Garmin Venu 2 Test – Funktionell erwachsen, optisch ein Feuerwerk
Im April hat Garmin mit der Venu 2 die zweite Generation seiner smarten Fitness-Uhr mit OLED-Display vorgestellt. Dass der Test der Venu 2 erst heute erscheint ist mitunter der Pandemie geschuldet, denn auch Garmin kann sich nicht von den weltweiten Probleme in Lieferketten und dem Mangel an Halbleitern freimachen. Gerade zu Beginn des Sommers war die Verfügbarkeit der Venu 2 eingeschränkt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mich für den Test das kleinere Modell Venu 2S erreicht hat.
Spezifikation
Lassen wir das alles mal beiseite und konzentrieren uns auf die Uhr selbst. Anders noch als bei der Venu ist die Venu 2 in zwei unterschiedlichen Größen erschienen. Bei der Displaygröße bleibt man jeweils ein wenig unter- bzw. oberhalb der Venu der ersten Generation.
Venu | Venu 2S | Venu 2 | |
---|---|---|---|
Displaygröße | 1,2 Zoll | 1,1 Zoll | 1,3 Zoll |
Auflösung | 390 x 390 | 360 x 360 | 416 x 416 |
Pixeldichte | 325 PPI | 327 PPI | 320 PPI |
Hält man Venu 2 und dessen Vorgänger nebeneinander, fallen nicht sonderlich viele Unterschiede ins Auge. Der Eindruck täuscht, denn die wirklich großen Veränderungen betreffen die inneren Werte der Venu 2.
Weil es sich dabei um eine ganze Menge handelt, gibt es die Übersicht hier einmal in Kurzform:
Neuheiten
- Unterschiedliche Größen (Venu 2S 1,1″ vs. Venu 2 1,3″)
- Garmin Elevate V4 Sensor
- Zusätzlicher Infrarot-Sensor für genauere SpO2-Messungen
- Batteriemanager
- Schnell-Lade-Funktion
- Health Snapshot
- Schlaf / Sleep-Score: Auswertungen auf der Uhr
- Sportarten: Wandern, HIIT, Indoor-Klettern, Bouldern
- Workout: Muscle Map – Anzeige beanspruchter Muskelgruppen
- Workout: HIIT (Tabata, AMRAP, ENOM und benutzerdefininerte Timer)
- Challenges: Übersicht auf der Uhr
Verbesserungen
- 2 Stunden mehr Akkulaufzeit – 22h GPS und 8h GPS + Musikwiedergabe
- Mehr Speicherplatz für Musik (7 GB vs. 3 GB)
- Zusätzliche Metriken auf Always-On-Watchface
- Widgets
- Fitness-Alter
Zudem wurden eigentlich alle Anzeigen der Venu 2 komplett überarbeitet und nutzen nun das Potential des OLED-Displays voll aus. Möglich macht es die leistungsstärkere Kombination aus CPU/GPU und Connect IQ V4.0, das derlei Darstellungen erst ermöglicht. Ich komme später darauf zurück.
Darüber hinaus bieten Venu 2 und 2S den gleichen Funktionsumfang wie der Vorgänger bzw. die vivoactive 4.
Unboxing
Das Überarbeiten von Verpackungsdesigns scheint momentan bei keinem Hersteller hoch im Kurs zu stehen. Folglich wird die Venu 2 in dem gleichen Karton wie der Vorgänger vertrieben.
Auf der vorderen und den beiden seitlichen Flächen sind Produktfotos der Venu 2 zu sehen. Auf der Unterseite sind ein paar Technologie-Logos und der Lieferumfang zu sehen. Über den Funktionsumfang schweigt sich die Verpackung aus. Spontankäufe sind bei einem Preis von ca. 400 € (Venu 2S) bzw. ca. 450 € (Venu 2) eher ausgeschlossen – man muss also sollte wissen, was man kauft. Für alle die es noch nicht genau wissen, ist aufmerksames Weiterlesen angeraten.
Ein Klebesiegel gibt Auskunft über die Unversehrtheit der Verpackung, in deren Inneren sich die Venu 2, das USB-Ladekabel und zwei durchaus dicke Büchlein befinden. Das eine beinhaltet die „Wichtigen Sicherheits- und Produktinformationen“, das andere eine Kurzanleitung. Weil beides in 12 bzw. 16 Sprachen vorliegt, kommt eine Menge an Papier zusammen.
In Zeiten, in denen Online in der Regel vieles schneller konsumiert und aktualisiert wird, darf man Sinn und Zweck durchaus in Frage stellen. Mal abgesehen davon, dass die Verpackung doch ein ganzes Stück leichter werden dürfte…
Beim Ladekabel bedient sich die Venu 2 dem 4-poligen Anschluss, den Garmin seit rund 3 Jahren bei vielen seiner Produkte einsetzt.
Der Lieferumfang von Venu 2 und 2S sind identisch.
Design & Verarbeitung
Design und Verarbeitung der Venu 2 lassen sich am besten anhand der Bilder fassen.
Wie eingangs beschrieben liegen Venu und Venu 2, aber auch Venu 2 und vivoactive 4 nicht weit auseinander – von den unterschiedlichen Displaygrößen einmal abgesehen.
Die Unterschiede sind vor allem bei der Gestaltung der Lünette des kreisrunden Displays zu suchen, das auf der rechten Seite von zwei Knöpfen flankiert wird.
Selbst bei der Höhe der Uhr konnte Garmin die Maße des Vorgänger weitestgehend beibehalten. Mit 12,1 mm bzw. 12,2 mm ist der Unterschied zwischen Venu 2S und Venu 2 marginal. Gegenüber den 12,7 mm bzw. 12,8 mm der vivoactive 4/4S fällt der Unterschied größer aus.
Bei der Verarbeitung gibt es wenig aussetzen. Der Preis der Venu 2 lässt diesbezüglich auch keinen Spielraum zu.
Apropos Spielraum: Da hätte ich mir beim Armband der Venu 2S durchaus ein wenig mehr davon gewünscht. Nun steht außer Frage, dass die Venu 2S die kleinere der beiden Uhren ist und folglich auch das kleinere – nämlich 18 mm breite – und kürze Armband mitliefert. Dass es aber derart kurz ist, dass es an meinem durchschnittlichen Handgelenk schon an seine Grenzen stößt, hätte ich nicht erwartet.
Die Displaygröße von 1,1 Zoll ist für die meisten Situationen völlig ausreichend und sorgt dafür, dass die Venu 2 das Handgelenk nicht dominiert. Wer das kleine Modell ins Auge fasst, tut gut daran den eigenen Handgelenksumfang zu messen. Bis 175 mm ist die Uhr bequem zu tragen. Das letzte Loch und die Dornschließe liegen 200 mm auseinander. Alles dazwischen ist schon grenzwertig.
Dank des Quick-Release-Mechanismus lassen sich Armbänder von Drittanbietern in entsprechender Breite problemlos nutzen.
Display
Das Highlight der Venu 2 bzw. 2S ist sicherlich das Displays. Wenn man es genau nimmt, ist es gar nicht das Display, sondern die grundlegende Überarbeitung der Anzeigen der Venu 2.
Ich hatte es seinerzeit bei der Vorstellung der Venu auf das verschenkte Potential hingewiesen. 18 Monate später zeigt Garmin eindrucksvoll, wie das AMOLED-Display genutzt werden kann.
Die Inhalte sind nicht nur farbig, sondern knallbunt und kontrastreich gestaltet. Ein mancher mag sich daran stören, ich finde es erfrischend.
Über die Güte des AMOLED-Displays braucht man nicht diskutieren. Die Darstellung ist dank der Pixeldichte von 320+ PPI hervorragend. Die maximale Helligkeit ausreichend, um auch im Sonnenlicht das Ablesen zu ermöglichen.
Watchfaces mit Live-Hintergrund
Watchfaces (neudeutsch für Ziffernblätter) bietet die Venu 2 bereits zahlreich an. Wem die Auswahl nicht genügt, der findet im Angebot von Connect IQ unzählige kostenlose und kostenpflichtige Alternativen.
Einige der Watchfaces ermöglichen die Anzeige eines Live-Hintergrunds. Dabei handelt es sich um kleine Animationen, die beim Aktivieren des Displays abgespielt werden. Es erinnert hier und da an Smartwatches, sorgt definitiv für Aufmerksamkeit bei Außenstehenden und eine geringere Akkulaufzeit.
Im Alltag fallen die animierten Hintergründe – hier z.B. eine aufblühende Blume – bei mir in die Kategorie „Optischer Zucker“.
Weniger auffällig und in der Wirkung angenehmer ist der Einblenden-Effekt beim Aktivieren des Displays. Im Alltag finde ich den Effekt gelungen, weil ich dafür irgendwie die Zeit habe. Beim Sport fühlt es sich anders an. Da möchte ich unmittelbar den ungetrübten Blick auf die nackten Zahlen. Jede Anlenkung darf in meinen Augen vermieden werden. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau.
Erweiterter Always-On-Modus
Im Regelfall schaltet das Display der Venu 2 bei Nichtnutzung nach einiger Zeit ab. Wer die Anzeigen stets im Blick haben möchte der kann den Always-On-Modus aktivieren. Das funktioniert für den alltäglichen Gebrauch und bei der Aufzeichnung von Aktivitäten getrennt. Eine deutlich reduzierte Akkulaufzeit muss dann aber in Kauf genommen werden. Zwei Tage wird man damit gut hinkommen. Am Ende des dritten Tages ist die Uhr aber aus.
Für den Always-On-Modus steht jedoch nur eine eingeschränkte Auswahl an Watchfaces zur Verfügung, die u.a. mittels großer, leerer Schwarzflächen auf niedrigen Energieverbrauch getrimmt sind. Das war beim Vorgänger nicht anders.
Neu ist hingegen die Möglichkeit zusätzliche Metriken (z.B. Herzfrequenz, Schritte) im Always-On-Modus auf dem Watchface anzuzeigen. Besitzer der Venu mussten sich mit der Uhrzeit zufriedengeben.
Funktionen
Bevor wir uns den Funktionen beim Sport und im Alltag zuwenden, lasst mich kurz die Chance nutzen, um kurz den Umgang mit der Venu 2 zu erläutern.
Ausgestattet ist die Venu 2 mit einem kapazitiven Touch-Display, das den Großteil der Interaktion mit dem Nutzer übernimmt. Das Display reagiert mit trockenen Fingern präzise und flott auf Wisch- und Tippgesten.
Zur deutlichen Vereinfachung der Bedienung stellt Garmin dem Touch-Display zwei zusätzliche Knöpfe zur Seite.
Drückt man den oberen Knopf kurz, wird das Menü zum Starten von Aktivitäten aufgerufen. Hält man den Knopf lange gedrückt, erhält man Zugriff auf die wichtigsten Einstellungen und Funktionen.
Der untere Knopf führt einmal kurz gedrückt in der Navigation immer eine Schritt zurück. Drückt man den Knopf hingegen lange gelangt man zu den Einstellungen der Venu 2.
Ausgehend vom Ziffernblatt kann man durch Wischen nach oben oder unten die Widgets durchscrollen. Dabei handelt es sich um kleine Darstellungen wichtiger Metriken und Informationen, die der Venu 2 bekannt sind. Durch Antippen eines Widgets gelangt man in der Regel zur Detailansicht. Ich komme gleich darauf zurück, was das bedeutet.
Funktionen im Alltag
Einen guten Teil der Daten sammelt die Venu 2 im Laufe des Tages (und der Nacht) ohne Zutun des Nutzers. Im einfachsten Fall handelt es sich dabei um die Anzahl der Schritte und gestiegenen Etagen. Aber auch komplexere Zusammenhänge, wie z.B. das Stressniveau, die verbleibenden körperlichen Ressourcen (aka Body Battery) und die Atemfrequenz ermittelt die Uhr, ohne dass die Funktionen zuvor aktiviert werden müssen.
Die Daten werden mit dem Garmin Connect Nutzerkonto via Garmin Connect App und Bluetooth, eine USB-Verbindung und Garmin Express oder direkt über ein eingerichtetes WLAN synchronisiert.
Die Daten lassen sich jedoch auch direkt am Handgelenk einsehen. Dafür steht in einem ersten Schritt die Widgets mit folgenden Werten zur Verfügung:
- Schritte
- Etagen
- Intensitätsminuten
- Kalorien
- Flüssigkeit (manuelle Erfassung)
- Herzfrequenz
- Body Battery
- Stress
- Atmung
- Pulsoximeter
- Schlaf
Darüber hinaus können die Aktivitäten der Woche bzw. der letzten 7 Tage, Kalendereinträge, Benachrichtigungen und die Wettervorhersage eingesehen werden.
Im Nachrichten-Widget erhält man einen guten Überblick, welche Apps welche Anzahl an Benachrichtigungen produziert haben. Ein Antippen des Widgets genügt, um die Benachrichtigungen im Detail anzuschauen. Dabei passt eine ganze Menge Text auf den kleinen Bildschirm und lässt sich dennoch gut lesen.
Bemerkenswert ist die Anzahl an Emojis, die Garmin auf der Venu 2 zur Anzeige bringen kann. Ich habe meiner Tochter mal die „Arbeit“ überlassen Papa eine Nachricht mit möglichst vielen Emojis zu schicken. Das Ergebnis sieht umfangreich aus.
Ganz ähnlich funktioniert das Antippen von Widgets natürlich auch bei den von der Venu 2 erfassten Metriken. Ich versuche das mal anhand von ein paar Beispielen zu verdeutlichen.
Schritte und Distanz
Die Gesamtschrittzahl wird über den ganzen Tag aufgetragen. Wischt man mit dem Finger nach rechts kann der Ausschnitt verschoben werden, um den Verlauf vergangener Stunden anzuschauen. Das Verschieben funktioniert dabei durchweg flüssig.
Wischt man hingegen nach unten, gelangt man zur Wochenansicht – einmal für die ermittelten Schritte und einmal für die daraus berechnete, zurückgelegte Distanz. Auch hier lässt sich der Ausschnitt nach links und rechts verschieben.
Ein Drücken des unteren Buttons führt zu den Widgets zurück.
Schlafdauer und -qualität
Für die Auswertung des Schlafs spendiert Garmin des Venu 2 vier Detailseiten. Die Darstellung ist gelungen und bietet Übersichtlichkeit. Schaut man genau hin, sieht man ein paar redundante Angaben. Wirklich nachteilig ist das nicht.
Auch ohne Schlaflabor sind die Werte für mich plausibel. Die Uhr bekommt sehr genau mit, wann mein Tag beginnt und wann er endet. Ob hingegen die Schlafphasen stimmig sind, kann ich nicht sagen. Wachzeiten stimmen aber in den allermeisten Fällen überein und wenn ich gerädert aufstehe, dann fehlen in der Auswertung auch die Tiefschlafphasen in Qualität und Quantität.
Für mich sind das ausreichend Übereinstimmungen, die mich zufrieden auf die Leistungen der Venu 2 blicken lassen.
Die Auswertung über die App erlaubt Atemfrequenz und SpO2-Werte einzublenden, um Zusammenhänge zwischen diesen Größen und den Schlafphasen zu erkennen.
Auch bei den Schlafdaten kann die Auswertung auf Wochenebene erfolgen.
Herzfrequenz
Ähnlich wie bei den Schritten (und vielen der anderen Metriken) zeigt die erste Detailansicht der Herzfrequenz zunächst den Verlauf über den Tag an. Stets hat man die Möglichkeit den Ausschnitt nach links oder rechts zuverschieben.
Bei den weiteren Detailansichten unterscheiden sich die Art der Daten häufig voneinander. Bei der Herzfrequenz zeigt die zweite Detailseite die Ruheherzfrequenz der vergangenen Tage an. Aussetzer habe ich weder während des Sports noch im Alltag bemerkt. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass das kurze Armband für einen strammen Sitz der Uhr gesorgt hat. Von Nachteil war das sicherlich nicht.
In der App sind neben den reinen Verläufen auch automatisch erkannte bzw. manuell aufgezeichnete Aktivitäten markiert.
Blutsauerstoffsättigung (SpO2)
Für die Messung der Blutsauerstoffsättigung stehen der Venu 2 zwei Infrarot-Sensoren zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorgänger sorgt die Verdopplung der Sensoren für deutlich schnellere Messergebnisse.
Den Energieverbrauch scheint Garmin dabei so gut im Griff zu haben, dass die SpO2-Messung über den ganzen Tag verteilt stattfinden kann. Ältere Produkte haben die Messung nur in der Nacht vorgenommen und für teilweise erheblichen Stromverbrauch gesorgt.
Bei den Ergebnisse der SpO2-Messung schwingt bei mir immer ein wenig Zweifel mit: Messungen die bewusst und in Ruhe durchgeführt werden, liefern durchweg plausible Werte und sind mit denen eines Pulsoximeters vergleichbar. Die Venu 2 ermittelt aber nachts und über den Tag verteilt immer wieder Werte, die mir ein wenig niedrig erscheinen.
Stressmessung
Ebenso wie für die Herzfrequenzmessung ist der neue Elevate V4-Sensor für die Stressmessung anhand der Herzfrequenzvariabilität zuständig.
Die Daten des Tages stellt Garmin detailliert dar. Die Übersicht des Stressniveaus der vergangenen Tage lässt Vergleiche und u.U. Rückschlüsse auf Stress bereitende Situationen zu.
In der App sieht die Auswertung recht ähnlich aus.
An die Auswertungen schließt sich die Möglichkeit einer geführten Atemübung an. Das Muster der Übungen ist stets gleich (Einatmen, Luft anhalten, Ausatmen, Luftanhalten), lässt sich aber in den einzelnen Bestandteilen einstellen. Bei der Einstellung 4:4:4:4 leitet die Uhr zu 4 Sekunden Einatmen, 4 Sekunden Luftanhalten, 4 Sekunden Ausatmen und 4 Sekunden Luftanhalten an.
Body Battery
Auch bei der Berechnung der verbleibenden „Körner“ (oder „Body Battery“ wie Garmin es nennt) greift Garmin u.a. auf die vom Elevate V4-Sensor ermittelten Werte zurück. Hier zeigt die erste Detailansicht den Verlauf der „Body Battery“ über den Tag (und die Nacht).
Die zweite Detailansicht blendet das ermittelte Stressniveau ein, legt beide Messwerte also übereinander. Deutlich wird, wie hoher Stress zum schnelleren Leistungsverlust führt.
Obwohl ich die Anzeige von Stress und Body Battery recht spannend finde, lässt sich für mich nicht immer eine Übereinstimmung von gefühltem und gemessenem Stress erkennen. Das gleiche gilt für die Body Battery, die an manchen Tagen Notstand vermeldet, ich mich aber nicht übermäßig erschöpft fühle.
Wenn ein niedriger Körper-Akku bzw. hoher Stress über Tage gemessen wird, dann kommt das irgendwann im Alltag, aber vielleicht eben nicht am ersten Tag. Die Werte können daher vielleicht eher als Indikation für die nachfolgenden Tage verstanden werden.
Kalorienverbrauch
Last but no least schlüsselt die Kalorienverbrauchsanzeige den Grundumsatz und die durch Aktivitäten verbrauchten Kalorien auf.
Für den schnelleren Konsum von Zahlen und Verläufen finden sich auf den weiteren Detailseiten der Gesamtumsatz, sowie der Verlauf über die letzten Tage.
Bei allen Ansichten zeigt Garmin, welches Leistungsvermögen Connect IQ 4 und die Venu 2 besitzen. Die bunten Farben müssen nicht jedem gefallen, im Vergleich zur etwas biederen Darstellung auf meiner Forerunner 245 Music begeistern sie mich jedoch.
Musikwiedergabe
Dank des integrierten Speichers von 7 GB steht der Venu 2 ausreichend Speicher zur Verfügung, um stundenlange Audio-Inhalte in Form von MP3 oder Offline-Playlisten von Spotify, Amazon Music oder Deezer zu speichern. Laut Hersteller passen ca. 2.000 Musikstücke auf die Uhr.
An der Art und Weise, wie die Musik auf die Uhr gelangt, hat sich indes wenig geändert. MP3-Inhalte müssen via USB und Garmin Express auf die Uhr übertragen werden. Bei den Offline-Playlisten wird die Übertragung hingegen von der Uhr aus initiiert: Nach der Auswahl des Streaming-Dienstes und der Authentifizierung über das Smartphone werden Playlisten selektiert, deren Inhalte anschließend per WLAN auf die Venu 2 geladen werden.
Gefühlt ist die Übertragung im Vergleich zu meiner Forerunner 245 Music schneller und zuverlässiger geworden. Richtig schnell ist der Vorgang dennoch nicht. Was an Geschwindigkeit fehlt, macht der Stromverbrauch wett. Wer Playlisten über WLAN synchronisiert, kann dem Akkustand beim Schwinden zusehen.
Wird die Venu 2 ans Ladekabel angeschlossen, synchronisiert die Uhr bereits selektierte Playlisten automatisch. So werden fehlende Tracks nachsynchronisiert, überflüssige gelöscht. Das ist vor allem bei dynamischen Playlisten von Spotify und Co. sinnvoll, deren Inhalte sich wöchentlich ändern.
Die Wiedergabe erfolgt über gekoppelte Bluetooth-Kopfhörer bzw. -Lautsprecher.
Funktionen beim Sport
Garmin ist seit jeher beim sportlichen Funktionsangebot gut aufgestellt. Das ist auch bei der Venu 2 der Fall. Das Aktivitäten-Menü lässt sich durch kurzes Drücken der oberen Buttons auswählen. Dort stehen die favorisierten Sportprofile zur Auswahl zur Verfügung. Je nach Notwendigkeit lassen sich weitere Sportarten hinzufügen bzw. entfernen.
Im Anschluss an die Auswahl eines Sportprofils lassen sich Einstellungen für die Aufzeichnung bzw. das Sportprofil vornehmen. Da ist die Zielsetzung wie z.B. Dauer, Distanz oder Kalorienverbrauch noch fast das uninteressanteste. Von den Sportuhren erbt die Venu 2 die Datenseiten und Datenfelder, die sich unter den Einstellungen finden lassen. Ein Datenseite beschreibt dabei eine Ansicht während der Aufzeichnung einer Aktivität, die mit bis zu 4 Datenfeldern bestückt sein kann.
Je nach gewählten Layout lassen sich bis zu vier Datenfelder auf der Datenseite verteilen. Die Auswahl ist nicht ganz so groß, wie bei Garmin dedizierten Sportuhren, aber deutlich umfangreicher, als z.B. bei der Fitbit Sense und Versa 3 (Testbericht).
Gegenüber den ansonsten toll gemachten Ansichten fallen die Datenseiten eher schlicht aus. Hier geht es Garmin offenbar darum, vom eigentlich Geschehen nicht abzulenken.
Was sich leider nicht ändern lässt ist die Hintergrundfarbe der Datenseite. Bei Aktivitäten muss man sich aktuell immer mit weißer Schrift auf schwarzem Grund zufriedengeben. Persönlich würde ich einen weißen Hintergrund auch vorziehen, der Akkuverbrauch würde bei einen großflächig weißem Hintergrund wohl deutlich höher liegen.
Sind alle Einstellungen vorgenommen und Signale von GPS und externen HR-Sensoren gefunden (so denn nötig) kann die Aufzeichnung gestartet werden. Geht natürlich auch ohne, aber dann fehlen u.U. der Puls- und Streckenverlauf.
Apropos GPS, das findet die Venu 2 erstaunlich schnell innerhalb von 15-20 Sekunden. Meine Forerunner 245 Music gönnt sich in der Regel mehr Zeit. An den Spitzenreiter Coros Pace 2 (Testbericht) kommt sie allerdings nicht heran.
Krafttraining und HIIT
Bei den Sportprofilen sticht besonders das Krafttraining bzw. HIIT hervor und die damit verbundenen Trainingsprogramme hervor. Diese lassen sich per Garmin Connect App auf die Uhr übertragen und vor Beginn der Aufzeichnung auswählen.
Die Workouts unterschiedlicher Länge adressieren unterschiedliche Muskelgruppen, die grafisch ansprechend visualisiert werden.
Ein Workout unterteilt sich in unterschiedliche Übungen mit unterschiedlicher Anzahl an Wiederholungen. Da ist für jeden Anspruch und jede Zeitspanne etwas dabei.
Wer nicht weiß, welche Übung sich hinter welchem Namen verbirgt, der findet auf der Uhr kleine Animationen, die die Ausführung der Übung beschreiben.
Wird mit Gewichten traininert und das entsprechende Sportprofil aktiviert, zählt die Venu 2 die Wiederholungen und Durchgänge. Am Ende eines Durchgangs kann das Gewicht direkt über die Uhr dokumentiert werden. Leider merkt sich die Venu 2 das aus einem vorherigen Set eingetragene Gewicht nicht, so dass man den meist gleichbleibenden Wert stets erneut eintragen muss. Wie von Geisterhand sind meine davon gemachten Fotos irgendwo im Datennirvana verschwunden…
Auswertung nach der Aufzeichnung
Eine Zusammenfassung der Aktivität kann man sich auf der Uhr anschauen.
Die Daten sind nicht ganz so umfangreich, wie bei Garmins Sportuhren bzw. in der App. Einen recht guten Überbliock gewinnt man dennoch.
Wer es ein bisschen umfangreicher mag oder die Daten auf einem größeren Display sichten mag, der greift zur App. Hier hat sich verglichen mit den Uhren von Garmin in den letzten Jahren wenig getan.
Grund zur Überarbeitung gibt es aber auch wenig. Zweifellos hat die Aufbereitung bei Garmin nicht die selbe Übersicht wie z.B. bei Fitbit. Wer beide Hersteller miteinander vergleicht, der vergleicht Äpfel und Birnen – im Hinblick auf die Zielgruppen und in Hinblick auf die Anzahl erfasster Daten.
Genauigkeit bei Herzfrequenz und GPS
Genauigkeit beim GPS und der Herzfrequenzmessung sind für viele Sportler ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Nichts führt bei Uhren mit diesem Leistungsangebot zu mehr Diskussionen. Ich sehe das ganze ein bisschen nüchterner, denn jedes Produkt hat seine Vor- und Nachteile – auch wenn man es nur auf den Faktor „GPS“ bzw. „Herzfrequenzmessung“ einschränkt. Um herauszufinden, welche das sind, habe ich die Venu 2 vornehmlich auf meinen Laufrunden mitgenommen, auch wenn sie gleichermaßen zum Wandern, Radfahren o.ä. geeignet ist.
Zur besseren Einordnung der Ergebnisse musste sich die Venu 2 beim GPS mit der Forerunner 245 Music, der vivoactive 4 und der Polar Vantage M2 messen. Für den Vergleich der Herzfrequenzmessung dienten der HR-Brustgurt Polar H10, das HR-Armband Polar Verity Sense, sowie die optischen Sensoren von Venu 2, vivoactive 4 und Vantage M2 selbst.
Der erste Chart zeigt stellvertretend für viele Läufe ein recht ordentliches Miteinander alle Sensoren. Ausreißer wie beim Verity Sense und der vivoactive 4 finden sich immer wieder, meist jedoch in kleinerem Maße, als hier ersichtlich. Spannender ist jedoch der Kurvenverlauf der Venu 2 mit den anderen Produkten.
Guckt man sich den Differenzgraph zwischen Polar Verity Sense (Testbericht) und Venu 2 an, dann springt zunächst die große Abweichung im ersten Viertel der Aufzeichnung ins Auge, anschließend kleben die beiden Kurven aufeinander. Per-se keine schlechte Leistung, weil der Verity Sense als eines der genausten Produkte mit optischen Sensoren gilt.
Deutlich interessanter ist natürlich der Vergleich mit dem Polar H10, denn Brustgurte gelten weiterhin als die genaueren Sensoren. Der Polar H10 wird auch gerne als Gold-Standard hinsichtlich seiner Genauigkeit bezeichnet.
Gerade zu Beginn der Aufzeichnung hinken die Werte der Venu 2 dem Polar H10 hinterher. Der Elevate V4-Sensor der Venu 2 zeigt damit das generell etwas trägere Verhalten, das nahezu jedem optischen Sensor innewohnt. Nichts Ungewöhnliches hier.
Bemerkenswert ist jedoch, dass die von Venu 2 und H10 gemessenen Pulswerte nie groß voneinander abweichen. Wer sich beim Training an der Herzfrequenz orientiert, dem wird die Venu 2 in den meisten Situationen gute Werte liefern.
Aus Interesse habe ich auch mal die Kurve von Venu 2 und vivoactive 4 übereinander gelegt. Die vivoactive 4 benötigt zwar eine Weile, bis sie sich „eingeschwungen“ hat, danach meint man bei beiden Produkten aber den gleichen Sensor verbaut zu haben.
Beim Blick auf die GPS-Leistung der Venu 2 fällt im direkten Vergleich mit vivoactive 4, Forerunner 245 und Polar Vantage M2 der deutlich ruhigere Streckenverlauf auf. Wo man bei Forerunner 245 und vivoactive 4 meint einem Betrunkenen zu folgen, ist die Aufzeichnung der Venu 2 deutlich glatter.
Nicht auszuschließen, dass Garmin den Streckenverlauf etwas glättet. Genauso gut kann es sein, dass der GPS-Chip von Sony mit unverbautem Blick zum Himmel einfach tolle Werte liefert.
Für die Aufzeichnung meiner kleinen Hausrunde ist das jedenfalls von Vorteil, denn die Venu 2 lokalisiert mich nahezu immer an der richtigen Stelle. Bei vielen anderen Produkten meint man fortlaufend die Straßenseite zu wechsel bzw. Gehweg mit Vorgärten zu verwechseln.
Richtungswechsel erkennt der GPS-Empfänger der Venu 2 zügig, so dass beim Abbiegen weder Abkürzungen, noch ausladende Kurven auffallen.
Dabei handelt es sich bei der guten Leistung um keine Eintagsfliege. Viele der anderen Läufe zeigen ähnlich gute Ergebnisse.
Dass immer irgendeine Uhr bei der Messung stiften geht, zeigt ein anderer Lauf – in diesem Fall die Vantage M2. Der Venu 2 kann man hingegen zugute halten, dass sie über den Testzeitraum hinweg keine Ausreißer produzierte. Das soll nicht bedeuten, dass es die nicht gibt. Sehr wahrscheinlich wird sogar der erste, der das hier liest von ganz anderen Erfahrungen zu berichten haben. Auch das gehört zum Testgeschäft dazu…
Unterm Strich ist die Leistung des Elevate V4-Sensors sehr gut. Die Arbeit in die Weiterentwicklung des Sensors scheint sich gelohnt zu haben.
Beim GPS sieht es ganz ähnlich aus: Die Venu 2 zeigt sauberere Aufzeichnungen als die vivoactive 4, die man durchaus (auch) als Vorläufer der Venu 2 ansehen kann. Wirkliche Schwächen sind bei der GPS-Aufzeichnung zeigt die Venu 2 nicht.
Akkulaufzeit
Eine tolle Leistung bietet die Venu 2 bei der Akkulaufzeit. Gegenüber dem Vorgängermodell hält die Venu 2 im Smartwatch-Modus doppelt so lange durch. Wichtigste Erkenntis: Die Werte stehen nicht nur auf dem Papier, sie treffen tatsächlich zu.
Venu | Venu 2S | Venu 2 | |
---|---|---|---|
Smartwatch Modus | 5 Tage | 10 Tage | 11 Tage |
GPS | k.A. | 19 Stunden | 22 Stunden |
GPS + Musik | 6 Stunden | 7 Stunden | 8 Stunden |
Meine Erfahrung dabei ist, dass in den ersten zwei Wochen der Akkustand ein wenig schneller zur Neige geht. Das liegt aber weniger an der Uhr selbst, als vielmehr am Nutzerverhalten. Wer sich eine neue Uhr kauft, der probiert sie in der ersten Zeit öfter aus und das sorgt für den höheren Akkuverbrauch.
Sobald die Uhr Teil des Alltags ist und nicht mehr im Entdecker-Modus betrieben wird, normalisiert sich der Verbrauch.
Neigt sich der Akkustand doch einmal dem unteren Ende, kann der Energiesparmodus dabei helfen über die nächsten Tage zu kommen. Dass dabei die Funktionen der Venu 2 eingeschränkt werden, ist nicht verwunderlich. Dank des Schnell-Lade-Mechanismus reichen 10 Minuten an der Stromversorgung aus, um die Venu 2 für eine Stunde im GPS-Modus bzw. einen Tag im Smartwatch-Modus zu betreiben.
Garmin Venu 2 - Fakten
Bewertung
Funktionsumfang
Funktionen
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Schrittzählung | |
Kalorienverbrauch | |
Erklommene Etagen | |
Schlaftracking | |
Stressmessung | |
Inaktivitätsalarm | |
Dynamisches Tagesziel | |
Informationen | |
Uhrzeit | |
Benachrichtigungen | |
Wetter | |
Kalender | |
Telefonsuche | |
Musik | |
Musiksteuerung | |
Musikwiedergabe | |
Telefonie | |
Telefonie (direkt) | k.A. |
Telefonie (Bluetooth) | k.A. |
Sportprogramme / -funktionen
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Sensoren
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Bewegungssensor / Gyroskop | |
Optischer HF-Sensor | |
Barometer | |
Kompass | |
Hauttemperatur | |
Thermometer | |
EKG |
Ortungsdienste
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GPS | |
GPS (Multiband) | |
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Ergebnis des Garmin Venu 2 Tests
Garmin hat mit der Venu 2 ein Produkt auf den Markt geworfen, das sich in der Gesamtheit besser und umfangreicher anfühlt, als die Summe seiner Teile. Denn blickt man nüchtern auf die Neuerungen, dann finden sich da zwar eine Menge Verbesserungen und ein paar neue Funktionen, in meinen Augen ist da wenig überragend Innovatives dabei. Überzeugend ist, dass die Verbesserungen keine Papiertiger, sondern spürbar sind.
Unter dem Strich ist Garmin mit der Venu 2 ein großer Wurf gelungen – so fühlt es sich wenigstens für mich an. Da kann man mal sehen, was ein bisschen mehr Bumms unter der Haube und ein auf Hochglanz poliertes User-Interface bewirken. Die Mischung aus Sportuhr und Smartwatch, das Angebot an Funktionen und das Nutzererlebnis bereiten jedenfalls viel Freude.
Große Schwächen leistet sich die Venu 2 keine. Es ist allenfalls der Preis, der manche Käufer abschrecken könnte. Immerhin gibt es beide Modelle aktuell für ca. 330€ (Stand 09/21) und somit deutlich unterhalb der UVP. In diesem Preissegment muss sich die Venu 2 jedoch mit der Apple Watch Series 6 auseinandersetzen, die nur wenig mehr kostet. Auch die Apple Watch SE dürfte für viele ein interessantes Konkurrenzprodukt sein, auch weil es für ca. 280 € deutlich günstiger zu bekommen ist.
Wer das Geld in die Hand nimmt, der kauft sich in das gewohnt gute Ökosystem von Garmin ein, das viele Schnittstellen in unterschiedlichste Richtungen anbietet. Und auch vom Service kann ich mittlerweile Gutes berichten. Anstandlos hat Garmin meine eigens gekaufte Forerunner 245 Music nach Ablauf der Garantie getauscht. Das Display hatte sich ausbreitende tote Pixel gezeigt. Ein bisschen Sorge hatte ich vor dem „aufbereitetes“ Austausch-Modell. Unbegründet, denn der Ersatz ist für mich von einem neuen Produkt nicht zu unterscheiden.
Offenlegung / Werbung: Das Produkt wurde mir auf meine Anfrage hin für den Test der/des Venu 2 von Garmin kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Inhalt des Testberichts wurden keine Bedingungen geknüpft. Der Inhalt des Testberichts spiegelt somit vollständig meine eigene, unvoreingenommene Meinung und Erfahrung mit dem Produkt wider.
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