Wahoo TICKR V2 + TICKRX V2 im Test
Für einen Test haben mich mit dem TICKR V2 und TICKRX V2 zwei neue Modelle der bestehenden HR-Brustgurte von Wahoo erreicht, die in diesem Jahr vorgestellt wurden. Damit kommt der Test gerade zur rechten Zeit, denn der Sommer neigt sich dem Ende und viele tragen bei kaltem Wetter Sportuhren bzw. den Fitness Tracker mit optischer HR-Messung nicht direkt am Handgelenk, sondern oft genug über Jacke oder langärmligen Shirt.
Wahoo ist hierzulange für seine Produkte im Radsport bekannt, u.a. für die Fahrrad-Computer der ELEMNT-Serie und den Rollen-Trainern. Im Angebot des US-Unternehmens befinden sich mit dem TICKR, TICKRX und TICKR FIT drei Sensoren zur Messung der Herzfrequenz. Bei den beiden erstgenannten handelt es sich um klassische Brustgurte, die mit der 2020er-Version kleine Verbesserungen erfahren haben.
TICKR V2 + TICKR X V2 – Was ist neu?
TICKR | TICKR V2 | TICKR X | TICKR X V2 | |
---|---|---|---|---|
Maße | k. A. | 63,5 x 45,7 x 11,9 mm | k. A. | 63,5 x 45,7 x 11,9 mm |
Gewicht | 48 g | 48 g | 48 g | 48 g |
Batterie | CR 2032 | CR 2032 | CR 2032 | CR 2032 |
Batterielaufzeit | 350 h | 500 h | 350 h | 500 h |
Integrierte Speicher | - | - | 16 h Aufzeichnung | 50 h Aufzeichnung |
Mal abgesehen vom Design, das es wahlweise und Weiß und Schwarz gibt, hat sich im äußeren Erscheinungsbild der Produkte wenig getan. Wichtigstes äußeres Merkmal ist der Umzug der beiden LED von der Vorderseite des Sensors zur oberen Kante, so dass die LED besser gesehen werden können, wenn der Brustgurt bereits angelegt ist.
Dass es manchmal auf die inneren Werte ankommt, ist nicht nur von Beziehungen bekannt. So bieten die TICKR-Modelle hinter der Fassade gesteigerte Laufzeiten auf 500 Stunden. Beim TICKRX wurde zusätzlich der interne Speicher mehr als verdreifacht und erlaubt jetzt Aufzeichnungen von in Summe 50 Stunden.
TICKR | TICKR V2 | TICKR X | TICKR X V2 | |
---|---|---|---|---|
Kadenz | - | - | + | + |
Bodenkontaktzeit | - | - | + | + |
Vertikale Schwingung | - | - | + | + |
ANT+ Laufdynamik | - | - | - | + |
Bluetooth-Verbindungen | 1 | 3 | 1 | 3 |
ANT+ Verbindungen | ∞ | ∞ | ∞ | ∞ |
Im Vergleich zu den eher evolutionären Verbesserungen sind die Übertragung der Laufmetriken per ANT+ an Sportuhren von Garmin und die gleichzeitige Übertragung der Herzfrequenz an mehrere Bluetooth-Empfänger die bemerkenswerteren Verbesserungen.
Wahoo TICKRX Unboxing
Wahoo bietet die runderneuerten HF-Brustgurte in drei Varianten an: Den TICKRX gibt es in den Farben Schwarz und Weiß, den TICKR hingegen nur in Weiß. Für das Unboxing macht es keinen Unterschied, welche Variante geöffnet wird – alle drei werden (mal abgesehen von der Beschriftung) in identischen Verpackungen verkauft und auch die innere Aufteilung, sowie die Dreingaben sind bei allen Variante gleich.
Der Inhalt kann nicht überraschen: HF-Sensor, Brustgurt und ein kleiner Produktleitfaden. Wer bereits einmal einen Brustgurt besessen hat, der kann sich den das Lesen des Leitfaden jedoch sparen.
Die CR2032-Knopfzellen, die TICKR und TICKRX mit Strom versorgen sind bereits verbaut. Dabei fällt auf, dass die Idee den Schlitz zum Aufdrehen des Batteriefachs genauso breit wie eine eine CR2032-Knopfzelle zu gestalten, noch nicht so verbreitet ist, wie ich es mir wünschte. Mit einem 10-Cent-Stück funktioniert es aber problemlos.
Selbst wenn Wahoo in der Pressemitteilung von einer Verbesserung gesprochen hatte, der neue Sensor ist sogar ein bisschen größer als sein Vorgänger. Störend ist das in keinem Fall und mit 48 g (für Sensor + Brustgurt) gehören beide TICKR-Modelle zu den leichten Vertretern.
TICKR + TICKRX einrichten
In Zeiten, in denen selbst Luftreiniger, Toaster und Rasierer nach App-Anbindung und Registrierung schreien, sind die TICKR und TICKRX vollständig ohne eine App sofort nutzbar.
Eine kostenlose App von Wahoo gibt es für iOS und Android dennoch. Die ist zwar nicht zwingend notwendig, aber ein paar Komfort-Funktionen gibt sie einem trotzdem an die Hand.
Einbinden und Firmware-Update über die Wahoo App
Damit die App alle ihre Aufgaben wahrnehmen kann, müssen Brustgurt und Smartphone / Tablet miteinander gekoppelt sein. Der TICKR / TICKRX wird einfach durch Berühren beider Kontaktstifte auf der Rückseite aus dem Schlaf geholt. Gleich passiert beim Anlegen des Brustgurt – die Verbindung erfolgt dann über die beiden Kontaktflächen am Brustgurt.
Ein aktiver TICKR / TICKRX lässt die beiden LED für 30 Sekunden blinken: Die blaue LED für die Anzeige den Kopplung-Status, die rote LED für jeden erkannten Herzschlag.
Ein Vorteil bei der Einrichtung über die Wahoo App ist die Prüfung und ggf. das Aufspielen einer neuen Firmware. Welche Features oder Verbesserungen Wahoo im Rahmen eines Firmware-Updates bereitstellt ist leider nicht ersichtlich.
Einstellungen für Sportprofile
In der App finden sich Sportprofile… So richtig viel gibt es dazu aber nicht zu sagen. Den Vergleich mit Sportprofilen, wie sie sich häufig bei Sportuhren finden, braucht man nicht anstellen. Beides hat wenig miteinander zu tun. Die Sportprofile in der Wahoo App dienen eher der Dokumentation, wenn über die App Aktivitäten aufgezeichnet (ja, das kann man machen) werden. Einen Einfluss auf die Art der Aufzeichnung o.ä. haben die Profile hingegen nicht.
Einzig die Aktion, die die App beim doppelten Antippen des Sensors ausführen soll, lässt sich pro Sportprofil separat hinterlegen. Die anderen Einstellungen, die auf den Screenshots zu sehen sind, sind Einstellungen für die Wahoo App, wenn diese zum Aufzeichnen von Aktivitäten genutzt wird. Mit dem Brustgurt haben sie nichts zu tun.
Doppeltes Antippen der Sensor-Einheit
Der Wahoo TICKRX (und auch nur dieser) kann dank seines integrierten Speichers auch ohne Sportuhr oder Smartphone genutzt werden. Die Aufzeichnung der Herzfrequenz beginnt, sobald der Brustgurt angelegt ist. Diese Aufzeichnungen lassen sich bei erneuter Kopplung von Brustgurt und App auf Smartphone oder Tablet herunterladen.
Die automatische Aufzeichnung ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite kann der TICKRX auch ohne eine Sportuhr oder App Pulswerte aufzeichnen, auf der anderen Seite zeichnet der TICKRX aber eine ganze Menge an Informationen vor- und nach der eigentlichen zu vermessenden Aktivität auf.
Abhilfe schafft das doppelte Antippen des Sensors, der dann Markierungen in die Aufzeichnung setzt. So lassen sich später die aufgezeichnete Aktivitäten um die Pulswerte bereinigen, die nichts mit der eigentlichen Aktivität zu tun hatten. Das funktioniert praktischerweise gleich über die App. Man muss sich nur vor Augen halten: Einmal weggeschnittene Daten sind auch wirklich weg.
TICKR und TICKRX beim Sport
Neben all der grauen Theorie war ich mit beiden Brustgurten natürlich auch beim Sport unterwegs. Vorweg: Ich konzentriere mich hier auf den TICKRX, hätte für den sportlichen Alltag auch problemlos die Werte des TICKR nehmen können.
Beide Brustgurte unterscheiden sich nur hinsichtlich der eingangs genannten Features. Wer stets seine Sportuhr bzw. sein Smartphone beim Sport bei sich hat und auf Running Dynamics, Schrittfrequenzmessung für Indoor-Aktivitäten bzw. den Laufband-Modus verzichten kann, der fährt mir dem TICKR genauso gut, wie mit dem TICKRX.
Running Dynamics
Ein großer Vorteil des TICKRX ist die Möglichkeit Running-Dynamics-Werte zu erfassen und per ANT+ an kompatible Sportuhren zu übertragen. Das sind aktuell so ziemlich alle höherpreisigen Sportuhren von Garmin, u.a.
- Garmin fenix 3 / 5 / 6 / CHRONOS
- Garmin Forerunner 245 / 630 / 645 / 735XT / 745 / 920XT / 935 / 945
- Garmin MARQ Athlete
Der TICKRX wird einfach als HR-Sensor über ANT+ mit der Sportuhr gekoppelt. Ob alles richtig funktioniert, lässt sich kurz beim Durchblättern der Datenseiten klären: Wenn die Sportuhr einen entsprechenden Sensor erkennt, tauchen zwei zusätzliche Datenseiten mit den Laufeffizienz-Werten auf.
Der Aufnahme zu Hause ist geschuldet, dass die Uhr keine sinnvollen Werte anzeigt.
Apropos sinnvolle Werte: Dass ein Firmware-Update dringend von Nöten sein kann, zeigt der TICKRX im Zusammenspiel mit der Forerunner 245, die die Schrittfrequenz mit dem doppelten Wert geliefert bekommen hat. Nach dem Firmware-Update des TICKRX sind die Werte jetzt auch realistisch.
Genauigkeit der Messungen
Ich habe den TICKRX gegen unterschiedliche Sportuhren und den HR-Brustgurt von Beets Blue antreten lassen. Bei keiner Aktivität haben die TICKR-Brustgurte Zweifel an ihrer Genauigkeit aufkommen lassen. Die Abweichungen, die insbesondere zwischen optischer HR-Messung und Messung mit Brustgurt auftreten, sind deren unterschiedlicher Ansätze bedingt: Optische HR-Sensoren messen ein wenig ungenauer und sind der Realtität immer einen Tacken hinterher.
Was sich aber auch beim direkten Vergleich von HR-Brustgurten zeigt, ist die Notwendigkeit die Kontaktflächen vor dem Sport anzufeuchten oder Kontaktgel zu nutzen, damit die Messungen auch wirklich genau sind. Ist die Haut zu Beginn des Sports noch trocken, sorgt die unzureichende Signalübertragung für schlingernde Kurven.
Deutlicher wird das beim Differenzbild, aber eben nur zu Beginn der Messung. Danach liefern der TICKRX und der Beets Blu identische Werte.
Wie es besser aussehen kann, zeigt die Grafik eines anderen Laufs – diesmal im Vergleich zur optischen HR-Messung der Amazfit Stratos 3. Weil der HR-Gurt von Beginn für ausreichend Leitfähigkeit gesorgt hat, sind auch die Werte von Beginn an regelmäßiger.
Abweichungen zur optischen HR-Messung sind immer wieder erkennbar. Weil es sich um einen ziemlich gleichmäßigen Lauf gehandelt hat, schenke ich der regelmäßigen Kurve des TICKRX mehr Vertrauen, als der Amazfit Stratos 3. Abgesehen von den Ausreißern liegen beiden Produkte aber nah beieinander. Was sie Stratos 3 am Ende aber geritten hat, kann ich nicht mehr sagen.
Fazit – TICKR und TICKRX Test
Wahoo hat seine mittlerweile in die Jahre gekommenen Herzfrequenzmesser überarbeitet und um sinnvolle Features ergänzt. In fast allen Belangen konnte Wahoo ein Schippchen drauflegen und es gibt wenig Gründe bei der Suche nach einem neuen Brustgurt an denen von Wahoo vorbeizugehen.
Für 49 € bzw. 79 € erhält man ausgreifte Produkte, die hinsichtlich Genauigkeit und Komfort der Konkurrenz in nichts nachstehen. Wenn mehrere Bluetooth-Verbindungen benötigt werden, führt am TICKR / TICKRX V2 eigentlich kein Weg vorbei. Polar H10, Garmin HRM-Pro und HRM-DUAL bietet mit zwei simultanen Bluetooth-Verbindungen Ähnliches, sind aber durchweg teurer.
Die 30 € Aufpreis für den TICKRX sind nur dann sinnvoll investiert, wenn von den Laufeffizienz-Werten bzw. der Offline-Fähigkeit des TICKRX Gebrauch gemacht wird. Aber gerade der interne Speicher ist reizvoll, wenn man mit Sportuhr oder Smartphone startet, deren Akku sich schon dem Ende neigen. Selbst wenn im Offline-Gebrauch nur die Herzfrequenz aufgezeichnet wird, es ist in meinen Augen ein wirklicher Anreiz, den kleinen Aufpreis in Betracht zu ziehen.
Und trotz aller Suche ist mir nichts Negatives an den Produkten aufgefallen. Wahoo hat sein eigenes Ökosystem bestehend aus Fahrrad-Computern, HR-Brustgurten und Fahrrad-Trainern, sperrt seine Produkte aber darin nicht ein – bisher haben sie anstandslos mit jedem Gerät außerhalb dieses Ölkosystem gearbeitet.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des TICKRX von Wahoo kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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