TicWatch Pro Test – Sportliche Smartwatch mit innovativem Display
Im TicWatch Pro Test schaue ich mir die zweite Smartwatch mit Wear OS innerhalb relativ kurzer Zeit an. Die Misfit Vapor sah vor allem sehr modisch aus, ließ aber ein paar sportliche Funktionen vermissen. Die TicWatch Pro von Mobvoi verspricht da mehr zu können und zudem über ein interessantes Display-Konzept zu verfügen, so dass Laufzeiten auch über 1,5 Tage drin sein sollen. Was dran ist, erfahrt ihr hier im TicWatch Pro Test.
Unboxing und Lieferumfang
Die TicWatch Pro hat mich in einer ca. 12 x 12 x 8 Zentimeter großen Verpackung aus schwarzen Karton erreicht. Den Karton umschließt eine Banderole im gleichen Farbton auf dessen Vorderseite die TicWatch Pro abgebildet ist. Das Abbild macht schon mal Lust auf mehr und das Siegel des „Design Award 2018“ unterstreicht das erste Auftreten. Die TicWatch Pro gibt es übrigens in den Varianten Schwarz und Silber. Das hier getestete Modell stellt die schwarze Variante dar.
Auf der Rückseite befinden sich die Eckdaten der Smartwatch, u.a.
- Wear OS von Google
- Google Pay mittels NFC
- Schrittzählung
- GPS-Empfänger
- Herzfrequenzmessung
- Musik-Streaming
- 5 Tage Akkulaufzeit
Gerade über den letzten Punkt wird noch zu sprechen sein. Zwar finden sich keine Angaben zu Raketentechnologien auf der Verpackung, das Gebotene macht aber einen ziemlich vollständigen Eindruck.
Nach dem Abnehmen von Banderrole und Deckel zeigt sich die TicWatch Pro sicher verpackt und das Display mit einer Folie geschützt, die ich für die Fotos aber bereits abgezogen habe.
Unter der TicWatch Pro befindet sich sauber sortiert der Rest des Verpackungsinhalts. Der beinhaltet in Summe:
- TicWatch Pro
- USB-Ladeschale
- Benutzerhandbuch (7 Sprachen)
Das kleine Handbuch ist wie üblich eher für einen Schnelleinstieg geeignet, als dass es die Funktionen der Smartwatch wirklich erklärt. Dass ein kleiner Leitfaden beliegt ist in meinen Augen eher eine Ausnahme, für viele jedoch sicherlich nicht schlecht.
Einen kleinen Schrecken haben mir die Rechtschreibfehler auf der ersten Seite der deutschen Anleitung eingejagt. Da sind wirklich ein paar Mängel drin, die verwundern. Allen voran dann, wenn man die nahezu tadellose Übersetzung der nachfolgenden Seiten sieht. Das tut dem ganzen jedoch keinen Abbruch. Der Sinn bleibt erhalten und raten, was gemeint ist, muss man auch nicht.
Erster Eindruck
Hält man die TicWatch Pro das erste Mal in den Händen, fällt die robuste Verarbeitung, das Gewicht und die schlichte Eleganz als erstes auf. Das kreisrunde und 1,4 Zoll große Display wird durch eine schwarze Lünette aus Metall eingefasst, auf der die Sekunden in 5er-Schritten aufgetragen sind.
Das Metall ist gläzend und schnell finden sich die ersten Fingerabdrücke darauf wieder, die hier und da auch auf den Fotos zu sehen sind. Es handelt sich also nicht um Verfärbungen im Metall, sondern schlichtweg um Fingerabdrücke. Die Verarbeitung und Einpassung der Lünette ist tadellos. Gleiches gilt für das Uhrengehäuse aus Nylon verstärkter Kohlefaser.
Richtig schlank ist die TicWatch Pro nicht – das war bisher aber keine Smartwatch, die durch meine Hände gegangen ist. Im Profil sieht man der TicWatch Pro ihre „Dicke“ deutlicher an, als es am Ende beim Tragen am Handgelenk der Fall ist. Dem ganzen zuträglich ist die konisch zulaufende Form der Lünette, der das Aussehen der TicWatch Pro verschlankt.
Die beiden Knöpfe an der rechten Gehäuseseite stehen deutlich aus dem Gehäuse hervor und machen das Produkt optisch sehr interessant. Sie durchbrechen die sonst sehr schlichte und zurückhaltende Linienführung und erinnern ein wenig an das Aussehen analoger Stoppuhren.
Ein optisches Highlight ist das 22mm breite Armband, das auf der Oberseite aus echtem Leder, auf der Unterseite aus strukturiertem Silikon besteht.
Die klassische Dornschließe passt zum Gesamtauftritt der Uhr und sorgt für einen bombenfesten Halt selbst in bewegungsreichen Situationen. So zeigt sich die TicWatch Pro nach außen elegant, während sie sich mit ihrer Materialwahl weiterhin dem Sport verschreibt.
Auf der Rückseite der Smartwatch befinden sich die beiden LED und der optische Sensor zur Messung der Herzfrequenz, sowie die Kontakte für das Lade- bzw. Datenkabel. Alles ist bündig eingelassen und bietet Schmutz und Dreck wenig Chancen sich festzusetzen.
Apropos Ladeschale: Diese gehört zu den Besseren, denn ohne großes Gefummel findet die TicWatch Pro ihren Sitz und bleibt dank einer zugkräftigen Magnethalterung auch an Ort und Stelle sitzen.
Nun aber Schluss mit dem Herumschleichen um das Produkt. Um einen wirklichen Eindruck zu gewinnen, muss es ans Handgelenk und benutzt werden.
Zunächst mal ein Wort zur Größe der TicWatch Pro: Die Smartwatch ist bei weitem nicht klein, sondern tritt optisch schon in Erscheinung. Zwar weniger auffällig als z.B. die Misfit Vapor, aber sie ist optisch eben doch präsent.
TicWatch Pro im Details
Technik – Ein Blick auf die inneren Werte
Neben den Äußerlichkeiten lohnt natürlich auch ein Blick auf die verbaute Technik.
- Snapdragon Wear 2100
Für die Technik-Enthusiasten steht nicht selten im Fokus, welche Technik in der Uhr verbaut ist. Bei der TicWatch Pro treibt die zwei Jahre alte Snapdragon Wear 2100 Plattform von Qualcomm die Smartwatch mit vier Kernen und bis zu 1,2 GHz an. Für eine reaktionsschnelle Bedienung reicht das völlig aus. Der Nachfolger Snapdragon Wear 3100 wurde dieser Tage erst angekündigt und wird noch ein wenig auf sich warten lassen.
- Interner Speicher
Die TicWatch Pro kann auf 512 MByte Arbeitsspeicher und 4 GByte Speicher zurückgreifen. Von den 4 GByte Speicher verleibt sich das Betriebssystem rund die Hälfte ein. Der Rest steht als Speicherplatz zur Ablage von Musik und Apps zur Verfügung. Was erstmal nicht viel klingt ist momentan Smartwatch-Standard und reicht für viele Stunden musikalischer Unterhaltung aus.
- Ortungsdienste
Für die Ortsbestimmung kann die TicWatch Pro auf die Daten von
- GPS (USA)
- GLONASS (Russland)
- Galileo (EU)
- Beidou (China)
zurückgreifen. Mehr kann man aktuell von einem Hersteller nicht erwarten.
- Konnektivität
Für die Synchronisierung zwischen Smartwatch und Smartphone / Tablet bietet die TicWatch Bluetooth 4.2 bzw. WLAN 802.11bgn im Frequenzbereich von 2,4 GHz an.
Duales Display
Das Hauptaugenmerk gehört mit Abstand dem innovativen Display der TicWatch Pro. Um genau zu sein, handelt es sich eben nicht um ein Display, sondern um derer zwei. Die TicWatch Pro verfügt nämlich über ein FSTN- und ein AMOLED-Display. Wem FSTN nicht sagt, der wird sich schneller mit dem Begriff „Flüssigkristallanzeige“ anfreunden können, wie man sie von den ersten Digitaluhren kennt. Klingt seltsam, weil die Technik schon so alt ist, aber im Wesentlichen ist es genau das.
Über dem AMOLED-Display ist das FSTN-Display aufgebracht. Guckt man sehr genau und dreht das inaktive Display gegen das Licht, kann man die Segmente des FSTN-Displays erkennen. Was da für Einhorn-Magie am Werk ist kann ich nicht sagen. Sagen kann ich jedoch, dass es funktioniert. Sehr gut sogar und Einbußen hinsichtlich Qualität oder Helligkeit lassen sich weder bei der einen, noch bei der anderen Anzeige ausmachen.
Wie üblich deaktiviert die TicWatch Pro (wie nahezu jede andere Smartwatch auch) das Display, wenn dieses nicht mehr genutzt wird. Anders als bei den anderen Uhren verschwinden aber nicht alle Informationen vom Display. Bei der TicWatch Pro eilt unmittelbar das FSTN-Display zur Hilfe und zeigt Herzfrequenz, Uhrzeit, Datum, Batteriestand und die Schritte des Tages in nostalgischem Grau an.
Das tut sie so lange, bis das AMOLED-Display wieder aktiviert wird. Das kann durch Anheben des Armes oder durch Knopfdruck geschehen.
Die monochrome Darstellung des FSTN-Displays hat nicht nur stromsparenden Charakter, sondern ist in hellen Umgebungen deutlich besser zu erkennen, denn das Display arbeitet dann transflektiv. Will heißen: Je mehr Licht einfällt, desto kontrastreicher ist die Darstellung.
Smart Mode vs. Essential Mode
Den Betrieb des AMOLED-Displays nennt Mobvoi „Smart Mode“, den des FSTN-Displays „Essential Mode“. Im Smart Mode gibt Mobvoi die Akkulaufzeit mit bis zu zwei Tagen an. Durch den intelligenten Wechsel zwischen AMOLED- und FSTN-Display sollen bis zu fünf Tagen machbar sein. Der alleinige Betrieb im Essential Mode soll Laufzeiten von bis zu 30 Tagen ermöglichen.
Jetzt bin ich ein schlechter Maßstab dafür ob die Werte eingehalten werden, denn ich bin ja ständig am Ausprobieren und bin bei den zwei Wochen Testzeitraum selten in die Verlegenheit gekommen, die Uhr mal „normal“ zu nutzen. Deutlich mehr als ein Tag im Smart Mode scheint mir realistisch. Die vollen zwei Tage im Smart Mode zu erreichen wird schon sportlich.
Anders sieht es bei der Verwendung des Essential Mode aus. Weil hier auch noch ein paar andere Funktionen (u.a. Benachrichtigungen, Synchronisierung) deaktivert werden, scheinen die 30 Tage realistisch zu sein. Die Zeit zum Testen hatte ich jedoch nicht.
Ob die fünf Tage im Wechsel von Smart- und Essential Mode machbar sind, hängt sehr stark von der Nutzung ab und ich will und kann mich nicht aus dem Fenster lehnen und sagen „Wenn sie so und so genutzt wird, dann landet ihr direkt dort“.
Was ich aber festhalten kann ist, dass der Essential Mode definitiv sinnvoll ist. Nur selten braucht es beim Blick auf die Uhr die Farbenpracht des AMOLED-Displays. Häufig will man einfach nur die Zeit wissen und sich dafür speziell im Sommer keine schattige Ecke suchen müssen, um überhaupt etwas zu erkennen. Wenn das ganze dann noch der Akkulaufzeit zuträglich ist, dann hat die Funktion ihren Zweck doppelt erfüllt.
Funktionsumfang
Nun scheint ja der Funktionsumfang einer Smartwatch zu einem guten Teil mit der Hardware, zu einem anderen Teil mit den Apps zu stehen und zu fallen. Das gilt auch für die TicWatch Pro. Ich habe versucht, mich aber auf die Funktionen und Apps zu beschränken, die Mobvoi der Smartwatch im Auslieferungszustand spendiert hat. Mag sein, dass man den einen oder anderen Mangel durch eine weitere App beheben kann, dieser dann aber eben der Dritt-App und nicht dem Produkt TicWatch Pro zuzuschreiben ist.
Watchfaces – Tausendfache Individualität
Ungebrochen interessant scheint für viele weiterhin die Auswahl nahezu beliebiger Watchfaces – also Ziffernblätter – zu sein, um der Smartwatch einen Hauch von Individualismus einzuimpfen. Da die TicWatch Pro auf Wear OS basiert, ist das eigentlich keine Besonderheit und dennoch wirbt Mobvoi auf der Verpackung mit der Möglichkeit aus 1000+ solcher Watchfaces zu wählen. Prinzipiell entspricht das der Wahrheit, auch wenn nur ein Bruchteil davon qualitativ hochwertig sind.
Umso erfreulicher ist es, dass Mobvoi bereits eine ordentliche Menge wirklich guter Watchfaces „mitliefert“. Wer hier nicht glücklich wird, der muss sich halt durch das schiere Angebot im Play Store von Google schlagen.
Benachrichtigungen
Activity Tracking
Die TicWatch Pro würde hier nicht auftauchen, wenn sie nicht mindestens dem Anspruch Fitness Tracker – besser noch Sportuhr – entsprechend würde. Folglich verfügt die TicWatch Pro über Activity Tracking im Alltag, welches sich aus den Aspekten
- Schrittzählung
- Zurückgelegte Distanz
- Kalorienverbrauch
- Aktivminuten (schnelles Gehen oder Bewegungen)
- Aktive Stunden (mind. 250 Schritte)
zusammensetzt. Wer den Hinweis auf das Schlaftracking vermisst – den habe ich nicht vergessen, die TicWatch Pro bietet diese Funktion momentan einfach nicht an.
Alle Daten des Activity Tracking werden in der vorinstallierten App „Gesundheit“ aufbereitet und im Ergebnis angezeigt. Das ist in sofern erwähnenswert, weil es daneben noch die Apps „Fitness“, „Herzfrequenz“ und „Schritt-Rangliste“ gibt, die alle unterschiedliche Aspekte der Smartwatch abbilden.
Tageszusammenfassung
In der „Gesundheit“ App werden die Daten aus dem Activity Tracking im Alltag ausgewertet und zusammengefasst. In meinen Augen ist die Darstellung gut gelungen und man bekommt die Zielerreichung optisch nett präsentiert.
Beim Darstellen der einzelnen Werte zollt Mobvoi der Größe des Display Tribut und muss z.B. „Entfernung“ mit „Entfern“ abkürzen. Um bereits am Handgelenk eine erste Einschätzung zu erhalten, reicht die Art der Darstellung völlig aus.
Schrittzählung
Möchte man einen detaillierteren Blick auf die Schrittzählung und die Verteilung über den Tag werfen, wischt man auf dem Display einfach nach links. Hier gibt es neben dem Tagesziel, der aktuellen Schrittzahl und der zurückgelegten Distanz auch einen Zahlenkranz mit 30-Minuten-Abschnitten zu sehen auf welchem ablesbar ist, zu welchen Tageszeiten am meisten Schritte abgerissen wurden.
Aktivminuten
Einmal weiter nach links gewischt und man gelangt zur Zielerreichung „30 aktive Minuten am Tag“. Auch hier lässt sich die Verteilung über die Stunden des Tages ansehen.
Aktive Stunden
Ein letztes Mal nach links gewischt und man gelangt zur Übersicht der Stunden, in denen wenigstens 250 Schritte gezählt wurden. In meinem Arbeitsalltag am Schreibtisch stelle ich fest, dass das häufig Lücken bleiben. Jetzt im Urlaub sind die 250 Schritte pro Stunde stets gefüllt.
Diese letzte Metrik wird übrigens nur an den „aktiven Stunden“ des Tages erhoben und das sind genau 11 Stunden, deren Beginn auf Stundenbasis über die App eingestellt werden kann. Will heißen, dass man sich ein Zeitfenster von genau 11 Stunden aussuchen kann/muss, das mit einer vollen Stunde beginnt und genau 11 Stunden später endet. Einen Tag mit nur zehn oder zwölf Stunden einzustellen ist schlichtweg nicht möglich.
Alle Werte sind ausschließlich für den aktuellen Tag einsehbar. Ein Blick in die Vergangenheit ist nur über die Smartphone App möglich.
Herzfrequenzmessung
Neben dem Activity Tracking ist auch die Herzfrequenzmessung mittels des optischen Sensors an der Gehäuserückseite eine Funktion des Alltags. Wenn man denn will. In den Standardeinstellungen ist die 24/7-Messung nämlich deaktiviert und muss über die App aktiviert werden.
Nach Aktivierung erfasst die Smartwatch die Herzfrequenz jede Minute, stellt sie aber nur für die voll Stunde dar. Da wäre eine genauere Darstellung wünschenswert und weil auch die Smartphone App leider nicht mehr zu bieten hat, bleibt die Funktion auf einem grundsoliden, aber nicht herausragendem Niveau.
TicWatch Pro beim Sport
Fast interessanter als die Fitness-Funktionen im Alltag finde ich das Leistungsangebot beim Sport und auch hier bietet Mobvoi mit der „Fitness“ App einen eignen Vertreter auf der Smartwatch an.
Sportarten
Die App, die über den unteren Knopf oder über das Touchscreen gestartet werden kann unterstützt folgende Sportarten:
- Laufen (Outdoor)
- Laufen (Indoor)
- Spazieren
- Radfahren
- Free Style
Gemessen an dem, was bei richtigen Sportuhren angeboten wird, ist das nicht viel und dient eigentlich auch nur der Einschränkung ob GPS genutzt werden kann und welche Ziele für eine Aufzeichnung gesetzt werden können. Dazu gleich mehr.
Jedenfalls hätten es durchaus ein paar mehr Sportarten sein dürfen, auch wenn es am Ende nur der Dokumentation dient. So kann sich die TicWatch Pro auf den ersten Blick nicht deutlich von den sportlichen Funktionen anderer Hersteller absetzen.
Eine der genannten Sportarten wird durch hoch- bzw. runterwischen ausgewählt und durch antippen selektiert.
Auf dem nächsten Screen kann das Ziel für diese Aufzeichnung ausgewählt werden und es obliegt euch zwischen
- kein Ziel
- Dauer (in Minuten)
- Distanz (in Kilometer)
- Kalorienverbrauch (in kcal)
zu wählen.
Ein Tipp auf den weißen Pfeil und schon geht die Aufzeichnung los. Ein 3-sekündiger Countdown zählt den Start herunter.
Datenseiten / Datenfelder
Die Anzeige der Werte während der Aufzeichnung verteilt sich auf drei Datenseiten und umfasst
- Seite 1
- Aktuelle Uhrzeit
- Himmelsrichtung
- Zurückgelegte Distanz
- Dauer
- Herzfrequenz
- Seite 2
- Zurückgelegte Distanz
- Kalorienverbrauch
- Tempo
- Seite 3
- Streckenverlauf
Die Anzeige der Werte ist fix und lässt sich weder im Umfang, noch in der Verteilung auf die Datenseiten ändern. Hier zeigt sich eben, dass die TicWatch Pro keine dedizierte Sportuhr ist. Dennoch hat Mobvoi an die Sportler gedacht und die Anzeigen auf dem FSTN-Display während einer Aufzeichnung um
- Herzfrequenz
- Gesamtdauer
- Tempo
- Distanz
- Kalorienumsatz
ergänzt. Vorteilhaft ist die Darstellung auf dem FSTN-Display gerade deshalb, weil es vom Umgebungslicht profitiert. Dabei gilt, je mehr Licht zur Verfügung steht, desto besser sind die Daten auf dem Display zu erkennen. Zwar kann auch das AMOLED-Display mit hoher Helligkeit überzeugen, im direkten Sonnenlicht zieht es gegenüber dem FSTN-Display jedoch immer den Kürzeren.
Zuverlässig funktionierte die Auto-Pause-Funktion, welche die Aufzeichnung pausiert wenn die Uhr keine Bewegung mehr registriert (weil man z.B. an einer roten Ampel steht). Hier wiederum demonstriert Mobvoi, dass manche Belange der Sportler eben doch am Herzen des Herstellers liegen.
Schrittfrequenz und Schrittlänge
Nach Abschluss einer sportlichen Aktivität bzw. derer Aufzeichnung kann man sich auf der Uhr eine kleine Zusammenfassung (auch vergangener Aufzeichnungen) anschauen. Bei der nächsten Synchronisierung wandern die Daten dann auch auf das Smartphone. Und hat die TicWatch Pro bisher nicht richtig zeigen können/wollen, dass sie für den Sport doch eine Menge bereithält, holt das die App nach.
Die App stellt alle Daten zur Aufzeichnung übersichtlich zusammen. Bevor ich mir hier den Mund fusselig rede, werft einfach einen Blick auf die Bilder.
Sogar Herzfrequenzzonen kennt die TicWatch Pro. Leider kann man diese zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ändern, so dass die Ergebnisse nicht immer passgenau sind.
Richtig überrascht haben mich die Auswertungen zur Schrittfrequenz und -länge. Weniger die Ergebnisse an sich, sondern vielmehr dass die TicWatch Pro diese Daten erhebt. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Daumen hoch!
Sportliches Fazit
Beim Thema Sport hat mich die TicWatch Pro wirklich überrascht. Wahrscheinlich sind die Erinnerungen an die sportlichen Funktionen der Misfit Vapor noch präsent. Die TicWatch Pro bietet mehr, viel mehr. Am Ende fehlen auch ihr ein paar Dinge, die sie sich hinter den dedizierten Sportuhren einreihen lässt. Leider bietet Mobvoi aktuell ein ziemlich geschlossenes Ökosystem an, was die aufgezeichneten Sportwerte angeht. Ein Export des Streckenverlaufs oder des Herzfrequenzsverlaufs ist nicht möglich, so dass auch die sonst üblichen Vergleiche mit Brustgurt und anderen optischen HF-Sensoren fehlt.
Mobvoi App
Wie immer ergänzt eine App für Smartphone oder Tablet das Stück Hardware. Das ist bei der TicWatch Pro nicht anders. Die Mobvoi App gibt es kostenfrei für Android und iOS im Play Store / App Store. Da ich kein iPhone-Nutzer bin, beschränkt sich der Testbericht hier auf die Verwendung mit Android und da fängt bereits eine Besonderheit an. Keine, die der TicWatch Pro eigen ist, sondern alle Wear OS Smartwatches betrifft: Die Einrichung und Kopplung geschieht zunächst über die Wear OS App, die von Google kommt und in keinem Zusammenhang mit dem Hersteller der Smartwatch steht.
Installation Wear OS
Die Installation ist allerdings ganz fix erledigt. Einfach Wear OS installieren, die Uhr mit dem Smartphone via Bluetooth Smart koppeln, das Google-Konto auf die Smartwatch übertragen und ein paar Berechtigungen erteilen. Das klingt mehr, als man am Ende wirklich machen muss, denn Google nimmt einem schon viel Arbeit ab.
So finden sich nach der Installation z.B. auch die WLAN-Daten bereits auf der Smartwatch, so dass lange und komplizierte WLAN-Schlüssel nicht am Handgelenk eingetragen werden müssen.
Installation Mobvoi App
Ähnlich schnell und unkompliziert geht es bei der Installation der Mobvoi App – meistens jedenfalls.
Für die Installation braucht es wie üblich ein Nutzerkonto beim Hersteller, unter welchem die Daten in der Cloud abgelegt werden. Bei Mobvoi braucht es dafür nur eine E-Mail-Adresse, an die zur Bestätigung ein Registrierungscode geschickt wird. Und hier mag es für den ein oder anderen hektisch werden. Movboi erwartet die Eingabe des zugesandten Code innerhalb von 70 Sekunden. Wer in seinem Postfach ein Greylisting aktiviert hat, dass die Annahme von neuen Absendern verzögert, der wird eine zweite Runde drehen müssen.
Da es die wenigsten Nutzer von Freemail-Anbietern betrifft, sei es nur am Rande erwähnt. Angaben zur Person werden zunächst nicht benötigt, können aber später über die App aber nachgetragen werden.
Nach erfolgter Installation und Einrichtung des Nutzerkontos landet man auf der – ähhmmm – Startseite der App. Anders kann ich es gar nicht beschreiben, denn offenbar vereint die Mobvoi App unterschiedliche Produkte und Produktgruppen unter einem App-Dach, so dass man zunächst das Gerät anwählen muss, um dann zum „Gesundheitscenter“ zu gelangen. Und in meinen Augen wird es da erst richtig interessant für Nutzer der TicWatch Pro.
Dashboard
Das Dashboard des „Gesundheitszentrums“ bietet dann auch alle wichtigen Informationen auf einen Blick.
Wer es ein bisschen genauer braucht oder in der Datenvergangenheit wühlen möchte, der tippt sich einfach in den Detailbereich weiter.
Wo nicht selbsterklärend, bietet die App Hinweistexte, um einzelne Metriken zu erläutern. Das ist eine gute Sache, wenn auch die Übersetzungsleistung an manchen Stellen schwach ist. Ein Lektorat über die App wäre sicherlich angebracht und könnte den guten Gesamteindruck untermauern.
Mehr als die Aggregation auf Tages-, Wochen- und Monatsebene biete die App dann am Ende nicht an. Für die meisten ist das aber ausreichend.
Ergebnis des Mobvoi TicWatch Pro Tests
Smartwatch und ich sind ja bisher zwei Dinge gewesen, die nicht so recht zusammenpassen wollten. Also jedenfalls nicht, wenn man sich der sportlichen Disziplin der einzelnen Produkte annimmt. Mit der TicWatch Pro ist das allerdings anders geworden. Für ca. 250 EUR erhält man nicht nur ein sehr gut verarbeitetes Stück Hardware, sondern auch eine gute Unterstützung für den Sport. Die verbaute Hardware ist potent genug und der Hersteller weiß dieses Potential auch zu nutzen. Ein paar Basisfunktionen, wie z.B. frei definierbare HF-Zonen und Intervalle fehlen irgendwie dennoch.
Ich bin mir bewusst, dass die TicWatch Pro keine dedizierte Sportuhr ist und ich nicht erwarten kann, was Garmin und Polar mit ihren ausgewachsenen Modellen anbieten. Das gleiche sollten auch andere Interessenten berücksichtigen, um nicht enttäuscht zu werden. Wer sich für die TicWatch Pro entscheidet, hält allerdings am Ende eine tolle Smartwatch mit einem innovativen Display-Konzept in den Händen, welches die Laufzeit der Uhr teilweise deutlich erhöht und gleichzeitig dem Einsatz beim Sport unter freiem, sonnigen Himmel zugute kommt.
Wer eine sportliche eierlegende Wollmilchsau sucht, der sollte sich TicWatch Pro einmal genauer anschauen.
Offenlegung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den TicWatch Pro Test von Mobvoi kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt. Der Testbericht spiegelt vollständig meine eigene, unvoreingenomme Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wieder.