstehen. Polar greift dabei auf das bewährte Sensorenlayout von Polar Prime zurück, bei dem zehn LED und vier Fotodioden konzentrisch angeordnet sind.
Die Verwendung von roten, gelben und grünen LED soll dank der unterschiedlichen Wellenlängen stabile Ergebnisse selbst für unterschiedliche Hauttypen ermöglichen. Bisher fährt Polar mit diesem Ansatz sehr gut.
Die Neugestaltung des Ladekabels war in meinen Augen nicht notwendig. Ich bin gut mit der kleinen, magnetischen Ladeschale in Größe einer 2-Euro-Münze ausgekommen. Der neue Anschluss ist ein gutes Stück kleiner und damit weniger intuitiv zu handhaben. Die kleinen Magneten sorgen für ausreichend Haftung und Führung beim Anlegen des Ladekabels.
Großer Schritt mit kleinem AMOLED-Display
Beim Thema Display-Technologie scheiden sich bei Sportuhren die Geister. Mit LCD, AMOLED und transflektiven MIP stehen drei unterschiedliche Technologien zur Verfügung – jede mit Vor- und Nachteilen.
Bei den gehobenen Sportuhren greift Polar aktuell ausschließlich auf transflektive MIP-Displays zurück. Diese sind immer aktiv, dennoch stromsparend und trumpfen in direktem Sonnenlicht stark auf. Dennoch fehlt es ihnen an Brillianz, knackigen Farben und hohen Auflösungen. Eigenschaften die in Zeiten von Smartwatches und Smartphones vielfach auch bei Sportuhren gefragt sind.
Mit der Ignite 2 hat Polar bereits versucht diesen Bedürfnissen des Marktes Rechnung zu tragen und die Uhr mit einem LCD-Display ausgestattet. Die Ignite 3 setzt noch mal eins drauf und bietet ein hochauflösendes AMOLED-Display.
Bei 1,28″ Displaygröße und einer Auflösung von 416 x 416 Pixeln kommt die Ignite 3 auf eine Pixeldichte von 325 PPI. Das ist auf Augenhöhe mit anderen Herstellern, die ebenfalls hochauflösende AMOLED-Displays anbieten.
Das Display der Ignite 3 macht aber nicht nur auf dem Papier eine gute Figur, es weiß auch im Alltag zu überzeugen. Die Farben sind kräftig und die Auflösung hoch genug, um die dargestellten Informationen scharf zu zeichnen. Das macht sich vor allem bei Schriften gut, bei denen die Buchstaben nicht mehr ausfransen, sondern gestochen scharf erscheinen.
Eine Überarbeitung der Screens und Menüführung hätte das Potential des Displays aber noch besser ausreizen können. Ein wenig erinnert die Situation an die der Garmin Venu, die erst in der zweiten Generation und mit angepassten User Interface optisch richtig stark auftrumpfen konnte.
Immerhin sind bei Polar erste gute Ansätze erkennbar. Immerhin bietet die Ignite 3 nicht ausschließlich 1:1 portierte Ansichten. Mit Blick in die Zukunft muss hier die Zusammenarbeit mit MicroEJ genannt werden, die Polar dieser Tage verkündet hat. MicroEJ bietet Software-Container und Entwicklungswerkzeuge für IoT-Geräte und Wearables. Es darf davon ausgegangen werden, dass sich künftige Produkte mit einem optisch stärkeren UI präsentieren werden.
Momentan bewegt sich Polar bei der Ignite 3 jedoch im Spannungsfeld zwischen Aufwand, Nutzen und Identität, denn wer bereits eine Uhr von Polar hat, der wird sich auf der Ignite 3 unmittelbar zurechtfinden.
Grundlegende Bedienung
Die Ignite 3 verfügt ebenso wie der Vorgänger über nur einen Knopf, der auf 9 Uhr positioniert ist. Der Knopf führt in den allermeisten Fällen zum Watchface zurück. Für den Fall, dass man sich bereits auf dem Watchface befindet, ruft ein Drücken des Knopfes das Hauptmenü auf.
Jede andere Interaktion mit der Ignite 3 findet über Wisch- und Tipp-Gesten statt.
Vom Watchface ausgehend kann man durch Wischen nach links und rechts durch die unterschiedlichen Ansichten wechseln:
- Tägliche Aktivität
- Wöchentliche Zusammenfassung
- Sonnenauf- / Sonnenuntergang
- Wetter
- Cardio Load Status
- Nightly Recharge
- Fitspark Trainingsanleitung
- Musiksteuerung
Was bei vielen Anbieters „Widget“ heißt, lässt sich bei Polar in den Einstellungen der Uhr einfach ein- bzw. ausblenden.
Wischt man auf dem Watchface von oben nach unten, gelangt man zu den Schnelleinstellungen. Hier kann man u.a. den Flugmodus, Alarme und die Touchscreen-Sperre de-/aktivieren.
Wischt man auf dem Watchface hingegen von unten nach oben, werden die letzten Benachrichtigungen angezeigt. Wird eine Benachrichtigung angetippt, öffnet sich dieser in einer Detailansicht.
Auf die meisten Eingaben reagiert die Polar zügig, wenngleich ein leichter Versatz immer wieder beobachtet werden kann. Das hat sich die Ignite 3 noch nicht abgewöhnen können und dennoch fühlt sich die Interaktion flüssiger als bei der Ignite 2 an. Die deutliche Verzögerung, die zunächst noch beim Wechsel zum Watchface beobachtet werden konnte, hat Polar per Firmware-Update in der Version 1.2.1. behoben.
Unterm Strich ist die Leistung des Touchdisplays eine gute und die Ignite 3 reagiert präziser als es noch beim Vorgänger der Fall war.
Funktionen der Polar Ingite 3
Schaue ich mir Sportuhren und Smartwatches an, dann lässt sich der Funktionsumfang in der Regel recht gut in die Aspekte
- Funktionen für den Alltag
- Funktionen für die Gesundheit
- Funktionen für den Sport
unterteilen. Ich werde das auch in diesem Testbericht genauso handhaben. Es lohnt an dieser Stelle aber noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Ignite 3 in erster Linie eine Sportuhr ist und in den anderen Bereichen eher wildern geht. Mit diesem Hinweis im Hinterkopf – auf geht’s.
Neue Funktionen
Werfen wir zunächst einen Blick auf die neuen Funktionen der Ignite 3, als da wären die neue Metrik „SleepWise“ und das Audio-Feedback während Workouts.
Gerade noch über die Strukturierung des Funktionsumfangs der Ignite 3 gesprochen und prompt mit einem anderen Thema begonnen. Tja, ich ändere häufig meine Meinung und manchmal auch blitzschnell. Der Grund dafür ist aber, das ich nicht so recht weiß, wo ich insbesondere die neue Funktion „SleepWise“ einsortieren soll.
SleepWise
Worum geht’s? SleepWise ist eine neue Metrik, die Polar mit der Ignite 3 eingeführt hat. Dabei analysiert Polar Quantität, Qualität und Rhythmus des Schlafs und ermittelt, wie sich das auf das eigene Aufmerksamkeitsniveau und Leistungsniveau auswirkt.
Dabei werden Zeitfenster identifiziert, in denen das Leistungsvermögen im Vergleich zum Rest des Tages besonders hoch ist. In Folge kann man seinen Tag ein bisschen planen und anspruchsvolle Vorhaben in die Zeiten legen, in denen man besonders leistungsfähig ist.
Zum besseren Vergleich von verschiedenen Tagen wird der positive Einfluss als sogenannter Boost-Wert (max. 10) dargestellt.
Bisher reagiert die Metrik bei mir vor allem auf mangelnden und unregelmäßigen Schlaf. Mal schauen, wie sich die Werte einschwingen, wenn wieder ein bisschen Normalität in den Nach-Weihnachtszeit-Alltag einkehrt.
Auch wenn die Erhebung mit Sicherheit eine andere ist, erinnert das Feature doch ein wenig an die Metriken „Daily Readiness Score“ von Fitbit bzw. „Body Battery“ von Garmin. Diese sich nicht jedoch nicht den Biorhythmus des Menschen zunutze.
Update: SleepWise steht mittlerweile allen Produkten mit Sleep Stages Plus zur Verfügung.
Audio-Feedback während Workouts
Das Audio-Feedback gehört ebenfalls zu den neuen Features, die Polar mit der Ignite 3 eingeführt hat. Das Feature soll es erlauben sich besser auf das Training zu konzentrieren, indem die wichtigsten Trainingsdaten über gekoppelte Kopfhörer mitgeteilt werden und somit der Blick zur Uhr entfällt.
Die geteilten Informationen umfassen u.a.
- Herzfrequenz
- Rundenzeiten
- Trainingsabschnitte
- Zonen
Was zunächst danach aussieht, als ob die Ignite 3 die Ansagen direkt auf gekoppelte Kopfhörer überträgt, stellt sich bei genauen Hinsehen ein wenig anders dar. Entscheidend für das Funktionieren ist die Polar Flow App und ein per Bluetooth gekoppeltes Smartphone / Tablet, denn die Audio-Inhalte werden von der App produziert und auf Lautsprecher oder Kopfhörer übertragen. Die Sportuhr steuert nur die Werte bei, die dann während des Sports, beim Starten, Pausieren oder Beenden einer Aufzeichnung zu hören sind.
Funktionen für den Alltag
Polar spricht mit der Ignite 3 vor allem Fitness begeisterte Menschen an, so dass der Umfang der Funktionen für den Alltag eher übersichtlich ausfällt.
Watchfaces
Neben dem AMOLED-Display ist die Überarbeitung der Watchfaces eine der großen Neuerungen der Ignite 3. An dem Umstand, dass die Auswahl an Watchfaces limitiert ist, ändert sich auch mit der Ignite 3 nichts.
Immerhin wurde die Watchfaces überarbeitet und sehen nicht mehr so altbacken aus. Wie gesagt, das volle Potential eines hochauflösenden Displays muss sich Polar noch erschließen, aber es geht in die richtige Richtung.
Neben dem generellen Layout können die Hintergründe bzw. für das analoge Design das Aussehen des Zahlenkranzes geändert werden. Auch die Akzentfarbe lässt sich anpassen. Die Anpassung betrifft zwar nicht alle Ziffernblätter, aber die meisten.
Der große Pluspunkt bei den neuen Watchfaces besteht in der Möglichkeit kleine zusätzliche Datenfelder auf dem Watchfaces (sogenannte „Complications“) unterzubringen.
Tippt man auf dem Watchfaces auf ein solches Datenfeld, gelangt man direkt zu den Detailinformationen. Auf der Ignite 2 (wie auch anderen Modellen von Polar) musste vormals zunächst das entsprechende Widget aufgerufen werden, um von dort zu den Details zu gelangen.
Sonnenauf- / Sonnenuntergang
Erstmalig mit der Grit X Pro hat Polar das Widget für Zeiten des Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergangs eingeführt.
Hier lässt sich sehen, wann sich die Sonne über den Horizont schiebt bzw. wann die Dämmerung einsetzt. Auch die Tageslänge rechnet die Uhr für euch aus.
Im Vergleich zur Grit X Pro bzw. Vantage V2 wurde die Ansicht ein wenig überarbeitet und nutzt das hochauflösende Display bereits aus.
Wetter
Auch die Wetteranzeige wurde überarbeitet und nutzt das Mehr an Pixeln voll aus.
Die Darstellung der Vorhersage für die kommenden 12 Stunden sieht schon ziemlich cool aus, die Detailansicht erinnert dann wiederum an vergangene Zeiten. Schade, dass eben diese Ansicht nicht als Watchface zur Verfügnug steht.
Für die Wetterdaten nutzt die Uhr die letzten Positionsdaten und freie Wetterdienste im Internet, deren Daten dann über das gekoppelte Smartphone zugespielt werden.
Musiksteuerung
Vom neuen Display profitiert auch die Musiksteuerung, die quasi als Fernbedienung für eine Musik-App auf dem gekoppelten Smartphone dient. So passen die Schaltflächen zum Springen zwischen Tracks und zum Starten / Pausieren der Wiedergabe mit den Schaltflächen für die Lautstärkeregelung gemeinsam auf eine Ansicht. Bei den weniger hochauflösenden Displays verteilen sich die Schaltflächen noch auf zwei Ansichten.
Ein kleines Icon zeigt an, um welches App es sich auf dem Smartphone handelt. Das klappt allerdings nur bei den weitverbreiteten Apps.
Manchmal erwische ich die Ignite 3 dabei, dass sie ein Tippen auf das Icon für den nächsten Track nicht richtig registriert, denn das Icon liegt recht weit außen am Displayrand. Es mag aber auch am Durchmesser meines Fingers liegen :)
Funktionen für die Gesundheit
Gesundheit, Fitness und Sport stehen für sich selten allein und deshalb sind die Funktionen der Ignite 3 an dieser Stelle nicht ganz trennscharf. Ich will hier aber versuchen alle die Funktionen zu berücksichtigen, die die Ignite 3 vor allem passiv anbietet. Das sind Funktionen bei denen die Uhr den Nutzer im Laufe von Tagen, Nächten, Wochen und Monaten beobachtet und Rückschlüsse auf die Gesundheit und Aktivitäten zum Erhalt eines gesundes Lebensstils zulässt.
Activity Tracking
Natürlich kann die Ignite 3 die Aktivitäten eines (All)tags vermessen. Das beginnt bei den zurückgelegten Schritten, aus denen die Uhr die zurückgelegte Distanz und den Kalorienverbrauch berechnet.
Das funktioniert recht zuverlässig, hat aber auch eine kleine Schwäche. Während viele Konkurrenzprodukte daran erinnern, sich regelmäßig zu bewegen, scheint die Ignite 3 (sowie auch andere Produkte von Polar) das recht genügsam zu sein. Jedenfalls taucht die Erinnerung bei mir äußert selten auf, wohingegen Fitbit und Co. sehr zuverlässig daran erinnern, wenn nicht mindestens 250 Schritte pro Stunde absolviert werden.
24/7 Herzfrequenzmessung
Ohne Probleme funktioniert die Messung der Herzfrequenz am Handgelenk. Ja, per Optik gemessene Werte hinken denen von HR-Brustgurten bei schnellen Wechseln der Pulsrate immer ein bisschen hinterher. Ja, auch die Genauigkeit ist bei den HR-Brustgurten ein bisschen genauer. Für den Freizeitsport reicht die Leistung aber allemal aus.
In den letzten 4 Wochen sind nur dann Lücken in der Messung zu beobachten, wenn ich dir Uhr zum Laden oder Duschen abgenommen habe. Apropos Duschen: Abnehmen müsste man die Uhr nicht, denn sie hält einem Wasserdruck von bis zu 30 Meter Wassersäule aus. Für Schwimmen, Baden und Duschen ist das also kein Problem. In Spaßbädern sollte man sich von den Wasserstromdüsen aber ein wenig entfernt halten.
In Bezug auf die Genauigkeit muss man fair bleiben und kann der Ignite 3 weder ein gutes, noch ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Das liegt daran, dass sich die HF-Kurven eines Tages nicht exportieren und mit anderen Produkten direkt vergleichen lassen. Das funktioniert eben nur bei explizit aufgezeichneten, sportlichen Aktivitäten.
Schaut man sich aber die Werte in der App bzw. in Polar Flow an und vergleicht Höchst- und Durchschnittswerte eines Tages, kann man konstatieren, dass die Ignite 3 die gleichen Werte liefert wie viele andere Produkte. Auch lassen sich einzelne (deutliche) Veränderungen im Tagesverlauf durchaus bestimmten Ereignissen zuordnen.
Vermessung von Schlafphasen und Schlafdauer
Legt man sich zum Schlafen, stellt die Ignite 3 ihre Arbeit nicht ein und sammelt fleißig Bewegungsdaten und erfasst die Herzfrequenz. Daraus leitet die Uhr dann die Schlafphasen und die Schlafdauer ab.
Meiner Erfahrung nach funktioniert das sehr gut, auch wenn die Daten nicht mit denen eines Schlaflabors vergleichbar sind. Es gibt aber eine Diskrepanz zwischen der Darstellung der Ergebnisse in der Smartphone- / Tablet-App und dem Web-Portal „Polar Flow“.
Die Daten sind in beiden Präsentationen gleich, in meinen Augen im Web aber deutlich ansprechender aufbereitet. Die Polar Flow App dürfte unter den Gesichtspunkten UX und UI gerne einmal auf einen aktuellen Stand gebracht werden.
Bei Polar endet die Vermessung des Schlafs aber nicht bei Schlafphasen und -dauer. Im Schlaf regenerieren Körper und Geist. Mit Zahlen untermauert nennt Polar das Thema „Nightly Recharge“. Hier wird neben dem Schlafstatus (Qualität des Schlafs) das Herunterfahren des autonomen Nervensystems (ANS) in den ersten Stunden des Schlafs ausgewertet.
So soll besser vermittelt werden, welche Komponenten des Schlafs für eine Erholung besonders wertvoll sind bzw. wo ein Defizit besteht.
Serene – Angeleitete Atemübungen
Stress bewältigen kann die Ignite 3 nicht, sie bietet mit Serene aber geführte Atemübungen an, die zum Verweilen und Durchatmen einladen.
Übungen lassen sich mit einer Dauer zwischen 2 und 20 Minuten einstellen. Die Intervalle zum Ein- und Ausatmen sind auf drei, vier und fünf Sekunden einstellbar.
Toll wäre es zu sehen, wie sich die Herzfrequenz während der Übung verändert. Weil das fehlt, degradiert die Funktion zu einem Timer, der durch Vibration daran erinnert, das Atmen nicht zu vergessen.
Funktionen für den Sport
Im Zentrum der Ignite 3 stehen natürlich die Funktionen rund um den Sport. Auch wenn Polar die Ignite 3 dem Thema „Fitness“ zugeschrieben hat, so gibt es diese harten Grenzen bei keinem der Produkte des Herstellers.
Entsprechend lässt sich die Ignite 3 dank des verbauten GPS-Chips genauso zum Laufen unter freiem Himmel nutzen, wie eine Pacer Pro und eine Vantage V2 (Testbericht) und ist im Sportstudio genauso brauchbar, wie beim Schwimmen im offenen Gewässer.
Natürlich unterscheiden die Uhren sich in den detaillierteren Funktionen, bieten aber alle ein solides Fundament and Funktionen und sind sich aus funktioneller Sicht damit sehr ähnlich.
FitSpark – Fit bleiben auch ohne Trainingsziel
FitSpark ist einer meiner beliebtesten Funktionen der letzten Zeit. Der Grund dafür ist, dass mir im letzten Quartal das Verletzungs- und Krankheitspech an den Versen klebt. Viele einfache Dinge sind einfach nicht zu leisten gewesen und in all dem Frust hat Polar mir mit FitSpark einen kleinen Trainer an die Hand gegeben, der Vorschläge für kleine Workouts aus den Bereichen Kraft, Cardio und Beweglichkeit offeriert.
Das tut die Uhr weitestgehend ohne Plan und Planung, d.h. die Workouts verfolgen kein bestimmtes Ziel, wie man es von expliziten Trainingsplänen kennt. Es ist vielmehr eine Anleitung, wie man fit wird bzw. bleibt und dabei die drei zuvorgenannten Aspekte nicht aus den Augen verliert.
Workouts werden in unterschiedlicher Länge und mit unterschiedlichen Übungen angeboten. Die Übungen sind nicht nur mit den gängigen Namen benannt und mit einem kleinen Icon illustriert, sondern auch textuell ausführlich hinsichtlich der Ausführung beschrieben.
Hätte hier nicht auch der technische Unterbau des neuen Audio-Guidance dazu dienen können, diese Anleitung während einer kleinen Pause zwischen zwei Übungen auf die Kopfhörer zu zaubern? So als kleine Idee für „Audio Guidance Extended“.
Sportprofile und Aufzeichnungen
Polar gehört seit jeher zu einem der Anbieter, deren Angebot und Sportarten besonders umfangreich ist. Zwar können nur max. 20 Sportarten bzw. Sportprofile auf die Uhren übertragen werden, für den Normalsterblichen sollte das aber dicke ausreichen.
Der Katalog zur Auswahl stehender Sportarten ist deutlich größer.
Die Sportprofile lassen sich nicht nur über die App bzw. Polar Flow Web verwalten, sondern auch konfigurieren. Hintergrund ist, dass ein Sportprofil nicht nur der Dokumentation des getätigten Sports dient, sondern alle Einstellungen für die Aufzeichnung speichert.
Hier finden sich Datenseiten und -felder, GNSS-Abtastraten und Herzfrequenzzonen, automatische Pausen und Einstellungen zu Rundenzeiten. Somit lässt sich sehr freigranular (und pro Sportart) konfigurieren, welche Spielregeln bei der Aufzeichnung gelten.
Ist eine Auswahl getroffen beginnt die Ignite 3 mit der Suche nach ausreichend vielen GNSS-Signalen. Die Sportuhr bietet mit GPS, GLONASS, Galileo und BeiDou Unterstützung für die bekanntesten Anbieter und erstmalig mit der Ignite 3 auch auf mehreren Frequenzbändern (Dual Band / Multi Band).
Das Auffinden von Signalen beschleunigt das nicht. Die Ignite 3 gehört weder im Produktportfolio bei Polar, noch im Vergleich mit dem Wettbewerb zu den schnellen Produkten, aber eben auch nicht zu den besonders langsamen. Nach etwa einer Minute hat die Ignite 3 ausreichend Signale gefunden und gibt sie selbst versteckt im Ärmel nicht mehr her.
Durch ein erneutes Antippen wird die Aufzeichnung gestartet.
Back-to-Start
Hat man sich auf unbekannten Terrain einmal verlaufen, mag die Funktion Back-To-Start hilfreich sein. Sie kann entweder durch das Pausieren der Aufzeichnung und auswählen der entsprechenden Einstellung ad-hoc aufgerufen werden, sie kann aber auch als zusätzliche Ansicht den Datenseiten hinzugefügt werden.
Verglichen mit anderen Modellen bietet die Ignite 3 hier solide Grundfunktionalität an. Routen oder aufgezeichnete Strecken kann die Ignite 3 nicht nutzen. Sie zeigt allein die Entfernung und die Richtung (Luftlinie) zum Startpunkt der Aufzeichnung an.
Kopplung externer Sensoren
Es gibt gute Gründe, warum man auf die Pulsmessung am Handgelenk verzichten muss bzw. möchte. In diesem Fall können externe Sensoren über Bluetooth externe mit der Ignite 3 gekoppelt werden (u.a. ein HF-Brustgurt).
Das funktioniert problemlos mit allem, was ich hier zum Testen herumliegen habe, u.a.
- Polar H9 / H10
- Polar Verity Sense
- Wahoo Tickr / Tickr X
- Scosche Rhythm / Rhythm 24
Andersherum kann die Ignite 3 das eigens erfasste HF-Signal an andere Geräte weiterleiten.
Ergebnisse in App und Web
Nach dem Sport und erfolgreichem Synchronisieren finden sich die Ergebnisse in der App- und Web-Version von Polar Flow.
In beiden Medien sind die Ergebnisse toll aufbereitet. Wer die eigenen Daten weiterverarbeiten möchte, kann über das Web-Portal Aufzeichnungen als TCX-Dateien exportieren.
Für mich stellt Polar Flow im Web weiterhin eine der leistungsfähigsten Plattformen dar. Die Notwendigkeit die App ein bisschen auf Vordermann zu bringen ist in meinen Augen größer.
Genauigkeit von Herzfrequenz und GPS
Den neuen Dual-Band-Support merkt man der Ignite 3 nicht zwingend an. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind die örtlichen Gegebenheiten in meinem Umfeld nicht derart herausfordernd, dass die Nutzung von mehreren Frequenzbändern ihre Vorteile klar ausspielen würde. Zum anderen ist die Leistung der GPS-Chips in Polar-Produkten stets eine sehr ordentliche – jedenfalls ist das die Erfahrung, die ich gemacht habe.
Um die Leistung des GPS zu verdeutlichen, habe ich mich mit Ignite 2, Ignite 3, Grit X Pro und Amazfit GTR 4 auf den Weg gemacht. Der Grund für die Mitnahme der GRT 4 liegt in der Dual-Band-Fähigkeit, um die Ergebnisse mit denen der Ignite 3 besser vergleichen zu können.
Offenbar unterscheiden sich weder Chip noch Antennen-Design, denn sowohl Ignite 2, Ignite 3 und Grit X Pro liegen im Rahmen der Messgenauigkeit sehr nah beieinander.
Zwar stoben die aufgezeichneten Strecken zwischen Häusern mal ein bisschen auseinander, aber alles im Rahmen dessen, was man erwarten darf. Da fallen die Polar-Produkte nicht einmal sonderlich hinter die Dual-Band-fähige Amazfit GTR 4 (Testbericht) zurück.
Zu dieser Jahreszeit gibt die kleine Wegstrecke durch den Wald den Blick gen Himmel deutlich eher frei und doch bieten sich hier keine idealen Bedingungen für die Ortsbestimmung. Dennoch gibt sich hier keine der Uhren die Blöße. Das spricht für die Ignite 3, deren Fokus ein anderer ist als das Outdoor-Erlebnis der Grit X Pro.
Ich kann die Erfahrung von Ray Maker bzgl. der GNSS-Genauigkeit nicht teilen. Seht es mir nach, dass aktuell läuferisch nicht viel geht. Ich hab hier aber zahlreiche Aufzeichnungen von und zur Physio oder vom und zum Supermarkt, die die ordentliche Leistung untermauern. Sie hier zu zeigen ist aber nicht sonderlich sexy.
Ergebnis des Polar Ignite 3 Tests
- AMOLED-Display
- großer Umfang an Sport-Funktionen
- schlankes Profil
- geringes Gewicht
- umfangreiche Web-Plattform
- Bedienung nur per Touchscreen und dem einen Button
Polar hat mit der Ignite 3 einen großen Schritt nach vorne gemacht und seine kleine, schlanke Sportuhr noch besser gemacht. Hat das Unternehmen in den letzten Jahren vor allem viel Arbeit in Funktionen und das Erscheinungsbild der Produkte investiert, wurde der Ignite 3 nun eine Überarbeitung des Displays zu Teil. Um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren, war das genau der richtige Schritt.
Herausgekommen ist eine tolle Sportuhr für Jedermann. Egal ob Fitness/Workouts, Laufen, Schwimmen oder Radfahren – die Ignite 3 hält für so ziemlich jeden Anspruch etwas bereit. Die Datenmengen und Auswertungen sollten auch anspruchsvolle Freizeitsportler zufriedenstellen. Für noch tiefere Einblicke stehen mit Pacer Pro bzw. Vantage V2 und Grit X Pro weitere Produkte von Polar zur Verfügung. Hier muss man allerdings auf das AMOLED-Display verzichten.
Der uneingeschränkten Empfehlung steht nur noch die UVP von 329,90 € im Weg. In dieser Preisklasse ist der Wettbewerb sehr groß und es gibt ähnlich gute Produkte. Fairerweise bieten die meisten von ihnen aber keine Web-Plattform und ich bleibe dabei, dass Polar Flow Web zu den besten Angeboten im Netz zählt. Mittlerweile ist auch der Straßenpreis gesunken und liegt bei weniger als 300 €.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Ignite 3 von Polar kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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