MIL-STD-810 bei Sportuhren und Smartwatches – Alles was du wissen musst
Immer häufiger nutzen Hersteller von Sportuhren und Smartwatches den Begriff „MIL-STD-810G“, um auf die Herstellungsqualitäten hinzuweisen. Dass der Begriff eine Militärnorm der Vereinigten Staaten benennt, ist dem ein oder anderen vielleicht geläufig. Was die Verwendung des Siegels auf einem Produkt wirklich aussagt, habe ich mir einmal genauer angeschaut.
Die Absicht hinter MIL-STD-810G
Wenn für das US-Militär neue Ausrüstung entwickelt wird, dann wird diese in der Regel nach der Norm MIL-STD-810G auf ihre Tauglichkeit im Einsatz geprüft. Der Fokus liegt dabei auf der Prüfung der zu erwartenden Umwelteinflüsse und deren Auswirkungen auf die Nutzung der Ausrüstung.
Was zunächst recht abstrakt klingt, lässt sich an einfachen Beispielen konkretisieren:
- Funktioniert das neue Funkgerät auch bei Außentemperaturen von -40 °C?
- Funktioniert das neue Nachtsichtgerät auf Dauer auch bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit?
- Funktioniert der Computer auch noch, wenn er auf unebener Piste im Fahrzeug kräftig durchgeschüttelt wurde?
29 Test-Methoden
Man sieht recht schnell, dass die Szenarien recht weit auseinander gehen und so subsummiert die Militärnorm MIL-STD-810G 29 einzelne Test-Methoden, die unterschiedliche Aspekte adressieren, u.a.
- Einsatz bei hohen Temperaturen
- Einsatz bei niedrigen Temperaturen
- Einsatz bei hoher Luftfeuchtigkeit
- Einsatz bei schnellen Temperaturwechseln
- Einsatz in sandigen / staubigen Umgebungen
- Einsatz nach (teilweisem) Eintauchen in Wasser
- Einsatz nach schweren Erschütterungen
Durchläuft ein Produkt alle Testfälle kann man recht gut einschätzen, in welchen Bereichen das Produkt widerstandfähig ist und von welchem Einsatz besser abzuraten ist.
Die Anforderungen gehen dabei deutlich über die IP-Klassierung hinaus.
Marketingwirksam lassen sich solche Prüfungen natürlich auch auf zivile Objekte übertragen, denn was den Widrigkeiten im militärischen Einsatz gewappnet ist, wird im Alltag, aber auch bei abenteuerlichen Outdoor-Einsätzen bestehen.
Kritik an MIL-STD-810G
Sieht man, dass ein Produkt nach MIL-STD-810G geprüft wurde, dann heißt es genau aufzupassen, denn das Siegel darf auch auf Produkten prangen, die nur einen einziegen Test bestanden haben.
Eine generelle Robustheit kann die Militärnorm somit dem Produkt nicht bestätigen. Es muss im Einzelfall geschaut werden, mit welchen Zusatzinformationen die Verwendung des Siegels belegt wird.
Zusammenfassung
Produkte, die mit der Militärnorm MIL-STD-810G werben, haben mindestens einen der anspruchsvollen 29 Tests bestanden.
Welche Einzeltests bestanden wurden, muss meist den weiterführenden Informationen zum Produkt entnommen werden.
Eine generelle Bescheinigung der Widerstandsfähigkeit eines Produktes ist somit schwierig. Je mehr Tests allerdings aus der Norm bestanden sind, desto eher nähert man sich der Aussage an, dass das Produkt in vielen Belangen äußeren Umständen gewachsen ist.