Wahoo TICKR FIT Test
Trotz zweistelliger Minusgrade und Männergrippe habe ich mir den Wahoo TICKR FIT im Test angeschaut. Das kleine Gerät zur optischen Herzfrequenzmessung ist neben dem Scosche RHYTHM+ und dem Polar OH-1 das dritte Gerät, das die gleiche Technik wie viele Fitness Tracker und Sportuhren nutzt, jedoch nicht am Handgelenk, sondern am Unterarm getragen wird. Wie sich der TICKR FIT schlägt, erfahrt ihr hier.
Über Wahoo Fitness
Das US-amerikanische Unternehmen mit Sitz in Atlanta ist in Deutschland vor allem im Radsport eine bekannte Marke. Hier bietet es neben hochwertigen Biketrainern aus der KICKR-Serie auch Fahrradcomputern und -sensoren. Weniger bekannt sind die Sensoren zur Herzfrequenzmessung die unter dem Namen TICKR vertrieben werden.
Der TICKR FIT ist das neueste Mitglied in der TICKR-Familie, soll hierzulande den Bekanntheitsgrad steigern und kombininert dabei den Komfort optoelektronischer Herzfrequenzmessung mit der Genauigkeit klassischer HR-Brustgurte. Wieviel von den Marketingsversprechen gehalten werden, habe ich mir angeschaut.
Unboxing und Lieferumfang des TICKR FIT
Der TICKR FIT wird in einer taschenbuchgroßen Verpackung aus dünnem Karton vertrieben. Wie schon beim TICKR X sind die Informationen auf der Verpackung im Wesentlichen in englischer Sprache gehalten. Nur im Kleingedruckten findet sich neben Französisch, Italienisch, Spanisch und ein paar Sprachen aus dem asiatischen Raum auch eine Produktbeschreibung in Deutsch. Man braucht aber schon gute Augen, um die kleine Schrift lesen zu können.
Da ich Produkte von Wahoo noch nirgends im stationären Einzelhandel gesehen habe, ist das vielleicht auch zu vernachlässigen. Wer sich mit dem TICKR FIT beschäftigt, der hat eine gewisse Vorstellung davon, was er sucht und was er zu erwarten hat.
Die Verpackung ist eher schlicht gestaltet und von einfacher Natur. Will heißen: Sie ist nicht auffallend hochwertig und doch ansprechend. Als Käufer kann man davon ausgehen, dass der Großteil des Kaufpreises sich so im Produkt wiederspiegelt und nicht zur Deckung einer besonders raffinierten Verpackung beiträgt.
Das geht völlig in Ordnung. Bei einem Premium-Produkt mit Premium-Preis, erwartet man eben auch eine Premium-Verpackung. Der TICKR FIT ist kein solches Premium-Produkt, was seine Leistung aber nicht schmälern soll. Ich denke ihr wisst, was gemeint ist…
Der Verpackungsinhalt tritt zutage, wenn man den Einschub rechts rauszieht. Zunächst präsentiert sich nur der TICKR FIT und eines der Armbänder. Hinter einer Pappblende findet sich dann der Rest des Lieferumfangs, der in Summe aus folgenden Einzelteilen besteht:
- TICKR FIT-Sensor
- USB-Ladeschale
- kurzes und langes Armband
- Kurzanleitung
- Garantie-/Produktinformationen
TICKR FIT – Der erste Eindruck
Die Sensor-Einheit des TICKR FIT ist auf der Oberseite mit einer Folie geschützt. Sie hat vielleicht nicht die gleiche Notwendigkeit wie zum Schutz mancher Displays, schaden kann sie aber nichts. Darunter verbirgt sich der TICKR FIT dessen schwarzes Gehäuse einen ordentlichen Eindruck hinterlässt.
Um von einem matten Finish zu sprechen, glänzt mir das Material noch zu sehr, es ist aber eben auch keine Klavierlack-Optik. Schwer zu beschreiben. Da helfen die Fotos vielleicht ein bisschen eher weiter.
Auf der Unterseite befinden sich drei LED, die im Betrieb in rascher Folge grün blinken. Mittig angeordnet ist der Sensor, der die Menge reflektierten Lichts messen kann.
Die Sensoren sind nicht ganz plan eingelassen, aber alle mit einer transparenten Kunststoffschicht vor Berührung und Verschmutzung geschützt. Kleine Lücken sind zwischen den Sensoren und dem Gehäuse zu erkennen. Auf Dauer könnte sich hier Schmutz festsetzen. Durch seine IPX7-Klassifizierung ist der Wahoo TICKR FIT aber wasserfest und kann so leichtens mit einem feuchten Tuch gereinigt werden.
Weiterhin befinden sich auf der Unterseite die beiden Kontaktflächen zum Laden des TICKR FIT. Dank Magnetsicherung finden TICKR FIT und Ladeschale schnell und unkompliziert zueinander. Zwar „passt“ die Ladeschale in nur genau einer Richtung auf den TICKR FIT, doch der Magnet sorgt für ausreichend haptisches Feedback, wenn man den TICKR FIT mal nicht richtig ansetzen sollte.
Ich mag diese Art des Anschlusses seit ich sie das erste Mal beim Macbook Pro gesehen habe und bin bisher noch bei keiner Umsetzung enttäuscht worden. Ganz anders bei irgendwelchen Ladeklemmen oder wackeligen Anschlüssen. Schon allein hierfür gibt es einen Pluspunkt.
Optisch am auffälligsten ist der blaue Knopf seitlich am Gehäuse des TICKR FIT. Der Knopf dient dem Ein- und Ausschalten des Gerätes und muss dafür lange betätigt werden. Unbeabsichtigtes Ein- oder Ausschalten ist aus meiner Sicht und Erfahrung nicht möglich. Der Druckpunkt ist gut spürbar, hätte für meinen Geschmack aber noch ein bisschen satter ausfallen können. Gerade wenn der TICKR FIT unter ein paar Schichten Kleidung getragen wird, ist es manchmal schwer zu erspüren, ob der Knopf auch getroffen wurde.
Wer sich ärgert, dass es kein Feedback in Form von Vibration beim Ein- oder Ausschalten gibt, dem empfehle ich den TICKR FIT einfach schon beim Anlegen einzuschalten. Selbst wenn dann noch ein paar Lagen Kleidung kommen und ein paar Minuten bis zum Start der Aktivität vergehen, die 30 Stunden Akkulaufzeit sorgen für ausreichend Reserve.
Hinter der Gehäusefront versteckt sich eine großflächige LED, die nur im Betrieb sichtbar wird und über den Betriebs- bzw. Ladezustand des TICKR FIT Auskunft gibt:
- Blau (blinkend – langsam) – TICKR FIT ist eingeschaltet und sucht eine Verbindung zu einem Endgerät
- Blau (blinkend – schnell) – TICKR FIT stellt eine Verbindung her
- Blau (Dauerleuchten – erlischt nach 30s) – TICKR FIT ist verbunden
- Rot (blinkend) – TICKR FIT wird ausgeschaltet
- Grün (blinkend) – Akku lädt
- Grün (Dauerleuchten) – Akku ist aufgeladen
- Orange (blinkend) – Akkuladung kleiner als 15%
Tragekomfort des TICKR FIT
Wie eingangs beschrieben wird der TICKR FIT nicht am Handgelenk oder in Form eines Brustgurtes getragen, sondern auf der Innen- bzw. Außenseite des Unterarms mit dem flexiblen Armband befestigt. Auch am Oberarm kann der TICKR FIT problemlos getragen werden. Dafür liegen dem TICKR FIT zwei Armbänder mit den folgenden Längen bei:
- 21 cm Armumfang
- 32 cm Armumfang
Das Armband lässt sich durch einen Klettverschluss an beiden Enden leicht in der Länge verstellen. Ein bisschen fummelig war zunächst das Durchführen des Armbands durch die Halterung an der Sensoreinheit. Ich würde es aber auf meine ungeschickten Finger zurückführen, das es beim zweiten und dritten Mal ausprobieren schon deutlich besser funktionierte. Zumal das Wechseln des Armbandes eher selten eintreten sollte.
Bisher gibt es von Wahoo noch kein Ersatzarmband als Zubehör. Ein entsprechendes Angebot soll aber in Kürze erfolgen. Das ist auch gut so, denn das Armband gehört für mich definitiv zur Kategorie „Verschleißteil“. Selbst für die TICKR-Brustgurte lässt sich Ersatz besorgen, für das Armband des TICKR FIT, das aus einem flexiblen Material ohne elektrische Sensorik besteht, sollte eine kurzfristige Bereistellung kein Problem sein.
Verglichen mit dem Scosche RHYTHM+ fällt der TICKR FIT ein bisschen kleiner aus – er ist zwar etwa gleich lang, aber deutlich weniger breit und rund 1 mm weniger tief. Durch seine geringere Größe und die glatte Oberfläche (der RHYTHM+ ist gummiert) gleitet der TICKR FIT einfacher durch eng anliegende Ärmel (z.B. eines Kompressionsshirts). Im direkten Vergleich lässt sich beim Tragekomfort beim Sport jedoch kein Unterschied ausmachen. Da fällt weder das breitere Armband des Scosche RHYTHM+ positiv, noch die schmalere Variante des TICKR FIT negativ auf. Der TICKR FIT trägt sich völlig unauffällig und ist bei keiner Aktivität verrutscht. Es ist aber auch die Jahreszeit langärmliger Shirts, die zusätzlich für Halt sorgen.
TICKR FIT im Vergleich
TICKR FIT | TICKR X | Scosche RHYTHM+ | |
---|---|---|---|
Technologie | Optische HF-Messung | Elektrische HF-Messung | Optische HF-Messung |
Betrieb | Wiederaufladbarer Akku | Knopfzelle | Wiederaufladbarer Akku |
Laufzeit | bis zu 30 Stunden | bis zu 12 Monate | bis zu 8 Stunden |
Wasserfest | IPX7 | IPX7 | IP67 |
Maße | 45 mm x 11 mm x 32 mm | 70 mm x 13 mm x 38 mm | 43 mm x 13 mm x 39 mm |
Ersatzteile / Zubehör | in Kürze | ✔ | ✔ |
TICKR FIT im Praxiseinsatz
Und weil aus Nutzersicht der TICKR FIT kein wahnsinnig komplexes Produkt mit Raketentechnologie ist, lohnt es sich den Leistungsdaten deutlich mehr Gewicht zukommen zu lassen, als dem Nutzererlebnis. Also rauf auf das Laufband und raus an die winterliche Luft der vergangenen Wochen.
Hier sind die Ergebnisse im Vergleich zur klassischen HF-Messung via Brustgurt, der optischen Messung am Handgelenk via Garmin vivoactive 3 und Polar M600, mit dem TICKR X-Burstgurt und der Messung am Unterarm (sozusagen als direkter Vergleich) via Scosche RHYTHM+. Zunächst aber noch ein kurzer Blick auf die Technik des TICKR FIT.
ANT+ und Bluetooth Smart – Kommunikation auf allen Kanälen
Wahoo hat dem TICKR FIT mit ANT+ und Bluetooth Smart die gleichen Möglichkeiten spendiert, mit anderen Geräten zu kommunizieren. Während Bluetooth Smart vor allem bei der Kopplung mit Smartphones und Tablets genutzt wird, nutzen Sportuhren und Radcomputer nebst Bluetooth Smart häufig ANT+, um Sensoren (z.B. eben den TICKR FIT) anzuschließen.
Beide Kommunikationswege haben im Test einwandfrei funktioniert. Bei keinem der Läufe kam es zu einer Unterbrechung oder zu einem Abreißen der Verbindung. In diesem Aspekt zeigt sich das Produkt von Wahoo also sehr solide.
Apps von Wahoo und Drittanbietern
Wie schon beim TICKR X gibt es bei Wahoo keine speziellen Apps für den TICKR FIT. Mit Wahoo Fitness und Runfit stehen kostenfreie Apps von Wahoo in den großen App-Stores zur Verfügung, die sich über die Möglichkeiten des Smartphones mit TICKR, TICKR X und TICKR FIT koppeln lassen.
Ein wenig nachdenklich werde ich bei der unterschiedlichen Umsetzung auf Android oder iOS. Sind die Apps auf dem iPhone sowohl in englischer, als auch in deutscher Sprache verfasst, existieren für Android nur rein englische Versionen.
TICKR FIT in Verbindung mit Sportuhren
Anstandslos wurde der TICKR FIT sowohl von der Garmin vivoactive HR, als auch von der Polar M600 gefunden und gekoppelt. Zwar verfügen beide Sportuhren über integrierte HF-Sensoren, können aber auch auf die Daten externe Geräte zurückgreifen. Ein bisschen seltsam mutet die Benennung der Geräte bei Garmin an. Dort meldet die vivoactive HR einfach nur ein Gerät „5393“. Für den Normal-Sporttreibenden wohl weniger ein Problem, als wenn man mit mehreren Geräten zum Testen unterwegs ist. Ob das nun am TICKR FIT oder der Garmin vivoactive HR liegt, lässt sich schwer ausmachen. Mein Verdacht ist jedoch, dass die Art der Anzeige bei Garmin zu suchen ist.
Genauigkeit des TICKR FIT
Das Spannenste habe ich natürlich bis zum Schluss aufgehoben – die Messwerte des TICKR FIT. Für den Vergleich mussten die vivoactive HR, die Polar M600, der Scosche RHYTHM+ und der TICKR X herhalten. Am interessantesten dürfte dabei der Vergleich zwischen Brustgurt und TICKR FIT sein. Werfen wir mal ein Blick auf eine Grafik:
Was man deutlich sieht, ist wie nah die Werte vom TICKR X und dem TICKR FIT beinander liegen (von der seitlichen Verschiebung einmal abgesehen – dazu gleich mehr). Das ist bemerkenswert, weil beide Geräte einen völlig unterschiedlichen Ansatz zur Ermittlung der Herzfrequenz verfolgen. Die Ungenauigkeit von bis zu 5% beim optischen Verfahren konnte ich bei meinen Läufen nicht erkennen. Der TICKR FIT legt in meinen Augen eine hohe Genauigkeit an den Tag, die den Brustgurten in fast nichts nachsteht.
Das „fast“ bezieht sich aber auf die seitliche Verschiebung zwischen den beiden Graphen. Und hier wird halt doch ein Umstand sichtbar, mit den sich bisher alle Hersteller optischer HF-Sensoren herumschlagen: Die Messung hinkt zeitlich ein wenig hinterher. Würde man die Kurve des TICKR FIT ein wenig nach links schieben, sie wäre mit der Kurve des HF-Brustgurtes nahezu deckungsgleich.
Die Verschiebung sieht man fast noch deutlicher im zweiten Chart, der die Abweichungen zwischen den beiden Kurven deutlich macht. Nahezu überall ist die Abweichung regelmäßig und gleich „breit“. Eine wirklich gute Leistung des jüngsten Sprosses von Wahoo.
Auf dem gleichen Lauf habe ich den Scosche RHYTHM+ dabei gehabt, der bislang die beste Leistung bei den optischen HF-Sensoren abgeliefert hat. Leider sind die Daten aus diesem Lauf wenig zu gebrauchen, weil die Abtastrate bei 5+ Sekunden lag. Das liegt nicht am RHYTHM+ sondern an meiner Leichtsinnigkeit einmal die App Sportractive auszuprobieren und die Werte des RHYTHM+ von ihr aufzeichnen zu lassen.
Der Vollständigkeit halber gibt es sie dennoch hier zu sehen:
Zwar löst die Kurve des RHYTHM+ nicht so detailliert auf, dennoch zeigt sich, dass der TICKR FIT am Thron der bisherigen Referenz kratzt.
Weil beide Produkte den gleichen Ansatz zur Bestimmung der Herzfrequenz verfolgen, fällt auch die Verschiebung zwischen den Kurven weg. Um den Vergleich zwischen Scosche und Wahoo noch einmal detaillierter darzustellen, werde ich noch ein paar Läufe durchführen und dann wieder auf die gewohnten Apps zurückgreifen.
Fazit: TICKR FIT Test
Wahoo hat mit dem TICKR FIT einen kleinen, aber feinen optischen Herzfrequenz-Sensor auf den Markt gebracht, der sich nicht nur mit Scosche RHYTHM+ auf eine Stufe stellen kann, sondern auch im Vergleich zur Messung mit HF-Brustgurt erstaunlich genaue Werte liefert. Die kleine zeitliche Verzögerung mal außen vorgelassen.
Was den TICKR FIT so interessant ist zusätzlich zur Genauigkeit, der Tragekomfort, der flexible Einsatz dank der Unterstützung von Bluetooth Smart und ANT+, sowie der sehr guten Akkuleistung von bis zu 30 Stunden. Das ist deutlich mehr als der RHYTHM+ zu bieten hat, so dass die Kaufempfehlung im Bereich optischer HF-Sensoren momentan dem TICKR FIT gehört. Solange der RHYTHM24 noch ein Papiertiger ist, gehört der Platz an der Sonne dem Unternehmen aus Georgia.
Für aktuell 79,99 EUR gehört der TICKR FIT sicherlich nicht zu den günstigsten Geräten, verglichen mit den anderen optischen HF-Sensoren für den Unter-/Oberarm aber eben der Preis, den man für ein solches Gerät bezahlen muss. Dafür erhält man Qualität und Tragekomfort.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Wahoo TICKR FIT von Wahoo kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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