Polar Vantage V3 Test – Sportuhr für ambitionierte Sportler
Polar hat mit der Vantage V3 eine Sportuhr vorgestellt, die nicht nur an alte Stärken anknüpfen, sondern den Abstand zur Konkurrenz verringern soll. Ob und in welchem Maße das klappt, habe ich mir im Test ausführlich angeschaut und möchte das Ergebnis mit euch teilen.
- hochauflösendes AMOLED-Display
- zahlreiche Sport-Funktionen
- Offline-Karten
- hochwertiges Material
- EGK-Messung
- präsentes Erscheinungsbild
- smarte Funktionen überschaubar
Ergebnis des Tests zusammengefasst
Polar macht mit der Vantage V3 ordentlich Boden gut. Verantwortlich für den Erfolg sind das hochauflösenden AMOLED-Display und die Offline-Karten, deren Nutzung erst durch das neue Display sinnvoll ist. Hinsichtlich der Funktionen konzentriert sich das finnische Unternehmen auf das, was der Hersteller am besten kann: sportliche Aktivitäten mit sinnvollen Funktionen zu unterstützen, die sowohl Leistungs- als auch Freizeitsportler nützen. Die Anzahl smarter Funktionen, die sonst eher den Smartwatches zuzuschreiben sind, fällt bei der Vantage V3 überschaubar aus.
Mit ca. 500 € ist die Vantage V3 kein Schnäppchen, in meinen Augen aber eine sehr gute Wahl für alle Sportler, die an den eigenen Leistungen wachsen wollen.
Das finnische Unternehmen Polar gehört seit 1977 zu den Pionieren der Sport-Elektronik und kann stolz auf zahlreiche Innovationen zurückblicken.
Innovations- und Marktführer ist Polar schon seit einiger Zeit nicht mehr. Die wachsende Konkurrenz, vor allem Garmin, konnte Polar nicht nur auf Abstand halten, in meinen Augen sogar den Abstand vergrößern.
Die Polar Vantage V3 ist der manifestierte Versuch zur Konkurrenz aufzuschließen. Das Premium-Modell bietet dafür nicht nur grundlegend überarbeitete Technik, sondern erweitert das Funktionsangebot zudem um Offline-Karten, EKG- und SpO2-Messung – die Funktionen, die am Markt aktuell am meisten gefragt sind.
Polar hat mir die Vantage V3 für diesen Test zur Verfügung gestellt, so dass ich euch die Uhr vorstellen und meine Erfahrungen an dieser Stelle teilen kann.
Spezifikation
Vantage V3 | Vantage V2 | Pacer Pro | |
---|---|---|---|
Display | OLED (farbig) | LCD (farbig) | LCD (farbig) |
Displaygröße | 1,39" | 1,20" | 1,20" |
Displayschutz | Gorilla Glas | Gorilla Glas | Gorilla Glas |
Auflösung | PPI | 454 × 454 | 327 | 240 × 240 | 200 | 240 × 240 | 200 |
Abmessungen | 47,0 × 50,8 × 14,5 mm | 47,0 × 47,0 × 13,0 mm | 45,0 × 45,0 × 11,5 mm |
Gewicht | 39 g ohne Armband | 34 g ohne Armband | 23 g ohne Armband |
Wasserdichtigkeit | 5 ATM | 10 ATM | 5 ATM |
Neu und erwähnenswert
Schaut man auf die Neuerungen der Vantage V3, findet man eigentlich keine Ecke, an der Polar nicht gearbeitet hat, um das Produkt zu verbessern.
Neuerungen gibt es sowohl bei der Hardware, als auch bei den Funktionen:
AMOLED-Display
Lange Zeit hat Polar an transflektiven MIP-Displays festgehalten. Diese gehen zwar sehr effizient mit Energie um, können der Auflösung, dem Farbumfang und dem Kontrast von AMOLED-Displays aber nicht das Wasser reichen.
Das neue 1,39″ große AMOLED-Display der Vantage V3 löst mit 454 x 454 Pixeln auf und bietet satte Farben und hohe Kontraste – zerrt aber auch am Akku.
Elixir-Technologie
Mit der Vantage V3 führt Polar erstmal die Elixir-Plattform ein. Sie umfasst alle Sensor-Technologien und verarbeitenden Algorithmen, die u.a. die Messung der Herzfrequenz, der Blutsauerstoffsättigung, der Hauttemperatur und die Erstellung eines EKG ermöglichen.
Sie löst damit die „Precision Prime“ getaufte Technologie ab, die Polar viele Generation lang begleitet hat. Fortan lauten die Bezeichnungen für die einzelnen Sensoren etwas schlichter, z.B. „OHR GEN4“ für den Sensor zur Pulsmessung und „EKG GEN1“ für die Sensorik zur Erstellung eines EKG.
Dual-Band GNSS
Die Sportuhren von Polar unterstützt seit langem zahlreiche GNSS (u.a. GPS, GLONASS, Galileo, Beidou und QZSS). Neu hinzugekommen ist die Nutzung des zweiten GPS-Frequenzbandes L5, das in herausfordernden Situationen (z.B. in Berge, Häuserschluchten oder Wäldern) die Korrektur von Laufzeitfehler durch Reflexion der GPS-Signale ermöglichen soll.
Schnellere CPU
Um der Menge der Daten und Funktionen Herr zur werden, hat Polar der Vantage V3 eine neue CPU spendiert. Im Vergleich zum Vorgängermodell Vantage V2 (Testbericht) ist die CPU mehr als doppelt so schnell. Wieviel man als Nutzer davon merkt, dazu später mehr.
In meinen Augen sind das schon eine ganze Menge an Neuerungen, denn bei den Generationswechseln geht es bei Polar meist überschaubarer her.
Nicht nur bei der Hardware gab es Änderungen, denn auch am Funktionsumfang hat Polar geschraubt. Oftmals sind es die Verbesserungen an der Hardware, die die Basis für die neuen Funktionen bieten:
Offline-Karten
Erstmals lässt sich auf einer Sportuhr von Polar Kartenmaterial hinterlegen, das bei der Navigation in unbekanntem Terrain von großem Vorteil ist. Das Kartenmaterial stellt Polar kostenlos für alle Regionen der Erde zur Verfügung.
EKG-Messung
Mit der Elixir-Plattform geht auch die Möglichkeit einher, Elektrokardiogramme (oder kurz: EKGs) zu erstellen. Für medizinische Zwecke ist die Funktion jedoch nicht zugelassen. Sie hat aber einen wichtigen Anteil am orthostatischen Test, der mit der Vantage V3 erstmals ohne Brustgurt durchgeführt werden kann.
SpO2-Messung
Die Messung der Blutsauerstoffsättigung SpO2 ist im Wearables-Bereich bereits ein paar Jahre alt, zieht mit der Elixir-Plattform aber erstmals in Wearables von Polar ein.
Das sind die wichtigsten Updates gegenüber der Vantage V3 im Schnelldurchlauf.
Keine Sorge, ich gehe gleich im Detail auf die einzelnen Punkte ein. Einfach weil es zum Testbericht dazu gehört, fange ich mit dem Unboxing der Vantage V3 an.
Update 9. April 2024: Polar hat heute ein Firmware-Update mit der Versionsnummer 2.0.19 veröffentlicht und stellt damit neue Funktionen zur Verfügung, die Polar im Rahmen der Vorstellung der Grit X2 Pro angekündigt hatte:
- Metriken Vertical Speed und VAM
- Schnellere Offline-Karten
- Nutzung des Kartenmaterials ohne Aufzeichnung
- Korrektur von Anomalien bei der HF-Messung
- Neue Watchfaces
Unboxing
Polar vertreibt die Vantage V3 in einer ca. 10,5 x 10,5 x 8,0 cm großen, schwarzen Verpackung. Sie gleicht im Wesentlichen der Verpackung der anderen Premium-Modelle Grit X Pro (Testbericht) und Vantage V2 (Testbericht). Wer diese bereits kennt, wird vom Inhalt der Box nicht überrascht sein.
Unter einen kleinen Stapel von Papieren zeigt sich zunächst die Vantage V3.
Das Display ist durch eine Folie geschützt, die ein wenig an eines der Watchfaces erinnert. Davon gibt es aber ein paar mehr und ich werde gleich im Detail darauf zurückkommen.
Hinter dem Schauraum mit der Vantage V3 verbirgt sich quasi der Stauraum, denn hier findet sich ein zweites, kleineres Armbandteil und das Ladekabel „Polar Charge 2.0“.
Das Ladekabel „Polar Charge 2.0“ wurde erstmalig mit der Ignite 3 (Testbericht) eingeführt, besitzt mittlerweile aber einen USB-C-Stecker.
Am anderen Ende befinden sich die vier Pins, die neben der Ladetätigkeit auch zur Datenübertragung genutzt werden. Die Belegung der Pins ist gleich geblieben, so dass auch das USB-A-Ladekabel genutzt werden kann.
Zwei kleine, aber recht kräftige Magnete halten das Ladekabel an der Rückseite der Uhr.
Ich hänge tatsächlich immer noch an dem kreisrunden Anschluss der älteren Geräte. Ich bin einfach ein bisschen besser damit zurecht gekommen, auch wenn ich mich an den Umgang mit Charge 2.0 mittlerweile gewöhnt habe.
Design & Verarbeitung
Dem Design der Vantage V3 das Bauhaus-Prinzip „Form folgt Funktion“ zugrunde zu legen, würde der Sportuhr nicht gerecht werden. Bei so viel Veränderung bei den inneren Werten, könnte man meinen, Polar hätte beim Äußeren für mehr Konstanz sorgen wollen.
Das Gehäuse der Uhr besteht aus gebürstetem Aluminium, die Unterseite der Uhr aus weißem Kunststoff. Nicht selten verfärben sich weiße Kunststoffe, die Vantage V3 sieht bei mir noch aus, wie am ersten Tag.
Auffällig sind die Linsen, die Polar vor die PPG-Sensoren gesetzt hat und die das reflektierte Licht besser einfangen und auf den Sensor leiten soll.
Gegenüber der Vantage V2 hat Polar dem neuen Modell ein Displayglas spendiert, das an den Rändern leicht gebogen ist. Die Vantage V3 sieht damit ein bisschen moderner und ansprechender aus.
Ein gutes Stück schmaler fällt die Einfassung des Displays aus. Der breite Rand der Vantage- und auch der Grit-Modelle war seither Anlass zur Kritik. Entsprechend positiv fällt die Entwicklung hier ins Auge.
Neu im Vergleich zur Vantage V2 ist auch die Befestigung des Armbands am Uhrenkörper. Während die Armbandhälften der V2 noch mittels proprietärer Stifte wenig flexibel am Uhrenkörper befestigt waren, erledigen das bei der Vantage V3 jetzt zwei Standard-Springstege.
Dank des Quick-Release-Mechansimus lässt sich das Armband ohne Werkzeug wechseln.
Der Schwenk zum Quick-Release-Anschluss bringt aber noch einen ganz anderen Vorteil mit sich: Armbänder von Drittanbietern, die es im freien Handel in jeder erdenklichen Form und Farbe gibt, lassen sich problemlos anbringen. Allein an die Standardbreite von 22 mm muss man sich halten.
Wenig Veränderungen gibt es beim etwas klobigen Design. Die Vantage V3 befindet sich aber in bester Gesellschaft, denn auch Suunto Vertical (Testbericht), Suunto Race und Forerunner 965 fallen am Handgelenk auf.
Wer die V3 in „Sky Blue“ oder „Sunrise Apricot“ am Handgelenk trägt, der kann sich immerhin über das schicke Silber des Aluminium-Gehäuses freuen. Die Variante in „Midnight Black“ geht ein bisschen im Einheitsschwarz der Sportuhren unter.
Ohne Notwendigkeit zur Anpassung behält Polar das bewährte 5-Button-Design der großen Polar-Sportuhren bei. Dank der Strukturierung können die Knöpfe auch mit schweißnassen Fingern sicher bedient werden. Der Druckpunkt der Tasten gefällt mir besser als bei der Vantage V2, wo sich das Drücken ein wenig schwammiger anfühlt.
Unterm Strich gibt es bei der Verarbeitung der Vantage V3 nichts auszusetzen. Die Uhr ist entsprechend ihrer Preisklasse und des eigenen Anspruches von Polar sehr gut verarbeitet.
Beim Design möge jeder selbst seine Maßstäbe für „hüsch“, „sportlich“ oder „zeitlos“ anlegen.
Display
Bevor ich die Funktionen der Vantage V3 im Detail vorstelle, lohnt es einen Blick auf das neue AMOLED-Display zu werfen. Auch wenn es die Ignite 3 ist, die den Anspruch auf die Auszeichnung „Erste Polar-Sportuhr mit AMOLED-Display“ erheben darf, so stellt der Wechsel der Display-Technologie bei Polars Uhren im Premium-Segment ein Novum dar.
Polar hat sich bestimmt nicht leicht damit getan, das mit vielen Vorteilen gesegnete MIP-Display durch ein AMOLED-Display zu ersetzen.
Allen Vorteilen zum Trotz, den Ruf des Marktes nach einer Sportuhr mit AMOLED-Display konnte Polar nicht ignorieren. Und natürlich bringt auch ein AMOLED-Display viele Vorteile mit sich, angefangen bei der höheren Auflösung.
Das 1,39″ Display ist gegenüber dem 1,2″ Display um ein ganzes Stück gewachsen. Gleichzeitig konnte die Lünette schmaler gestaltet werden, so dass sich die Außenmaße von Vantage V2 und V3 nicht wesentlich unterscheiden.
Die Auflösung von 454 x 454 Pixeln sorgt bei dieser Displaygröße für eine Pixeldichte von 326 PPI. Die Sportuhr steht von den Leistungsdaten des Displays auf einer Stufe mit den AMOLED-Modellen von Garmin und der Suunto Race.
Die hohe Auflösung sorgt dafür, dass die Inhalte gestochen scharf gezeichnet werden. Einzelne Pixel lassen sich nicht mehr ausmachen und selbst Texte mit kleiner Schrift lassen sich problemlos erkennen.
Die Helligkeit des Displays lässt sich bei der Vantage V3 nur in den Stufen
- hoch
- mittel
- gering
regeln. Die Uhr passt die Helligkeit jedoch an das Umgebungslicht an, so dass selbst im Sonnenlicht die Anzeige noch gut ablesbar ist. Dazu trägt eine Stufe noch über „hoch“ bei, die jedoch nur von der Uhr selbst eingestellt werden kann. Im Novembergrau der letzten vier Wochen gab es aber wenig Möglichkeiten das ausgiebig zu testen.
Bleibt noch etwas zu den Touch-Fähigkeiten der Vantage V3 zu sagen: Wie bei der Vantage V2 ist auch das Display der V3 touchfähig. Bei der V2 war der tippende und wischende Umgang mit dem Display eher zweckerfüllend, bei der V3 macht er Spaß. Das Display reagiert – auch dank der neuen CPU – sehr schnell und präzise auf Wisch- und Tippgesten. Ich finde, sowohl Display- als auch CPU-Upgrade haben der Vantage V3 richtig gut getan.
Funktionen
Wie bei den allermeisten Produkte die mir hier durch die Hände gehen, adressiert ein Teil der Funktionen den Alltag, ein anderer die Begleitung beim Sport. Bevor wir den Blick auf die Details richten, lasst mich kurz die Bedienung für diejenigen beschreiben, die sich mit Sportuhren von Polar nicht auskennen:
Grundlegende Bedienung
Die Uhr wird wahlweise über die fünf Knöpfe und/oder das Touch-Display bedient. In den allermeisten Situation gibt es für die Steuerung übers Display eine alternative Bedienung mittels der Tasten.
Weil ich verschmierte Displays nicht soo sexy finde, nutze ich meistens die Tasten und nur dort wo es wirklich Vorteile bringt, greife ich auch auf das Touch-Display zurück.
Ausgangspunkt ist meist das Watchface (neudeutsch für Ziffernblatt), das sich immer dann zeigt, wenn die Uhr durch Heben des Handgelenks oder durch Drücken einer Taste aktiviert wird. Das gilt auch für den Always-On-Modus, in dem das Display zwar stets angeschaltet bleibt, aber eine stromsparendere Sparversion des Watchfaces zeigt.
Dorthin kehrt sie auch wieder zurück, wenn man mit der Uhr nicht interagiert. Im Falle, dass der Always-On-Modus deaktiviert ist (quasi der Most-Of-The-Time-Off-Modus aktiviert) schaltet sich das Display nach kurzer Zeit komplett ab.
Zurück zum Watchface: Wischt man von oben nach unten, erhält man Zugriff auf die Schnell-Einstellungen (z.B. Alarm, DND, Flugmodus, Taschenlampe). Zieht man den Finger nach oben, werden die Benachrichtigungen geöffnet, die vom Smartphone auf Handgelenk gespiegelt werden.
Beim Wischen nach links oder rechts kann durch die einzelnen Ansichten navigiert werden, z.B.
- Tägliche Aktivität
- Wöchentliche Zusammenfassung
- Nightly Recharge
- Energieschub durch Schlaf
- Nächtliche Hauttemperatur
- Cardio Load Status
- FitSpark Trainingsanleitung
- Navigation
- Sonnenauf- und -untergang
Es handelt sich meist um Sichten auf die von der Vantage V3 erhobenen Daten.
Tippt man eine der Ansichten an, werden zusätzliche Detaildaten angezeigt. Ich habe das hier mal exemplarisch für die Daten von Nightly Recharge aufgeführt.
Ein Wischen von links nach rechts oder das Drücken der linken, unteren Taste führt in der Navigation einen Schritt zurück.
Wird ein Teil der Ansichten nicht benötigt, lassen sie sich in den Einstellungen der Uhr deaktivieren.
Verglichen mit der Ingite 3 fühlt sich die Bedienung noch einmal flüssiger an und es macht Spaß zu sehen, wie zügig die Uhr im Test zwischen den Ansichten wechselt.
Über den linken, unteren Knopf gelangt man nicht nur einen Schritt zurück, sondern ausgehend vom Watchface, auch zum Hauptmenü. Hier lassen sich u.a. Trainings starten, Atemübungen aufrufen, Tests durchführen und man gelangt von hier in die Einstellungen.
Wer sich mit Uhren von Polar auskennt, der wird das System umgehend wiedererkennen. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn das bereits Antrainierte lässt sich schnell wieder abrufen. Gleichzeitig hat Polar die Chance verstreichen lassen, das User Interface und die Menüführung den neuen Möglichkeiten von Display und CPU-Power anzupassen. Ich schwanke zwischen „nostalgisch“ und „betagt“.
Funktionen im Alltag
Wie bei allen Produkten liegt auch bei der Vantage V3 der Fokus auf dem Sport. Entsprechend überschaubar fallen die Funktionen für den Alltag aus.
Natürlich erkennt auch eine 500 € teure Sportuhr die Aktivitäten des Alltags und zeichnet die Schritte und den Pulsverlauf über den Tag auf.
Nachts zeichnet sie ebenfalls den Herzschlag und die Bewegungsdaten auf, dann aber, um auf Schlafdauer und -schlafphasen schließen zu können. Meiner Erfahrung nach, macht die Vantage V3 das sehr ordentlich. Wie bei allen anderen Uhren auch, dienen die ermittelten Werte als Indikation und ersetzt keine medizinische Abklärung, wenn es zu länger anhaltenden Auffälligkeiten kommt.
Ganz interessant finde ich die Funktion „Energieschub durch Schlaf“, die eine ganze Reihe von Schlaf- und Trainingsdaten der letzten Tage zusammenrafft und über den Biorhythmus voraussagt, in welchen Phasen des Tages Körper und Geist besonders gut performen und wann man besser einen Gang zurückschaltet.
In der Polar Flow App lassen sich die aufgezeichneten Daten detailliert aufbereitet ansehen. Was für die Überarbeitung des UI auf der Uhr gilt, gilt in gleichem Maße für die Polar Flow App: das UI liegt im Dornröschen-Schlaf. Man kann die App gut benutzten, ganz so selbsterklärend sind jedoch nicht alle Bereiche.
Mehrmals die Woche nutze ich die Wettervorhersage auf der Uhr, verzichte aber auf den Wecker, den Kompass und die Atemübungen. Auch Timer und Countdown kommen in meinem Alltag nicht derart vor, als dass ich die Uhr dafür nutzen wollte.
Benachrichtigungen des Smartphones spiegelt die Uhr ohne Probleme. Dank eines kleinen Icons lässt sich auch grob einordnen, welche App für die Benachrichtigung verantwortlich ist. Toll wäre es, wenn man die Schriftgröße den eigenen Bedürfnissen anpassen könnte. Hier und da würde eine kleine Schrift mehr Inhalte auf dem Display ermöglichen.
Ansonsten hält sich die Vantage V3 mit Funktionen für den Alltag zurück, denn sie ist und bleibt eine Sportuhr, deren Stärken im sportlichen Bereich liegen.
Funktionen beim Sport
Deutlich größer ist folglich das Angebot an Sportfunktionen. Es ist für viele einer der Hauptgründe sich für Produkte von Polar zu entscheiden.
Möchte man eine sportliche Aktivität aufzeichnen, startet man den Trainingsmodus über das Hauptmenü bzw. durch langes Drücken des mittleren Knopfes auf der rechten Seite. Im Trainingsmodus muss zunächst das passende Sportprofil gewählt werden.
Sportprofile
Das Angebot an dokumentierbaren Sportarten ist derart groß, dass Polar die Vorauswahl in die App verschoben hat. Auf der Vantage V3 finden sich nur solche Sportprofile, die über die App auf die Uhr überspielt wurden. Die Profile sind sortierbar, so dass ich mir die Sportarten nach oben gezogen habe, denen ich am meisten nachgehe.
So ein Sportprofil dient dann nicht nur der Dokumentation, welchem Sport man nachgegangen ist, sondern fässt auch alle Einstellungen für die Aufzeichnung zusammen, u.a.
- Trainingsansichten
- Datenfelder
- GPS-Einstellungen
- HF-Broadcast
- Race Pace
- Intervalle
- Navigation
- Favoriten
Unter dem Begriff „Favoriten“ subsummiert Polar die Trainingsziele, die sich konkret in Form von Dauer, Distanz, Kalorienverbrauch, Race Pace oder Intervallen manifestieren. Am einfachsten lassen sich die Trainingsziele über die Web-Oberfläche „Polar Flow“ definieren. Auch App stellt den Funktionsumfang zur Verfügung.
Wie es sich für eine gute Sportuhr gehört, lassen sich Datenfelder auf Trainingsansichten (aka: Datenseiten) zusammenfassen. Mit mehr als 50 Datenfeldern ist die Auswahl sehr groß. Entsprechend lassen sich auch bis zu 10 Trainingsansichten anlegen, die max. 4 Datenfelder unterbringen. Weil zu den Trainingsansichten aber auch vordefinierte Ansichten (u.a. Kartenansicht, Hill Splitter, Leistungsgrafik, Höhengrafik und Herzfrequenzgrafik) stehen in der Regel ein paar weniger „freie“ Trainingsansichten zur Verfügung.
Aber ganz ehrlich, ich komme mit deutlich weniger aus, weil ich gar nicht die Ruhe beim Sport finde, um mich durch mehr als 2-3 Trainingsansichten zu wühlen. In meinen Augen handelt es sich eher um eine theoretische Limitierung. Wer wirklich an die Grenzen stößt, der kann seine Erfahrung gerne in den Kommentaren teilen.
Offline-Karten / Navigation
In den Einstellungen der Aufzeichnung findet sich auch die Möglichkeit eine Route für die Navigation auszuwählen. Die Daten lassen sich am besten automatisch von Komoot nach Polar Flow übertragen und finden von dort den Weg auf die Vantage V3.
Die Vantage V3 zeigt anschließend nicht nur den Streckenverlauf an, sondern untermalt ihn mit dem Kartenmaterial. Das Höhenprofil ist bereits von den Vorgängermodellen bekannt und auch das Anzeigen und Verfolgen von Routen konnten bereits die Vantage V2 und die funktionsgleiche Grit X Pro. Das funktionierte jedoch nur in Form von Breadcrumb-Trails, d.h. die Route wurde ohne Bezug zur Umgebung angezeigt. Ob man sich auf dem richtigen Pfad befunden hat, zeigt allein die Nähe des kleinen Navigationspfeils zur eigentlichen Route.
Das bringt mich zu den Offline-Karten und der – neben dem AMOLED-Display – vielleicht wichtigsten Neuerung der Vantage V3, durch die die Navigation und Routenführung eine neue Dimension erlangt. Ich fange mal mit den Basics an: Polar bestückt die Vantage V3 von Werk auf mit dem Basis-Karten-Material für Europa und Nordamerika. Darüber hinaus stellt Polar die ergänzenden Karten mit mehr Details (u.a. Höhenlinien und umfangreicheren Beschriftungen von Straßen, Trails und Flüssen) für alle Regionen der Welt zur Verfügung.
Zum Übertragen von Kartenmaterial auf die Vantage V3, wird zwingend eine USB-Verbindung zwischen Sportuhr und Computer benötigt, denn die Vantage V3 unterstützt kein WLAN. Die großen Datenmengen müssen somit über das USB-Kabel auf die Uhr übertragen werden. Erhältlich sind die Karten über die Internetseite flow.polar.com/maps, von wo aus die entsprechenden Regionen heruntergeladenen werden können.
Wird die Vantage V3 per USB-Kabel an den Computer angeschlossen, erscheint sie als ein Laufwerk in das die heruntergeladenen Dateien geschoben werden können.
Die Lösung ist für mich stimmig, auch wenn die Konkurrenz mit dem Download über die Uhr bzw. die App den Download noch ein bisschen komfortabler gestaltet. Aktuell noch am besten gefällt mir die Lösung von Suunto, weil sie auch den Download deutlich kleinteiligerer Regionen zulässt.
Mit 32 GB stellt die Vantage V3 jedoch ausreichend Platz zur Verfügung, um Karten mehrerer Länder unterzubringen. Knapp die Hälfte des Speichers ist jedoch bereits durch das Kartenmaterial von Europa und Nordamerika belegt.
Stufe | Route | Richtungswechsel | Karte | Berechnung |
---|---|---|---|---|
Stufe 1 | + | - | - | - |
Stufe 2 | + | + | - | - |
Stufe 3 | + | + | + | - |
Stufe 4 | + | + | + | + |
Schaut man einmal auf die Staffelung, in welchem Maße Karten- und Navigationsfunktionen umgesetzt sein können, dann befindet sich die Vantage V3 auf der dritten Stufe, denn es fehlt die Möglichkeit das Kartenmaterial zur Berechnung von Routen heranzuziehen. Ohne es abwerten zu wollen, handelt es sich bei den Karten der Vantage V3 um Bildausschnitte, die entsprechend der GPS-Position ausgewählt und angezeigt werden. Was auf dem Bildausschnitt zu sehen ist, davon hat die Uhr keine Kenntnis.
Stufe 4 braucht es nur dann, wenn direkt auf der Uhr neue Route berechnet werden sollen, z.B. weil ein Abschnitt gesperrt ist und eine alternative Route gefunden werden muss oder weil man sich spontan für ein neues Ziel entscheidet. Man hört schon heraus, dass es sich dann arg nach Navigationsgerät statt nach einer Sportuhr anhört.
Polar befindet sich da übrigens in bester Gesellschaft, denn die allermeisten Anbieter von Uhren mit Offline-Karten, kommen über Stufe 3 aktuell nicht hinaus.
In der kleinsten Zoom-Stufe, in der ca. 20 km Landschaft auf dem 1,39″ Display platzfinden, zeigt nur noch Autobahnen, Bundesstraßen, Gewässer und Landschaftsflächen. Sinnvoll gestaffelt kann man in der größten Zoom-Stufe auf ca. 75 Meter heranfahren. Beide Extreme sind nicht zwingend sinnvoll. Für den Laufsport reicht mir der Maßstab bei dem die Vantage V3 100 Meter anzeigt – auf das ganze Display passt dann etwa das Dreifache.
Während der Aufzeichnung kann auf die Karten über eine Trainingsseite zugegriffen werden. Ihr könnt hier schön sehen, wie Polar die bevorstehende Strecke blau zeichnet, die bereits absolvierte Strecke rot.
Hinweise auf den nächsten Richtungswechsel blendet die Uhr ca. 100 Meter vor dem Ort des Geschehens ein. Da macht sie bei aktivierter Routenführung nicht nur in der Kartenansicht, sondern auch in jeder anderen Trainingsansicht, auch wenn der Hinweis dann nur als Einblendung erfolgt.
Mit der Leistung der Karten- und Navigationsfähigkeiten bin ich bisher sehr zufrieden. Vor allem die Anzeige von bevorstehenden Richtungswechseln stiftet weniger Verwirrung als bei den Modellen Race und Vertical von Suunto. Entgegen vereinzelter Stimmen im Netz, ist die Nutzung der Karten und des Routings bisher völlig problemlos verlaufen. Fairerweise habe ich aber auch keine tagesfüllenden Wanderungen unternommen, bei denen die genutzten Routen durchaus umfangreicher sein können. Ich hab da mal ein Auge drauf und wenn sich die Chance bietet, dann liefere ich hier die Ergebnisse nach.
Ansichten während der Aufzeichnung
Nach dem Start der Aufzeichnung zeigt die Vantage V3 die von euch definierten Trainingsansichten mit ihren Datenfeldern an. Während der Aufzeichnung ist die Touch-Fähigkeit des Displays deaktiviert und zwischen den einzelnen Trainingsansichten wechselt man mittels der rechten Knöpfe. Bleibt wenigestens das Display sauber…
Genauigkeit bei GPS
Wenn Wearables mit GPS (bzw. anderen GNSS) ausgestattet sind, dann habe ich automatisch den Anspruch, dass das halbwegs ordentlich umgesetzt ist. Dabei sind es gar keine überzogenen Ansprüche, denn „ordentlich“ heißt für mich:
- der Satfix erfolgt innerhalb kurzer Zeit
- das Signal bleibt stabil, auch im Jackenärmel
- die Bestimmung des Standorts ist nicht völlig abwegig
Dass Uhren auch mal „schlechte Tage“ haben, zeigen die Tests und vor allem die Erfahrung der letzten 10 Jahre. Solange es sich aber um Ausreißer (in jedem der Aspekte) handelt, sei das den Geräten zugestanden. Mir ist noch keines begegnet, das nicht mal (ordentlich) danebenlag oder einfach mit einem stabilen Signal zu kämpfen hatte.
Lasst uns einen Blick auf die Leistung der Vantage V3 werfen.
Bis auf tiefe Häuserschluchten, Berge und Canyons hat meine kleine Hausrunde eigentlich von allem etwas zu bieten. Anfang geht es durchs Wohngebiet mit spärlichen Doppelhaushälften links und rechts, aber auch 5-stöckigen Reihenhäusern, bevor es dann durch den Wald, übers offene Feld und Alleen entlang wieder zum Start zurück geht. Es dürfte sich viel von dem wiederfinden, was den meisten Läufern begegnet.
Aus großer Höhe liegen die Polar Vantage V3, Vantage V2, Suunto Race und Coros Pace 2 recht nah beieinander. Mein Wahl der Uhren ist nicht unbeabsichtigt, denn die V2 lässt einen unmittelbaren Vergleich mit dem Vorgänger zu, die Suunto Race darf durchaus als direkter Konkurrenz zur Vantage V2 verstanden wissen und die Coros Pace 2 hat bisher konstant gute Leistungen bei der Standortbestimmung geliefert.
Schaut man genauer hin, sieht man die Polar Vantage V3, die Vantage V2 und die Coros Pace 2 ein paar Fehler machen. Nichts Ungewöhnliches und jede an einer anderen Stelle, während die Konkurrenz im Rudel zusammenbleibt.
Bis auf die Pace 2, die sich abermals ein paar Schlenker erlaubt, hinterlassen die anderen Uhren eine guten Eindruck. Richtungswechsel erkennen sie zügig und keine der Uhren versucht „abzukürzen“.
Im Wald zeigt sich die Hässlichkeit von verdeckter Sicht und Laufzeitfehlern, auch wenn das Blätterdach bei Weitem nicht mehr so dicht ist, wie im Sommer. Dennoch stehen alle Uhren mehr oder weniger vor einer Herausforderung. Die Dual-Band fähigen Uhren Vantage V3 und Suunto Race schneiden besser, während sich die älteren Modelle ein paar Ausflüge ins Dickicht erlauben.
Zweiter Versuch mit mehr urbanem Feeling: Zum Testfeld ist die Amazfit Balance (Testbericht) hinzugestoßen, die ebenfalls beide GPS-Frequenzbänder nutzen kann.
Ja, die Häuser sind teilweise höher und stehen enger. Gleichzeitig bin ich ziemlich nah an der Häuserfront dran, der Himmel ist von Regenwolken bedeckt und die Uhren verschwinden aufgrund der Temperaturen im Ärmel der Sportjacke.
Mit Ausnahme der Suunto Race haben alle Uhren mit den Widrigkeiten zu kämpfen. Die Coros Pace 2 hat einen so schlechten Tag, von dem ich anfangs sprach. Die Werte sind schlecht, aber auch die Vantage V3 leistet sich immer wieder Schwächen. Mal ist es die falsche Straßenseite, mal der Weg durch die Häuser durch.
Im direkten Vergleich mit der Vantage V2 hinterlässt diese abschnittsweise das bessere Bild, obwohl es ihr an den Dual-Band-Fähigkeiten fehlt. Das Ergebnis überrascht vor allem deshalb, weil die Vantage V3 ansonsten eine gute, oftmals sogar sehr gute Leistung bietet. Ich werde sie die Tage noch einmal zusammen mit der Ignite 3 vergleichen und schauen, wie sich die beiden Dual-Band-Generation untereinander verhalten.
Genauigkeit bei HR-Messungen
Nach der Genauigkeit bei der Standortbestimmung per GNSS steht die Genauigkeit der Pulsmessung auf dem Plan. Als Referenz dient mir weiterhin der Brustgurt H10 von Polar. Ich gehe davon aus, dass auch HRM-Pro und HRM-Pro Plus von Garmin die gleichen Ergebnisse liefern würden, ich habe bisher mit dem Polar H10 aber ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.
Eine sehr gute Leistung zeigen fast alle Produkte vom Start weg. Nur die Suunto Race braucht ein wenig Zeit um das Geschehen aufmerksam zu verfolgen. Auch die kleinen Ausreißer im ersten Viertel fallen optisch auf. Anders sieht es bei der Vantage V3 aus, die durchweg Werte ermittelt, die denen des Brustgurtes entsprechen oder nur weniger Schläge davon entfernt sind.
Das zeigen auch die Abweichungen der Kurven von Vantage V3 und Polar H10 recht eindrucksvoll. Die größeren Abweichungen habe ich einmal gelb markiert.
Erstmals versuche ich mit dem Bestimmtheitsmaß (oder r²) zu vergleichen, wie gut die verschiedenen Sportuhren und den Werten des HR-Brustgurts „folgen“. Dabei wird die Herzfrequenz verglichen, die Uhr und Brustgurt zum selben Zeitpunkt ermittelt haben. Idealerweise liefern beide Geräte stets den gleichen Wert. Alle Punkte wären dann auf der Hauptdiagonalen zu finden. Bei Datenpunkten oberhalb der Hauptdiagonalen hat der Pulsgurt eine höheren Wert als die Sportuhr geliefert. Bei Datenpunkten unterhalb der Diagonalen waren die Werte des Brustgurts vergleichsweise niedriger als die der Sportuhr.
r² kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen und beschreibt, wie ähnlich die Werte zueinander sind. Zur besseren Einordnung: Ein Wert von 1 bedeutet nicht zwingend, dass Brustgurt und Uhr stets die gleichen Werte geliefert haben, er beschreibt aber eine unmittelbare Abhängigkeit zwischen den Werten des Brustgurts und der Uhr. Je näher die Werte an 1 dran sind, desto besser korrelieren die Messungen von Uhr und Brustgurt.
Beim Indoor-Cycling verschläft die Vantage V3 die ersten drei Minuten der Aufzeichnung. Auch die Suunto Race ist noch nicht bei der Sache. Anders ergeht es der Amazfit Balance, die vom Start weg eine tolle Performance hinlegt.
Die Grafik mit den Abweichungen zwischen H10-Brustgurt und der Vantage V3 machen es noch einmal ein bisschen deutlicher. Die ersten Minuten des Warm Up sehen nicht gut aus, die letzten Minuten des Cool Down auch nicht. Immerhin sind die Werte während der Belastung stimmig – warum zeige ich gleich noch einmal eindrücklicher.
Insbesondere der Ausreißer zum Beginn der Aufzeichnung drückt den r²-Wert nach unten. Bei der Suunto Race und der Amazfit Balance sehen die Charts, wie auch der resultierende r²-Wert überzeugender aus.
Aus Neugier habe ich einmal den groben Schnitzer zu Beginn außer acht gelassen und mir die Kurven von der Vantage V3 und dem HF-Brustgurt einmal genauer angeschaut, denn so weit liegen sie gar nicht auseinander. Wenn man die Werte um 8 Sekunden verschiebt, sind die Kurven nahezu deckungsgleich. Der r²-Wert schnellt auf 0,986 nach oben.
Es geht mir hier nicht um schönfärben, denn die Diskrepanzen zu Beginn der Aufzeichnung sind deutlich. Es ist vielmehr mein Versuch zu verstehen, was hier passiert. Ob die V3 stets 8 Sekunden hinten dran ist mit den Werten oder die Zeit der aufzeichnenden Geräte um 8 Sekunden voneinander abwicht, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen. Da ich die Geräte vor der Aufzeichnung aber alle noch einmal mit meinem Smartphone synchronisiere, ist der letzte Punkt eher unwahrscheinlich.
Dass die Vantage V3 es auch anders kann, zeigt sie am Rudergerät. Die Suunto Race lässt sie aufgrund der kleinen Schlenker hinter sich, die im gesamten Pulsverlauf zu finden sind. Die Vantage V2 hingegen scheint etwas spät dran zu sein und korreliert mit den Werten des Brustgurts am wenigsten stark.
Die letzten Charts zeigen ein komplettes Workout. Angefangen beim Reinigen der Geräte, beim Indoor-Cycling, beim Rückentraining am Gerät und beim Abschließenden Workout an der Rudermaschine.
Erneut zeigen sich während des Warm-Ups Schwächen, denn die Werte der Vantage V3 sind die ersten Minuten völliger murks. Ob die Uhr nicht richtig gesessen hat? Ich kann es mir nicht erklären, denn mit der ersten Belastungsphase der Intervalle ist die V3 wieder präsent – besser noch, denn sie nahezu spot-on.
Beim Rückentraining verliert die Suunto Race den Faden und strauchelt fortan, während die V3 recht stoisch dem Polar H10 folgt. Nicht immer 100% zuverlässig, aber besser als ihr Vorgänger V2.
Der verschlafenen Start rächt sich beim r²-Wert, der mit 0,469 allenfalls mittelmäßig ausfällt.
Auch hier hat es mich interessiert, wie sich die Vantage V3 schlägt, wenn man den Patzer einmal außen vor lässt. Natürlich bessern sich die Werte und wenn man dann erneut die Werte um 8 Sekunden verschiebt, erhält man wieder eine durchweg passable Kurve, die zwischen den Cardio-Sportarten (gelb markiert) ein bisschen schwächelt, während des Radfahrens und Ruderns aber weitestgehend mit dem HF-Brustgurt übereinstimmt. Der r²-Wert schiebt sich auf 0,869 nach oben.
Auch hier geht es mir nicht darum, die Beobachtungen wegzudiskutieren, sondern die Leistung der Vantage V3 differenzierter zu betrachten. Und das fällt gar nicht so leicht…
Auffällig ist, dass die Vantage V3 in den Phasen, wo es für mich am meisten drauf ankommt eine „gute“ Leistung abliefert. Sie wäre „sehr gut“, wenn ich die Verschiebung von acht Sekunden besser einordnen könnte. Das nehme ich mir die kommenden Wochen vor. Fragezeichen hinterlassen die Aussetzer, die die Vantage V3 ab und zu zum Beginn einer Aufzeichnung gezeigt hat. Es möge hier nicht der falsche Eindruck entstehen, denn das sind Ausnahmen. Wenn die Vantage V3 aber daneben liegt, dann so richtig und auch gerne mal für 5 Minuten und stets zu Beginn einer Aufzeichnung. Vielleicht sollte man ihr einfach die Zeit gönnen, sich mit der Situation zu arrangieren.
Nein, Spaß beiseite. Das werde ich ein Auge drauf haben und die Inhalte hier noch einmal ergänzen, wenn sich ein anderes Bild abzeichnet.
Ergebnis des Polar Vantage V3 Tests
- hochauflösendes AMOLED-Display
- zahlreiche Sport-Funktionen
- Offline-Karten
- hochwertiges Material
- EGK-Messung
- präsentes Erscheinungsbild
- smarte Funktionen überschaubar
Polar hat mit der Vantage V3 einen großen Satz nach vorne gemacht, denn dank AMOLED-Display und Offline-Karten ist die Sportuhr deutlich konkurrenzfähiger geworden. Der kraftvollere Prozessor sorgt dafür, dass die Uhr in allen Bereichen flüssig auf die Interaktion mit dem Nutzer reagiert. Auch wenn es sich nur um ein kleines Detail handelt, es bereitet zumindest mir Freude mit einem reaktiven Gerät zu arbeiten.
Die neue Technologie-Plattform „Elixir“ sticht punktuell hervor, hat in meinen Augen aber noch nicht ihr ganzes Potential erschlossen. So dienen dient EKG-Funktion aktuell „nur“ dem orthostatischen Test und darf aufgrund der fehlenden Zertifizierung nicht für medizinische Zwecke (z.B. AFib-Erkennung) eingesetzt werden. Die Blutsauerstoffsättigung (SpO2) kann die Vantage V3 präzise ermitteln, aber nur manuell und nicht während des Tags bzw. der Nacht.
Wenig einheitlich präsentieren sich die Ergebnisse bei der Messung der Herzfrequenz während des Sports. Die meiste Zeit sind die Ergebnisse gut bis sehr gut, weil sie auf Augenhöhe mit dem Polar H10 sind. Es gibt aber auch die Momente, die Falten auf die Stirn treiben, weil zum Beginn einer Aufzeichnung krude Werte gemessen werden. Mal schauen, ob ich ein paar Stimmen bei Polar dazu einfangen kann.
Für das Erstlingswerk sind die Offline-Karten sehr gut umgesetzt. Zwar braucht es einen Computer, um detaillierteres Kartenmaterial auf die Uhr zu laden, die Hürde dafür ist aber gering. Die Darstellung ist vergleichbar mit der Konkurrenz von Garmin und Suunto. Dass die Karten nicht für Neuberechnung von Routen genutzt werden können, spielt für mich keine Rolle.
Mit 600 € ist der Anschaffungspreis wahrlich nicht gering und das zeitgleiche Erscheinen der Suunto Race für 450 € setzt die Vantage V3 doch ordentlich unter Druck. Die Vantage V3 positioniert sich beim Thema „Herzfrequenz“ klar vor der Suunto Race, die dafür die bessere Leistung bei der Standortbestimmung per GNSS bietet. Die App von Suunto ist zeitgemäßer, Polar bietet neben der App zusätzlich noch die sehr gute Plattform „Polar Flow Web“.
Wenn Polar ein bisschen Einblick gewähren würde, wo die Reise im kommenden halben Jahr hingeht, würde das die Investitionsbereitschaft viele erhöhen, denn für 600 € wollen nicht nur die Kinderkrankheiten ausgeräumt, sondern auch die Partizipation in der Weiterentwicklung gesichert sein.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Vantage V3 von Polar kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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