Wahoo ELEMNT BOLT Test – Kleiner GPS-Fahrrad-Computer zeigt Größe
Das US-Unternehmen Wahoo ist für seine HR-Brustgurte TICKR und TICKRx, sowie seine Rollen-Trainer und Fahrrad-Computer bekannt. Ich hatte die Möglichkeit mir mit dem ELEMNT BOLT das kleinste Modell der GPS-Fahrrad-Computer anzuschauen und zu testen. Hier erfahrt ihr, ob das 2017 gelaunchte Produkte drei Jahre später immer noch sein Geld wert ist.
Fahrrad-Computer gibt es in den unterschiedlichsten Kategorien und Preisklassen. Da finden sich besonders günstige Modelle mit eingeschränktem Funktionsumfang bis hin zu sehr teuren und komplexen Modellen, deren Vielzahl an Funktionen nicht für Jedermann gedacht ist.
Der Wahoo ELEMNT BOLT versucht die Quadratur des Kreises: Ein günstiger Preis, ohne auf wichtige und komfortable Funktionen zu verzichten und für die unterschiedlichsten Nutzer, die vielfältigsten Bedürfnisse sinnvoll zu erfüllen. Aber der Reihe nach…
Unboxing und Lieferumfang
Normalerweise gehört an dieser Stelle zum Test auch das Unboxing. Der ELEMNT BOLT hat mich aber quasi in der Bulk-Edition ohne Umverpackung erreicht, so dass ich hier an dieser Stelle auf das Unboxing verzichten muss. Wer eine Idee davon gewinnen möchte, wie Wahoo seine Produkte präsentiert und welche Sorgfalt dabei zum Tragen kommt, der bekommt beim Test des TICKRx sicherlich einen guten Eindruck.
Zum Lieferumfang des ELEMNT BOLT gehören:
- ELEMNT BOLT GPS-Fahrrad-Computer
- Integrierte Halterung
- Vorbauhalterung
- Kabelbinder
- Sicherungsschraube
- Kurzanleitung
Eigentlich findet sich alles im Lieferumfang, was es zum Loslegen braucht. Der Imbus-Schlüssel für die Montage sollte in jedem Haushalt vorhanden sein.
Erster Eindruck
„Ist der aber klein!“. So oder so ähnlich war mein erster Eindruck vom Wahoo ELEMNT BOLT, denn gemessen an den immer größer werdenden Smartphone-Display ist das 2,2 Zoll große Display natürlich ein Winzling. Da kann man mal sehen, wie schnell wir Menschen Maße relativieren.
Das Display ist mit einem schmalen Rahmen eingefasst, so dass sich die Maße des ELEMNT BOLT auf 74,6 x 47,3 x 22,1 mm bei 62 Gramm belaufen. Das ist ein bisschen größer, als z.B. der Garmin Edge 130, der mit 1,8 Zoll aber das kleinere Display aufweist.
Der ELEMNT BOLT ist mit sechs Knöpfen ausgestattet: Drei unterhalb des Display, zwei an der rechten Gehäuseseite und ein Knopf an der linken Gehäuseseite. Alle Knöpfe sind gummiert und strukturiert und damit auch bei nassem Wetter sicher zu bedienen. Der Druckpunkt ist knackig, aber immer deutlich zu spüren.
An der unteren Stirnseite befindet sich hinter eine Gummiklappe, vor Feuchtigkeit sicher geschützt, der Mini-USB-Port zum Aufladen des Fahrrad-Computers.
Die sieben LED fassende Leuchtleiste ist im ausgeschalteten Zustand unaufällig, im Betrieb aber sinnvoll und gut ablesbar. Auch dazu später mehr…
Obwohl der ELEMNT BOLT durch und durch aus Plastik ist, vermittelt er keinen billigen Eindruck. Die hochwertige Verarbeitung zeigt sich in geringen und gleichmäßigen Spaltmaßen. Für das IPx7-Rating schon fast Voraussetzung, um den Fahrrad-Computer vor Wasser zu schützen.
Einrichtung und Funktionsumfang
Für einige mag die folgende Information irritierend sein: Für die Inbetriebnahme des Wahoo ELEMNT BOLT braucht es ein Smartphone. Klingt schlimmer, als es ist und dank kostenloser App und eines zu scannenden QR-Codes auf dem ELEMNT BOLT auch innerhalb weniger Minuten erledigt.
Hier zeigt sich ein schlauer Ansatz von Wahoo, der sich durch das ganze Produkt zieht: Statt den Fahrrad-Computer übermäßig schlau und komfortabel zu gestalten, teilen sich ELEMNT BOLT und Smartphone bestimmte Aufgaben. So zeigt der ELEMNT BOLT seine Stärke auf der Straße, wenn es darum geht einem Ziel zu folgen und den Weg dahin zu vermessen. Die Routenplanung bzw. -verwaltung, die umfangreichen Auswertungen und die Anbindung an Drittdienste übernimmt das Smartphone. Wahoo kann sich so auf die Stärken der einzelnen Plattformen konzentieren und das funktioniert in meinen Augen sehr gut.
Datenseiten
Der ELEMNT BOLT gruppiert die von ihm erfassten bzw. angebotenen Daten in drei Gruppen bzw. Datenseiten:
- Trainingsdaten (u.a. Dauer, Distanz, Geschwindigkeit)
- Steigung
- Karte
Zwischen den Ansichten kann mit der rechten Taste unterhalb des Displays gewechselt werden. Die beiden Zoom-Knöpfe am rechten Gehäuserand erlauben in der Kartenansicht das Hinein- und Herauszoomen.
Der Wechsel der Kartenansicht erfolgt umgehend, die Kartendarstellung in Schwarz-Weiß gehört jedoch zu den einfachen. Die Einfachheit bietet nicht nur den Vorteil der schnellen Ansichten, sondern auch der leichten Erfassung der Inhalte.
Auf den beiden anderen Datenseiten kann über die Zoom-Knöpfe die Anzahl an Datenfeldern auf der Seite geändert werden. Bei der ersten Datenseite sieht das beispielhaft wie folgt aus:
Datenfeld | Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 | Stufe 6 |
---|---|---|---|---|---|---|
akt. Geschwindigkeit | + | + | + | + | + | + |
Distanz | + | + | + | + | + | - |
Uhrzeit | + | + | + | + | - | - |
Fahrtzeit | + | + | + | - | - | - |
BPM | + | + | - | - | - | - |
RPM | + | + | - | - | - | - |
Kalorienverbrauch | + | + | - | - | - | - |
Ø Geschwindigkeit | + | - | - | - | - | - |
max. Geschwindigkeit | + | - | - | - | - | - |
Weniger Felder auf einer Seite bedeutet im Umkehrschluss, das für die wenigen Felder mehr Platz zur Darstellung vorhanden ist und die in Folge größer dargestellt werden.
Auf der zweiten Datenseite mit den Angaben zum Höhenprofil kann aus folgenden Ansichten gewählt werden.
Datenfeld | Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 |
---|---|---|---|---|---|
akt. Geschwindigkeit | + | + | + | + | + |
Steigung | + | + | + | + | - |
Anstieg | + | + | + | - | - |
Abstieg | + | + | - | - | - |
VAM | + | + | - | - | - |
Höhe | + | - | - | - | - |
BPM | + | - | - | - | - |
Profil | + | + | + | + | + |
Über die App lässt sich die Belegung der Felder ändern, so dass Wahoo an dieser Stelle große Flexibilität in der Darstellung gewährt. Leider müssen Smartphone und ELEMNT BOLT in diesem Moment gekoppelt sein. Eine Einrichtung und Übernahme bei der nächsten Synchronisierung bietet Wahoo leider nicht an.
Generell kann das Konzept auch einschränken, wenn für die große und damit bestens ablesbare Darstellung von Informationen auf bestimmte Werte verzichtet werden muss. Für mich sind das aber eher Probleme theoretischer Natur. Insgesamt vermisse ich keine Werte, die ein ordentlicher GPS-Fahrrad-Computer bieten sollte.
Verlauf
Weniger eine Datenseite, als vielmehr eine Ansicht ist der Verlauf, der vergangene Aufzeichnung in Kürze auf dem Gerät zusammenfasst. Mehr als eine Zusammenfassung in Form eines Zahlenfeuerwerks ist es tatsächlich nicht. Für eine detaillierte Auswertung braucht es die App bzw. ein Drittdienst zu dem die Daten übertragen worden.
Einstellungen und Sensoren
Ein kurzes Antippen des An-/Aus-Schalter öffnet das Einstellung-Menü des ELEMNT BOLT. Hier lassen sich verschiedene Einstellungen vornehmen:
LED-Leiste
An dieser Stelle lassen sich verschiedene Werte (Geschwindigkeit, Leistung, Herzfrequenz) auf die LED-Leiste oberhalb des Display abbilden. Sie lässt sich aber auch deaktivieren.
Sensoren
Der Wahoo ELEMNT BOLT bietet die Anbindung von externen Sensoren über ANT+ bzw. Bluetooth Smart. Das funktioniert im Test einfach, schnell und völlig anstandslos.
Dauer Hintergrundbeleuchtung
Hier kann die Dauer der Hintergrundbeleuchtung eingestellt werden. Ein bisschen umständlich wirkt, dass eigentlich nur eine Zeitspanne ausgewählt werden kann, die zuvor über die App konfiguriert wird. Ergänzend lässt sich die Hintergrundbeleuchtung dauerhaft aktivieren bzw. deaktivieren.
Umgebung
Zusätzlich kann hier das Koppeln des ELEMNT BOLT mit dem Smartphone angestoßen und System-Informationen eingesehen werden.
Unterm Strich sind die Einstellungen überschaubar, jedoch fehlt nichts. Das macht den ELEMNT BOLT so sympathisch – er präsentiert nicht mehr und nicht weniger, als sinnvoll ist.
Mit dem ELEMNT BOLT unterwegs
Nach der Einrichtung wird es Zeit den ELEMNT BOLT auf die Straße zu führen. Erneut zeigt sich die gute Konzeption von Wahoo. Der Fahrrad-Computer wird durch eine leichte Drehbewegung in die Halterung gesetzt und rastet spürbar ein. Mit der gleichen Handbewegung kann das Gerät wieder aus der Halterung herausgedreht werden.
Soll es dort dauerhaft verbleiben, bietet sich das Fixieren mit der kleinen Sicherungsschraube an, die Wahoo im Lieferumfang beigelegt hat.
An meinem Lenker hat leider nur die Befestigung am Vorbau Platz gefunden. Die gummierte Auflage sorgt in Kombination mit den Kabelbindern für bombenfesten Halt. Die aerodynamisch vorteilhafte Halterung konnte ich an meinem Lenker nicht nutzen, dafür war er einfach zu dünn. Ein paar Gummistreifen hätten für die notwendige Dicke sorgen können. Bei den Geschwindigkeiten mit denen ich unterwegs bin ist das aber nicht notwendig. Für wen Sekunden jedoch zwischen Sieg und Niederlage entscheiden können, der hat auch den passenden Lenker und kann die sinnvolle Halterung nutzen, die mir hier für die Produktfotos profan als Griff genützt hat.
Bedienung während der Fahrt
Starten, Pausieren, Stoppen – dazu braucht es nicht mehr als die drei Tasten unterhalb des Displays. Durch den spürbaren Druckpunkt lassen sich sich auch in der Fahrt gut bedienen – oftmals auch ohne hinzugucken.
Das Display hat zwar keine sonderlich hohe Auflösung, ist aber dennoch zu jedem Zeitpunkt gut ablesbar. Die unterschiedlichen Zoom-Stufen bieten für jede Situation das notwendige Maß an Flexibilität. Nur bei der Kartenansicht wäre hier und da ein Farbtupfer von Vorteil, denn dann könnte man den Fokus schneller auf die wirklich wichtigen Anzeigen legen. Bei den Trainingsdaten und bei der Steigung bleiben halt alle Informationen an Ort und Stelle, die Karte ändert sich während des Fahrens fortlaufend.
Wird die Fahrt unterbrochen, pausiert der ELEMNT BOLT sehr sicher und vorallem schnell die Aufzeichnung. Sobald wieder Bewegung ins Spiel kommt setzt der Fahrrad-Computer die Aufzeichnung selbständig fort.
Routenplanung
Die Planung von Routen ist weder eine Stärke von Wahoo noch die des ELEMNT BOLT und so finden sich weder in der App noch am Fahrrad-Computer Möglichkeiten neuen Routen zu erstellen. Zwar können Route zu einem Ziel über die App definiert werden, aber richtige Routenplanung sieht anders aus.
Komoot oder Ride with GPS sind den Möglichkeiten der App deutlich überlegen und nur zwei Beispiele unter vielen. Und da Drittanbieter bei Wahoo gern gesehene Gäste sind, lässt sich sich der ELEMNT BOLT über die App z.B. mit einem Komoot-Konto verbinden. Das funktioniert problemlos durch einmaliges Anmelden bei Komoot und dem damit verbundenen Erteilen der Berechtigungen. Fortan werden alle in Komoot geplanten Strecken im Hintergrund auf den das Gerät übertragen.
Auch ohne Komoot können Routen in Form von GPX- oder TPX-Dateien auf den Fahrrad-Computer übertragen werden:
- Auswahl der Datei über die Wahoo App
- Drag & Drop am PC/Mac mit Hilfe des USB-Kabels
Auch Strava wird von Wahoo unterstützt – bei den von Strava importieren Routen fehlt aber die Turn-by-Turn-Navigation. Dazu gleich mehr…
Navigation
Auf das Gerät übertragene Routen können über die Kartenansicht aufgerufen werden. Die Strecke wird in der Kartenansicht dabei mit kleinen, richtungsgebenden Pfeilen markiert. Während des Abfahrens einer Route zeigt der ELEMNT BOLT die Strecke bis zur nächsten Richtungsänderung bzw. bis zum nächsten Streckenhinweis an. Gleichzeitig informiert die LED-Leiste oberhalb des Displays in welche Richtung die nächste Änderung erfolgt.
Das Kartenmaterial stellt Wahoo kostenlos und weltumfassend zur Verfügung. Für den Download braucht der BOLT eine WLAN-Verbindung – über Bluetooth wären die Datenmengen einfach zu groß. Welche Länder und Regionen den Weg auf das Gerät finden sollen, lässt sich in der App regeln.
Nachfahren von Strecken funktioniert das Gebotene gut. Wer dabei vom Weg abkommt, wird akustisch und durch die roten, blinken LED infomiert. Was das kleinste Modell von Wahoo hingegen nicht kann, ist die Neuberechnung von Routen. Wer sich also von der geplanten Routen zu weit entfernt, wird zwar darüber in Kenntnis gesetzt, der Weg zurück zur eigentlichen Strecke bleibt jedem selbst überlassen. Eine Neuberechnung der Route findet nicht statt. Das betrifft sowohl das beabsichtigtes Abweichen von der Route, um sich an Ort und Stelle ein bisschen umzusehen, als auch das erzwungene Umfahren von Hindernissen.
Wer dieses Feature benötigt, der muss zum größeren Bruder ELEMNT ROAM greifen.
Abgesehen davon funktioniert die Routenführung wirklich gut. Eine Ausnahme bilden die Strecken, die von Strava importiert werden. Bei diesen fehlen die Informationen für die Turn-by-Turn-Navigation, so dass der ELEMNT BOLT diese Angaben nicht nutzen kann. Wo genau die Ursachen liegen ist nicht so klar, denn in Strava sind die Informationen durchaus vorhanden, alleine im Export fehlen sie.
Export an Strava, TrainingPeaks und Co.
Nach einer Aufzeichnung sorgt entweder der ELEMNT BOLT (über ein bekanntes WLAN) oder die gekoppelte App für die Verteilung der Daten an die verknüpften Plattformen (u.a. Strava, TrainingPeaks). Wahoo verfolgt dabei den Ansatz eines offenen Öko-Systems. Wo andere Hersteller den Daumen auf die Daten halten, lädt Wahoo Plattformen zur Integration ein. Aktuell werden von Wahoo u.a. folgende Plattformen unterstützt:
- Strava
- Ride with GPS
- Training Peaks
- Komoot
- Google Fit
- TrainerRoad
- Relive
- Dropbox
Es finden sich noch viele andere, diese sollten hier aber zu den bekanntesten gehören.
Wer die Weitergabe von Daten scheut, der findet auch in der App von Wahoo übersichtliche Statistiken zu den einzelnen Auszeichnungen. Die Aufbereitung ist eher schlicht und auch hier zeigt sich, dass Wahoo sinnvoll die Stärken anderer nutzt, um sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.
Führt man das mit dem BOLT gekoppelte Smartphone während einer Fahrt mit sich, erweitert sich der Funktionsumfang des Rad-Computers. Benachrichtigungen des Smartphones werden auch auf dem ELEMNT BOLT angezeigt und dank Live Track können andere eure Aufzeichnung live miterleben.
Wahoo ELEMNT BOLT Test – Fazit
Wahoo bietet mit dem ELEMNT BOLT einen kleinen GPS-Fahrrad-Computer an, der sich hinter der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Das Gerät überzeugt nicht nur durch seine kompakten Maße, das vergleichsweise große und kontrastreiche Display und die einfache Bedienung, sondern auch durch seine hervorragende Konnektivität und den attraktiven Preis.
Zwar bietet Garmin mit dem Edge 530 ein ähnlich kompaktes Gerät an, das dank Farb-Displays die bessere Darstellung bietet, aber eben auch rund 80 € teurer ist. Wer auf das Farb-Display und die Routenberechnung am Gerät verzichten kann, der ist mit dem ELEMNT BOLT bestens bedient.
Bemerkenswert ist, das Wahoo dem ELEMNT BOLT selbst drei Jahre nach Veröffentlichung immer noch regelmäßig Updates zur Verfügung stellt.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Wahoo ELEMNT BOLT von Wahoo kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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