Fitbit Charge 4 im Test | Fitness Tracker – mal mit, mal ohne GPS
Mit dem Fitbit 4 Charge wurde in diesem Jahr die vierte Generation des kleinen Fitness Trackers vorgestellt. Sechs Wochen haben ich mir den Fitbit Charge 4 im Test ausführlich angeschaut. So viel sei verraten: Die Charge 4 bietet wenig Innovation und bedeutet für Fitbit dennoch einen großen Schritt nach vorne, denn nie zuvor verfügte ein Mittelklasse-Modell des US-Herstellers über einen eigenständigen GPS-Chip.
Vor rund 6 Wochen ist die Charge 4 bei mir für den Test eingetroffen und seit diesem Tag hat sie mich tags wie nachts begleitet. Dabei war das Tragen der Charge 4 wie das Treffen eines alten Bekannten, denn das aktuelle Modell und dessen Vorgänger Charge 3 gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Form und Maße sind die gleichen, nur beim Material hat Fitbit zugunsten des verbauten GPS auf ein Gehäuse aus Kunststoff zurückgegriffen.
Fitbit Charge 4 – Was ist neu?
Damit ihr nicht den ganze Bericht lesen müsst, seien hier kurz die Verbesserungen gegenüber der Charge 3 zusammengetragen. Detaillierte Angaben zu den einzelnen Features findet ihr weiter unten:
Charge 4 | Charge 4 SE | Charge 3 | Charge 3 SE | |
---|---|---|---|---|
Integriertes GPS | + | + | - | - |
Dynamic GPS | + | + | - | - |
Connected GPS | + | + | + | + |
Aktivzonenminuten | + | + | - | - |
Fitbit Pay | + | + | - | + |
Smart Wake | + | + | - | - |
Terminkalender | + | + | - | - |
+ Textil-Armband | - | + | - | + |
Neben GPS und Fitbit Pay sind die Verbesserungen eher im Detail zu suchen. Auf dem Papier versucht Fitbit mit der Charge 4 zur höherpreisigen Konkurrenz aufzuschließen und sich von den Billiganbietern abzusetzen. Ob das klappt, erfahrt ihr hier im Test.
Fitbit Charge 4 – Unboxing und Verarbeitung
Ohne das Auspacken des Produkts kommt auch der Fitbit Charge 4 Test nicht aus. Irgendwie gehört es für mich immer noch zum Produkterlebnis dazu, selbst wenn die Verpackung anschließend ins Regal, den Keller oder die Rundablage wandert.
Beim Verpackungsdesign hat Fitbit seit Jahren nichts geändert und so wird auch die Charge 4 in einer ca. 20 x 10 x 4cm großen Verpackung aus dünnem Karton vertrieben. Auf der Vorderseite ist das Fitnessarmband mit den Angabe der wesentlichen Alleinstellungsmerkmale Fitbit Pay und GPS zu sehen.
Standard ist mittlerweile auch die Angabe „S/P + L/G“, welche auf die mitgelieferten Armbänder in zwei Größen hinweist.
Auf der Verpackungsseite finden sich die wichtigsten Funktionen ausgelistet:
- Messung von Tempo & Strecke über integriertes GPS
- Kontinuierliche Herzfrequenzmessung
- Bis zu 7 Tage Akkulaufzeit
- Schlafaufzeichnung mit Schlafindex
- Kontaktloses Bezahlen mit Fitbit Pay
- 20+ zielbasierte Trainingsmodi
- Erfassung von Schritten, Strecke, Kalorienverbrauch & Etagen
Klein, aber immerhin auf der Verpackung ersichtlich ist der für Allergiker wichtige Hinweis, dass das Produkt Nickel enthält. Wer mit Hautreizungen auf das Spurenelement reagiert, sollte einem Kauf kritisch gegenüberstehen.
Leider gibt Fitbit keine Auskunft darüber, in welchen Bestandteilen Nickel zu finden ist. Bis auf die Kontaktflächen des Ladeanschlusses und dem Verschluss des Armband ist die Charge 4 durch und durch aus Kunststoff gefertigt. Ich würde daher stark auf das Armband tippen. Dieses ließe sich dann durch ein nickelfreies Armband eines Drittanbieters tauschen.
In der Verpackung befinden sich:
- Fitbit Charge 4 Fitness Tracker
- Armband in Größe S und L
- USB-Ladekabel
- Produktinfos / Schnellstart-Anleitung
Der Inhalt der Verpackung überrascht genauso wenig, wie der Umstand, dass auch die Charge 4 ein neues Ladekabel benötigt. Das gehört zwar zum Verpackungsinhalt, passt aber nur der Charge 4 richtig gut. Mit ein bisschen Feingefühl kann man es auch für die Charge 3 zurechtschieben. Eigentlich benötigt das Vorgängermodell jedoch ein anderes Kabel.
Jedes Mal frage ich mich: Warum eigentlich? Zugegeben, bei Modellen mit völlig anderem Formfaktor ist der Wechsel nachvollziehbar. Charge 3 und Charge 4 sind sich aber so ähnlich, dass ein neues Ladekabel nicht zwingend notwendig gewesen wäre.
Irgendwann wir Fitbit auf den Trichter kommen, dass das auch Vorteile haben kann und dann bestimmt als große Errungenschaft verkaufen :)
Erfreulich ist, dass Fitbit immer seltener Plastik verwendet. War das USB-Ladekabel noch vor einiger Zeit in einer kleinen Plastiktüte verschweißt, sucht man diese nun vergeblich. Hier geht Fitbit mittlerweile mit gutem Beispiel voran. Bei anderen Herstellern werden selbst kleine Produktanleitungen in Plastiktütchen gesteckt.
Die Armbänder in Small (140 mm-180 mm) und Large (180 mm – 220 mm) lassen sich per Schnellverschluss austauschen. Für die meisten Männerhandgelenke ist der Wechsel auf das große Armband notwendig, denn mit der kleinen Variante bleibt nur wenig verbleibenden Platz.
Das größere Armband bietet da deutlich mehr Spielraum und Tragekomfort.
Die Armbänder sind mit der Charge 3 kompatibel. Wer das Vorgängermodell besitzt kann somit problemlos auf dessen Armbänder zurückgreifen.
Und obwohl die Anschlüsse und Armbänder miteinander kompatibel sind, fallen beim Charge 4 größere Spaltmaße auf. Will heißen, dass beim Charge 3 die Armbänder ohne nennenswerten Spalt am Gehäuse des Fitness Trackers sitzen. Das gilt sowohl für die Armbänder der Charge 3, als auch die der Charge 4.
Klippt man die Armbänder hingegen am Gehäuse der Charge 4 an, sieht man einen deutlichen Spalt. Auch hier gilt dies für die Armbänder des Charge 3/4 gleichermaßen. Ganz erklären lässt es sich nicht, aber auffällig ist es besonders dann, wenn sich Staub darin sammelt. Da hilft nur regelmäßiges Abspülen unter Wasser. Dank der Wasserdichtigkeit der Charge 4 ist das kein Problem.1
Man kann über die etwas größere Spaltmaße hinwegsehen, aber dass Charge 3 hat die Sache besser gemeistert. Da hilft es auch nichts, sich mit dem Materialwechsel von Aluminium zu Kunststoff herauszureden, denn bei beiden Modellen besteht der Verschluss aus Kunststoff.
Ansonsten ist die Verarbeitung auf dem gewohnt hohen Niveau, das ich bisher von Fitbit wahrgenommen habe. Klar ist das vernickelte Aluminium-Gehäuse des Charge 3 schöner anzusehen und anzufassen, es muss sich aber auch nicht um einen sinnvollen GPS-Empfang scheren.
Gemessen am Material des Armbands habe ich schon besseres in den Händen gehabt. Persönlich kommt an das Armband der Basis Peak immer noch nichts heran. Das Elastomer-Armband der Charge 4 ist leicht mattiert und nicht ganz so flexibel, wie die Vetreter aus Silikon. Dafür zieht es aber deutlich weniger Staub und Schmutz an.
Wer es ein bisschen exlusiver mag, der findet von Fitbit und diversen Drittanbietern Armbänder aus Textil, Leder oder Metall. In der Special Edition liegen ein Textil- und ein Elastomer-Armband bei. Selbst mit Lederarmband vermittelt die Charge 4 dank seines schmalen Profils und seiner leicht gebogenen Displays ein sportliches Aussehen.
Fitbit Charge 4 – Einrichtung und erste Schritte
Am Prozess zum Einrichten des Fitness Trackers hat Fitbit nichts geändert. Muss der Hersteller auch nicht, denn der Prozess an sich ist nahezu idiotensicher und innerhalb weniger Minuten erledigt.
Was gebraucht wird ist ein kostenloser Account bei Fitbit und ein Smartphone oder Tablet, das mit Bluetooth 4.0 umgehen kann. Klingt spannender als es ist, denn Smartphones und Tablets beherrschen den Standard schon seit vielen Jahren.
Was ein wenig Zeit beim Einrichten in Anspruch nehmen könnte ist das Update der Firmware. Weil die Geräte durchaus eine Weile beim Händler liegen, ist ein Firmware-Update im Rahmen des Einrichtens eher Normalität denn Ausnahme.
Aber auch das hat bei der Charge 4 problemlos funktioniert. Ältere Produkte haben hier und da schon mal rumgezickt, wobei nicht klar war, ob es sich um das Produkt oder die Dienste dahinter handelte.
Bedient wird die Uhr über den Soft-Button auf der linken Gehäuseseite und durch Wischgesten und Antippen des Touchscreens. Der ist hinsichtlich Größe und Auflösung von 100 x 160 Pixeln eher Mittelmaß. Weil Fitbit den Versuch unterlässt möglichst viele Informationen auf das Display zu packen, ist die Darstellung trotz der geringen Auflösung gut. Hier und da braucht es aber gute Augen, um die kleine Schrift (z.B. bei den Benachrichtigungen) zu lesen.
Nach wie vor begeistert die monochrome Darstellung des kleinen OLED-Displays. Üblicherweiße haben monochrome Displays immer einen Farbstich – meist ins Bläuliche. Das Display der Charge 4 stellt die Informationen hingegen in unterschiedlichen Grautönen dar. Die Fotos hier vermitteln diesen Eindruck leider nicht immer.
Mit Hilfe der Wischgesten kann zwischen verschiedenen Ansichten bzw. Funktionen gewechselt werden. Funktionen lassen sich durch Antippen des Displays aufrufen. Der Soft-Button führt immer einen Schritt zurück.
Ist das Fitnessarmband über die Fitbit App eingerichtet, kann es eigentlich schon losgehen.
Funktionen des Charge 4
Weil die Charge 4 im Wesentlichen eine Weiterentwicklung der Charge 3 ist, möchte ich die Basics hier einmal aussparen. Ihr könnt sie im Detail im Testbericht der Charge 3 nachlesen. In diesem Beitrag möchte ich mich auf die Neuheiten und Änderungen konzentrieren.
Integriertes GPS – Mal an, mal aus
Wichtigstes Merkmal gegenüber dem Vorgängers ist der integrierte GPS-Chip. Den haben bei Fitbit bisher nur die Top-Modelle Surge und Ionic (Testbericht) geboten. Selbst die aktuellen Versa-Modelle verfügen nur über Connected GPS, das zwingend ein gekoppeltes Smartphone voraussetzt.
GPS steht auf der Charge 4 nur während der Aufzeichnung von Aktivitäten zur Verfügung, die von Hand gestartet und gestoppt werden. Bei der automatischen Erkennung von Aktivitäten im Alltag springt die Auswertung des GPS-Signals nicht an, sie würde schlicht zu viel Akkuleistung kosten.
Für einen schnelleren GPS-Fix und genauere Messungen kann über die allgemeinen Einstellungen der Charge 4 die Nutzung von GLONASS aktiviert werden. Diese belastet aber zusätzlich den Akku. Stromsparend wirkt sich hingegen das Aktivieren des GPS Low Power Mode aus. Inwiefern sich das auf die Genauigkeit auswirkt, hat sich nicht herausfinden lassen. In den TCX-Dateien sieht die Abtastrate weiterhin nach 1x pro Sekunde aus.
Mit dem letzten Firmware-Update hat Fitbit Dynamic GPS eingeführt. Dabei schaltet die Charge 4 vom integrierten GPS-Chip auf Connected GPS, wenn ein gekoppeltes Smartphone in der Nähe ist, dessen GPS-Signal genutzt werden kann.
GPS-Satfix braucht seine Zeit, wird aber besser
Das GPS der Charge 4 hinterlässt gemischte Gefühle. Das fängt beim GPS-Fix an, der beim ersten Mal zum Auffinden ausreichend vieler Satelliten-Signale 3-4 Minuten gedauert hat – bei freiem Blick auf den Himmel wohlgemerkt. Auch in der Anleitung finden sich die ernüchternden Worte: „Beachte, dass es einige Minuten dauern kann, bis die GPS-Verbindung hergestellt ist“.
Ganz so schlimm ist es tatsächlich aber nur die ersten Male. Mittlerweile bin ich bei 1-2 Minuten und hin und wieder steht die Verbindung bereits nach 15-20 Sekunden.
Auch hierzu findet sich in der Anleitung der Hinweis, dass mit häufigerer Nutzung und Synchronisierung die Dauer sinkt. Weil Fitbit dabei auf die Aktivierung der Ortungsdienste des Smartphones verweist, gehe ich davon aus, dass AGPS-Daten auf die Charge 4 übertragen werden. Ich werde da mal noch ein bisschen beobachten…
15-20 Sekunden müssen es nicht sein, aber dauerhaft unter einer Minute würde ich mir schon wünschen.
GPS – Gutes Mittelmaß mit Schluckauf
Ist das Signal erst einmal gefunden zeichnet die Charge 4 offenbar anstandslos den Streckenverlauf, das Tempo und das Höhrenprofil auf. Allein es zeigt das nicht immer an. Normalerweise weist ein kleiner Pfeil während der Aufzeichnung auf ein aktives GPS-Signal hin. Bei der ersten Aufzeichnung war der Pfeil mal zu sehen, mal war er verschwunden – und das auf offener Strecken. Mittlerweile hat sich das ganze gelegt.
Der Streckenverlauf sieht in der App dennoch vollständig aus. Wobei sich schlecht sagen lässt, ob ein paar Messpunkte nachträglich reingerechnet wurden.
Restlos begeistern kann das GPS der Charge 4 nicht – es ist eher gutes Mittelmaß: Schaut man sich aufgezeichnete Läufe an, bleibt das GPS weitestgehend auf den Wegen, wähnt einen aber hin und wieder in Gebüschen oder durch Hauswände schreitend. Zusätzlich sehen viele Aufzeichnung wie Slalomläufe aus. Dabei spielt es keine Rolle, wie schnell oder langsam man unterwegs ist. Selbst auf schnurgerader Strecke vernimmt die Uhr eine hin- und herschwanken, was es so nie gab.
Als Beispiel soll folgende Gegenüberstellung von Fitbit Charge 4 und Garmin Forerunner 245 dienen. Die Strecke über das offene Feld folgt im ersten Abschnitt einem fast schnurgeraden Feldweg von dem ich nicht abgewichen bin und auch keinen Spaziergängern ausweichen musste.
Die Forerunner 245 erledigt das mit mehr Souvernität, kostet aber auch deutlich mehr. Dass Fitbit Richtungswechsel gerne glattrechnet, kann ich bei mir nicht ausmachen. Ich schaue mir das aber noch die kommenden Wochen an und reiche die Ergebnisse hier nach.
Akkuleistung bei aktiviertem GPS
Die vom Hersteller versprochenen 5 Stunden Akkulaufzeit bei aktiviertem GPS zu erreichen wird knapp. Ohne Stromsparmodus, aber mit aktiviertem GLONASS sorgt die Positionsbestimmung für einen Akkuverbrauch von 20-25% pro Stunde. Läufe über 5 km und 10 km sind mit vollem Akku problemlos drin. Am Handgelenk von langsamen Läufer wird der Halbmarathon für den Charge 4 zur Herausforderung. Bei langen Läufen überfordert der Stromverbrauch des GPS die Akkuleistung.
Einschätzung GPS
Für Freizeitsportler reicht die Leistung des GPS allemal aus. Ob es auf 10km 300 Meter mehr oder weniger sind, mag für viele auf den ersten Blick wichtig sein, aber sind wir mal ehrlich: Wer sagt uns, dass die teuere Sportuhr oder Smartwatch genauer misst und ist es nicht mehr als ideeller Wert, den es dort zu erreichen gibt.
Wer dennoch ein bisschen schneller mit der Aufzeichnung beginnen möchte und dann auch noch genauere Werte benötigt, der muss sich eher im Bereich der Sportuhren umschauen.
Aktivzonenminuten
Neben dem GPS gehören die Aktivzonenminuten zu den größten Änderungen des Fitness Trackers.
Maßstab für einen aktiven Alltag waren bisher vor allem die Anzahl getätigter Schritte. Mit der Charge 4 hat Fitbit das Konzept der Aktivzonenminuten eingeführt, denn neben den 10.000 Schritten / Tag erachten WHO und American Heart Association es für sinnvoll, sich pro Woche 150 Minuten moderat bzw. 75 Minuten sportlich zu betätigen. Die Aktivzonenminuten bilden diesen Richtwert ab.
Eine Aktivzone ist dabei bestimmt durch einen bestimmten Herzfrequenz-Bereich, den Fitbit anhand des Ruhepuls und des Alters berechnet. Schlägt das innerhalb einer dieser Aktivzonen, zahlt ihr auf das Aktivzonenminuten-Konto ein.
Die kleinste Aktivzone entspricht der Fettverbrennungsstufe. Jede dort verbrachte Minute schlägt sich direkt in euren Aktivzonenminuten nieder. Wer seinen Körper mehr fordert und dessen Herz in der Cardio- oder Höchstleistungszone schlägt, der zahlt doppelt ein: Für jede Zeit-Minute bekommt man zwei Aktivzonenminuten gutgeschrieben.
Nüchtern betrachtet steckt hinter dem Konzept keine Magie, ja selbst auf älteren Armbändern wäre die Funktion problemlos integrierbar. Macht Fitbit natürlich nicht, denn es möchte die Charge 4 ja ein bisschen mehr als nur das GPS spendieren. Hätte ich auch so gemacht…
Sechs Wochen Charge 4 Test haben mir gezeigt, dass die Aktivzonenminuten kein alternatives Maß für einen aktiven Alltag sind, sondern eine Ergänzung. Im Selbstversuch habe ich mir eingestehen müssen, dass das Erreichen von 10.000 Schritten am Tag im schlimmsten Fall (bei mir sogar im Regelfall) wenig bis gar nichts zu den Aktivzonenminuten beiträgt.
Täglich zwei große Runden mit dem Hund zu laufen ist sicherlich ein guter Anfang, fordern nach aktueller Meinung aber nicht ausreichend das Herz-Kreislauf-System. Künftig gilt es sich nicht nur ausreichend, sondern ausreichend richtig zu bewegen.
Das Konzept ist definitiv sinnvoll, weil es eben eine ganze Menge Tätigkeiten im Alltag gibt, die wenig Schritte erfordern, aber den Körper fordern. Neben Fensterputzen fallen mir da noch beliebig viele andere ein.
Smart Wake – Leichtes Aufwachen außerhalb von Tiefschlafphasen
Ähnlich wie Dynamic GPS hat Fitbit den Leistungsumfang der Charge 4 nachträglich um die Smart-Wake-Funktion erweitert. Damit kann eine Weckzeit eingerichten und die Charge 4 fängt bis zu einer halben Stunde vor diesem Zeitpunkt an zu vibrieren, wenn sie eine Phase leichten Schlafs feststellt. Spätestens zum gewünschten Zeitpunkt holt euch die Uhr dann auch aus einer eventuellen Tiefschlafphase.
Weil Aufstehen für mich selten eine große Herausforderung ist, fällt mir eine Bewertung der von Smart Wake schwer. Festhalten kann ich aber, dass die Uhr tatsächlich auch schon vor dem gewünschten Zeitpunkt anfängt zu brummen.
Spotify – Steuerung vom Handgelenk aus
Sport, Fitness und Erholung
Meine Sicht auf die GPS-Funktionen habe ich bereits geteilt, eben weil es das vielleicht herausragendste, wenn auch nicht kritikfreies Feature der Charge 4 ist. Abgesehen davon bietet der Fitness Tracker aber eine Reihe sinnvoller Sport-Funktionen.
Unterschiedliche Sportarten + Automatische Erkennung
Die Charge 4 erlaubt das Aufzeichnen von sechs verschiedenen Sportarten. Ganz richtig ist das nicht, denn in der App finden sich deutlich mehr Sportarten. Der limitierende Faktor ist die Uhr, denn hier lassen sich maximal sechs Sportarten hinterlegen. Was zunächst wie eine Einschränkung klingt, stellt sich für den Normalverbraucher als weit weniger problematisch heraus – oder wie viele Sportarten wolltest du unmittelbar tracken können?
Ist eine Sportart auf der Uhr gefunden, lassen sich durch Wischen nach oben grundlegende Einstellungen für die Sportart vornehmen (z.B. GPS an/aus, HF-Zonen-Alarm). Ein Tippen auf das Sport-Symbol wählt die Sportart aus. In Abhängigkeit von der Sportart lassen sich hier unterschiedliche Ziele definieren oder die Aufzeichnung direkt starten.
Für Laufsportarten sind u.a. Distanz, Kalorienverbrauch, Aktivzonenminuten und Dauer Ziele, die für eine Aufzeichnung gesetzt werden können. Wer also die Tafel Schokolade abarbeiten möchte, der setzt sich die X Kalorien als Vorgabe und wird bei Erreichen von der Uhr per Vibration informiert. Gleichermaßen läuft das für die anderen Zielgrößen.
Neben den Zielvorgaben lässt sich beim Schwimmen zusätzlich die Beckenlänge festlegen.
Anzeige während der Aufzeichnung
Während der Aufzeichnung gliedert sich die Anzeige in drei Teile. Beispielhaft für das Laufen sind das am oberen Displayrand die zurückgelegte Distanz und am unteren Rand die verstrichene Zeit. Dazwischen können Werte wie aktuelles und durchschnittliches Tempo, Herzfrequenz / HF-Zone, Kalorienverbrauch, Schritte und Uhrzeit angezeigt und durch Antippen durchgewechselt werden. Konfigurieren lässt die Reihenfolge bzw. Darstellung leider nicht.
Kommt Feuchtigkeit ins Spiel reagiert das Display weit weniger präzise. Ob die Feuchtigkeit dabei vom Körper oder von oben kommt, spielt keine Rolle.
Genauigkeit der Pulsmessung
Bei der Genauigkeit der Pulsmessung ist der Charge 4 auf Augenhöhe mit der Forerunner 245 von Garmin. Leider ist mir kurz vor dem Test mein Brustgurt den Firmware-Update-Tod gestorben, so dass der Vergleich mit einem Brustgurt vorerst ausfällt.
Auffällig ist, dass die Charge 4 immer ein paar wenige Herzschläge unterhalb der GPS-Laufuhr von Garmin liegt. Nur hin und wieder fallen Abweichungen von ca. 10 Schlägen auf, die aber nach kurzer Zeit korrigiert sind. Schön zu sehen ist, dass Fitbit die Herzfrequenz jede Sekunde ermittelt, wobei die Forerunner bei diesem Lauf weniger häufig aufgezeichnet hat.
Die Grafik mit den Abweichungen macht das Geschehen noch einmal ein bisschen deutlicher. Richtige Ausreißer erlaubt sich die Charge 4 nicht.
Auswertung in der App
Eure sportlichen Leistungen könnt ihr nach dem erneuten Synchronisieren in der Fitbit App anschauen. Dank des GPS sind ein paar neue Ansichten dazugekommen, die es bisher nur zusammen mit Connected GPS zu bestaunen gab.
Die einzelnen Ansichten sind gut und die Werte werden präsentiert ohne zu überfordern. Wer den Laufsport natürlich ernsthafter betreibt, der möchte mit der Zeit vielleicht die eine oder andere detaillierte Auswertung. Die findet ihr aktuell bei Fitbit nicht. Für die Zielgruppe, die der Hersteller mit der Charge 4 ansprechen möchte, ist das genau das Richtige.
Durchatmen und zur Ruhe kommen
Nach Sport und Arbeit kann man mit der Relax-Funktion versuchen zur Ruhe zu kommen. Die gibt es wie bisher auch in der zwei bzw. fünf Minuten langen Variante. Bei der angeleiteten Atemübung geht es um langsames und bewusstes Ein- und Ausatmen. Die Charge 4 gibt dafür den Takt vor.
Findet man den Rythmus nicht von alleine, kann man auf das Display schauen oder einfach der Vibration des Armbands folgen. Für mich ist es eine nette Spielerei, die ich nicht so häufig nutze. Ich kenne aber Menschen, die nehmen solche Angebote gerne wahr.
Fitbit Charge 4 – Testergebnis
Fitbit liefert mit der Charge 4 einen Fitness Tracker ab, der wieder konkurrenzfähig geworden ist. Zwar kostet die Charge 4 mit 149 € UVP immer noch mehr als die vielen günstigen Whitelabel-Produkte, ein Wearable mit GPS und kontaktloser Bezahlfunktion sucht man hierzulande und in dieser Preisklasse vergeblich. OLED-Screen hin, Alexa-Integration her – in meinen Augen hat Fitbit mit der Charge 4 den größten Schritt in jüngerer Vergangenheit nach vorne gemacht.
Neben den Bemühungen der Versa-Modelle optisch und inhaltlich mit Apple konkurieren zu wollen, realisiert die Charge 4 deutlich stärker den Wunsch der Fitbit-Gemeinde, die schon lange, lange nach dem integrierten GPS in einem kleinen Fitnessarmband verlangte.
Auch mit den kleinen Schwächen zeigt das GPS eine solide Leistung. Die größten Mankos sind die Dauer für den GPS-Fix und der hohe Stromverbrauch. Abgesehen von Verbrauch bei der Nutzung von GPS zeigt die Charge 4 eine starke Leistung und benötigt tatsächlich erst nach 7 Tagen wieder Strom.
Für den Alltag und den Freizeitsport findet sich kaum ein besseres Rundum-Sorglos-Paket mit diesem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer auf der Suche ist, der kann bedenkenlos zugreifen.
Fitbit Charge 4 - Fakten
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Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Fitbit Charge 4 von Fitbit kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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