Polar Verity Sense Test – Zuverlässige Pulsmessung auf kleinstem Raum
Erst vor zwei Wochen hat Polar mit dem Verity Sense einen neuen optischen Pulsmesser vorgestellt. Ich hatte die Möglichkeit ihn bereits zu testen und gegen HR-Brustgurt, sowie optische Herzfrequenz-Sensoren anderer Hersteller antreten zu lassen. Wo die Stärken und Schwächen des Verity Sense liegen, könnt ihr hier im Test nachlesen.
Ob HR-Brustgurt, Pulsuhr oder Pulsarmband – daran scheiden sich die Geister und für jedes der Produkte gibt es für und wieder. Für das Pulsarmband sprechen die für viele Sportarten stabilere und damit für die Messergebnisse bessere Position an Ober- bzw. Unterarm.
Gerade in der kalten Jahreszeit sind diese am Arm auch wärmer gelagert, während die Kälte eher ihren Weg zum Handgelenk findet und dort den Blutfluss in den oberen Hautschichten beeinflusst. Bequemer als die meisten HR-Brustgurte sind Pulsarmbänder allemal, aber auch ausreichend genau? Lasst uns gemeinsam einen Blick auf den Verity Sense werfen.
Unboxing
Das Pulsarmband wird von Polar in einer kleine Schachtel in den typischen Unternehmensfarben vertrieben. Die Vorderseite zieren Sensor und Armband, während sich auf den anderen Verpackungsseiten Angaben zum Leistungs- und Lieferumfang finden.
Am einfachsten lässt sich die Verpackung an der Unterseite öffnen, weil hier das Klebensiegel fehlt.
Beim Herausziehen des kleinen Pappschlittens fällt der Blick umgehend auf das Armband, die kleine USB-Ladeschale und den Befestigungsclip für die Schwimmbrille. Vom eigentlichen Sensor ist nur der „Polar“-Schriftzug zu sehen, denn das etwa 1-Euro große Sensorgehäuse ist bereits ins Armband eingelegt.
Als kleine Dreingabe findet sich in der Verpackung ein Aufbewahrungsnetz, der offenbar für den Gebrauch vor und nach dem Schwimmen gedacht ist. Mein Gefühl sagt mir, die meisten werden den Verity Sense an der Schwimmbrille belassen. Wer das nicht möchte, der wird auch für das kleine Netz eine Verwendung finden.
Auch zwei kleine Faltblätter finden sich in der Verpackung von denen eines ein Quickstart-Guide in verschiedenen Sprachen ist. Keines davon war spannend genug, um davon ein Foto zu machen.
Alles in allem präsentiert Polar den Verity Sense ordentlich verpackt und mit allen Notwendigkeiten, die für den Einsatz notwendig sind. Kann so weitergehen.
Erster Eindruck vom Polar Verity Sense
Wenn jemand beim ersten Blick auf den Verity Sense denkt, der sei ja niedlich, dann kann ich das durchaus nachvollziehen. Es ist aber in keiner Weise despektierlich gemeint. Die Größe des Produktes ist einer seiner Vorzüge, denn verglichen mit dem Rhythm 24 von Scosche (Testbericht) und dem TICKR FIT von Wahoo (Testbericht) ist der Verity Sense das kleinste Modell.
Und wenn die Größe keine Nachteile mit sich bringt, dann sind die geringen Maße nur gutzuheißen. Der Sensor des Verity Sense ist im Durchmesser jedenfalls nicht deutlich größer als ein Euro-Stück, verfügt an einer Seite über einen Knopf und an der gegenüberliegenden Seite eine kleine LED.
Sowohl in das Armband, als auch in den Befestigungsclip für die Schwimmbrille rastet der Sensor satt ein. Ohne weiteres wird man diesen nicht verlieren.
Für einen sicheren Sitz sorgt das elastische Armband in den Farben Grau und Grau. Endlich mal etwas anderes, als das immerwährende Schwarz der meisten Sportprodukte. Ein Vorteil gegenüber dem Vorgänger OH-1 ist die Möglichkeit das Armband per Klettverschluss zu öffnen und zu schließen. Noch ein bisschen leichter geht es nur beim Ryhthm 24.
Die Weite des Armbands kann durch Verstellen der Schlaufen reguliert werden. In meinen Augen sollte da genug Spielraum für schlanke und kräftige Arme dabei sein. Bis zu 40 °C kann das Armband in der Waschmaschine gewaschen werden. Sollte es eines Tages wirklich einmal nicht mehr zu gebrauchen sind, gibt es (kostenpflichtigen) Ersatz beim Hersteller.
Bequem ist das Armband allemal und dazu auch noch ein klein wenig breiter das des Vorgängers. Damit hat Polar darauf reagiert, dass sich das Armband des OH-1 durchaus beim Überziehen von Kleidung verdrehe konnte.
Geladen wird der Pulssensor in der kleinen USB-Ladeschale die direkt in einen freien USB-Port Platz findet. Es wird noch einen Moment dauern, bis der Verity Sense wieder aufgeladen werden muss, dann kann ich aber etwas zur Ladezeit sagen.
Nach dem Einschalten zeigen die kleinen LED auf der Rückseite, sowie die LED am Sensorrand, den gewählten Sportmodus an. Danach ist das Gerät für ein paar Sekunden im Auswahl-Modus, in dem die Art der Übertragung bzw. Aufzeichnung zwischen
- Herzfrequenz-Modus (LED: blau)
- Aufzeichnung-Modus (LED: grün)
- Schwimm-Modus (LED: weiß)
gewechselt werden kann. Unabhängig davon, ob der Modus gewechselt wurde, loggt der Verity Sense den angezeigten Modus ein, sofern der Knopf einen Moment lang nicht mehr gedrückt wurde.
Einrichtung
Weil sich der Verity Sense ohne Einrichtung über die Polar Flow App weigert die Verbindung zu anderen Geräten aufzunehmen, führt kein Weg an diesem Zwischenschritt vorbei.
Zugegeben, es ist ein kleiner Schritt, der wenig Zeit in Anspruch nimmt – insbesondere dann, wenn man bereits ein Nutzerkonto bei Polar hat. Alternativ kann der Weg über den Computer gewählt werden.
Mit dem Starten erkennt die App, dass sich ein Verity Sense in der Nähe befindet und auf seine Einrichtung wartet. Es dauert keine 30 Sekunden bis die App nach der Standard-Bahnlänge für den Schwimm-Modus fragt. Danach ist die Einrichtung bereits erledigt.
In den Geräteeinstellungen lassen sich die Sichtbarkeit, sowie die Verbindungen via ANT+ und Bluetooth de-/aktivieren.
Polar Beat App
Wechselt man von der Polar Flow App in die Polar Beat App, dann ist nunmehr die Kopplung zwischen Smartphone / App und Pulssensor möglich. Als kleine Überraschung für Verity-Sense-Kunden hält die App weitere Goodies bereit:
- Benefit Target
Bei der Funktion „Benefit Target“ wertet Polar die Ziele aus, die du dir für ein Workout gesetzt hast. In Abhängigkeit der Dauer in unterschiedlichen HF-Zonen stuft Polar den Trainingserfolg in 17 Stufen ein. Jede Stufe benennt, welche Effekt das Training auf deinen Körper hat.
- Fitness Test
Ein Fitness Test ohne Schweiß und Mühen – nicht weniger verspricht die Funktion von Polar. Und der Hersteller behält Recht, denn außer den Test zu starten und sich dann fünf Minuten hinzulegen, um auf das Ergebnis zu warten braucht es dafür nicht. Mit Hilfe der Ruheherzfrequenz, der Herzfrequenzvariabilität und Angaben deiner Person und deinem Trainingsniveau, prognostiziert Polar deinen VO2max-Wert.
- EnergyPointer
Ob dein Körper bei einer Aktivität gerade vornehmlich Fett verbrennt oder du deine Fitness verbesserst, hängt von deiner Herzfrequenz ab. Die Funktion „EnergyPointer“ hilft dir zu verstehen, welchen Effekt dein Training hat.
- Running Index
Der Running Index ist ein Wert, der nach einem Lauf von mindestens zwölf Minuten deine Herzfrequenz zum Tempo in Beziehung setzt. Er ist ein Indikator dafür, wie effizient dein Körper beim Laufen arbeitet.
Polar Verity Sense im Vergleich
Mittlerweile tummeln sich hier eine ganze Menge an Geräten zur Pulsmessung – Uhren, HR-Brustgurte und optische Pulssensoren für Ober- bzw. Unterarm. Beste Voraussetzungen um zu prüfen, wie sich der Polar Verity Sense schlägt.
Pulsmessung beim 5-km-Lauf (1. Versuch)
Als erstes durfte sich der kleine Pulssensor auf einem 5-km-Lauf unter Beweis stellen.
Weil ich nicht mehr als absolut nötig mit mir herumtragen wollte, haben der Verity Sense und der Rhythm 24 die Daten selbst aufgezeichnet. Die Daten des TICKRx HR-Brustgurts wurden von einer Garmin Forerunner 245, die des TICKR FIT von einer Stratos 3 und die des BerryKing Sportbeat von einer Polar M600 aufgezeichnet.
Dabei zeigt sich im Aufzeichnung-Modus der Verity Sense ein kleiner Nachteil. Während man beim Polar OH-1 die Aufzeichnung durch zweimaliges Drücken den Knopfes starten konnte, zeichnet das Nachfolgemodell sofort nach der Aktivierung des Modus auf. Das erklärt auch die beiden gelb markierten Bereiche im ersten Chart – die Verity Sense war bereits am Aufzeichnen, während die anderen Geräte noch auf ihren Einsatz unter freiem Himmel gewartet haben.
Bei allen Produkten hat das Einschwingen mit etwa fünf Minuten relativ lange gedauert, auch wenn die Geräte schon etwa zehn Minuten in Position waren. Anschließend sind alle Produkte dicht beieinander, vor allem dicht bei den Werten des TICKRx-Brustgurts, der hier aufgrund seiner vermeindlichen Genauigkeit als Referenz dient.
Blenden wir mal bis auf den Verity Sense und den TICKRx alle Kurven aus und schauen uns den Differenz-Chart an, wird das zuvor genannte „Einschwingen“ deutlich. Auch bei den Intervallen zeigen sich größere Abweichungen, die aufgrund des etwas trägeren Verhaltens optischer Verfahren zustandekommen. Das gucken wir uns gleich noch einmal im Detail an.
Welche Umstände Verity Sense und Rhythm 24 von Scosche im ersten Drittel dazu getrieben haben derart auszureißen, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Interessanterweise waren beide am selben Arm. Dass das eine Signal nach unten wegbricht, das andere in die Höhe schießt ist aber eher ungewöhnlich. Ich werde in den kommenden Wochen ein Auge drauf haben.
Guckt man auf die etwas spannenderen Intervallen, gibt sich keines der Produkte die Blöße. Alle liegen dicht beieinander und der Vielzahl an Datenpunkten ist das leichte Auf und Ab nicht verwunderlich.
Vergleicht man einzelne Kurven miteinander, lassen sich ein paar Eigenheiten der Produkte ablesen. Was sich hier zwischen Verity Sense und TICKRx zeigt ist das typische Verhalten optischer Sensoren zur Pulsmessung: Sie liegen bei den Werten richtig, sind aber immer ein bisschen spät dran. Während der TICKRx schon eine Abfallen bzw. Ansteigen der Herzfrequenz registriert, ist das Pendant mit optischen Sensoren ein wenig langsamer.
Verity Sense und TICKR FIT liefern hinsichtlich des zeitlichen Aspekts nahezu identische Kurven. Bei den Pulswerten liegt der TICKR FIT aber immer ein paar Schläge/Minute unter denen des Verity Sense.
Dass es anders geht zeigt der direkte Vergleich zwischen HR-Brustgurt und dem Scosche Rhythm 24. Die Kurven liegen derart eng beieinander, wie man es eher von Brustgurt-Brustgurt-Vergleichen kennt. Welche Kniffe Scosche dafür bemüht ist nicht ganz klar, aber die Genauigkeit von RHYTHM+ und Rhythm 24 gehören eher zur Ausnahme. Nichtsdestotrotz leisten sich auch diese Produkte hier und da einen Ausrutscher, der nach wenigen Sekunden wieder korrigiert ist.
Abschließend habe ich noch einmal die Kurve des Sportbeat-Sensors von BerryKing hinzugenommen. Das Produkt ist vergleichsweise günstig und während es bei gleichmäßigen Pulsverläufen durchaus mit den anderen Produkten mithalten kann, kommt es bei den anspruchsvolleren Aufgaben ordentlich ins Straucheln. Die Grafik soll unterstreichen, dass es sich oftmals lohnt etwas mehr zu investieren. Nicht, weil der Name dann stimmt, sondern weil die Produkte in vielen (auch den Randbereichen) ordentliche Ergebnisse erzielen.
Pulsmessung beim 5-km-Lauf (2. Versuch)
Auf der zweiten Runde habe ich wieder den Wahoo TICKRx als Referenz dabei gehabt, mich sonst aber um Vergleichsmessungen mit Produkten konzentriert, die den Puls am Handgelenk ermitteln. Am Körper haben Platz gefunden:
- Polar Verity Sense
- Polar M600
- Amazfit Stratos 3
- Fitbit Sense
- Wahoo TICKRx V2
- Scosche Rhythm 24
Vom Rhythm 24 werdet ihr hier keine Kurven sehen. Was schiefgelaufen ist, muss ich noch herausfinden, aber der Rhythm 24 hatte in allen Werten einen deutlich zeitlichen Versatz. Der Blick auf die anderen Kurven lohnt somit mehr.
Aus großer Flughöhe sieht das schon mal gut aus. Dass sich die Produkte kleine Ausreißer leisten ist nicht ungewöhnlich. Wichtiger in meinen Augen ist, dass sie nicht so groß wie beim ersten Lauf ausfallen und schnell zu den realistischen Werten zurückfinden.
Auch wenn Jahre zwischen den Produkten liegen, die optischen Sensoren von M600 und Verity Sense scheinen die gleichen Wurzeln zu haben. Vielleicht ist auch dass ein Grund, warum beide Produkte zu Beginn den gleichen Hüpfer machen, während die Stratos 3 sich einen ganz anderen Zeitpunkt zum ausbrechen ausgesucht hat.
Ein Blick auf die Intervalle zeigt ein bekanntes Bild: Der HR-Brustgurt gibt zeitlich den Ton an, während die optischen Sensoren ein bisschen später die Pulsänderungen merken. Bei den absoluten Pulswerten ist der Verity Sense aber deutlich näher am HR-Brustgurt als die M600, die hier und da nicht hinterherkommt. Vorteil für den Verity Sense.
Auch diese Kurven zeugen noch einmal von der Qualität des Verity Sense, denn obwohl die Messung ein bisschen träge erscheint, erkennt der Pulssensor von Polar die Änderungen früher, als die Sportuhr von Amazfit.
Auch die Kurve der Fitbit Sense soll hier nicht vorenthalten werden, sie zeigen aber völligen Unfug – vielleicht war es doch eine Uhr zu viel am Handgelenk…
Das sind bisher nur die Ergebnisse des ersten Wochenendes mit dem Verity Sense und er wird mich in den kommenden Wochen bei Workouts und weiteren Läufen begleiten. Bis die Schwimmbäder wieder offen sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Die Testergebnisse werden hier noch einen Moment auf sich warten lassen. Die anderen Vergleiche, insbesondere beim Workout und beim Vergleich zwischen Pulsuhren mit Messung am Handgelenk und dem Verity Sense lasse ich nach und nach hier einfließen.
Ergebnis des Polar Verity Sense Tests
- hohe Genauigkeit
- vielseitige Nutzung
- hoher Tragekomfort
Wenn es eine Empfehlung für ein Pulsarmband gibt, dann gilt sie in meinen Augen aktuell dem Polar Verity Sense. Polar hat nicht nur eine deutlich verbesserte Version des OH-1 auf den Markt gebracht, sondern gemessen am gesamten Leistungsumfang auch das überzeugendste Produkt. Darin sehe ich nicht nur die Keyfacts Akkuleistung, Reichweite und Konnektivität, sondern Größe, Tragekomfort und Bedienung. Auch die herstellereignen Apps sind tolle Ergänzungen.
Systembedingt hinken die optischen Sensoren bei der Messung der Herzfrequenz immer ein bisschen hinterher. Daran hat auch der Verity Sense nichts ändern können. Verglichen mit anderen Produkten ist der zeitliche Versatz jedoch geringer. Der Punktsieg trägt momentan das neue Pulsarmband von Polar davon – und das obwohl der Aspekt Pulsmessung beim Schwimmen corona-bedingt vertagt werden muss.
Ein tolles Produkt zu einem etwas höheren, aber in meinen Augen angemessenem Preis.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Polar Verity Sense von Polar kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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